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Dieser von Lommatzsch im Norden von Döbeln durch die Mügelner Landschaft gegen Grimma und Leipzig führende Strang hatte meridionale Verbindungen nach den Elb- furten von Strehla und Merschwitz 28), welche ihrerseits wieder nach den erwähnten Muldenfurten und in die Herkunftsgebiete der Gesteinsrohstoffe einstrahlten. Eine andere Frage, die sich aus den Untersuchungen ergab und zur Beantwortung Anlaß gibt, ist: Wie wurde der Transport schwerer Gesteinslasten durch die Menschen der jüngeren Steinzeit bewerkstelligt? Johannes Richter bezweifelt, daß in vorgeschichtlichen Zeiten der Transport auf Wagen stattfand. Dazu seien die Straßen nicht überall geeignet gewesen 28 29 ). Daß tat sächlich der Lößboden namentlich an Berghängen, die die Reit- und Zugtiere und die von Menschen gezogenen oder geschobenen Fuhrwerke erklimmen mußten, wenn eine Beschotterung fehlt, sehr weich und bei Regenwetter unergründlich ist, das beweisen die in unserem Lößland den heutigen festen Fahrstraßen hier und da parallel laufenden engen Trockentäler und Lößschluchten z. B. am Geyersberge im Süden von Döbeln, in den Beckengräben bei Hermsdorf östlich von Döbeln, in Haß lau bei Roßwein, vom Dechantsberge bei Nossen, beim Vorwerk Tautendorf-Kloster buch und anderen Orten. Sie sind von manchen als reine Erosionsrisse, von anderen gar für vor- oder frühgeschichtliche Wälle angesprochen worden, dürften aber einst mals, als es noch keine festen Fahrbahnen gab, vermutlich sehr alte Wagen- und Karrenwege gewesen sein. War eine solche Fahrrinne unbrauchbar geworden, so wurde eine dicht danebenliegende eingefahren. Da sie stets einer heutigen Straße ent- langlaufen, so besteht kaum ein Zweifel darüber, daß sie einst dem örtlichen und dem Fernverkehr dienten. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß sie ein hohes Alter besitzen. Beweise im Sinne der vorgeschichtlichen Forschung liegen leider bisher nicht vor. Wie die Untersuchungen von Mötelindt 30 ), Jörg Lechler 31 ) u. a. ergaben, haben die Jungsteinzeitler Schleifen, Karren und Wagen für den Transport schwerer Lasten benutzt. Zugtiere waren damals Rinder; die Räder waren verhältnismäßig kleine Vollräder. Auch das Tragtier ist in Rechnung zu stellen, denn es ist gelungen, das Pferd als Haustier und Gehilfen des Menschen des Neolithikums nachzuweisen 32 ). Im übrigen waren es die Menschen selbst, die als Lastenträger mit Hilfe von Netzen, Säcken und Tragbahren das Transportproblem zu lösen verstanden. V. Die Gewinnung der Rohstoffe und deren Verarbeitung zu Steingeräten. „Der Hornblendeschiefer ist der Stahl der jüngeren Steinzeit“ 33 ). In dieser treffenden Charakteristik liegen nicht nur die Vorzüge, sondern auch die Schwierigkeiten, die das Rohmaterial der Steintechnik entgegenstellt, begründet. Die Eignung vor allem der Prasinit’e für Steinbeile, -äxte, -hämmer, Setz- und Schuhleistenkeile ist genügend begründet worden. Schwieriger sind die Fragen nach den Methoden der Gewinnung und der Verarbeitung, des Brechens, Sägens, Schleifens und Bohrens der Rohstoffe und Werkstücke, zu beantworten. Zwar gibt uns das grundlegende Werk von L. Pfeiffer über viele Einzelfragen der Steinzeittechnik gute Auskünfte 34 ), doch bleiben noch manche Probleme ungeklärt. 28) W. Radig, ii. u. 0., S. 61. 20) J. Richter, Vorgeschichtlicher Handel in Sachsen, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, S. 267. 30) H. Mötefindt, Der Wagen im nordischen Kulturkreise zur vor- und frühgeschichtlichen Zeit, Fest schrift f. Ed. Hahn, Stuttgart 1917, S. 209ff.; HMötefindt, Die Entstehung des Wagens u. d. Wagenrades, Mannus X. 1918, S. 31—63. 31 ) J. Lechler, Neues über Pferd und Wagen in der Steinzeit und Bronzezeit, Mannus XXV. Heft 2, 1933, S. 123 ff. 32) U. a. H. Agde, Landschaft der Steinzeit in Mitteldeutschland, Halle 1935, S. 47. G. Bierbaum, Der Trensenknebel von Zauschwitz, Sachsens Vorzeit, 1938, S. 29/33. 33) G. Bierbaum, a. a. 0., S. 238. 34) L. Pfeiffer, Die steinzeitliche Technik und ihre Beziehungen zur Gegenwart, Jena 1912.