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paßt sowohl technisch als auch durch seine Fischgrätenverzierung sehr gut zu diesem Topf. Am ganzen Topf kann man trotz der komplizierten Arbeiten keine Stelle finden, die uns unverstanden, gequält oder gar „gemurkst“ erschienen wäre. Gefäß Nr. 13: Außerhalb aller Gruppen liegt nun das Gefäß Nr. 13. Eine etwas hochstehende Schale von verzogener Form mit unsauberer, doppelter, exzentrischer, flacher Bodendelle. Der Umbruch in der Schulter ist plötzlich, aber nicht scharf. Der Hals, stark nach außen biegend, ist im Umbruch scharf gerundet, der Umbruch zum Rand ist kaum merklich. Auf der Unterseite des scharfen Randes, der an verschiedenen Stellen ver beult und beschädigt ist, ziehen sich, manchmal kaum merklich, fünf wahrscheinlich eingeritzte Riefen hin. Auf der Unterseite (erst sichtbar geworden durch Abnehmen der Patina) sind über die ganze Schale gut angeordnet vier große Spiralwirbel ganz leicht, aber noch gut zu verfolgen, sichtbar (Tafel 41 unten). Sie erwecken den Eindruck von vier riesig großen leichten Fingerabdrücken. Die Windungen gehen nach rechts und sind soweit ausgeführt, bis sie die angrenzenden Nachbarspiralen berühren. Durch den hohen Grad der Oxydierung gerade an dieser Schale kann man genauere technische Einzelheiten nicht mehr erkennen. Wir nehmen an, daß dieses Muster ganz leicht ein- geschlißen worden ist. Die Schleifspuren zeigen einen Abstand von 1 mm. Die Schale erscheint trotzdem glatt. Das teilweise durch die Oxydierung stark angegriffene Material ist bis auf zwei Rißstellen im Boden und zwei Randrisse von einwandfreier Beschaffenheit. Die Materialstärke schwankt von 0,31—0,53 mm. Eine einzige Stelle am Hals nimmt bis zu 0,7 mm zu. Der Bandhenkel ohne Verzierung besteht aus einem Streifen Bronzeblech, an einer Seite 0,8 mm stark und bis zur gegenüber liegenden Seite messerscharf auslaufend. Der untere Henkelniet ist innen durch ein Stück ausgehacktes Blech als Unterlage geschlagen. Beide Niete sind kräftig verhäm- mert, der obere ist tot getrieben, also locker, ohne Spannkraft. Heute gebrauchen wirfür derartige Treibarbeiten gewalztes Blech, sowie Form- und Profilmaterial aus den verschiedenen Metallen in den gewünschten Stärken. Nach dieser schon vorgeleisteten Arbeit beginnt das Schmieden, Strecken, Stauchen, Drücken und Treiben. Für spezielle Zwecke aber sind wir auf den Guß angewiesen, der durch Schlagen, Stemmen, Hobeln, Stanzen, Fräsen, Drehen, Schrubben, Feilen, Sägen, Schaben, Schleifen, Ätzen, Schweißen und Löten in die gewünschte Form gebracht wird. Alles Gesagte fassen wir also in drei ganz verschiedenen Arbeitsweisen zusammen: 1. im Abtragen, 2. im Aufträgen, 3. im Vertreiben des Materials. In der Bronzezeit wird wohl die Reihenfolge auch so gewesen sein. Nach dem Guß werden die Gußstreifen, die Gußnaht, ausgelaufene Formfehler sowie die ersten ein gearbeiteten Verzierungen abgeschlagen bzw. ab- oder ausgeschliffen worden sein. Die Materialauftragung geschah durch Überplatten, Angießen, wofür wir in dem • bekannten Umguß ungezählte Beispiele finden. Dabei werden zwei Gegenstände durch eine um sie gegossene Verstärkung zu einem Ganzen vereint. Erst im Laufe der Ent wicklung kam dann auch die „Vertreibung“ des Materials. Durch fortwährende Weiter- und Umarbeitung der Gegenstände brachte man es schließlich bis zu einer Höhe der Treibarbeiten, wie sie uns im vorliegenden Depotfund überliefert sind. Als wahrscheinliche Rohgüsse für getriebene Gefäße können wir die zwei unbearbei teten Exemplare von Riesa-Gröba, Kreis Großenhain (Landesmuseum Dresden S.: 104/47 und S.: 105/47) anführen (Tafel 42). Dank der Gußfehler, die beide Stücke aufweisen, sind sie von einer Weiterbearbeitung ausgeschlossen worden und so in einer