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Zur Lösung dieser Frage nach dem Vorbild der Kaschwitzer Pfennige habe ich mich im wesentlichen der Unterstützung dreier Herren, die ich um Rat und Hilfe anging, zu erfreuen gehabt: Herr Professor Suhle am Staatlichen Münzkabinett in Berlin teilte mir mit, ähnliche Stücke hätten früher im Berliner Kabinett unter Merseburg gelegen. Herrn Dr.T. Hoffmann (t) in Berlin — dessen unentbehrlicher weitgehender schriftlicher und mündlicher Förderung, Hilfe und Mitarbeit ich mich während der ganzen Arbeit erfreuen durfte —- nannte Leitzmanns Numismatische Zeitung 1857, die einen Fund Nieder-Eichstädt beschreibe und abbilde, dessen Inhalt unseren Stücken ähnele und wohl in Merseburg und Naumburg entstanden sei. Bei Herrn O. Friedland in Zittau endlich hatte ich die Möglichkeit, die sehr seltene Zeitschrift einzusehen, um festzustellen, daß die Kaschwitzer Stücke mit diesem Funde wohl in irgend welchem stilistischen Zusammenhänge stehen, ohne daß sie wesensgleich oder auch nur fabrikgleich sind. .Jedenfalls gab diese Hilfe meiner Sucharbeit die erste Richtung. Leitzmann bildet die Niedereichstädter Dünnpfennige ab, die den unseren zwar ähn lich, aber doch älter sind. Vor allem bekräftigte diese Feststellung der Vergleich von Originalmünzen beider Funde. Dannenberg bildet als Nr. 1795 und 1795 a zwei geist liche Gepräge aus dem Funde von Gera ab. Diese sind das Ähnlichste, was ich in der gesamten untersuchten Münzliteratur vorgefunden habe. Auf beiden Seiten sind sie, bis auf die den Kaschwitzern fehlenden Krummstäbe, nach Bild und Schriftform unseren Münzen recht ähnlich. Das eigentliche Vorbild für beide aber, die Nieder eichstädt-Geraer wie für die Kaschwitzer, mag in den Magdeburger Dünnpfennigen zu suchen sein, die Dannenberg als Nr. 650/652/653 bringt. Herkunft, Münzherr, Zeitpunkt Wenn jemand kommt und sagt, er bringe eine Fundbeschreibung, die nicht nur eine Beschreibung schlechthin sei, sondern die Altes umstürze, wesentliches Neue bringe, ungelöste Rätsel überraschend kläre, dann wird er gut daran tun, sich die Sache recht gründlich zu überlegen. Muß er doch mit dem Verdacht rechnen, er wolle einen Fund noch nicht vorgekommener, darum noch nicht beschriebener und deshalb jeder Deutung Raum lassender Münzen zu einem wichtigen Ereignis der Numismatik aufbauschen. Denn es ist keine Kleinigkeit, wenn jemand das bisherige numismatische Niemands land östlich der Elbe-Saale-Linie und ostwärts der bisherigen Grenzmünzstätten Saalfeld, Naumburg, Merseburg, Magdeburg für die deutsche Numismatik be ansprucht, wenn er das Prägungsgebiet der mittelalterlichen Dünnpfennige um etliche hundert Kilometer nach Osten vorverlegt, wenn er in Osteibien ein geordnetes Wirt schaftsleben unter deutschem Einfluß ein halbes Jahrhundert vor der bisher dafür angenommenen Zeit glaubhaft machen will, wenn er behaupten will, die älteste ost deutsche Münzprägung bekanntzugeben, ja, wenn seine Untersuchungen darauf hin auslaufen, die Urheimat der Brakteatenprägung im ostelbischen Raume zu suchen: Er wird dann mit der gesteigerten Aufmerksamkeit der Kenner rechnen müssen und eine strenge Kritik zu gewärtigen haben. Allgemein wird der Grundsatz anerkannt, daß Brakteaten dort zu Hause sind, wo man sie in geschlossenen Funden aus der Erde gräbt. Zum Beispiel beruht die ganze mittelalterliche Numismatik der Oberlausitz von den ersten Brakteatenfunden an darauf, die Heimatfunde für das Fundgebiet zu annektieren und die Gleichung auf zustellen: Fundgebiet ist gleich Ursprungsgebiet. An sich scheint kein Anlaß, diesen Grundsatz nicht auch auf die Vorgänger der Brakteaten, die Dünnpfennige, anzu wenden. Immerhin findet er eine Einschränkung darin, daß man weder in der Antike noch in der Neuzeit danach zuteilen kann, und auch im Mittelalter ist die Voraus setzung dafür, daß im Fundgebiet eine Münzprägung nachgewiesen oder wenigstens wahrscheinlich ist. Dieser Nachweis ist für die ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts