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der elektrischen Lichtes erhebliche Schwierigkeiten bereiten dürfte. Man scheint denn auch in den betreffenden Fachkreisen wenig Hoffnung auf eine derartige Verbesserung der Glühlampe zu haben, ist vielmehr bemüht, Ersatz für die G.ühlamp: zu schaffen, und zwar soll dieselbe durch eine kleine Bogenlampe ersetzt werden. Nach angestellten Vorberechnungen sollen solche kleine Bogenlampen, zu 50 Watt und 100 Normalkerzen hergestellt, 4 Pfg. pro Stunde kosten, also nur etwa den 6. Theil, den die gleiche Helligkeit mit electrischem Glühlicht erzeugt, kosten würde. Wenn nun wirklich die Herstellung von solchen für die Privatbeleuchtung brauchbaren kleinen Bogenlampen gelingt, und wenn die obige Kostenberechnung auch zutrifft, so wird immer noch eine Preisdifferenz von 25 Pcocent zu Gunsten des GaSglühlichteS bestehen. Somit kann mit Fug und Recht behauptet werden, daß die GaStcchnik heute den Platz, den sie durch die Elektrotechnik vor einiger Zeit verloren zu haben schien, nicht nur wieder erobert, sondern noch einen gew ssen Vorsprung gegenüber der elektrischen Beleuchtung erzielt hat. ES ist aber vollständig ausgeschlossen, daß die Gastechnik mit Gewehr bei Fuß zusehen wird, wie die Eüctrotechnik Anstreng ungen machen wird, um die Concurrenz aus dem Felde zu schlagen; es wird im Gegentheil auch auf dieser Seite rüstig weitergearbeitet werden. Der Cardinalpunkt für die Lichlcon- sumentcn ist und wird immer der Kostenpunkt bleiben, und gerade nach dieser Seite hin liegt jetzt, nachdem bezüglich dcS Lichteffectes die concurrircnden Lampen mind.steus in gleicher Höhe sich befinden, die Stärke der Gasbeleuchtung und die Schwierigkeit für die Entwicklung der elektrischen Beleuchtung. Mit Genehmigung der in evunzölieiL beauftragten Herren Staatsminister hat daS evang-lisch-luryelischeLandeSconsiftorium für den Kirchenbau zu Hammer-Unterwiesenthal (nahe der böhmischen Grenze im rauhesten Theile des Ober-Erzgebirge gelegen) die Veranstaltung einer Kirchen CEcte am 14. Sonn tag nach Trinitatis, 18. September d. I, ang-ordnet. Die Verhältnisse der kaum 600 Seelen zählenden Gemeinde, welche bei mühseligem Erwerbe aus wenig einträglicher Landwirthschaft und kümmerlich lohnender Hausindustrie (Klöppeln und Gorl- näherei) eine kaum erschwingliche Steuerlast zu tragen hat, — die Gemeindesteuer erreichte in den letzten beiden Jahren die Höhe von 360 Procent der Staatssteuer — machen es äußerst wüoschenSwerth, daß ein recht reichlicher Ertrag der Sammlung die Ausführung des auf 40000 Mark veranschlagten Kirchen- baucS ermögliche; denn bisher sind »ür diesen Zweck erst 10,000 Mark vorhanden, darunter 3000 Mark an freiwilligen Gaben aus der Gemeinde für den Bau einer neuen Orgel. Die neue Kirche wird sich an einem anderen Platz- erheben, da die bis herige Kirche, deren Erneuerung trotz verhältnißmäßig geringen Alters unverhältnißmäßig große Kosten erfordern würde, von sehr feuergefährlichen Gebäuden umgeben ist. Der zum 11. September nach Glauchau cinberufene „Con- greß sämmtlichcr Textilarbeiter und Arbeiterinnen Sachsens" ist wegen der drohenocn Choleragefahr verboten worden. Infolge des seit einigen Tagen im Voigtland herrschenden kühlen, von öfteren Niederschlägen begleiteten Wetters ist eine wesentliche Veränderung in der Disposition über die dort vor sich gehenden Herbstmanöoer eingetreten; eS kommen nämlich die sämmtlichen — vier — BivouakS in Wegfall. Durch diese Acndcrung werden auch voraussichtlich die neuen Mannschafts zelte aus Segeltuch nicht zur praktischen Verwendung kommen. Ein jedes dieser Zelte gewährt zwei Soldaten b.qucineS Unter kommen und Schutz gegen Wind und Wetter. Der Transport dieser Zelttheile durch die Mannschaften ist sehr leicht zu be werkstelligen. Die KricgShunde des 12. JägerbataillonS haben am Mittwoch zum ersten Male Dienste gelhau und sich als Vorposten beziehentlich als gewandte U-berbringer von Mel dungen sehr bewährt. Mehrere der in O-lsnttz verquartierten Jäger sind auch mit Fahrrädern ausgerüstet und hat sich auch diese Neuerung als im militärischen Interesse liegend bewährt. Englands wirthschaftliche Lage. In einem angesehenen englischen Handelsblatte finden wir nachstehende Ausführungen, die auch in den Kreisen unserer Industrie Beachtung verdienen. DaS Blatt schreibt: „In den weitesten Schichten unserer In dustrie ist allgemein die mehr oder weniger begründete An schauung vorherrschend, daß wir vor einem geschäftlichen Nieder gang von außergewöhnlicher Ausdehnung und Heftigkeit stehen. Hoffentlich wird diese Ansicht durch die Thatsachen widerlegt, aber er ist fraglos, daß sie existirt und eS kann nicht geleugnet werden, daß sie einen gewissen Grad von Berechtigung hat. Unser Export ist seit ungefähr einem Jahre stark zurück gegangen und eS ist notorisch, daß auck unser heimischer Markt eine Abnahme der Thätigkeit zeigt. Eine Reihe von Gründen lassen sich dafür anführen: der starke Fall der Silbers, der Baring- krach, der Staatsbankerott Argentiniens, der Zusammenbruch der australischen Landspekulation, die HungerSnoth in Rußland und vor Allem die enorme Steigerung der industriellen Pro duktion in den Hauptländcrn der Welt. Einzelne dieser Krankheitserscheinungen sind in der Heilung begriffen, andere werden im Laufe der Zeit verschwinden. Inzwischen aber wer den wir mit anderen Industrieländern unsere Seelen in Geduld üben und eine gewisse Last industrieller Leiden tragen müssen. Aber wenn auch der Weltmarkt vorläufig weniger kaufen kann, so bleibt er doch immerhin ein großer Käufer, und wenn wirk lich daS Schlimmste zum Schlimmen kommen sollte, so ist eben nur ein schärferer Wettbewerb und eine größere Rührigkeit im Suchen und Finden von Beschäftigung erforderlich. Der alte britische Muth und Starrsinn muß und wird uns durch diese,Zeit der Noch hindurch bringen, vorausgesetzt, daß Arbeit geber und Arbeitnehmer zusammenhalten und nicht ihre Kräfte in unnützen Streiks aufreiben. Es bedeutet keinen Verlust von Würde auf beide« Seiten, wenn die Streitigkeiten durch fach männische und unparteiische Schiedsrichter geschlichtet werden. Die Arbeitgeber werden ihrerseits eine vermehrte Energie im Aufsuchen neuer Geschäfte entfalten müssen. Da in Handels- kritischen Zeiten der Wettbewerb kühner wird, so ist ein ange strengteres Arbeiten, sparsamerer Betrieb und stetige Ausschau nach allen Richtungen geboten. In günstigen Zeiten laufen Bestellungen ein, ohne daß ein besonderer Aufwand von Mühe nöthig wäre, aber bei schlechtem Geschäftsgang muß nach neuer BeschäftigungmitUmsicht und unermüdlichem Eifer gesucht werden. ES sind das Eigenschaften, die dem englischen Kaufmann nicht abgehen, es bedarf jedoch einiger Zeit, bis er sich auf sich selbst besinnt. Während aber der Engländer ein Programm auS- arbeitet, sind der unverdrossene Deutsche und der schlaue Ameri kaner eifrig hinterher, sich auf den neutralen Märkten der Welt festzusetzen. Wir ermahnen deshalb die englischen Industriellen, sich für die unvermeidlichen Jahre des Niederganges vorzu- dereiten, indem sie ihre besten Kräfte einsetzen, um der schwachen Lage ihrer Industrien Herr zu werden. Eine gewissenhafte Prüfung wörd manche schwache Stelle, viel Trägheit und Gleichgiltigkeit entdecken lassen. Es ist sicher, daß sich Lrcks gebildet haben, die gestopft werden müssen, wenn das Schiff sicher durch die bewegte See der nächsten Zukunft steuern soll. ES muß der feste Beschluß gefaßt werden, sich für schwach ge- wordene und verloren gegangene alte Märkte neue kaufkräftige Absatzgebiete zu erobern. Die Welt ift weit und es giebt noch viele Märkte, wo englische Kaufleute und Industrielle nicht so oft gesehen werden, als eS nöthig, oder wo sie über- Haupt nicht erscheinen. DaS muß in Zukunft ander- werden, wenn wir unseren Standpunkt auf dem Weltmarkt behaupten wollen." Die Lokomotiven-Namen werden in Sachsen nach und nach abgeschafft und durch Buchstaben und Ziffern ersetzt. Die Einrichtung, die zugbewegeuden Maschinen mit Namen zu ver sehen, stammt aus dem Vaterland- der Eisenbahnen, aus Eng land, denn Stephenson nannte seine erste brauchbare Lokomo tive „Rakete". In Sachsen scheint theilweise Lehrermangel zu herrschen. In Ortschaften von 1200 Mk. Mindestgehalt, einschließlich Wohnungsgcld fand sich kein geeigneter Bewerber. Zahlungseinstellungen. Friedrich Edelbroich, Kaufmann, Bochum. Emil Walter, Kaufmann, Charlotten burg. I. Carten, Cravattenfabrik, Düsseldorf Friedrich Oskar Riedel, Kaufmann, Raschau. Franz Emil J-ntz>ch, Drechsler, Roßwein. Anna Amalie Andrä, Hutwaarengeschäftsinhaberin, Oederan. Paul Hermann Graul, Handelsmann, Burgstädt (Schlußtermin 1. October d. I.) — Aufgehoben: Anton Kögler, Cegarrenhändler, Nachlaß, Anaaberg. Johann Ernst Kloß, Bäcker, Ebersbach. Friedrich Wilhelm Lmdner, Guts besitzer, Claußnitz. Oberluugwty Dieser Tage verunglückte der hiesige Ein wohner P. dadurch, daß ihm beim Patronenmachen durch eine Explosion die Hand schwer verletzt wurde. Vor einigen Tagen verunglückte in einer Steinkohlengrube in Oclsnitz i. E der Zimmerlingsgehilfe Karl Friedrich Thüm mel aus O-lsnitz. Derselbe wurde bei Reparatur der Zimmer ung von einem seillos gewordenen, schnellfahrenden Hunt ge troffen, wodurch ihm Rippen, Lungen, Becken, Rücken und Oberschenkel schwer verletzt wurden.. Gestern Morgen in der 5 Stunde brannte in Rußdorf daS dem Fabrikanten Lösch gehörige Wohnhaus bis aut die Umfassungsmauern nieder. Durch die angestrengte Thätigkeit der Feuerwehren wurde das Feuer auf seinen Herd beschränkt und weitere Gefahr abzewendet. Die EatstehungSursache ist noch nicht bekannt. Zu den Menschen, denen nichts heilig ist, gehören der 1865 geborene und schon wiederholt vorbestrafte Handarbeiter Robert Bernhard Oehm aus Zschopau und der 1864 geborene, gleichfalls schon vorbestrafte Schieferdecker Friedrich Maximilian Kelzer aus Waldkirchen. Dieselben standen vorgestern vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts zu Chemnitz unter der Anklage, am 29. Juli 1892 auf dem neuen Friedhöfe am Rüchenhainer Wege daselbst von einer Anzahl Kindergräbern weg füaf bis sechs Zinkpostamente im Weiche von 30 bis 40 Mk. gemeinschaftlich gestohlen und beziehentlich diesen Diebstahl im strafbaren Rückfall verübt zu haben. Diese Postamente waren von den Eltern der verstorbenen Kinder an den Gräbern angebracht worden, um letztere selbst leichter im Stande halten zu können. Obgleich nun der Friedhof diejenige Stätte ist, wo selbst der Verbrecher noch ein heiliges Schauern empfinden sollte, so haben sich die Angeklagten doch nicht gescheut, sich an Gegenständen zu vergreifen, die Verstorbenen gewidmet waren und schon in Rücksicht hierauf konnte von einer milden Beurtheiluug der Schuldigen keine Rede sein. Der Gerichtshof verurtheiltc denn auch den Angeklagten Oehme unter Anrech nung von 1 Monat der Untersuchungshaft zu einem Jahr Zuchthaus und 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, den Angeklagten Melzer aber zu 3 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehrenrechtsverlust. Ja Zwickau versuchten jetzt drei Personen dadurch zu Gelbe zu kommen, daß sie sich bereit erklärten, gegen Bezahlung nachgemachtes Papiergeld zu verschaffen, welches natürlich cinc bedeutend höhere Summe repräsentine, als die erhoffte Bezah lung. Zur besseren Unterstützung ihres Handels legten sie „Muster" (Papiergeldabbildungen) vor. Die eigenartigen Händler wurden hinter Schloß und Riegel gebracht. Die städtischen Collegien in Eibenstock haben die Erbau ung eines zweiten Schulgebäudes und einer Turnhalle beschlossen. Wegen Verschiebung der Michaelismesss in Leipzig, finden in der dauernden Gewerbeausstellunz die practischen Vorführ ungen in der Weile statt, daß Schuhmachermaschinen vom 1. bis 4. October, Metallbearbeitungsmaschinen vom 7. bis 10 October, Holzbearbeitungsmaschinen vom 8. bis 11. October, Buchbindermaschinen vom 13. bis 16. October praktisch in Thätigkeit gezeigt «erden. Da die erwähnten Maschinen aber während des ganzen JahreS ausgestellt bleiben, können die selben jederzeit besichtigt und nach Möglichkeit auch jedem ein zelnen Besucher an beliebigen Tagen im Betriebe gezeigt wer den; eS ist dies besonder- auch mit den ausgestellten 36 Mo toren der Fall. Aus Leipzig wird unterm 9. dsr. berichtet: Im Laufe des gestrigen und heutigen Tages sind seitens der Polizei- direction eine Anzahl russisch-polnischer Juden, die sich schon zur Mess- hier eingefunden hatten, aus ihren Wohnungen ab geholt und zur Abreise angehalten worden. Dasselbe Schick sal erreichte eine jüdische Familie, die vor einigen Tagen von Hamburg kommend sich in hiesiger Stadt anzesiedelt hatte. Aus Döbeln: Unsere Straßenbahn ist nunmehr auf der ganzen Linie im Betrieb. Die Theilstreck- Sächsischer Hof bis Weißes Kreuz, deren Bau durch die gleichzeitig erfolgenden Schleußenbautcn einige Zeit verzögert wurde, ist am Vor- mittag der 8. September unter zahlreicher Bctheiligung der Bewohner der oberen Stadt dem Verkehre üb-rgeben worden. Wie viele Festlichkeiten Jahr aus Jahr ein stattfinden, so dürfte doch nicht eine an Eigenartigkeit dem Erntefest- gleich kommen, das die Heilanstalt Sonnenstrin alljährlich den Ver pflegten, Bediensteten und Familien der Beamten bietet. Ist der Rahmen, in dem es verläuft, zwar so ziemlich der gleiche wie früher: Auszug der Geladenen nach der hinter der Meierei Cunnersdorf gelegenen Wiese, Bewirthung mit Kaffee und Kuchen, Vornahme der verschiedensten Belustigungen, Spiele mit Vertheilung von Geschenken, allgemeines im Freien ge nossenes Abendbrod, nachfolgender Tanz auf einem dort auf- geschlagene» schön geschmückten Lanzplane, kleines Feuerwerk und schließlich gemeinsamer Rückzug unter Musik und Gesang bei Beleuchtung des WcgeS mit bunten Laternen, so ist doch dieses Fest immer ein Glanzpunkt im Laufe des JahreS für alle Diejenigen, denen er vergönnt war, daran theilzunehmen. Auch am Donnerstag wurde eS unter der Gunst d-S Wetters wieder begangen und bis 10 Uhr auf dem hellerleuchteten Platze fleißig und fröhlich getanzt, während Andere dem munteren Treiben theilnahmSvoll zuschauten. Gebührt dem königl. Ministerium, das zu solchem Feste die nöthigen Mittel bewilligt und dadurch ermöglicht, in das Anstalt-leben eine wohlthuende Abwechselung zu bringen, alle Anerkennung, so sichert sich die Direction dabei durch die mit größter Umsicht getroffenen Vorkehrungen immer die allgemeinste Dankbarkeit und darf auch diesmal mit vollster Genugthuung auf den ohne jede Störung vorübergegaugenen Tag zurückblickeu. Dresden, 10. September. Vor dicht gefülltem Zuhörer raum begann gestern Vormittag die Hauptverhandlung gegen den Kaufmann Richard Otto Fischer aus M-iß-n wegen Unter schlagung und Untreue. Die Bertheidizunz führte Rechts anwalt Krause, als kaufmännischer Sachverständiger war Kauf mann Wischke vorgeladen. Der am 1. August 1853 zu Meißen geborene, bisher noch unbescholtene Angeklagte hat in Leipzig die Kaufmannschaft erlernt, er konditionirte dann in Hamburg und England, diente beim Militär als Einjährig-Freiwilliger und heirathete im Jahre 1879 seine jetzige Ehefrau; Fischer ist Vater von zwei Kindern. Ja demselben Jahre übernahm der Angeklagte das seinem Vater in Meißen gehörige Colouial- w raren- und Bankgeschäft. Der Angeklagte erhielt von seinem Later damals 30,000 Mk. und nach dessen am 6. Januar 1889 erfolgten Tod: nochmals eine Summe in gleicher Höhe. Fischer sen. war über 30 Jahr-Cassirer des Credit- und Vor- schußver-lns zu Meißen, eingetragene Genossenschaft mit unbe schränkter Haftpflicht; er hat während jener Zeit dieser Amt mit einer großen Gewissenhaftigkeit verwaltet und wurde das ihm deshalb geschenkre Vertrauen nach seinem Tode aui seinen Sohn übertragen. Der Angeklagte bekleidete diese Stellung seit 1. April 1889 bis zu seiner im Octobec v. I. erfolgten Verhaftung. Fischer bezog als Kassirer des genannten Verein- Provision und außerdem V12 Proccnt Zählgeld der Einlagen; sein jährliches Einkommen in dieser Stellung belief sich auf 3000 bis 3400 Mk. Der Angeklagte hat eine Caution von 15000 Mk. hinterlegen müssen, die als Cautionshypothek auf sein Hausgrundstück in Meißen eingetragen worden ist; letz teres wurde für 67,000 Mk. verkauft. Das dem Angeklagten gehörige Bankgeschäft ging gut; er beschäftigte sich mit DiS- contiren von Wechseln, Ein- und Verkauf von Werthpapieren, außerdem nahm er auch Gelder in Depot. Fischer war zuletzt in die 23. Steuerklasse eingeschätzt worden. Der Angeklagte begann vom Jahre 1889 an zu spekuliren, zunächst mit seinen eigenen Mitteln, und da dieselben nicht mehr ausreichten, ver griff er sich an den ihm anvertrauten Werthpapieren und Gel dern, um auf diese Weise seine gewagten Spekulationen fort setzen zu können. Fischer hat hierbei mit einem unverantwort lichen Leichtsinn über die ihm von seinen Privatgeschäfts- kunden und den Mitgliedern des Creditvereins anvertrauten Depot« rechtswidrig verfügt. Der Angeklagte, der in der Hauptsache die ihm b-igemessenen Strafthaten nicht in Ab rede stellte, hat zunächst von denjenigen Geldern, die ihm zur Ablieferung an die Vereins - Lasse übergeben worden waren, die Summen von 45.000 Mk., 5000 Mk., 6000 Mark, 2000 Mk. und dann noch mindestens 37,000 Mk. nicht dem Auftrage gemäß verwendet, sondern unbefugt für sich behalten und, um diese Veruntreuungen zu verdecken, auch vorsätzlich die hierauf bezüglichen Einträge in den Büchern unterlassen. Nach dem Tode einer gewissen Gölsche wurde Fischer von dessen Erben beauftragt, diesen einen Betrag von 15 000 Mk. gutzuschreiben; der Angeklagte schrieb nur 2000 Mk. gut und verfügte über den Rest von 13 000 Mk. zu seinem Nutzen. Im Lame des JahreS 1890 nahm Fischer aus der V-remskass- 80 000 Mk. baar, um dafür auf seinen Namen für den Creditverein in Meißen bei der Berliner Bank in Berlin und der Internationalen Bank daselbst 3'/2proc. deutsch: ReichSanlcihe zu kaufen. Der Angeklagte behauptete heute, der Dircctor des Meißner Creditvereins, Kaufman» Nicolai, sei damit einverstanden gewesen; dieser will hiervon aber nichts wissen. Der Angeklagte hat dl- angekauften Werth- Papiere in den erwähnten Bankhäusern als sein Depot liegen lassen und später in seinem Nutzen darüber verfügt, beziehent lich daS Geld verspekulirt. Fischer erhielt ferner aus der V-r- einSkasse 29 500 Mk„ um damit zum Lombard gegebene W-rth- papiere einzulösen; diese Summe eignete er sich ebenfalls rechts widrig zu, sowie außerdem auch preußische Consol» im Werthe von 14 000 Mk., die er im Auftrage eine- gewissen Erwin Reinhardt für diesen bei der rheinisch-westfälischen Bank und bei noch einem anderen Bankhause gekauft. Außerdem wird dem Angeklagten zur Last gelegt, daß er einen größeren Posten, dem Meißner Crcditverein gehörige Werthpapiere, die ihm zu- gängig waren, unterschlagen hat: eS handelt sich hierbei um 12 000 Mk. 3proc. Deutsch- Reichranleihe, 14 500 Mk. Jacobi- Prioritäten, 28 800 Mk. Deutsche Jutespinnerciobligauonen, 14 900 M. 4proc. Meißner Stadtanleihe und 5000 Mk. Landwirthschaftliche Pfandbriefe. In diesem Falle erscheint Fischer erheblich verdächtig, das verschlossene Tressor eines Geldschravkes mit einem falschen Schlüssel geöffnet und daraus die genannten Werthpapiere genommen zu Haven; es wurde in dem Besitze des Angeklagten ein Schlüssel vorgefunden, der zu dem Schloss- des Tressors paßte. Fischer bestritt, einen schweren Diebstahl ausgesührt zu haben und behauptete, der inzwischen verstorbene Depositeur Krause, der die Werthpapiere in Verschluß gehabt, habe sie ihm gegeben. Krause stellte dies früher in Abrede. Da man den Angeklagten insoweit nicht überführen konnte, so wurde er auch in diesem Falle nur wegen Unterschlagung verartheltt. Sodann handelt es sich in sieben Fällen um Werthpapiere, die Fischer von verschiedenen Personen in Empfang genommen, um st- bei dem Vereine zu deponircn. Der Angeklagte hat diese Dokumente nicht dem Auftrage gemäß an den Depositeur Krause abgeliefert, sondern sic ebenfalls vnspekulirt. Es sind dies 8000 Mk. 3proz. sächsische Rente, 7500 Mk. Buschtiehradcr Eisenbahnpriori- täten, 1000 Mk. 4proc. deutsche Reichsunleihe, 600 Mk. Altenburg-Z-itzer Eisenbahnprioritäten, 1000 Mk. 4 proc. deutsche R-tchsanleih-, 5000 Mk. 3 pcoc. sächsische R-nte und 1000 Mk 4 proc. preußische Konsolr. Schließlich hat Fücher noch im Juni vorigen JahreS 3000 Mk. 3>/2 proc. landwirth- schaftliche Kreditbriefe, 1700 Mk. deutsche R-ichsanleihe, 2000 Mk. und 3000 Mk. ungarische Rente, sowie 4000 Mk. rumä nische Rente mehreren Bankhäusern übergeben, um bei denselben leine Depots zu verstärken. Diese Papiere waren ihm von Kunden seiner Privatbankgcschäfls zum Depot übergeben wor den und der Angeklagte halte sich nicht geschellt, auch diese Dokumente mit zu orrspikuliren. Aus Grund oer Aussage des eidlich vernommenen Zeugen N colai ist bei dem Creditvereine ein Verlust von 340000 Mk. eiagctreten, hiervoa gehen ab 120000 Mk., die die Verwandten des Angeklagten alS Ersatz geleistet, die von Fischer hinterlegte Kaution von 15.000 Mk. und ein Guthaben des Angeklagten nach Höhe von ungefähr 2500 Mk; wenn die Verwandten einen derartigen Ersatz nicht geleistet hätten, wäre ein Concurs nicht unmöglich gewesen. Der Reservefonds betrug damals 85,000 Mk, der Verein zählte 500 Mitglieder; der definitive Schaden beläuft sich auf