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SÜDDEUTSCHE URNENFELDERBRONZEZEIT ? Zu einigen Anregungen der englischen Forschung Von Wilhelm Albert v. Brunn Das Dreiperiodensystem verdankt seine Haltbarkeit dem Umstand, daß die augenfällige Aufteilbarkeit des Quellenstoffes in einer besonders reichen Fundprovinz Europas, die von den einheimischen Forschern dort frühzeitig bemerkt wurde, sich als ein historisches Nacheinander erwies, welches die Kultur geschichte der ganzen Alten Welt durchgemacht hat, wie sich später allmählich zeigte 1 ). Das Material selbst spiegelt also noch heute aufs deutlichste Ge gebenheiten wider, die sowohl für die damaligen Zustände als auch für das heutige Fundbild von maßgebender Bedeutung waren bzw. sind. Der Wechsel der Perioden in den einzelnen Ländern fällt freilich in verschiedene Zeiten. In den Randgebieten (z. B. Norwegen) ist die mittlere Stufe be sonders kurz. Das gleichbleibende Nacheinander wurde sonst jedoch überall durch den großen Abstand gewährleistet, in dem die Entdeckung der beiden wichtigen Metalle Kupfer und Eisen auch im Alten Orient, wo sie sich am zeitigsten nachweisen lassen, der Menschheit zugänglich gemacht wurden. Wir haben hier eine der wenigen Entwicklungen vor uns — im Fundbild vielleicht die einzige deutlich ausgeprägte —, die tatsächlich von einem großen Teil der Menschheit in der Alten Welt in gleicher Reihenfolge durch laufen wurde. Diese Perioden stellten sich darum mit zunehmender Material kenntnis überall ganz von allein ein. Dagegen wird es noch langer Zeit bedürfen, um in den verschiedenen Landschaften Europas die relative Aufeinander folge der Erscheinungen in weiteren Einzelheiten auch nur annähernd zu parallelisieren. An Versuchen, ein Einteilungssystem des einen Kultur gebietes auf das eines anderen zu übertragen, hat es bis in die letzten Jahre nicht gefehlt 2 ). Sie mußten aber zwangsläufig zu einer Pressung des Materials führen, einem Fehler, den P. Reinecke bei seinen vergleichenden Unter suchungen früh vermieden und bei Besprechungen öfters beanstandet hat 3 ). Bei dem heutigen Stande unserer Kenntnis ist es eben nicht ratsam, den Fundstoff zeitlich anders unterzuteilen als durch chronologisch festlegbare ') 0. Montelius, Det nordiska Treperiodsystemet. Svenska fornminnesföreningens tidskrift 12,1904, S. 185 ff. 3) N. Äberg, Bronzezeitliche und früheisenzeitliche Chronologie, Teil V: Mitteleuropäische Hoch bronzezeit (Stockholm 1935), passim. — Vgl- 0. Kleemann, I’rähist. Zeitschr. 32/33, 1941/42, S. 60 ff. 3) Germania 14, 1930, S. 46; 20, 1936, S. 283.