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außerdem oft von der Trichterschale der Baalberger Kultur nicht zu unterscheiden ist, scheint über den Bereich der Salzmünder Gruppe hinauszugehen. Dabei ist zu beachten, daß auch die Trommel in anderen Gruppen (Walternienburg-Bernburg, Schönfeld und Megalithkultur) vorkommt und also gleichfalls weiter verbreitet ist. Unser Fund zeigt dabei, daß die becherförmige Trommel auch in der Salzmünder Kultur vertreten ist, die Form also kein sicheres Kriterium für die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen ist 14 ). Auch die Siedlungskeramik geht über die Salzmünder Gruppe hinaus und ist in gleicher oder ähnlicher Form auch in anderen „nordischen“ Gruppen vertreten. Vermehrung des Materials und systematische Bearbeitung mögen vielleicht auch zu einer Gruppierung der Siedlungstonware führen, was für die Lösung der Frage nach dem soziologischen Charakter der neolithischen Kulturgruppen von großer Bedeutung wäre. Solange aber eine Zuweisung bestimmter Formen an einzelne Gruppen nicht möglich ist, muß die Siedlungskeramik bei der Aufstellung von Kultur gruppen außer Betracht bleiben. Immerhin spricht ihre nahe Verwandtschaft in den einzelnen Gruppen dafür, daß zum mindesten einige von diesen zeitliche Stufen einer durchgehenden Entwicklung sind 15 ). Dagegen bilden Amphore und Opperschöner Kanne zweifellos den Bestand einer zusammengehörigen Kulturgruppe. Beide sind in unserem Grabe vertreten. Die Amphore ist freilich nicht zu ergänzen, dürfte aber etwa der von Oberwerschen entsprechen 16 ). Die Randverzierung hat keine unmittel bare Parallele, gehört aber voll in den Rahmen der Salzmünder Ornamentik hinein. Die Kanne gehört zu den schönsten bisher bekannten Stücken. Ihre Verzierung ent spricht weitgehend der geläufigen, nur ist die Strich Verzierung der Schulter sonst meist senkrecht und in Gruppen zusammengefaßt. Während die zweihenkligen Kannen bisher durchweg eine etwas plumpe oder verwaschene Form zeigen 17 ), ist die unsere scharf gegliedert und gleicht darin den einhenkligen Stücken. Ob bei der Ent stehung der Zweihenkligkeit ein Einfluß der Jordansmühler Doppelhenkelkrüge vor liegt, kann noch nicht entschieden werden, ist aber wahrscheinlich. In diesem Falle wäre unsere Kanne als Mischprodukt oder Verbindungsglied zwischen den zwei henkligen Gefäßen „Jordansmühler“ Art und den scharf gegliederten einhenkligen aufzufassen. Für das weitmündige Siedlungsgefäß sind mir genaue Entsprechungen nicht bekannt geworden. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zu entarteten Trichter randschalen der jüngeren Ganggrabzeit 18 ), doch gibt es für einen Vergleich mit diesen wohl zu große chronologische Schwierigkeiten. Es dürfte sich eher um eine örtliche Umbildung von Trichterrandgefäßen, wie etwa denen vom Hutberg 19 ), handeln. Das Grab aus der Harth zeichnet sich durch die Einmaligkeit seiner Anlage aus. Hier liegt der erste sichere Grabhügel der Salzmünder Gruppe vor. Bisher waren Salz münder Gräber nur als Nachbestattungen in Grabhügeln aufgetreten, oder aber die Fundverhältnisse oder Fundberichte sind so unklar, daß nicht sicher zu entscheiden ist, ob die Salzmünder Gefäße aus dem Hauptgrabe oder aus einem späteren stammen [Oldisleben 20 ), Groß-Kayna 20 ), Landsberg-Spitzberg 20 “)]. Auch die Pflasterunterlage 14) 0. Seewald, Beiträge zur Kenntnis der steinzeitliehen Musikinstrumente Europas. Bücher zur Ur- u. Frühgeschichte, Bd. 2, Wien 1934, S. 108 ff. Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 6 (P. Grimm). Auf die neolithischen Tontrommeln und ihre kulturgeschichtliche und chronologische Bedeutung werde ich in anderem Zusammenhang ausführlich zu sprechen kommen. 15) Vgl. dazu Aarbeger 1947, S. 238 ff. (C. J. Becker). 16) Jahresschrift Halle 29, 1938, Taf. 2, 3. 17) Hundisburg, Hohenturm (2), Osmünde (Jahresschrift Halle 29, 1938, Taf. 6, 3—6), Rössen (ebenda S. 97), Schortewitz (2), Anhaitische Geschichtsblätter 5, 1929, S. 44 f., Taf. 16 (R. Schulze). 18) Z. B. E. Sprockhoff, Die nordische Megalithkultur, Berlin 1938, Taf. 41, 1 u. 6. 19) F. Benesch, Die Festung Hutberg. Veröffentlichungen d. Landesanstalt f. Volkheitskunde, Halle, H. 12, 1941, Taf. 8, Abb. 8 a, und Taf. 12, Abb. 140 g. 20) Mannus 11/12, 1919/20, S. 330 f. (N. Niklasson). Dort auch die ältere Literatur. Jahresschrift Halle 29, 1938, S. 97 ff. (P. Grimm). 20a) Jahresschrift Halle 35, 1951, im Druck (G. Mildenberger). 20