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beweist. Sicher hat die Kirkendrup-Tasse eine mehr östliche Verbreitung [nach Nestor 82 ) von der Ostsee bis nach Siebenbürgen], doch schließt das mehrere Nieder schläge im „Westgebiet“ nicht aus. Andererseits ist auch die mehr süddeutsche und „westlich^“ Fuchsstadt-Tasse im oben umschriebenen Kirkendrup-Gebiet durchaus nicht selten. Bezeichnend und für die Zeitstellung nicht unwichtig ist das gleichzeitige Auftreten beider Formen in mehreren geschlossenen Funden 83 ). Die Fuchsstadt- Tassen werden als H.-A- oder Montelius-4-Form herausgestellt. Auch unser Fund, in dem die Fuchsstadt-Form enthalten ist, gehört in die Jungbronzezeit und stützt die bisherige Zeitansetzung. Wichtig ist weiterhin, daß in unserem Funde Tassen vom Typ Friedrichsruhe (Form Osternienburg) mit der Fuchsstadt-Form zusammen kommen. Durch diese Berührung ist freilich über die Entstehung der Fuchsstädter Art noch nichts ausgesagt, sondern lediglich das Fortbestehen der Friedrichsruher in der Zeit der Fuchsstädter Tasse bewiesen. Interessant ist sicherlich die Lage unseres Fundortes an der Mündung des Elbdurchbruchs von Böhmen her 84 ), der ja für die Kulturverbindung besonders während der Jungbronzezeit bedeutungsvoll erscheint. Aufgabe der künftigen Forschung muß es sein, nach Auswertung auch der technischen Merkmale festzustellen, wo die Entstehungszentren der einzelnen Formen liegen, wie sich durch Hinzuziehung des gesamten getriebenen Bronzegeschirrs einzelne Kreise oder Gruppen aussondern lassen, und zwar sowohl örtlich als auch dem Inhalte nach, und inwieweit örtliche Herstellung, Anfertigung durch wandernde Handwerker oder Import in Frage kommen. Es wird sich dann auch feststellen lassen, ob sich die Bronze- gefäßc als Einzelerscheinungen einer Kulturströmung aus irgend einer Richtung (Un garn) erweisen oder ob weitere Elemente damit in Zusammenhang gebracht werden können. In der Frage der Chronologie scheint uns die typologische Betrachtung vielleicht doch ein Stück weiterzuführen oder wenigstens Anhalte zu bieten, allerdings nicht bindend ohne eine möglichst große Anzahl datierender Beifunde. Wenn die einfache Friedrichs ruher Form mit dem gedrückt gewölbten Gefäßkörper mit Bodendelle, scharf ab gesetztem Hals und Rand die älteren Stücke stellt und am nächsten der Fuchsstädter Typ (mit Standring und an den Enden meist verbreiterten Henkeln mit konischen Nietköpfen, Grundform sonst ähnlich gebaucht wie Friedrichsruhe, nur nicht so gedrückt) voll ausgebildet vor uns steht, dann auch bald (oder gar schon gleichzeitig) die Kirkendrup-Tasse erscheint, so bedeutet das nicht, daß etwa zeitliche Unter schiede einer vollen Stufe vorhanden wären oder daß eine Form die andere ablöste — dagegen spricht ja schon das Nebeneinander zweier Typen in einzelnen Funden —, sondern lediglich, daß die einzelnen voll ausgeprägten Formen nacheinander erstmals in Erscheinung treten. Es bleibt dabei abzuwarten, wie viele Einzelheiten in der Formgebung oder Verzierung etwa örtliche Sonderentwicklungen darstellen oder ob gar von Werkstätten in bestimmten Gebieten gesprochen werden kann. Wir wagen auch jetzt noch nicht zu entscheiden, ob aus der auch technisch ursprünglicheren Friedrichsruher Form über deren Abwandlung mit mehr oder weniger starkem Bauchknick (etwa wie Abb. 13) die scharf geknickten Kirkendrup-Tassen mit Buckel- und Perlbuckelreihen entstehen und ob etwa deren Form mit unverziertem Hals älter ist als die mit Halsbuckelung. Gleichfalls könnte die Fuchsstadt-Tasse aus der Friedrichsruher Form durch Ausbildung des Standringes entstanden sein (in Dresden- Dobritz haben wir z. B. auch Mischformen von Friedrichsruhe/Osternienburg- Verzierung mit Fuchsstadt-Standring). Zur Lösung aller dieser Fragen, die für die Handelsgeschichte und die Chronologie der Bronzezeit so außerordentlich wichtig sind, trägt unser Fund von Dresden-Dobritz schon durch seine vielgestaltige und interessante Zusammensetzung sicher mit bei, und wir hoffen, daß bald eine Reihe 82) Prähistorische Zeitschrift XXVI, 1935, S. 24 f. 83) U. a. Klewe, Jensovice, Basedow. 84) W. Coblenz, Prähistorische Zeitschrift XXXIV/XXXV, 1950, S. 62ff.