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Zeit auch in den Städten wohl eine seltenere Erscheinung bildete. Der Ort Dresden wird zuerst 1206 urkundlich erwähnt, als „civitas“ (= ummauerte Stadt) aber erst 1216, und sie ist wohl nur kurz vorher von dem damals regierenden Markgrafen Diet rich dem Bedrängten von Meißen (1212—1221) als solche gegründet worden. Erst unter dessen Sohne Heinrich dem Erlauchten (1221—1288), der seit 1274 meist in Dresden wohnte, fängt Dresden an, Fürstenresidenz und Landeshauptstadt zu werden. Dresden bot wohl außer militärischer Sicherung gegen Böhmen vor allem einen wirt schaftlichen Stützpunkt und Umschlagplatz für den Handelsweg zwischen Westen und Osten. Ihre schnell wachsende Bedeutung verdankte die Stadt sicherlich vor allem auch dem augenscheinlich besonders günstigen und auch bei Hochwasser brauchbar bleibenden Elbübergang nahe der späteren großen Brücke, den der Handel schnell gegenüber dem vordem gebräuchlicheren Elbübergange von Briesnitz bevor zugen lernte. Zur Zeit der Einmauerung unseres Fundes herrschte in Stadt und Land Friede; der Besitzer hat ihn offenbar nicht aus Sorge vor Unruhen, sondern als Barvermögens rücklage versteckt. Plötzlicher Tod mag ihn verhindert haben, den Schatz seinen Erben richtig zu vermachen, und so blieb er in seinem Versteck bis in unsere Zeit. Seine Zusammensetzung aus so offenkundig zum Einschmelzen bestimmten Münzen und den zahlreichen Barren könnte auch daran denken lassen, daß es sich bei diesem Schatze um einen für neue Ausprägungen, also fiskalische Zwecke bestimmten Silber vorrat handelte. Aber mit seiner Einmauerung zu nach unserem Wissen friedlichen Zeiten ist eine etwaige fiskalische Zweckbestimmung des Schatzes nicht eben gut in Einklang zu bringen; und daß etwa gar die damalige markgräfliche Münzstätte in Dresden, die ohnehin nicht eindeutig gesichert ist, sich in dem fraglichen Hause befunden hätte, ist durch nichts wahrscheinlich gemacht. Auch daß wir hier vielleicht den Vorrat eines für die anzunehmende Dresdner Münzstätte tätigen Münzmetall- lieferanten vor uns hätten, kann kaum vermutet werden. Denn einmal dürften der artige Metallzubringer gerade für den markgräflich meißnischen Münzbetrieb nur eine sehr geringe Rolle gespielt und jedenfalls nicht wie anderwärts eine Notwendig keit dargestellt haben, da der Markgraf das benötigte Münzmetall ja aus seinen eigenen ergiebigen Silbergruben von Freiberg und auch aus den auf dem Wege des Münzverrufs dem Fiskus unmittelbar anfallenden Mengen geprägter und außer Kurs gesetzter Münze in sicher hinlänglichen Mengen erhielt. Zum anderen waren die Silberlieferanten bereits im Mittelalter oft Juden, und ein solcher kann nicht Besitzer des Hauses, wahrscheinlich eines der stattlichsten im damaligen Dresden, gewesen sein, in dessen Keller unser Schatz sich eingemauert fand. Über den zeitlichen Abschluß des Fundes und einige feste Daten innerhalb der Münzreihen Heinrichs des Erlauchten Für die Zeitbestimmung unseres Fundes kommen in erster Linie die Regierungsjahre der mit Namen genannten Prägeherren — alles geistlicher Fürsten — auf den wenigen mit Schrift versehenen Brakteaten unseres Fundes in Betracht. Da finden wir genannt: Abt Heinrich III. von Pegau (1239—1263), die Bischöfe Engelhard II. (1207—1242) und Dietrich II. (1242—1272) von Naumburg und schließlich den Erzbischof Conrad von Cöln (1238—1261). Der Schatz kann nach diesen Zahlen nicht vor 1242 und nicht nach 1261 oder allenfalls 1263 abgeschlossen worden sein, da er einmal den Pfennig Dietrichs II. von Naumburg enthält, der erst 1242 Bischof wurde, andererseits aber die beiden in ihm sich findenden kölnischen Pfennige nur Erzbischof Conrad nennen, der 1261 starb, und auch die mehreren Pegauer Brakteaten des Schatzes von keinem späteren Abte als Heinrich III. von Pegau herrühren, der bis 1263 regierte. Auch die fünf im Funde vorhandenen bischöflich meißnischen Brakteaten können wohl nur aus Conrads I. (1240—1258) Zeit, nicht dagegen von seinem Nachfolger herrühren, und es kann sogar wahrscheinlich gemacht werden, daß sie nicht den letzten Jahren