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Eine neuerliche Untersuchung wird noch dadurch besonders erschwert, daß seit 1945 auch ein zweites Stück — der Dolch mit der kräftig ausgebildeten Parierstange — als Verlust gebucht werden muß. Es ist dabei durchaus möglich, daß diese alte Waffe unter den in den Räumen der Sammlungen zeitweise stationiert gewesenen Militärangehörigen einen „Liebhaber“ gefunden hat oder daß er bei handwerklicher Nutzung zerbrach und dann in den Abfall geriet. Jedenfalls zeigt auch das letzte nun noch verbliebene Stück an beiden Schneiden als neue Gebrauchsspuren ungemein kräftige Einschartungen (Abb.l und 2). Zu dem zuletzt in Verlust geratenen Stück hat sich vor allem und betont vor sichtig L. v. Märton 5 ) geäußert. Als gute Parallele erscheint bei ihm das sieben- bürgische Stück von Pänäd 6 ). Eine wesentliche Abweichung bedeutet unserer Meinung nach allerdings die recht breite Klinge von Klein Neundorf, während das Exemplar aus Siebenbürgen zweifellos als Stichwaffe gedient hat und nur eine ganz schmale Klinge besitzt. Da es sich weiterhin um einen Einzelfund handelt, sind die chronologischen und in gewissem Grade wohl auch die kul turellen Zusammenhänge für eine Bindung unseres Stückes kaum ausreichend. Hinzu kommt, daß weitere vergleichbare Stücke eiserne Klingen aufweisen. Da gerade das letzte verbliebene Stück immer wieder als Beweis für skythi- sche Einfälle auch ins Land westlich der Lausitzer (Görlitzer) Neiße viel- fähigst herangezogen wurde, sei es hier nochmals vorgelegt. Allerdings wurde aus Sicherheitsgründen in bezug auf die Echtheit vorher noch eine Metall analyse vorgenommen, die aber keinerlei Unterschiede gegenüber gleichzeiti gen Bodenfunden erbrachte 7 ). Relativ schlanker Bronzedolch mit sich annähernd gleichmäßig verjüngender Klinge mit kräftiger Mittelrippe und fehlender Spitze. Heftabschluß glocken förmig mit bandförmigem und verstärktem unterem Abschluß, darüber auf beiden Seiten waagerecht je 5 Vertiefungen (keine Nietlöcher), sicherlich zur Aufnahme einer Einlage; über diesen halbkreisförmig je 7 gleiche Vertiefungen. Griff schlank und von ovalem Querschnitt (massiv), nach der Mitte zu nur ganz wenig verdickt; dort mit 3 zusammenstehenden Umlaufsrippen; halb mondförmiger Griffabschluß mit je 3 Vertiefungen (siehe Heft!) auf beiden Seiten. Klinge schartig durch moderne „Nutzung“. Offenbar kein Überfangguß. Dunkelgrün patiniert, wesentliche Teile verkrustet (hell- bis weißlichgrün), re lativ glatt. Gesamtlänge 34,5 cm; Grifflänge 11,6 cm; Griffbreite 1,0—4,7 cm; Griffdicke 0,9 cm (mit Überlegestreifen 1,15 cm); Knaufbreite 4,0 cm; Klingenbreite 5 ) L. V. Märton, Dar Verwandtenkreis des Parierstangendolches von Klein Neundorf, Kr. Görlitz, in: Altschlesien 5, 1934, S. 209—214. und Taf. XXXVIII. “) A. a. 0., Taf. XXXVIII,2. ’) Nach mündlicher Mitteilung von Herrn Dr. G. Billig, Halle—Dresden.