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Für eine einengende Zeitbestimmung sind diese Einzelheiten jedoch nicht zu ge brauchen, lediglich die Buckelung der Henkel ist bei den ausgeprägten Kirkendrup- Tassen und auch bei solchen des Typs Fuchsstadt nicht üblich. Die Herstellung der Henkel und ihre Anbringung an das Gefäß ist wahrscheinlich von anderer Hand erfolgt als die Treibarbeit 80 ) des Gefäßkörpers. Man schloß das bei der Betrachtung der bisher vorliegenden Gefäße daraus, daß die Befestigung in roher Weise erfolgte — die Gefäßwand wurde rücksichtslos von plumpen Nieten durchstoßen, die unteren Nietenden sind nicht abgearbeitet, die Nietköpfe unsorg fältig breitgeschlagen — und daß-die Verzierung der Gefäßwandung am Henkelansatz nicht unterbrochen ist, woraus Sprockhoff schließt, daß die Gefäße nicht unbedingt auf die Anbringung eines Henkels eingerichtet waren und daß Henkel und Gefäß an verschiedenen Orten und von verschiedenen Handwerkern gefertigt sein können. Auch bei unseren Tassen läßt sich beobachten, daß die Vernietung roh erfolgte — außer einer Tasse mit Kegelnieten am oberen Ansatz (Abb. 10) fast sämtlich roh breitgeschlagene Nietköpfe und nicht abgearbeitete Nietenden — und daß die Henkel rücksichtslos über die Verzierung greifen —, eine Ausnahme macht bei den sächsi schen Stücken lediglich die Tasse von Riesa-Gröba (Abb. 20)81), bei der innerhalb der Verzierungszone der Henkelansatz ausgespart wurde. Daneben erkennt man aber auch noch, daß die Henkelstellung den sonstigen Verzierungssystemen nicht an gepaßt war — der Henkelansatz liegt z. B. unregelmäßig zwischen den Sternzacken der Bodenverzierung (Abb. 4, 5, 8 und 9) —, daß der Henkel flüchtig und schief an gebracht wurde, daß er meist aus einem roh abgerissenen Stück Blechband besteht und höchstens die Ecken bei verschiedenen Stücken etwas abgerundet wurden, daß die den Nieten entgegengesetzten Blechstreifen meist abgerissene Stücke oder Abfall streifen sind und oft schief sitzen, daß die Metallzusammensetzung der Henkel oft eine andere ist als die der Gefäßkörper (bisweilen bestehen die Henkel aus Kupfer) und daß auch die Qualität der Henkelverzierung schlechter ist als die des Gefäßes. Lediglich die buckelverzierten Henkel entsprechen in der Sorgfalt den Gefäßen. Nachdem wir für die einzelnen Typen einige Vergleichsstücke herangezogen haben, soll nochmals kurz eine zusammenfassende Auswertung gegeben werden. Der gesamte Fund ist auf Grund der begleitenden Keramik, der auch sonst in Dresden-Dobritz vorkommenden Tonware (Abb. 21/22) und der dortigen großen Bronzesammelfunde erst nach der Mittelbronzezeit mit der älteren Buckelkeramik anzusetzen. Wir befinden uns damit zeitlich mindestens innerhalb der Grünbergschen sogenannten Fremdgruppen, sicherlich aber schon in der ausgeprägten Riefenkeramik, also der entwickflten Jungbronzezeit (Stufe B nach Seger). Dem widersprechen auch die besten Parallelen Osternienburg und Falkenberg nicht, die unsere örtlich gewonnenen Ergebnisse nur noch unterbauen. Die Formen selbst und deren allgemeine Ver breitung lassen starke Beziehungen zu Ungarn erkennen, zeigen allerdings auch mit aller Deutlichkeit das große Strahlungsgebiet der getriebenen Bronzeware. Offen sichtlich ist, daß die ausgesprochenen Kirkendrup-Typen — Stücke mit Bauchknick, abgesetzter Standfläche und Bodendelle, Unterteil oft mit umlaufenden Rillen, als Verzierung abwechselnd Buckelreihen und Perlbuckel, Halsbuckelung, eigentlich nur Schulter unverziert —in unserem Funde fehlen. Dabei liegt Dresden nicht etwa außerhalb des Verbreitungsgebietes dieser Form, wie der Fund von Riesa-Gröba eo ) S. schon E. Sprockhoir, Handcisgeschichte, S. 77. W. Kimniig, Die Urnenfelderkultur in Baden. 1940, S. 105. 81) G. Bierbaum, a. a. 0., S. 75, Tafel VII, 4c und VIII, 2. E. Sprockhoff, a. a. 0., Tafel 23 a. Daneben allerdings Unterbrechung der Buckelung bei unserem Sieb auf Abb. 2 und unserem Eimer auf Abb. 3 (s. besonders diesen); vgl. auch Jensovice, weiterhin auch die Unterbrechung der Pun zung des Halsansatzes bei mehreren unserer Tassen, die also dann erst nach Anbringung des Henkels erfolgt sein dürfte.