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I minder starkem grauviolettfarbigem Überzüge von Chlorsilberverbindungen bedeckt, und nicht wenige sind durch diese Chlorierung in größerem oder geringerem Umfange zerstört. Grünspanüberzüge kommen an den aus fast reinem Silber bestehenden markgräflich meißnischen oder königlich böhmischen Brakteaten nicht vor, ver raten aber von vornherein gewisse aus anderen Münzstätten, besonders die aus Gera, Schleiz, auch aus Naumburg stammenden Prägungen, die offenbar Kupfer in einigen Mengen enthalten. Die eigentlichen Ursachen aber für den trostlosen Erhaltungs zustand der Münzen des Fundes sind die Verwüstungen, die vor und vielleicht auch während deren Bergung in das Gefäß an ihnen angerichtet worden waren. Die überwiegende Mehrzahl der großen Brakteaten ist nämlich zu jeweils mehreren in den schon genannten Bündeln oder Paketen vereinigt worden, wobei die Münzen mindestens einmal, sehr oft auch zweimal gebrochen und stark zusammengedrückt worden sind. Gerade dadurch, daß sie zu mehreren in Bündeln zusammengedrückt oder zusammengerollt wurden, sind sie in sehr zahlreichen Fällen sehr stark beschä digt, und oft ist das Gepräge so ganz herausgedrückt worden, daß es Völlig unkennt lich geworden ist. Die kleinen, wohl aus dem Niederelbgebiet stammenden Flitter pfennige, deren der Fund eine Anzahl enthält, auch die doppelseitigen Pfennige, ferner kleine Teilfragmente großer Brakteaten oder aus solchen geschnittene streifen förmige Schnitzel fanden sich oft in einzelne große meißnische Hohlpfennige wie in Stanniol sorgfältig eingeschlagen; man hatte gerade bei diese'n Befunden den Ein druck, daß ein gewisser, der aufzuwendenden Zeit nicht achtender Spieltrieb bei der Verwüstung des Münzinhaltes unseres Fundes mitgewirkt hat. Sehr groß ist ferner der Anteil an Halbstücken gerade der großen meißnischen und böhmischen Brak teaten im Funde; für fast alle aber läßt sich deutlich feststellen, daß sie wohl aus geld technischen Gründen und schon vor ihrer Einfügung in unseren Schatz Halbstücke gewesen waren und nicht etwa erst durch dessen Mißhandlung entstanden sind. Denn fast alle die Halbstücke sind durch sauberen, genauen Sagittalschnitt mitten durch Kopf und Leib des Prägebildes erzielt und in die Bündel derart eingefügt, daß sie nicht etwa bei deren Faltung und Brechung entstanden sein können. Die ganze Menge von gebündelten oder losen Münzen ist dann unter Aufwendung offenbar erheblicher Gewalt in das Münzgefäß des Fundes hineingepreßt worden. So kommt es denn, daß kaum eine gut erhaltene oder unversehrte Münze in dem ganzen umfangreichen Funde anzutreffen ist; sehr zahlreiche hingegen der in ihm enthaltenen Brakteaten sind völlig unkenntlich und nicht identifizierbar, und auch bei fast allen übrigen Stücken des Fundes war eine Erkennung des Gepräges sehr schwierig und nur mittels beson derer Anwendungen zu ermöglichen. Von der nach dem schon genannten Gesamt gewicht auf mindestens 3600 Brakteaten zu schätzenden Münzmasse des Fundes konnten trotz allem nur etwas über 1800 identifiziert werden; der Rest, alles große meißnische und böhmische Brakteaten, blieb unkenntlich. Die auch zu dem Funde gehörigen Barren sind wohl erhalten, und das gleiche gilt erfreulicherweise für das tönerne Münzgefäß. Es ist dies zweifellos dem Umstande zu verdanken, daß der Topf nicht ausgegraben, sondern in einem Mauerversteck frei stehend angetroffen wurde und von dort ohne weitere Werkzeuganwendung nur fort genommen zu werden brauchte. Über Bergungsort und -anlaß des Fundes Das Haus, in dessen Keller der Dresdener Brakteatenfund vor nunmehr fast 700 Jah ren versteckt worden war, stand in der Mitte des ältesten Stadtkerns, am Anfang der Straße (heute Schloßstraße), die vom Altmarkt zum damals markgräflichen Schlosse führte. Seine und seiner Bewohner Geschichte läßt sieh nicht bis zu der Zeit, da unser Schatz vergraben wurde, zurückverfolgen. Immerhin muß es, nach Umfang und Festigkeit der erhaltenen Keller zu schließen, ein ansehnliches und vielleicht schon durchweg steinernes Gebäude gewesen sein, das dort errichtet war, wie es zu damaliger