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gelten; der Anfertiger der zweiten Gruppe war ein ausgesprochener Nichtkönner, wie viele Stempelschneider aus dem beginnenden 12. Jahrhundert. Vor allem aber wird den Münzen niemand die eine gemeinsame Eigenschaft absprechen können: daß sie bisher noch nicht vorgekommen, daher noch unbekannt, unveröffentlicht und noch für kein bestimmtes Gebiet und keinen Münzherrn beansprucht worden sind. Abhängigkeit der Bilder voneinander Vor allem ist hier die innere Abhängigkeit der jüngeren Gruppe Nr. 6 bis 9 von der älteren Gruppe Nr. 2 bis 5 zu beweisen. Diese Abhängigkeit und dieser Zusammen hang ist der altersbedingten Stilverschiedenheit halber und der verschiedenen In schriften wegen nicht ohne weiteres selbstverständlich. Die Reihe der Kopfseiten ist lückenlos, von Nr. 2 bis 8, über die Gruppengrenzen hinweg. Zwischen Nr. 8 und 9 aber scheint ein Sprung in der Reihe: Statt des Kopfes ist ein abgründig häßliches Brustbild mit der Kreuzfahne zu sehen, und man könnte, wenn man wollte, diese Verschiedenheit sogar einer anderen Münzstätte zuschreiben, wenn nicht die lückenlose Folge auf den Turmseiten und die gleichen Schriftzeichen den Beweis erbrächten, daß auch Nr. 9 in die gleiche Entwicklungsreihe gehöre. Was die Unterschiede zwischen der älteren und der jüngeren Gruppe betrifft, so braucht man nur die Ablösung des alten Stempelschneiders durch einen neuen, weniger geschulten anzunehmen, um trotz gewisser Verschiedenheiten eine lückenlose Alters reihe herstellen und die Frage der lückenlosen Aufeinanderfolge der Kaschwitzer Dünnpfennige bejahend beantworten zu können, auch wo der verschiedene Schrift charakter der älteren und jüngeren Gruppe einer solchen zu widersprechen scheint. Bei dem Rückseitenbilde, den drei Türmen dagegen, hat auch dieser Wechsel der künstlerischen (oder unkünstlerischen) Handschrift den Eindruck der Lückenlosig keit der Bildreihe nicht verwischen können. Die Entwicklungsreihe geht aber so: Die Hauptmenge Nr. 6 zeigt einwandfrei die gleichen drei Türme wie die vorhergehenden Nr. 2 bis 5 der älteren Gruppe. Nur die Dachzeichnung ist flüchtiger geworden, vom Rautenmuster der Nr. 2 über die Parallelstreifung der Nr. 5 zu der ungeteilten und ungemusterten Dachfläche der Nr. 6. (Die Hälblinge Nr. 7 und wohl auch Nr. 10 sind nur eine verkleinerte Nachahmung der Nr. 6.) Bei Nr. 8 steht der mittlere der drei Türme schief und ist sehr schlank geworden wie ein krummes, dünnes Männchen-; bei Nr. 9 dagegen, deren um 2 mm größer gewordener Schrötling mehr Platz bot, ist der mittlere Turm wieder dicker geworden, nur daß diesmal der Eindruck eines breit spurigen, feisten Männchens an Stelle des mittleren Turmes erzielt wird. Größe und Gewicht Alle Münzen, bis auf 47 abweichende, zeigen die einheitliche Größe von 22 bis 23 mm Durchmesser. 35 von den abweichenden sind kleiner und haben nur 17 bis 19 mm; es sind die schon erwähnten Hälblinge der Hauptart. Den größten Durchmesser haben nur die 12 Stück der beiden sehr ähnlichen Gepräge Nr. 9. Der größere Schrötling, durch den sich diese beiden Nummern unterscheiden, ist zweifellos beabsichtigt. Ob das damit gleichzeitig auftretende geringere Durchschnittsgewicht ebenfalls gewollt ist, steht dabin, ist aber nicht ausgeschlossen und läge in der Richtung, die die Ent wicklung der Münze oft beobachten läßt: geringerwertige Münze recht stattlich und ansehnlich erscheinen zu lassen. Die 714 wägbaren'Münzen haben ein Durchschnittsgewicht von 722 mg. Sie schwan ken vom Höchstgewicht von 1020 mg bis zum Mindestgewicht von 580 mg. Die ältesten Stücke, die Denare Nr. 2, wiegen im Durchschnitt 828 mg bei einer Schwan kung von 980 bis 770 mg, die 35 kleineren Stücke, eben die Hälblinge, wiegen im Durchschnitt 308 mg und schwanken zwischen 350 und 265 mg. Diese starke Schwan kung der Gewichte bei allen Arten, den ältesten wie den jüngsten, die große Spanne 12 177