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Warschau, dessen Sammlungen gleichfalls neu geordnet wurden, fehlen bisher noch Ausstellungsgehäude. Hand in Hand mit diesem Wiederaufbau der Forschungsstellen ging eine starke Aus- grabungs- und Forschungstätigkeit. Es würde zu weit führen, hier auch nur die wich- . tigsten Ausgrabungen der letzten sechs Jahre anzuführen, zumal weiter unten über einige von ihnen berichtet wird. Wir erwähnen nur die Fortsetzung der bereits 1934 begonnenen Ausgrabungen in Biskupin, wo an der Freilegung der befestigten Sied lung der frühen Eisenzeit in gleich großzügiger Weise gearbeitet wurde wie vorher, und den Beginn der archäologischen Stadtkernforschung in acht Städten. Weiterhin sei noch besonders auf eine vorbildliche denkmalpflegerische Maßnahme hingewiesen: Das schon vor dem Kriege geschaffene staatliche Schutzgebiet im Bereich der neoli thischen Feuersteinbergwerke bei Krzemionki wurde durch Ankauf weiteren Geländes so weit vergrößert, daß es nunmehr das gesamte Gebiet der über 700 Schächte um faßt. Damit wurde dieses einzigartige Denkmal vorgeschichtlichen Bergbaus vor Zer störungen geschützt und die Möglichkeit späterer systematischer Ausgrabungen sichergestellt. Die zugehörige Siedlung der Trichterbecherkultur wurde bei mielw ausgegraben. Es liegt auf der Hand, daß eine derart rege Forschung sich auch die Möglichkeit ent sprechender Publikationen zu verschaffen wußte. Neben einer großen Zahl von Einzelveröffentlichungen wurden die altbekannten Zeitschriften wieder ins Leben gerufen: Wiadomosci Archeologiczne, Swiatowit, Przegld Archeologiczny und Z otchlani wiekow. Darüber hinaus wurden drei weitere Publikationsorgane neu geschaffen: Archeologia, Slavia Antiqua und Sprawozdania PMA Warschau. Sie alle bezeugen, daß nicht nur das erhaltene Material neu aufgestellt und neues dazu gewonnen wurde, sondern man auch erfolgreich an seine wissenschaftliche Darstellung und Verarbeitung heranging. Ähnlich liegen die Verhältnisse in der Tschechoslowakischen Republik. Auch hier hat man die Behebung des Nachwuchsmangels als vordringlichste Aufgabe erkannt. An allen vier Universitäten des Landes bestehen Institute für prähistorische Archäologie, wenn auch zum Teil nur nebenamtlich besetzt, darüber hinaus noch ein Institut für slawische Archäologie an der Karls-Universität in Prag 3 ). Über den Erfolg der Arbeit dieser Institute gibt die Tatsache Aufschluß, daß zwischen 1945 und 1950 allein an der Universität Prag vierzehn Prähistoriker ihr Studium mit der Promotion zum Dr. phil. beendeten 4 ). Die Bodendenkmalpflege ist Aufgabengebiet des Nationalen Archäologischen Instituts in Prag und seiner Zweigstellen in Brünn und Turciansky sv. Martin. Eine große Zahl wichtiger Funde geben Zeugnis von der Tätigkeit dieser Institute, über einige von ihnen wird weiter unten berichtet. Auch hier wird die Erfor schung der frühgeschichtlichen Zeit besonders gefördert; in Prag und anderen Städten hat man mit Ausgrabungen im Stadtkern begonnen. Die vorgeschichtlichen Samm lungen der großen und kleinen Museen sind durchweg zugängig, außerdem wurden vielfach Sonderausstellungen gezeigt. Besonderen Erfolg hatten die regelmäßig ver anstalteten Tagungen der Prähistoriker des ganzen Landes. Auch in der CSR setzte bald nach dem Kriege eine rege Publikationstätigkeit ein. Neben zahlreichen Einzelveröffentlichungen sind die beiden altbekannten Zeit- • Schriften Pamätky archeologicke und Obzor prehistoricky und viele Lokalzeit schriften wiedererstanden, darüber hinaus wurde in Archeologicke Rozhledy ein informatorisches Organ neu geschaffen. Alle diese Veröffentlichungen bezeugen, daß die tschechoslowakische Forschung ihre alte Leistungsfähigkeit wiedergewonnen hat und der europäischen Vorgeschichtswissenschaft noch viel zu geben haben wird. G. Mildenberger 3 ) Angaben im wesentlichen nach J. Filip, Pravk eskoslovensko, Prag 1948, S. 24f. 4 ) Archeologicke Rozhledy, 2, 1950, S. 248 ff.