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ZUM DOLCHFUND VON KLEIN NEUNDORF, KREIS GÖRLITZ Von Werner Coblenz Im Zusammenhang mit der neuerlichen Vorlage von Interpretationsversuchen der Goldfunde von Witaszkowo (früher Vettersfelde, Kr. Guben) 1 ) scheint es recht angebracht, auch nochmals den Restbestand eines Sammelfundes von Dolchen aus dem Museum Görlitz vorzuführen 2 ). Um 1900 3 ) waren nördlich vom Ort Klein Neundorf, also etwa 2 km südsüdöstlich einer befestigten Sied lung aus Jüngstlausitzer Zeit, auf der das weite Land überragenden Landes krone beim Kartoffelroden drei Dolche gefunden worden 4 ). Eine dieser Waffen ist den Kindern beim Spielen verlorengegangen, die zwei übrigen Stücke wur den 1904 an eine Hausiererin verkauft und gelangten von da 1905 ins Görlitzer Museum (Inventar-Nr. 2099 und 2100). So bedauerlich schon der Verlust eines Stückes war, so nachteilig wirkte sich auch die Tatsache aus, daß an der Fund stelle offenbar keinerlei Beobachtungen gemacht oder gar in Aufzeichnungen hinterlassen wurden. Danach ist auch das Vorhandensein weiterer Beifunde keineswegs ausgeschlossen. Sicherlich hatten die schönen Dolche die Aufmerk samkeit der Finder so stark in Anspruch genommen, daß eventuelle Keramik trümmer, Kleinfunde oder gar Verfärbungen als Reste organischer Substanzen („Verpackung“ o. ä.) nicht beobachtet wurden und auch keinerlei Aussagen über die Lage der einzelnen Stücke zueinander (oder gar Verschnürungen wie bei manchen „Waffendepotfunden“) überliefert sind 4 “). 1) T. Malinowski, Interpretationsmöglichkeiten der skythischen Goldfunde von Witaszkowo (Vettersfelde), in diesem Band S. 247—265. 2) Für die Zurverfügungstellung des letzten Stückes zum Zwecke der Zeichnung, Konservierung und zur Herstellung von Fotografien im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden sowie einige Hin weise sind wir Herrn Dipl. phil. G. Rennebach, Görlitz, Städtische Kunstsammlungen, zu größtem Dank verpflichtet. 3) L. Feyerabend, Zwei Bronzedolche aus Neundorf an der Landeskrone, in: Jahreshefte der Gesell schaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz II, 1903—1913, S. 88—90 mit Abb. ’) Hierzu lag eine eidesstattliche Erklärung des Vaters der Kinder vor. Zur Echtheit der Stücke (und der Palina) diente ein Gutachten des seinerzeitigen Hofgoldschmieds Paul Telge. 1 “) O. F. Gandert, Vorgeschichtliche Beziehungen zwischen der Oberlausitz und Südrußland. II. Teil, in: Die Heimat (Beilage des „Neuen Görlitzer Anzeigers“ Nr. 22, 1931, S. 85—87) gibt jedoch an, daß beide Dolche nach der Patina übereinander gelegen haben. Allerdings könnten diese Spuren u. E. auch von dem dritten (unbekannten) Stück oder von anderen ebenfalls nicht überlieferten Beifunden stammen.