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als ID K 0, wie sie der Verfasser des Aufsatzes in der Neuen Lausitzischen Monatsschrift 1796 entziffert hat, gedeutet werden. Die Gleichsetzung der Beckerschen Beschreibung mit dem bisher nicht erkannten Funde von Un- wiirde scheint mir nach den vorliegenden Umständen wahrscheinlicher als die Annahme eines bisher unbekannt gebliebenen neuen Oberlausitzer Fundortes von Brakteaten gleicher Zusammensetzung wie der Fund von Unwürde; wenn auch der Beckersche Ausdruck „nicht weit von der böhmischen Grenze“ zunächst nicht nach dem Fundorte Unwürde, der 15 km von der alten böhmischen Grenze entfernt liegt, zu weisen scheint. Becker gebraucht diesen Ausdruck offenbar nur, um seine Zuweisung dieser Münzen nach Böh men wahrscheinlich zu machen. Schließlich gelang es, sogar noch die Münzen selbst mit ziemlicher Sicher heit aufzufinden. Als ich die böhmischen Brakteaten in der Universitäts bibliothek zu Leipzig durcharbeiten durfte, geriet mir als erstes Stück der beschriftete Brakteat von Unwürde in die Hände. Er lag in einer Reihe weiterer Stücke, die die gleichen Altersmerkmale tragen und dem Aussehen nach aus einem Funde stammen. Eingehender Vergleich der Münzen mit den alten Fundbeschreibungen stellte vollkommene Übereinstimmung fest, so daß wir hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Belegstücke aus dem alten Funde von Unwürde vor uns haben. (Siehe hierzu die Beleg stücke aus dem Funde von Storcha und Obergurig am gleichen Orte!) KAMENZ 1910 Nachweis: Dieser Brakteatenfund wurde zuerst von Heineken im Jahrbuch des Numis matischen Vereins zu Dresden 1912 beschrieben. Kurze Erwähnung in den Bautzener Geschichtsheften 1911, ein kurzer Nachtrag des Verfassers in den Bautzener Geschichtsheften 1926, S. 140 ff. Der Fund gehört zu den reichhaltigsten mittelalterlichen Funden der Ober lausitz. Er zeigt in seiner Zusammensetzung große Ähnlichkeit mit den etwa gleichzeitigen Funden von Grünroda und Etzoldshain. Man wird daraus nicht schließen dürfen, daß die gesamte Oberlausitz zu Anfang des 13. Jahrhun derts den gleichen Geldumlauf gehabt hätte wie Westsachsen. Der Fundort Kamenz liegt im westlichen Teile der Oberlausitz an der alten Hohen Straße, der Einfallspforte des Verkehrs aus dem Reiche mit der Oberlausitz. Der Schatz ist offenbar westliche Einfuhrware. Er beweist aber, daß zur Zeit seiner Vergrabung der westliche Einfluß auf das Wirtschaftsleben der Ober lausitz von Bedeutung war. Nach seiner Zusammensetzung stammt der Fund aus der Zeit um 1230. Es liegt nahe, in einem Münzenfunde, auch wenn er sich überwiegend aus nachweislich auswärtiger Ware zusammensetzt, nach einheimischen Münzen