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der Lausitzer Kultur stammen und damit zumindest die verbreitet gewesene Ansicht unhaltbar ist, daß Skytheneinfälle zum Untergang dieser Zivilisation geführt hätten. Ist nun der Klein Neundorfer Dolchfund ein Beweisglied in der Kette echt skythischer Kulturhinterlassenschaften? Die Bronzewaffen vom Fuße der Landeskrone haben in der heimischen wie auch der großräumigeren Fach literatur verhältnismäßig große Beachtung erfahren. Gandert 23 * 25 ) bringt sie mit den Skytheneinfällen in Verbindung und führt die seiner Ansicht nach wohl gleichzeitige Zerstörung der Burg auf der Landeskrone mit an. An anderer Stelle 26 ) verknüpft er damit den Fund von Vettersfelde 27 ) und meint, daß der dort bestattete skythische „Fürst“ bei den Einfällen seines Volkes in das Land westlich der Oder den Tod gefunden habe. Daß die Deutung des Vettersfelder Fundes als Grabausstattung offenbar nicht haltbar ist, erwähnte unter ande rem gerade Malinowski 28 ), vorher DuSek 29 ). Auch Jahn neigt der Skythen theorie zu 30 ). Für die Klein Neundorfer Dolche verweist er dabei aber auch auf andere östliche Parallelen und auf Knossos 31 ). Die Eroberungen sollen nur bis zur Niederlausitz gereicht haben (Gebiet der Lausitzer Urnenfelder), wäh rend die „Westgermanen“ den Reiterscharen Halt geboten hätten, weshalb auch keine Skythen im Gebiet der Gesichtsurnenkultur anzutreffen seien. An anderer Stelle 32 ) werden die Einfälle der skythischen Reitergruppen in den schlesischen Raum weiter beleuchtet 33 ). Fast sämtliche Funde stellten Waffen dar. Es handelte sich bei den Zügen nach Jahn nicht um Landnahmeaktionen, sondern um regelrechte Raub- und Beuteunternehmungen. Damit hängt die Eroberung der Lausitzer Burgen zusammen (Pfeilspitzenfunde in den Brand schichten) und auch die Tatsache, daß keinerlei Siedlungen oder Gräberfelder 23) 0. F. Gandert, Vorgeschichtliche Beziehungen zwischen der Oberlausitz und Südrußland. II. Teil, in: Die Heimat (Beilage des ,, Neuen Görlitzer Anzeigers“) Nr. 22, 1931, S. 85—87. Auch er bringt als Beispiel skythische Pfeile aus Striegau und anderen gleichzeitigen Burgen. Ders., Klein Neundorf an der Landeskrone, in: Niederschlesische Heimatblätter (Beilage zur Niederschlesischen Zeitung, Görlitz) vom 21. Juli 1929. 26) Ders., Feinde in der Lausitz vor 2500 Jahren, in: Niederschlesische Heimatblätter, Nr. 19, vom 10. Mai 1931, S. 74—75. 27) A. a. 0. Aber ist der Grabcharakter von Vettersfelde sicher? 28) Siehe Anmerkung 1. 29) M. Dusek —- siehe Anmerkung 17. 30 ) M. .1 ahn, Die Skythen in Schlesien, in: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift, N. F. IX, 1928, S. 11 bis 25 (dabei Goldring von Vogelgesang, Grabfund von Plohmühle, skythische Pfeilspitzen von der Striegauer Burg, dortiges Bronzemesser und Dolche von Klein Neundorf. 31) A. a. O.,S. 22. 32) M. Jahn, Völkerwanderungen vor der Völkerwanderungszeit in Schlesien, in: Maunus, XL Erg. Band, 1928, S. 271—277. 33) A. a. O., Karte 2 auf S. 273. Diese zeigt deutlich, daß die Gebirge gemieden werden und die Ziige nörd lich an den Sudeten entlang verlaufen mit Ausnahme des zu allen Zeiten stark frequentierten Durch bruchs an der Mährischen Pforte.