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auf dem Vorderseitenstempel Nr. 8, um so mehr, wenn man die Zeichen mit dem an liegenden Stück des inneren Einfassungsringes, der Bild und Schrift trennt, verbindet zu den Zeichen M und • . — Das breitgezerrte D von Vorderseiten-Nummer 6 und 8 erklärt sich selbst, und sein Spiegelbild C auf Vorderseiten-Nummer 9 wird nichts anderes bedeuten sollen, wenn man an die Schwierigkeit seitenverkehrter Darstellung beim Stempelschnitt denkt. —- Der Buchstabe S tritt — ein Parallelvorgang zum Zeichen für B — gleichfalls in liegender Form auf, und zwar als häufigstes Buch stabenzeichen. Ihn bringen Vorderseite wie Rückseite Nr. 6, 8 und 9. Auf den Rück seiten liest man ihn nur in der korrekteren Form U, die auf der Grundlinie endet; auf den Vorderseiten jedoch finden wir außer diesem (, von ihm nur durch ein oder zwei andere Schriftzeichen getrennt, die andere Form (U . Sie beginnt auf der Grund linie und bildet mit ihrem Auf-ab-auf die Strichführung des Buchstabenzeichens für N nach, jedoch sind dessen beide Ecken abgerundet und von dem leseunkundigen Stempelschneider mit dem S in Zusammenhang gebracht. Alle Schriftzeichen der zweiten Gruppe sind auffallend plump und grobdrähtig ge schnitten, doch gibt der Stempelschneider auch eine gelegentliche Probe, daß er wohl könne, wenn er nur wolle, mit einem sorgfältig, kunst- und stilvoll geschnittenen N- Zeichen, dem zweiten Buchstaben auf der Vorderseite Nr. 9b. Umschrift Man könnte von Glück reden, daß die Kaschwitzer Dünnpfennige sämtlich beschriftet sind und daß trotz der schlechten Ausprägung, die auch nicht auf einem Stück die volle Umschrift lesen läßt, die vorhandenen Münzen doch ausreichen, um die In schriften so gut wie vollständig herstellen ■ zu können — wenn man sie nur lesen könnte! Es ist ein anscheinend sinnloses Buchstabengewirr. Weder ist eine Inschrift zu entziffern, noch lassen sich die Buchstabenfolgen als Abkürzungen sinnvoller In schriften deuten. Die Frage ist nur, ob wir es mit Trugschriften, d. h. vollkommen sinnlosen Buchstabenreihen von ausschließlichem Schmuckcharakter, zu tun haben, oder aber ob ein leseunkundiger Stempelschneider eine sinnvolle Schriftvorlage seines Auftraggebers verderbt und verwirrt hat. Eine Trugschrift scheinen mir nur die Hälblinge zu tragen. Die bereits genannten abweichenden beiden Einzelstücke Nr. 1 und 12 sind nicht gut genug erhalten, um ein Urteil über ihre Beschriftung und deren Deutung zuzulassen. Die acht Gruppen der Hauptgepräge sollen zunächst darauf untersucht werden, ob ihre Inschriften etwa auch Trugschriften sein könnten. An eine Trugschrift läßt nämlich bei allen diesen Stücken das offensichtliche Bestreben des Stempelschneiders denken, seine Umschrift auf beiden Seiten des oberen Kreuzes, das Anfang und Ende der Inschrift andeuten soll, gleichlautend, gleichsam zweiseitig-symmetrisch zu gestalten. Symmetrische Inschriftteile Vorderseitenstempel 6. I V + V I 8. I V 4- V I Rückseitenstempel 2. H + N 3. M + H 4. V—N 5. IN—MI 6. (u V + V _ 9. V + V Betrachten wir aber die vollständigen Buchstabenreihen, vor allem bei Nr. 6, der Hauptmenge, so liegt die Vermutung nahe, trotz der zweiseitig-symmetrischen An-