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Montag, ixen 12. Sunt 1939 Pmsmger Anzeiger — Ohorner Anzeiger „Netzende Leute" Amerikanisch-demokratisches Allerlei zum Besuch des englischen ZLönigspaares Der Besuch des englischen Königspaares in der Bun deshauptstadl Washington verlief bisher zur großen Erleichterung aller Arrangeure ohne Zwischenfälle. Dafür hat es aber so manche kleine „demokratische" Szene ge geben, die in einem recht eigenartigen Gegensatz zu der strengen englischen Etikette stand. So hat der Präsident Roosevelt in einer Pressekonferenz das britische Königs paar als „reizende Leute" bezeichnet und erklärt, daß er mit seinem Gast über die internationale Lage ge nau so wie mit jedermann plaudern werde. Dabei ist ja nun weiter nichts zu finden. Ob es aber dem englischen Königspaar besonders imponiert hat, wenn bei dem Gar- tensest in der britischen Botschaft der Vizepräsident Gar ner den englischen König leutselig aus die Schultern klopft und fragt: „Wie geht's dir. Vetter Georg?", ist zumindest fraglich. Und auch die als „Base" angesprochene Königin Wird über das Kompliment des Abgeordneten Patton aus Teras gestaunt haben, der erklärte: „Ei, ei, du bist viel hübscher als deine Bilder, du bist fast so hübsch wie die hübscheste Texanerin!" Die Amerikaner sind natürlich be geistert über diese Burschikosität. Darüber hinaus wird bei den Veranstaltungen mit Niggersongs und Swing musik unter jüdischen Dirigenten nicht gespart? um so dem englischen Königspaar typisch amerikanische Musik vor zuführen. Lieber 600 klappten zusammen Bemerkt werden muß noch, daß nahezu ein Fünftel der Mitglieder des Bundeskongresses, nämlich 22 Sena toren und 79 Abgeordnete, dem Empfang durch das bri tische Königspaar im Washingtoner Capitol ferngeblieben sind und zu verstehen gegeben haben, daß sie diesen Emp fang absichtlich boykottierten. Der Washingtoner Polizcibericht meldet dafür als einen Rekord anläßlich des englischen Königsbesuches, daß über 60» Menschen, die auf das Königspaar gewartet hatten, zusammengeklappt sind, von denen einer gestorben ist, während 117 noch im Krankenhaus liegen. Von dem Rest müssen jedoch über 30» ärztlich behandelt werden. Auch eine Filmwochenfchau von dem Königsbesuch in USA. wird man nicht zu fetzen bekommen, weil die große Fabrik der Consolidated-Filmindustrie durch einen Streik ftillgelegt ist und so die Filmstreifen vorläufig nicht ent wickelt werden können. Wochenende am Hudson Der Einzug des britischen Königspaares in New York Das britische Königspaar verbrachte den Sonntag als Gast des Präsidenten Roosevelt im Hydepark am Hudson, wohin es sich von New York aus begeben hatte. Bei seinem Einzug in New York vollführten Tausende von Sirenen einen ohrenbetäubenden Lärm. Salutschüsse donnerten, die Menge brach in lärmende Begeisterung aus. Konfetti wurde gestreut, Papierschlangen geworfen. In kugelsicheren Kraftwagen durchfuhren der britische König und die Königin die Siebenmillionenstadl, die mst- mals das Hauptquartier des Generals Washington äh rend des Freiheitskampfes gegen die britische Herrschaft war. Die jüdische Geschäftswelt suchte durch entsprechende Schaufensterausstattnng möglichst viel Kapital für sich aus dem Königsbesuch zu schlagen. Das Königspaar besah sich die New-Yorker Ausstellung, wo zuerst die Amerikanische und die Irische Abteilung besucht wurden. M „Regenschirm" und „Rolandsschwett" Italiens Meinung zu den englischen Manövcrn. Die oberitalienischc Presse begegnet den Reden des britischen Premierministers und des britischen Außenministers mit berechtigter Skepsis. Allgemein wird betont, es sei noch nicht zu übersehen, ob diesen Aus führungen tatsächlich eine Kursänderung Englands zugrunde liege, oder ob es sich nur um Gerede aus tak tischen Motiven handle. Vor allem müsse man abwarten, ob den Worten auch sichtbare Taten folgen werden. Halifax, so schreibt die Turiner „Stampa", habe erst in dieser Weise gesprochen, nachdem das Einkreisungs system von den Untiefen der Moskauer Forde rungen bedroht sei. Man müsse die Frage stellen, war um sich der edle Lord der Turiner Rede des Duce nicht früher erinnert habe. Weiter fragt das Blatt, wie man Verhaudlungen mit Aus sicht auf gerechte Lösungen führen könne, wenn Frankreich sich in die Psychose eines Präventivkrieges verrannt habe und wenn sich Polen zu abenteuerlichem Wahnsinn angetriebcn fühle. Chamberlain halte es wohl für die beste Politik sich des Regenschirms und des Rolandsschwertcs gleichzeitig zu bedienen. Dies sei aber eine Illusion, denn das Rolands- schwert schüchtere die Achsenmächte keineswegs ein und der Regenschirm schütze Großbritannien nicht vor den Verantwort lichkeiten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das „Regime Fascista" fragt, welche Gründe Wohl für diese neuen Kapriolen Englands vorliegen? Der Schlüssel des Rätsels liege darin, daß die mit allen Mitteln seit über zwei Monaten erfolgte Einkreisungs politik praktisch gescheitert sei. England fürchte vor allem ein Eingreifen Japans, was das Aufgeben der englischen Interessen im Fernen Osten bedeuten würde. Im Augenblick könne man nur sagen, daß die schwan kende und haltlose Linie der britischen Politik mit I ihren Sprüngen ins Leere nicht den geringsten Charakter j von Solidität oder aufbauenden Ernstes erkennen lasse. Prinz Pauls Dank Herzliches Telegramm deS jugoslawischen Prinzregenten an den Führer. Der jugoslawische Prinzregent richtete beim Verlassen deutschen Bodens aus Rosenbach nachstehendes Telegramm an den Führer: „Im Augenblick, da ich gastfreies deutsches Land ver- lasse, erinnere ich mich mit dem Gefühle aufrichtiger Freude meines Aufenthaltes im mächtigen und großen Deutschen Reiche und des von Eurer Exzellenz der Prinzessin Olga und mir so großartig bereiteten Empfanges. Wir werden diese Tage in dauernder und bester Erinnerung behalten. Prinzessin Olga und ich bitten Eure Exzellenz, unseren tiefsten Dank und unsere besten Wünsche für das persön liche Wohlergehen Eurer Exzellenz und das weitere Blühen und Gedeihen des Deutschen Reiches entgegennchmcn zu wollen. Paul." Bei der Ankunft des Prinzregentenpaares in Belgrad waren auf dem Bahnhof König Peter II., die beiden Mitglieder des Regentschaftsrats Dr. Stankowitsch und Dr Perowitsch, die Minister mit dem Ministerpräsidenten Zwetkowitsch an der Spitze, zahlreiche hohe Würdenträger des Staates, Hofes und Militärs sowie die Mitglieder der deutschen Gesandtschaft erschienen. Prinzregent Paul schritt zusammen mit dem König die Front der Ehrenkompanie ab Er gab seiner Befriedigung über den „erhebenden und begeisternden Verlauf" des Staatsbesuches gegenüber seiner Umgebung wiederholt Ausdruck. Die Bedeutung des Zottgrenzschuhes Staatssekretär Reinhardt ehrt die Zollgrenzschutzleute. Der Staatssekretär im Reichsfiuanzministerium, Fritz Reinhardt, hielt auf der fachwissenschaftlichen Tagung des Zottgrenzschutzes einen Vortrag, in dem er über die Aufgaben und die Bedeutung des Zoll arenzschutzes sprach, die seit 1933 fortgesetzt gewachsen seien und höchste Anforderungen an die Kräfte der Zoll grenzbeamten stellten. Der Staatssekretär wies darauf hin, daß Deutschlands Grenzen heute 9500 Kilometer lang sind, und daß an allen Grenzübergangsstellen reger Verkehr herrsche, der höchsten Einsatz von Leib und Leben der Grenzbeamten, Entschluß kraft und Mannesmut erfordere. 1938 sind in den Grenz gebieten 10 414 Schmuggelfälle vorgekommen, das sind 28 täglich. In Hunderten von Schmuggelfällen mutzten die Grenzbeamten von der Waffe Gebrauch machen. Bei 100 000 Aufgriffen polizeilicher Art bedeute das für den Tag 300. Unmittelbar vor der Eingliederung der Ostmark und in den sturmbewegten Oktobertagen des Vorjahres an der tschecho-slowakischen Grenze hätten die deutschen Zoll grenzschutzmänner Außergewöhnliches leisten müssen. Ihrer Besonnenheit und Nervenstärke sei es zu danken, daß die Herausforderungen der Tschechen nicht ein Ein greifen deutscher Truppen erforderlich gemacht hätten. Die zahlenmäßige Unterlegenheit der Zollgrenzschutzmänner fei durch die Kühnheit ihrer Entschlüsse ausgeglichen wor den. Dafür überreichte ihnen der Staatssekretär die Me daille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938. Der Staatssekretär ließ seinen Vortrag in den Appell ausklingen, den Grenzbeamten den Dienst nicht unnötig schwerzumachen, denn sie täten nur ihre Pflicht, und die sei ohnedies schwer genug. Großbauprvgramm für die LandwirWaft 22 Milliarden RM. werde» in zehn Jahren aufgcwendet. Der Staatssekretär im Reichsernährungsministerium, Millikens, gibt im „Vierjahresplan" einen Ueberblick über die Bauten, die nach menschlicher Voraussicht in den näch sten zehn Jahren in der deutschen Landwirtschaft erstellt werden müssen. Er befaßt sich zunächst mit den notwen digen W o h n u n g s b a u 1 e n. Gehe man davon aus, daß in den nächsten zehn Jahren im gleichen Umfange neue Wohnungen wie bisher auf dem Lande errichtet werden, so wären das 260 000 Wohnungen mit einem Kostenauf wand von 2,34 Milliarden RM. Dieser Ersatz sei jedoch völlig ungenügend.. Man werde mit einem zusätzlichen Ersatzbau von 50 000 Bauernwohnungen und 50 000 Landarbeitcrwoh- nungen rechnen müssen. Ferner liege ein sofortiger Fehl bedarf von 30 000 Landarbeiterwohnungen vor. Zur Ein - d ä m m u n g d e r S t a d 1 s u ch t der ledigen Kräfte müß ten die Voraussetzungen für stärkere Ehestandsgründung geschaffen werden. Nur für die Hälfte der heiratsfähigen Landarbeiter seien somit weitere 100 000 Wohnungen er forderlich. Ebenfalls 100 000 Wohnungen müsfe man ver anschlagen für die Rückführung von Arbeitern auf das Land. Hiermit ergebe sich für das Altreich in der Land wirtschaft ein Wohnungsbedarf von 600 000, einschließlich der Ostmark und des Sudetenlandes von 740 000 Wohnun gen mit einem Kostenaufwand von 6,15 Milliarden. Hierzu rechnet der Staatssekretär für die gleichen zehn Jahre ein Reparaturlostenkonto für den Umbau und die Wiederher stellung vieler Wohnungen im Betrage von 3,65 Milliar den, so daß die Herstellung normaler Wohnverhältnisse auf dem Lande insgesamt 9,8 Milliarden RM. erfordern würde. Zur Ueberwindung des Mangels an Arbeitskräften sei aber auch die Neubildung deutschen Bauerntums not wendig. Wenn in den nächsten zehn Jahren jährlich 4500 Bauernhöfe geschaffen würden, so ergebe sich dafür ein Aufwand von über einer Milliarde RM. Dazu kämen die umfangreichen Bauaufgaben, die unmittelbar für die Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung notwendig seien. Der Staatssekretär berechnet die not wendigen Aufwendungen in den nächsten zehn Jahren für die Fortsetzung des Landeskullurwerks und der Wasser wirtschaft auf zwei Milliarden RM., für die Fortsetzung der Umlegungen kür Dorfauflockerungen, Güter- und Seil- wegebauten auf 951 Millionen RM. und für Wirtschafts gebäude auf acht Milliarden RM. Er hält im einzelnen die Schaffung von Dungstätten für 18 Millionen Stück Großvieh für notwendig, die Beschaffung von Lagerraum in einem Umfang von 30 Millionen Ouadratmeter, den Bau von etwa 60 Millionen Kubikmeter Gärfutterbehäl tern, den Umbau von einer Million mangelhaften Ställen und die Verbesserung von einer weiteren Million Stal lungen. Insgesamt ergibt sich daraus für die nächsten zehn Jahre ein notwendiger Baukostenaufwand von 22 Milliarden 'RM. Diese Zahlen, so erklärt der Staatssekretär, dürften eindringlich zeigen, daß die deutsche Bauwirtschaft nicht nur für die Würde und das Ansehen des Reiches, seine Wehrkraft, seine Kultur, für den Verkehr und den städti schen Wohnungsbau mitverantwortlich fei, sondern auch eine sehr große Verantwortung für die Sicherung der Volksernährung trage. Sie dürften aber,auch klarmachen, vay vas aus dem Lande ansässige Bauyandwerk in den nächsten Jahren außerordentlich große Aufgaben zu er füllen habe. RMMWrstMÜrarSeit W Spamen Der spanische Staatssekretär für Landwirtschaft bei Darrs Reichsminister Darrs empsing anläßlich des 18. In ternationalen Landwirtschaftskongresses den in Dresden anwesenden spanischen Staatssekretär für Landwirt schaft, Zionisio Martinez. Der Staatssekretär wies daraus hin, daß die nährständische Marktordnung des Reiches, die in den letzten Jahren von einer Reihe spanischer Landwirtschastsführer in Deutschland studiert worden sei, sich in einer für Spanien geeigneten Form mit großem und wachsendem Erfolg in Angriff nehmen lasse. Aus Grund der Besprechung wurde festgestellt, daß die beiderseitige Zusammenarbeit noch erweitert und vertieft werden solle. * Eine Gruppe französischer Bauernführer, die an dem Internationalen Landwirtschaftskongreß in Dresden teilnahm, traf nach einer kurzen Besichtigungs fahrt durch Deutschland in Berlin ein. Bei einem Abend empfang gab der Präsident der französischen Landwirt schaftskammern, Senator Joseph Faure, seiner Bewunde rung für die Aufbauarbeit des Reichsnährstandes Aus druck. Der Strafvollzug wird verschärft Dr. Gürtner vor den italienischen Journalisten in Rom Das Amtsblatt des Reichsjustizministers gibt die Ausführungen wieder, die Minister Dr. Gürtner vor italienischen Juristen in Rom über den kommenden deut schen Strafvollzug gemacht hat. Durch ein soeben im Ent wurf fertiggestelltes Reichsgesetz wird der Strafvollzug in Grotzdeutschland endgültig normiert werden. Der Minister bezeichnete es als wünschenswert, den Anfang der Freiheitsstrafen etwas ernster zu gestalten als den weiteren Vollzug. Deshalb steht das neue Gesetz vor, daß innerhalb der ersten drei Monate Gefängnis oder sechs Monate Zuchthaus gewisse Verschär fungen Platz greifen, wie Einzelhaft, Beschränkung der Arbeitsbelohnung und des Verkehrs mit der Außenwelt. Im Urteil können besondere Verschärfungen des Voll zugs angewendet werden, insbesondere wenn es sich um Straftaten handelt, die von besonderer Volksfeindlichkeit, Roheit oder Verworfenheit zeugen. Diese Verschärfung»», wie hartes Lager, verringerte Beleuchtung und geminderte Kost, treten in den ersten zwei bis drei Tagen des Straf vollzugs ein und wiederholen sich alle zwei bis drei Monate. Beim Strafvollzug wird zwischen jungen und erwachsenen Gefangenen, zwischen Verdorbenen und Un verdorbenen unterschieden. Der Vollzug an dieser Gruppe von Gefangenen erfolgt in besonderen Anstalten. Der Ge danke der Erziehung steht beherrschend an der Spitze. Auch gegen die Unverdorbenen wird der Strafvollzug in be sonderen Anstalten nach den gleichen Regeln wie für di( Jugendlichen durchgeführt werden. Der Verlehrshilfsdienst der Neichsautobahnen. Die Reichsautobahnen richten gegenwärtig einen Verkehrs hilfsdienst ein, um für Unfälle möglichst schnelle Hilfe zu ge währleisten. Alle fünf Kilometer sollen Sprechgelegenheiten geschaffen werden, die der Verkehrsteilnehmer als Notruf anlage benutzen kann. Die Tankstellen werden als Melde stellen eingerichtet und erhalten eine Kennzeichnung durch das Zeichen des Deutschen Roten Kreuzes und das Zeichen „Oeffentlicher Fernsprecher". Die ersten Hinweiszeichen dieser Art (unser Bild) wurden jetzt im Bereich der Obersten Bau leitung Frankfurt aufgestellt. Weltbild (M). Ein gewaltiger Nimrod Er fängt Wildschweine lebend. Ein Bauer aus dem jugoslawischen Dorf Srbovac genießt nicht nur bei seiner Nachbarschaft, sondern in der ganzen Umgebung großes Ansehen. In den letzten Tagen ist es ihm nämlich gelungen, mehrere Wildschweine lebend zu fangen. Der erfolgreiche Nimrod legte in den sein Heimatdorf umgebenden Wäldern Schlingen und Köder aus und verbarg sich dann in der Nähe, um die Wirkung feiner Fallenstellerei zu beobachten. Verfing sich ein Wild schwein in der Schlinge, so warf er dem Tier einen Sack über den Kopf und fesselte es dann. Dank seiner unge wöhnlich großen Körperkräfte gelang ihm dieses gefähr liche Unterfangen bisher jedesmal, obwohl sich die über listeten Tiere hartnäckig sträubten, sich in ihr unfreund liches Schicksal zu fügen. Obgleich es auch in Jugoslawien eine Tierschutzgesetzgebung gibt, sind die Behörden bisher nicht gegen den gewaltigen Nimrod eingeschritten, sondern haben es zugelassen, daß der erfolgreiche Fallensteller ge lobt und aevriesen wird.