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Bei den Kindergräbern 207 stehen wir vor ähnlichen Schwierigkeiten. Die ein deutigsten Erkennungszeichen bieten zunächst nur Leichenbrände. In glück licheren Fällen sind noch Zähne vorhanden, die das Alter genauer feststellen las sen 208 . Nadeln sind ganz selten, Knöpfe überhaupt noch nicht nachgewiesen wor den, dagegen scheinen Bronzespiralröllchen und Ringe zu den üblichen Beigaben gehört zu haben. Die Brillenspirale ist bisher überhaupt nur in Kindergräbern gefunden worden 209 ; ebenso fällt das paarweise Auftreten der eng gedrehten Ringe 210 auf; Messer und Spinnwirtel fehlen 211 . Eine besondere Gefäßausstattung für Kindergräber gibt es nicht, es fallen nur Klein- und Kleinstgefäße als Urnen auf, die in Erwachsenengräbern höchstens Beigefäße darstellen. Auch bei den Männer- und Frauengräbern konnte übrigens bisher außer der Betonung des Doppel kegels als Urne in Männergräbern der Fremdgruppenzeit noch keine besondere Gefäßausstattung beobachtet werden. An den Urnen treten öfter „Seelenlöcher“ 212 auf. Daß sie in den älteren Gräbern noch fehlen, hängt vielleicht mit dem Mangel an Funden zusammen. Meist wurde das Loch ungefähr in der Mitte des Gefäßbodens angebracht, ist bisweilen aber bis kurz über den Bodenansatz verlagert. Wahrscheinlich sind einige dieser Löcher durch ungeschickte Grabungen (Sonde) entstanden oder das Loch witterte durch den Kontakt der Gefäßwandung mit einem Kiesel heraus 213 . In einen Doppel kegel von Zöhda214 wurde das Loch schon vor dem Brennen sorgfältig mit einem Holzstäbchen trichterförmig von außen nach innen gebohrt 218 . Auch bei den anderen Gefäßen wurde das Seelenloch wahrscheinlich vor der Beisetzung an gebracht, denn viele zeigen am Bruch und an der Splitterung, daß der Boden von innen nach außen durchstoßen wurde. Weiterhin wurde beobachtet, daß über dem Loch ein Scherben oder Kiesel sozusagen als innere Tür lag. Vielleicht hat dies aber 307 Bieberach, altes Grab 1 (3 Urnen, 1 davon mit Kinderleichenbrand und 2 eng gedrehten Arm reifen); Burk, 26?; Caßlau II, 15 (nach Angaben Frenzels, ohne Grundangabe), 18 (Leichen brand), 28 (wie 15), 31 (Leichenbrand); Dresdner Heide, 6a (Teil des Doppelgrabes: Brillen- spirale, 2 eng gedrehte Armringe, Nadelschaft), 5 (Teil des Doppelgrabes), 9 (Leichenbrand, Spiralröllchen), 18 (Frau und Kind; in der Kinderbestattung 3 Teile eines zu 2 Windungen zusammengedrehten Bronzebandes), Sig. Schmidt (Leichenbrand, kleine Gefäße, Kleinbronzen: Armring, Ring); Dresden-Tolkewitz, 3 (Leichenbrand mit Zähnen, Löffelbruchstück, Kleinurne, Alter des Kindes ca. 3 Jahre); Gohlis, 19 (Leichenbrand); Großdobritz, Grab von 1938 (Leichen brand, Kleinurnc, Nadel mit Spiralkopf); Großsteinberg, 6 (Leichenbrand, Kinderarmband, -ring); Mergendorf, 2 (Leichenbrand); Neudorf, 4 (Miniaturdoppelkegel mit ganz zartem Leichen brand, große Beigefäße!); Niederrödern, 2 (Leichenbrand), 20 (Miniaturdoppelkegel mit Urne, darüber Glocke); Prositz, 1 (3 Urnen, 1 mit Kinderleichenbrand). 208 Dresden-Tolkewitz, 3; Großdobritz. 200 Dresdner Heide, 6a. 210 Auch bei Frauen: Riesa-Göhlis, ehern. Exerzierplatz, 16 (Grünberg, Tafel 2.16.17). 211 Wildenhain, 4 (Miniaturgefäß, Löffel u. Spinnwirtel) = Grab eines heranwachsenden Mädchens? 212 Bahra, M Riesa 452 (am Bodenansatz); Caßlau II, 7 (im Boden, doch nicht zentral); Döbeln, 14; Dresden-Übigau, Gohlis, 6; Großsteinberg, 6; Krcinitz, 3; Leipzig-Südfriedhof (im Unter teil); Nieska; Niedersedlitz, 2, 7, 11; Nünchritz (kurz über dem Bodenansatz); Poppitz, 14; Prositz, 1, 13, 16, 19-21, 24,29;Reußen; Röderau,4; Schänitz; Taucha (am Bodenrand); Zöhda, 2-4, 8; Ragewitz. 213 Neudorf, 10B (doppelhenkliger Eitopf; M Bautzen 0.1810.32V). 214 Grab 8. 216 Dieser Doppelkegel beweist, daß einige Gefäßformen speziell für Beisetzungen gefertigt wurden und nicht etwa ehemaliges Gebrauchsgut darstellen. Die Bedeutung des Doppelkegels als Urne ist besonders groß, wenn auch Frenzels Behauptung vom Fehlen dieser Form in Siedlungen und ihr Auftreten nur in Gräbern und dort wieder speziell als Urne nicht haltbar ist (Frenzel, Typen folge, S. 69).