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bezeichnungen falsch sind. Eine veraltete und allzuweite Anwendung der Bezeich nungen „Grauwacke, Felsitschiefer, Wetzschiefer, Hornblendeschiefer“, wie sie viel fach üblich ist, kann daher aus Gründen der wissenschaftlichen Genauigkeit und des Fortschrittes nicht wünschenswert erscheinen. I. Die Rohstoffe, ihre Erscheinungsweise und mineralogische Bestimmung Wie eine Fundzusammenstellung für den Kreis Döbeln nach dem Stande vom Juni 19418) ergibt, liegen etwa 150 Fundstellen aus der Döbeln-Mügeln-Lommatzscher Pflege vor, von denen diejenigen zur Untersuchung ausgewählt wurden, für die Stein werkzeuge in größerer Anzahl vorhanden sind. Es standen uns 32 Fundorte (Abb. 1) mit etwa 1000 Werkstücken zur Verfügung; davon entfielen allein rund 650 auf Birmenitz bei Ostrau. Die Fundverteilung, ihre typologische und chronologische Zugehörigkeit soll in einem späteren Abschnitt erörtert werden. Mehr als 90 °/0 der verwendeten Rohstoffe sind „grüne Gesteine“, fast aus schließlich Prasinite, ziemlich selten Diabase, Amphibolite, Serpentine, Eklogite, ganz selten diabasähnliche (Lamprophyre) und Hornblendeschiefer. A. Die Steingeräte aus Prasiniten besitzen vorwiegend graugrünliche oder bräunlich graue Verwitterungskruste mit feiner Streifung. An späteren Absplitterungen, die wahrscheinlich beim Auffinden der Stücke entstehen, stellt man an frischem Material eine ölig-dunkelblaugrüne, an durchscheinenden Splittern gelblichgrüne Farbe fest. Prasinite sind diabasische Gesteine, die im Gebirgsbildungsprozeß nahe der Ober fläche ausgewalzt und zermahlen (Mylonite) wurden und dabei ihren magmatischen Mincralbestand in einen neuen kristallinen mit epizonalen Paragenesen umgewandelt haben. Bei dieser mechanischen Auswalzung sind die einzelnen Minerale in sehr ver schiedenem Grade zerrieben worden, so daß sie meist äußerst feinkörnig sind, da nur geringe Reste der Zertrümmerung entgingen (Porphyroblasten, „Augen“ von Horn blende). Bei der Neubildung der Minerale wuchsen besonders weiße, natriumreiche Feldspate (Porphyroblasten von Albit). So entsteht gegenüber magmatischen Ge steinen eine außerordentliche Mannigfaltigkeit des Gefüges, und es erklärt sich daraus, daß sie bei Betrachtung mit bloßem Auge den Eindruck von verschiedenartigen Ge steinen erwecken. Poliert bieten sie eine außerordentlich farbschöne, grünweißrot ge fleckte oder gestriemte Oberfläche. Derartig schöne Stücke wurden vor allem bei Reppen (Oschatz), Zschockau und Draschwitz bei Leisnig gefunden. Sie übertreffen an Schönheit den Nephrit. Die mineralogische Bestimmung im Dünnschliff kann nach Tabelle 1 erfolgen. Es lassen sich folgende Typen unterscheiden: 1. Dichte Prasinite. Sie bestehen aus sehr feinen Mineralkörnern, die man mit der Lupe nicht mehr erkennen kann. Es sind, mikroskopisch betrachtet, ultramylonitischc Typen, die im Handstück mit dichten Diabasen oder auch Amphiboliten verwechselt werden können. Bei hohem Feldspatgehalt verwittern sie mit fast weißer oder gelb lichgrüner Rinde. Diese Gesteinstypen treten nicht sehr häufig unter den Stein geräten auf. 2. Feinstriemige Prasinite. Sie herrschen als Rohstoff weitaus vor. Ihre Patina ist meist von grünlichgrauer oder bräunlich grauer Farbe, und man beobachtet schon mit dem bloßen Auge eine dunkle, grünliche, feine Striemung. Einzelne Minerale lassen sich mit der Lupe noch nicht erkennen. Es sind ebenfalls ultramylonitische Typen, die mikroskopisch in schmalen Bändern aus einer prasinitischen blaugrünen Hornblende und aus einem feinzermörtelten Albit bestehen. Die Feldspatkörnei sind nicht größer als 0,050 mm. Die Hornblendenädelchen spießen in wirren, strahligen Aggregaten (nematoblastisch) ineinander von Längen zwischen 0,100 bis 0,200 mm 8) Die vor- und frühgeschichtlichen Bodenaltertümer des Kreises Döbeln, nach dem Stande vom Juni 1941 zusammengestellt von 11. Herrmann, Döbeln (Maschinenschrift).