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kaum sichtbar wurde, hat er die sächsische Bodendenkmalpflege im um fassenden Sinne eigentlich erst begründet. Beispielhaft und wohl einmalig war von jetzt an seine Sorge um die Erhaltung und Pflege der vorgeschichtlichen Denkmale im ganzen Lande, die in einem fast zehnjährigen Kampfe mit dem Landtage gipfelte, bis endlich das damals für ganz Deutschland vorbildliche Schutzgesetz („Heimatschutzgesetz“ vom 13. Januar 1934) angenommen wurde. Inzwischen war er am 1. April 1927 zum Kustos befördert worden und übernahm ab 1. Januar 1931 die selbständige Leitung des Archivs urgeschicht licher Funde aus Sachsen, nachdem er schon von 1928 bis 1930 die Arbeits gemeinschaft zur Erforschung der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen, Land Sachsen, geleitet hatte. Die Durchsetzung des Schutz gesetzes hatte die Schaffung einer Behörde, des Landespflegers für Boden altertümer in Sachsen, zur Folge. Dieses Amt, das daneben nicht nur die Auf gabe des Aufbaus eines neuen wissenschaftlichen und technischen Apparates hatte, wurde von ihm ehrenamtlich am 6. Februar 1934 mit übernommen und aufopfernd ausgefüllt. Durch die wachsende Bedeutung seiner Arbeit besonders in bodendenkmal pflegerischer Hinsicht wurde am 1. April 1938 die vorgeschichtliche Abteilung des damaligen Museums für Mineralogie, Geologie und Vorgeschichte verselb ständigt und zum Landesmuseum für Vorgeschichte ausgebaut. Vorher war 1937 das Jahrbuch „Sachsens Vorzeit“ begründet worden, dessen verantwort licher Herausgeber und Hauptmitarbeiter er war, und von dem bis 1942 fünf volle Bände erschienen. Der Krieg selbst brachte eine ganz beträchtliche Einengung der Arbeitsmög lichkeiten trotz der ins Ungeheuere gewachsenen Aufgaben und zog nach und nach fast alle Mitarbeiter vom Amt, das er mühsam in den vorangegangenen Jahren aufgebaut hatte, ab. In den letzten Kriegsjahren war er zu allen Ar beiten fast allein, dabei war die denkmalpflegerische Belastung ganz wesent lich angestiegen. In diesen Jahren hat Bierbaum den Belangen des Faches ein Gutteil seiner Gesundheit geopfert. Als im Februar 1945 seine Dienststelle unter den Trümmern des Zwingers begraben wurde und auch die Magazin räume im Schloß, dazu die neue vergrößerte Arbeitsstätte im Taschenberg palais, in Flammen aufgingen — der größte Teil der Bestände war vorher vor sorglich ausgelagert worden —, erhielt er, verstärkt durch das Verschwinden der ausgezeichneten Bücherei, einen Schicksalsschlag, von dem er sich nie wieder ganz erholen konnte. Trotzdem setzte er sich nach Kriegsende sofort für den Wiederaufbau ein und rettete selbst mit unter dem Schutt der ehemaligen Diensträume den größten Teil der nach dem Verlust sämtlicher Kataloge wert vollsten an die 2000 Fundortsakten. Ohne wissenschaftliche Hilfsmittel, ohne Räume und Mobiliar begann er trotz seiner stark angegriffenen Gesundheit nochmals den Aufbau des Amtes und wurde im September 1946 zum Direktor