Volltext Seite (XML)
sticheln (Abb. 11,2—3) handelt es sich einmal um einen Einschlag- (A/R) und einmal um einen Zweischlagstichel (A/A). Unter den vier einfachen Ecksticheln überwiegen die linksseitigen, die zweimal (Abb. 11,4—5) mit schräger End retusche (A/R) begegnen; bei einem weiteren (Abb. 11,6) ist der Stichelschlag schräg zur anderen Seitenkante des Artefaktes geführt (R/A). Einmal tritt ein rechtsseitiger Eckstichel (R/A) auf (Abb. 11,7). Einmal schließlich erscheint ein Doppelstichel, der zusätzlich noch mit schräger, schaberartig abgenutzter End retusche versehen ist (A/R; — /A) (Abb. 11,s). — Drei Stichel (Abb. 11,2—1) überzieht eine dünne, bläulich-weiße Patina. Das Geräteinventar vom Kuppelberg umfaßt ferner ein zierliches, schmales, weißpatiniertes Rückenmesserchen (Abb. 11,9) und zwei rückenretuschierte Bruchstücke (Abb. 11,10—11), von denen das eine durch seine Breite auffällt. Wie bereits eingangs erwähnt, wurden die Fundverbände beider Orte in rund 30 Jahren durch systematisches Absuchen der Geländekuppen zusammen getragen. Daß die Artefaktkollektionen trotzdem verhältnismäßig klein sind, kann in erster Linie durch die Fundumstände (Lesefunde aus der Ackerkrume!) erklärt werden. Auf die Schwierigkeiten, die mit der Auswertbarkeit steinzeitlicher Oberflä chenfunde verbunden sind, ist in jüngster Zeit wiederholt hingewiesen wor den 11 ). Dies gilt in besonderem Maße auch für unsere kleinen Fundkomplexe, bei denen uns nur verhältnismäßig wenige Artefakte zur Verfügung stehen. Bei der zeitlichen und kulturellen Einordnung unseres Materials sind wir auf den morphologischen Vergleich mit dem anderer Fundplätze angewiesen; die bläuliche bis teilweise dichte weiße Patina kann dabei aber nicht als datierend gelten 12 ). Immerhin befinden sichaber unter den patinierten Silices einige charakteristische Typen, die in das Spätmagdalenien gestellt werden müssen. Vor allem sind dies auf dem Fundplatz „Wachtelberg“ die Bohrer, die in gleicher Ausprägung auf vielen Spätmagdalenienstationen Mitteldeutschlands erscheinen. Bei aller Vorsicht, mit der die Patinierung oberflächlich aufgesammelter Flintgeräte, die u. U. verschiedenen Lagerungen im Boden entstammen und lediglich durch jüngste Eingriffe (z. B. Tiefpflügen) an die Oberfläche gelangt sind, bewertet werden muß, dürfte die Masse des mehr oder minder patinierten Fundmaterials 11) H. Schwabedissen, Zur Auswertung steinzeitlicher Oberflächenfundplätze, in: Eiszeitalter und Gegenwart 6, 1955, S. 159 ff.; B. Gramsch, Erkenntnisgrenzen bei der Auswertung steinzeitlicher Flintgerätfunde, in: Aus Ur- und Frühgeschichte 1, 1962, S. 48 II. 12) II. Schwabedissen, a. a. 0.; H. Hanitzsch, a. a. 0. (1960), S. 94; S. Vencl, K otäzce patinace postpaleolitick ych silexovch industrii, in: Sbornik geologickch vd, Anthropozoikum, Rada A, sv. 2, 1964, S. 113 ff. (mit englischer und russischer Zusammenfassung); vgl. neuerdings auch die kritische Studie, die sich besonders mit der Entstehung der Patina an paläolithischen Artefakten befaßt, von H. Lindner: Über die Patina altsteinzeitlicher Artefakte. Ein Versuch zur Klärung, in: Quartär 15/16, 1964/65, S. 1 ff.