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Acheuleen gegen Ende des Mindel-Riß-Interglaziales, kommen aber auch noch im oberen Acheuleen des Riß-Würm-Interglaziales vor. 2m Mittelacheuleen Frankreichs haben manche „limLnäes" den sehr bezeichnenden 8-Gchwung der Schneiden, den das Zwickauer Stück an einer Schneide aufweist. In England treten solche verschränkte Zweiseiter (tvvisteä ovates) vom ausgehenden Mittel- acheuleen an auf. In Deutschland ist bisher noch nicht auf sie hingewiesen worden. Es scheint, daß hier diese Technik bisweilen länger angewendet worden ist als in Frankreich. So fand ich unter dem prächtigen, noch unbearbeiteten Fundstoff der Grabung Bocksteinschmiede, der das schönste Micoguien auf deutschem Boden darstellt, einen flachen Zweiseiter von ovaler, nach dem einen Ende zu verjüngter Form und sehr ausgeprägtem 8-Gchwung beider Schneiden (Nr. 2728, Sammlung des Anatomischen Institutes in Tübingen). Nach dem archäologischen Befunde läßt sich also sagen, daß der Zwickauer Zweiseiter dem mittleren bis obersten Acheuleen (nach H. Breuil: Acheuleen III bis VII) angehören kann. Das wäre nach den stratigraphischen Verhältnissen in Frankreich und England Ende des vorletzten bis letztes Interglazial. Da kein Fachmann die Fundumstände geprüft hat, und weil die Fundstelle wegen Fortschreitens der Lebmgewinnung nicht mehr besichtigt werden kann, läßt sich das geologische Alter des Stückes leider nur auf Umwegen und dem entsprechend unsicher erschließen. Das Stück lag angeblich l,5o rn tief in ver- schwemmtem Lößlehm (s. R. Braune, a. a. G.). Der Erhaltungszustand des Stückes zeigt, daß es nicht ursprünglich auf reinem, kalkbaltigen Löß gelegen baben kann, denn sonst bätte es eine milchweiße oder porzellanartige Patina erhalten. Es wird also nicht jünger sein als der hier würmglaziale Löß, der ursprünglich die sanften Hänge der Nachbarschaft bedeckt bat. Auch kann es nicht gleichalt wie der Löß sein, also nicht schon ursprünglich im Löß liegen, da es dann ebenfalls weiß patiniert wäre. Demnach sollte es älter sein als der Löß und später mit Lößlehm abgeschwemmt worden sein. Was unter dem Löß liegt, kann natürlich sehr verschiedenes Alter haben. Es darf aber nicht vergessen werden, daß besonders in den Eiszeiten ein intensives verwulsten und wandern des Bodens und des Verwitterungsschuttes nach den Tälern erfolgte. Ein Werkstück aus dein Mittelacheuleen des Mindcl-Riß- Interglazials wäre diesen Einflüssen zweimal, nämlich im Riß und im Würm, ausgesetzt gewesen. Die Aussichten, daß es bei der Anwebung des würmglazialcn Lößes noch auf der alten mindel-riß-inrerglazialen Landoberfläche gelegen habe, sind also gering. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, unmittelbar unter dem würm glazialen Löß Werkstücke zu finden, die älter sind als riß-würm-interglazial. Go käme man zu dem Schlüsse, daß der Zwickauer Faustkeil wohl aus dem letzten Interglazial stammt. Entsprechend den nicht völlig geklärten Fundumständen ist diese zeitliche Einordnung jedoch nicht gesichert; die geologische Bestimmung vermag daher leider in diesem Falle nicht die auf typologischem Wege ge wonnene scharf einzuengen.