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den Döbelner Raum, wenn wir die Herkunft der zahlreichen aus Prasiniten angefer tigten Steingeräte, deren Rohstoffe aus dem Striegistalgebiet von Hainichen-Fran kenberg entstammen, mit der Lage der Fundstellen derselben kombinierend und ver gleichend betrachten. Wir müssen vorausschicken, daß im Beobachtungsgebiete die alten Straßen meist Höhenstraßen sind, die auf die Talsohlen nur dort hinabsteigen, wo sie die zum Teil tief eingeschnittenen Flüsse queren oder nasse, sumpfige Auen in den Talweitungen überschreiten müssen. Aus den Fundgebieten der prasinitischen Gesteine waren beiderseits der unteren Striegis Höhenstraßen wahrscheinlich schon in der jüngeren Steinzeit nach Norden gerichtet, die durch Funde von Steinbeilen markiert werden. So führte ein Verkehrszug über Etzdorf zur Furt bei Roßwein und weiter über Haßlau—Theeschütz—Großsteinbach in die mit Funden und Siedlungen des Neo lithikums dicht besetzten Talgebiete der Jahna und des Lommatzscher Wassers oder Ketzerbaches. Stärker begangen dürften die Wege zwischen Striegis und Zschopau worden sein, ver banden sie doch die beiden wichtigsten Rohstoffzentren mit den Werkplätzen jen seits der Freiberger Mulde. Über Grünlichtenberg—Massanei—-Greußnig führten sie zur Muldenfurt von Döbeln, um im Norden der Stadt über Gärtitz und Simseiwitz Verbindung zu gewinnen mit dem fundreichen neolithischen Siedlungsland der Tal systeme der Jahna und der Döllnitz. Eine Querverbindung stellte über Beiersdorf den Anschluß an das Leisniger Löß- und Siedlungsgebiet her. Aus dem Waldheimer Raume führten Wege über die Zschopaufurt und Richzenhain nach den Rochlitzer Wohngebieten der Jungsteinzeitler einerseits und über Diedenhain—Nauhain nach der uralten Muldenfurt am Staupen bei Westewitz andrerseits, die den Verkehr über Großweitzschen nordwärts gegen Mügeln und westwärts in den Siedlungsraum im Norden Leisnigs lenkte. Inwieweit Wege schon zur jüngeren Steinzeit gegen Langenau, Geringswalde und Rochlitz gerichtet waren, bedarf künftiger Untersuchungen, für die der Waldheimer Serpentin und der seltene Eklogit Leitgesteine sein können. Auch die außerhalb des Beobachtungsraumes liegenden Steinbeilfunde von Nieder muschütz bei Zehren und Reppen bei Oschatz regen nicht minder zu weiteren Unter suchungen an, für die als Beobachtungsgrundlagen die Sammlungen von Hummitzsch (t) in Mügeln, Andrä in Seebschütz bei Zehren, in Meißen, Oschatz und Riesa dienen können. Auch für diese reichen Sammlungsbestände werden sich aus gemeinschaft lichen Arbeiten von Gesteinskennern und Vorgeschichtlern aufschlußreiche neue Erkenntnisse gewinnen lassen. Das Bild, das wir uns vom Verkehrsnetz unseres Beobachtungsgebietes für die jüngere Steinzeit machen müssen, wäre unvollständig, würden wir nicht in gebotener Kürze auch der Ost-West-Verbindungen gedenken, die unsere Lößgefilde durch ziehen. Das Auftreten seltener Äxte aus gebändertem Feuerstein, die als Handelsgut aus Ostgalizien stammen sollen, in Börtewitz bei Mügeln 25 ) und einer Bernstein perle daselbst 26 ), die der Kugelflaschenkultur angehören, von Bernsteinperlen und einer Feuersteinlanze des Aunjetitzer Typus von Kemmlitz bei Mügeln, von 14 durch bohrten Bernsteinperlen und 2 undurchbohrten Bernsteinperlen des Verwahrfundes der ältesten Bronzezeit von Kiebitz (über Döbeln) und von Lanzenspitzen der jüngeren Steinzeit von Kiebitz-Obersteina, welche als Handelsware aus dem Norden zu uns gekommen sind, um nur der Funde aus dem Mineralreich zu gedenken, spricht hinlänglich für das Bestehen ostwestlicher Handels- und Verkehrszüge schon in den frühesten Zeiten der vorgeschichtlichen Besiedlung unserer Lößlandschaften 27 ). 26) K. Moschkau, a. a. 0., S. 202. 26) G. Bierbaum, a. a. 0., S. 242. 37) G. Bierbaum, a. a. 0., S. 239, 242, 243. 122