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Hohensleiner Tageblatt Erscheint . jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro - Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition biS Vorm. 10 Uhr sowie für Auswärts alle Austräger, deSgl. alle Annoncen-Expeditionen zu Original- . Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zn Hohenstein. 42. Jahrgang. Sonntag, den 17. Januar 1892. Schulgeldreste. Die aus die Monate October bis Deccmber 1891 noch rückständigen Schul geldbeträge sind längstens bis zum 2«. d. M. zu Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu bezahlen. Hohenstein, am 9. Januar 1892. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Auktion. Montag, den lS. d. M., Vormittag 1l Uhr sollen auf der Polizeiwache eine Äther, ei« Tesching, ein Pistol «. ». A. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Hohenstein, den 16. Januar 1892. Der Rathsvollzieher. Hötzel. Deutscher Reichstag. Berlin, 15 Januar. Der Reichstag, der heute, da sich alles politische Interesse um das Abgeordnetenhaus vereinigte, noch schwächer als gestern besetzt war, setzte die Etatsdebatte fort. Abg. Metzger /Socialdcmokrai) wies auf tue Mißstände hin, unter denen die auf den Woermannschen Dampfern als Heizer angestelllen Neger zu leiden hätten. Unlcrstaatssicretär Rottenburg be zeichnete die Quellen, aus denen der Vorredner geschöpft, für sehr zweifelhaft. Sei etwas Wahres daran, so würde die Re gierung mit Strenge eingreifen. Ueber weitere Mißhand lungen von Seeleuten auf der deutschen Handelsmarine be schwerte sich dann der ebenfalls socialdcmokratische Abgeordnete Schwarz in langen Ausführungen. Unterstaalssecrciär v. Rotten burg und der Abgeordnete Jebscn wiesen die von dem Vor redner an der Sccmannsordnung geübte Kritik zurück. Auch der socialdcmokratische Abg. M-tzzer erkannte die gute Wirk ung dieser Ordnung an, hielt aber eine strengere Handhabung ihrer Bestimmungen durch das Seeamt gegenüber den Uebcr- griffen der Capüäne für geboten. Auf die Vorhaltung des Abg. Bebel, cm Theil der auf Schiffen vorkommendcn Selbst morde und Fluchtversuche sei darauf zurückzusührcn, daß viel fach dem Seedienst nicht gewachsene Leute angeworben wür- den, antwortete der Unterstaalssicretär, eS werde im Verwalt ungswege ausreichend dafür gesorgt, daß nur kräftige Leute eingestellt würden. Zu einigen, von Bebel besonders ange führten Fällen erklärte der Regierungsvertreter, daß die Unter suchung darüber ungeordnet sei. Nachdem noch der Abge ordnete Schwarz einen Vorbereitungsdienst für die Schiffs mannschaften und Trimmer verlangt hatte, wandte sich seine Erörterung dem Statistischen Amt zu. Abg. Samhammer wünschte, daß in den statistischen Veröffentlichungen die sach liche Zusammengehörigkeit und nicht Lw Anordnung des Zoll tarifs zum Ausdruck komme; auch verlangte er eine beschleunigte Ausgabe der Statistik. UnlerstaatSsecretär v. Rottenburg ent schuldigte das verspätete Erscheinen der Statistik vom Jahre 1890 mit der Mehrarbeit in Folge der Handelsverträge und erklärte, daß eine bessere Anordnung erwogen werde. Der Wunsch der Abg. Fryrn. v. Münch, man möge bei jeder statistischen Angabe die ihr zu Grunde liegenden Thatsachen anführen, wurde vom Regierungsvertreter mit Rücksicht auf die Umfänglichkeit und Vertraulichkeit der betreffenden Mittheil- ungen als unausführbar bezeichnet. — Beim „Gesundheitsamt" sprach Abg. Siegle wiederholt das Verlangen nach Ein ührung einer Staatsprüfung für Chemiker aus, worauf Ser Untcr- staalssecrctär erw-derte, daß die Gewerbeordnung keine Hand habe für eine rcichsgesitzlichc Regelung dieser Frage biete, da her der Weg einet Einvernehmens zwischen den Einzelstaaten gegeben sei. — Beim „Patentamt" e-öffnete der Regierungs- Vertreter, daß Verhandlungen mit anderen Staaten wegen An erkennung deutscher Patente im Gange seien. — Die Berath- ung des Capitel» „Reichsversicherungsamt" wurde im Hinblick auf die Erkrankung des StaalSstcretärS v. Bötticher an der Influenza ausgesetzt. Die von dem Abg. Witte gewünschte Veröffentlichung einer Denkschrift über die Thätrgkeir der physikalrsch-rechuischcn Reich-anstalt wurde regierungsseitig mir Rücksicht auf die bisherige Unzulänglichkeit des Stoffes zur Zeit noch als uuthunlich bezeichnet. Morgen wird d,e Berarhung fortgesetzt werden. TagssgrlAnchtt „Die allen Städte und Denkmäler in den Ländern de» Ostens, in Egypten, Griechenland und Italien, sind hundert fach beschrieben worben. Die Reste des AltkrthumS in West europa, die unS weil näher liegen und weder an malerischem Reiz noch an geschichtlicher Bedeutung jenen nachstehen, sind so gut wie unbekannt." Mit diesen beachtenswcrthcn Worten leitete einer unserer hervorragendsten Alterthumsforscher, Emil Hübner, vor 1Vz Jahren seine Sammlung von Aufsätzen über „Römische Hemcha't in Westeuropa" ein. Einen bedeutenden Raum nimmt in diesem Buche die Darstellung des römischen Grenzwalls in Deutschland ein, jenes merkwürdigen Denkmals römischer Herrschaft auf deutschem Boden, das in seinen neuer dings immer mehr verschwindenden Resten zwar aui malerischen Reiz nur geringen, auf geschichtliche Bedeutung dagegen um so größern Anspruch erheben kann, zumal da noch die enge Beziehung zu den Schicksalen unserer eigenen Nation hinzu kommt. Aus diesem Grunde ist die „Limessorschung" seit langer Zeit mit besonderm Eifer und anerkanntem Erfolge von den westdeutschen Gcschichts- und Alterthumsvereinen betrieben worden, und ihnen gebührt das Verdienst, schon bald nach der Gründung eines einheitlichen Verbandes aller Lvcalvereine vor etwa fünfzig Jahren den Gedanken einer umfassenden Unter suchung und Ausnahme des ganzen Grenzwalls ausgesprochen und theilweise verwirklicht zu haben. Daß die berufensten Vertreter der römischen und deutschen Geschichtsforschung auf den L-.hrstühlen unserer Universitäten diesen Bestrebungen gegen über lange Zeit sich ablehnend verhielten, erklärt sich aus dem Umstande, daß die Veröffentlichungen der Vereine früher zum großen Theil einen recht dilettantischen Anstrich hatten. Man kennt ja das vernichtende Urtheil, das Georg Waitz über diese schriftstellerische Thätigkeit gefällt hat. Seit aber die genauere Ortsforschung der beiden letzten Jahrzehnte, obgleich viele alte GcschichiSdenkmälcr dem Vandalismus zum Opfer gefallen sind, der zu Anfang dieses Jahrhunderts herrschte, immer neue und ost sehr interrssanle Funde zutage förderte, seitdem die Ver öffentlichungen einen streng wissenschaftlichen und systematischen Charakter annahmen; wandte sich das Interesse jener Kreise in einem steigenden Maße diesen Studien zu. Einen weithin vernehmbaren Ausdruck fand diese Thatsache, als un Deccmber v. I. eine aus Gelehrten ersten Ranges unter Zuziehung einiger Localforscher gebildete Confercnz von Vertretern der jenigen Staaten zusammenlrot, deren Gebiet von dem römischen Grenzwall durchzogen wird. Ihr Beschluß, die abschließende Eiforichu.ig und Darstellung der Reste jenes Werkes als eine nationale Ausgabe zu erklären und die Mittel ^ür ihre Lösung von der Reichrregierung und dem Reichstage zu verlangen, wurde denn auch von allen Freunden vaterländischer Geschichts forschung mit Genugthuung ausgenommen und von der Presse freudig begrüßt. Als dann bei Eröffnung des Reichstags be kannt wurde, daß für das Jahr 1892 als erst: der in Aussicht genommcntn fünfjährigen Raten 40,000 M. in den Etat aus genommen seien, betrachtete man daS Unternehmen als gesichert. Denn daß dec Reichstag grade auf diesen winzigen Posten den von der Relchsrcgicrung ausgesprochenen Grundsatz der Spar- samkeit anwenden würde, war bei der anerkannten nationalen und wissenschaftlichen Bedeutung der Sache kam zu befürchten Um so größer war die Enttäuschung, al« bekannt wurde, daß die Budgelcommission die Forderung als nicht dringlich abgc- sctzt habe. Zugleich ersuhr man allerdings, daß dieser bedauer liche Beschluß in Kreisen der Reichstagsmitglieder selbst Be- fremden erregt und daß der Abgeordnete Oechelhäuser einen Antrag auf Wiederherstellung der Position für die zweite EtatSberalhung angekündigt habe. Auch andere Abgeordnete verschiedener Pctttetstellungen haben sich während der Wcihnacht»- fericu durch Besprechung mit sachkundigen Männern in ihren Wahlkreisen über die Bedeutung und Dringlichkeit des An trag» unterrichtet, wie denu der Abg. v. Meyer - AruSwalde gestern schon darauf hingedOrtet hat. E» besteht also um so größere Hoffnung auf Erfüllung der aus die zweite Lesung gesetzten Erwartungen, al- auch eine Reihe westdeutscher Ge- Ichichtsvereine das Vorgehen Oechelhäuser» durch eingehend begründete Eingaben unterstütze». „Die umfassenden Erd- arbeiten unserer Zeit", heißt eS in einer dieser Bittschriften, „insbesondere die Zusammenlegung der Grundstücke, hoben durch Veränderung der Ackergrenzen und Wtgc sowie durch andere Umstände in den letzten dreißig Jahren mehr Anhalts punkte für die Bestimmung alter Befestigungen, Ansiedelungen, Straßenfluchten und dergleichen verschwinden lassen, als es früher in vielen Jahrhunderten, der Fall gewesen war. Manche dieser Spuren haben die Localforscher noch vor der Vernichtung zu bewahren vermocht, weil zahlreichere wenigstens durch Wort und Bild für die Wissenschaft festgestellt. Aber die einzelnen Vereine mit ihren beschränkten Mitteln vermöge« nicht mehr gleichen Schritt zu halten mit der immer schneller um sich greifenden Zerstörung. Es wäre in hohem Grade bedauerlich, wenn die Reichsregierung, nachdem sie sich in letzter Stunde entschlossen hat, zu retten, was noch zu retten ist, in dieser eminent nationalen Sache von den Vertretern der Ration im Stich gelassen würde." Wir können uns diesen Ausführungen nur aus voller Ucberzeugung «»schließen und sprechen die Hoffnung aus, daß der Reichstag, der die zweite Lesung des Etcus mit einem Anträge auf Bewilligung von Diäten a« die Abgeordneten begonnen hat, die Freigebigkeit, die er gegen sich selbst beweisen möchte, auch einer Sache von so anerkannt allgemeiner Bedeutung gegenüber nicht verleugnen werde. Möge es nicht wieder heißen, daß das deutsche Volk und seine Letter offenes Herz und offene Hand haben, wenn eS gilt, fremde« Nationen ihre Geschichte zu erforschen und zu erzählen, dagegen für die vielleicht bescheidener austretendc», aber uns doch unendlich viel näher liegenden Arbeite» zur Erforschung der eigenen Landesgeschichte kein Berstäodniß und kein In teresse zeigen. Aus Berlin wird unterm 15. Januar gemeldet: Die matte Tendenz, welche der Gctreidcmarkt ohnehin in neuerer Zeit vorwiegend zeigt, wurde heute durch die bereits erwähnten Gerüchte über die Aufhebung der russischen Ausfuhrverbote noch verschärft. Gerüchte dieser Art hatten gestern auch in Newyork einen Preisrückgang verursacht, indem gleichzeitig dort von französischen Zollmaßnahmen verlautete, welche die Einfuhr von Weizen nach Frankreich erschweren würden. In letzterer Hinsicht handelt eS sich darum, daß in Frankreich die Annahme besteht, das große Tranfitolager, welcher augenblicklich in den Hafcnplätzen und in Paris an 2,400,000 QrS. Weizen beträgt, werde mit Ablauf der Zeitweilig bewilligten Zollcrmäßigung zum alten hohen Zollsatz verzollt werden müssen. Die Nach richten über die Zulassung sämmtlicher Getreide-Trausilo- Läger in Deutschland zu dem ermäßigten Zoll von 3>/z Mk. trugen dazu bei, auf die Getreideprcise an der hiesigen Börse za drücken. Die neuerdings in der Presse verbreitete Nachricht, daß die Einziehung der silbernen Zwaozigpfennigstücke beabsichtigt werde oder sogar unmittelbar devorstche, entbehrt jeder Begründung. Berlin, 15. Januar. Der Reichskanzler Graf Caprivi hat am 22. d. M. Einladungen zu einem parlamentarifchen Abendessen ergehen lassen. Das Erscheinen der Kaisers steyr hierzu rn Aussicht. Kiel, 15. Januar. Die Krcuzerkorvettt 8 wurde heute vom Stapel gelassen. Prinz Heinrich lauste sic mil folgenden Worten: „Im Namen deines Kriegsherrn heiße ich dich will kommen al» jüngstes Mitglied der Marine. Auch du bist ein lebendiger Beweis menschlicher geistiger Schaffenskraft, em Er- zcugniß treuer Pflichterfüllung Hunderter von Arbeitern. Wenn gleich du der Gegenwart wie der Zukunft geweiht bist, sollst du doch der Vergangenheit bleibende» DenkRal^ fein. Treue bis in den Tod gelobt jeder waffenfähige Mann dem obersten KliegSherrn; treu bi» in den Tod war auch die Hohr unver geßliche Frau, die im Herzen jede» Deutschen fortlebt, deren Namen du von jetzt ab führen sollst; treu bi» in den Tod waren jene Männer, die dem schweren Kampf mit dem Elementen unterlagen und so ihren Treueid bewiesen: Auf allerhöchsten Befehl taufe ich dich auf den Namen der Kaiserin Augusta." Gollnow (Reg.-Bez. Stettin), 15. Januar Heute früh ist in der Mitte der Stadt ein furchtbarer Brand ausgebrochen. Eine große Menge von Häusern st-hl in Flamme».