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ein wirklicher Entwicklungszusammenhang besteht. Dieser bekundete sich nicht nur in der Veränderung der Form, sondern auch darin, daß die Keramik fort schreitend Zierelemente übernimmt und die Töpferscheibe sich dauernd vervoll kommnet. Am sich gleichbleibenden Tonmaterial ist die Verbesserung der Mischung und des Brandes zu erkennen. Es unterscheidet sich grundsätzlich von der Tonware nichtslawischer nationaler Gruppen. Der aufgezeigte Entwick lungsgang ist also ein Beweis dafür, daß die Brandgräber mit unverzierter Keramik der I. Stufe tatsächlich slawische sind. Im Rahmen der III. Stufe der slawischen Keramik in Mähren erscheint im Gebiet des Unterlaufs der Swratka, Jglawa und Leitha, zwischen der böhmisch mährischen Hochebene und dem dnsk les (Steinitzer Wald), eine besondere Fundgruppe. Abgesehen von einem anderen typischen Inventar und Bestattungs ritus ist sie dadurch charakterisiert, daß in ihrer Keramik außer den geläufigen Gefäßtypen der II. und III. Stufe auch ungewöhnlich vollendete Gefäße auf treten, die an und für sich nach den früheren Entwicklungstheorien als viel jünger angesehen werden müßten. Ihre Datierung ist jedoch durch die Gesamt heit der Gräber gesichert und man kann nicht zweifeln, daß sie einen Charakter zug der Sonderentwicklung dieses Gebietes, die es von dem übrigen slawischen Mähren unterscheidet, bildet. Diese Gruppe nennt Poulik den Blucina-Typus nach den Funden in den Skelettgräbern auf der „Kleinen Kuppe“ in Blucina (Lautschitz), Kreis Zidlochovice (Groß-Seclowitz), etwa 14 km südlich Brno (Brünn), und die leicht kenntliche Form der Keramik ebenso. Es handelt sich um ausgeprägte slawische Burgwallkeramik; ihre Eigentümlichkeit besteht in der technischen Vollendung und der besonderen Ornamentik des Inventars, die sehr auffällig ist und aus Wellenlinien und waagerechten Rillen besteht. Die ältesten Gefäße dieser Gruppe weisen eine vollkommen gleiche Anordnung der Zier elemente an ihrer Oberfläche auf; unter dem ausgebogenen Rande ist auf dem Halse eine steile, scharf eingeschnittene Wellenlinie angebracht, unter ihr ein Streifen dichter markanter waagerechter Wellenlinien. Auf der Ausbuchtung oder auch unter ihr ist wieder eine steile, scharf eingegrabene Wellenlinie und darunter eine Spirale etwa 1 cm voneinander entfernter waagerechter Rillen. Die gesamte Verzierung ist von oben nach unten hergestellt worden, was der Umstand bezeugt, daß die oberen Bögen der mittleren steilen Wellenlinie die untersten waagerechten, zu dem Streifen über der Wellenlinie gehörigen Rillen schneidet. Die unteren Bögen dieser Wellenlinie schneidet eine waagerechte Rille aus der Spirale unter der Wellenlinie. Statt einer Wellenlinie zwischen den waagerechten Rillen können auch zwei oder drei vorkommen. Manchmal wird die ganze Verzierung noch durch andere Elemente, wie z. B. mit einem mehr fachen Stichel erzeugte V-förmig angeordnete Einstiche, ergänzt. Die steilen Wellenlinien sind immer einzeln gezogen, denn sie berühren oder schneiden sich zuweilen. Sie sind manchmal so tief eingegraben, daß die Ränder fühlbar hervor treten. Bei einzelnen Gefäßen findet sich diese Verzierung auch direkt unter dem Rande. Die waagerechten Rillen sind mit demselben Instrument hergestellt und sehr breit und markant. Doch unterscheiden sie sich von den waagerechten Rillen auf der vollendetsten Burgwallkeramik, die die letzte Entwicklungsform der slawischen Keramik darstellt. Diese Verzierung der Blucina-Formen ist also nicht eine zufällige, sondern Ausdruck der Mentalität ihres Schöpfers. Hier haben kaum fremde Einflüsse gewirkt. Die steile Wellenlinie entwickelte sich aus der ungekünstelten, eigentümlichen einfachen Wellenlinie, wie sie auf anderen