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ein wichtiges Ergebnis, wird doch damit erwiesen, daß Bügelknopffibeln in diesem Gebiet nicht erst nur in der Reihengräberzeit auftreten, sondern bereits vordem zum Trachtbestand gehören. Ein weiteres Beispiel dieser Art ist das Körpergrab (Männergrab) von Ilves heim (Nr. 54), dessen Beigaben, wie Axt 45 ), Lanzenspitzen 46 ) und Keramik 47 ), für eine Zeitansetzung in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts sprechen 48 ). Die Bügelknopffibeln aus den beiden Körpergräbern (Reihengräbern) von Pfahlheim (Nr. 115 und 116), durch Spatha, Schildbuckel, Saxe, Schnallen u. a. an das Ende des 5. Jahrhunderts datiert, werden von W. Veeck mit der Cannstätter Fibel verglichen, die er auf Grund der Keramik ins frühe 4. Jahr hundert setzt. Indessen möchten wir eher für das Ende des Jahrhunderts plädieren, ins Grab selbst dürfte die Fibel dann wohl ein ganzes Jahrhundert später gekommen sein. Dasselbe gilt für das Frauengrab von Nagold (Nr. 91), das u. a. durch eine silbervergoldete Fünfknopffibel mit halbrunder Kopfplatte und geradem Fuß, eine silbervergoldete Dreiknopffibel, zwei silbervergoldete Vogelfibeln, eine silberne Ovalschnalle mit nierenförmiger Beschlagplatte sowie Terra nigra von W. Veeck 49 ) mit dem 5. Jahrhundert wohl zu früh angesetzt wird 50 ). Die Untersuchungen G. Thirys 51 ) und H. Kühns 52 ), die 45) Der Typ mit leicht nach unten ausgezogener Schneide und dreieckig ausgezogenen Schaftloch backen weist auf elb- und ostgermanische Beziehungen. Vgl. hierzu u. a. R. Beltz, Die vorgeschicht, liehen Altertümer des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, Schwerin 1910, Taf. 68, 8; Matthes- a. a. 0., S. 42 f., Taf. 27; ders., Die Germanen in der Prignitz zur Zeit der Völkerwanderung im Spiegel der Urnenfelder von Dahlhausen, Kuhbier und Kyritz, Leipzig 1931, S. 118, Taf. 55, Abb. 321; W. Frenzel, Bilderhandbuch zur Vorgeschichte der Oberlausitz, Bautzen 1929, Abb. 2, 3, 4, 5 auf S. 95, Abb. 1 auf S. 107 oben; Schuldt, Pritzier, S. 90, Abb. 474; A. v. Müller, Formen kreise der älteren römischen Kaiserzeit im Raum zwischen Havelseenplatte und Ostsee, Berlin 1957, S. 57, 116f., J. Kostrzewski, Jeszcze o kulturze „,burgundzkiej" w Polsce, in: Opuscula Casimiro Tymieniecki, Pozna 1959, S. 145—147. 46) Lanzenspitzen sind wegen ihrer wenig differenzierten Form chronologisch unergiebig. Als nächste Vergleichsstücke werden genannt: Gerlachsheim (Nr. 38), Frankfurt a. M. — Praunheim (Nr. 33) und Osterburken (ORL, Abt. B, Lief. 40, Taf. VII, besonders 27). 47) Die wichtigsten Hinweise für die Datierung des Ilvesheimer Grabes liefert die Keramik. Der Henkelkrug als Wormser Fabrikation (vgl. W. Unverzagt, a. a. O., S. 21 ff.) gehört ins 4. Jahr hundert (hierzu W. Unverzagt, a. a. O., Abb. 14 und 22 sowie A. Dauber, a. a. O., S. 156 f.), ebenso die Schale vom Typus Alzei 26 (W. Unverzagt, a. a. O., S. 25 ff., Taf. II), die zur linksrheinisch römischen Nigragattung gehört. Ähnlichkeit mit mitteldeutschen Drehscheibengefäßen (Schalen urnen) hat das dritte Gefäß (z. B. W. Schulz, Das Fürstengrab von Haßleben, Römisch-Germa nische Forschungen 7, 1933, Taf. 13, und ders., Leuna. Ein germanischer Bestattungsplatz der spätrömischen Kaiserzeit, Berlin 1953, Taf. 20). Für die handgearbeitete Schale endlich gibt es aus Süddeutschland eine Reihe von Entsprechungen (vgl. A. Dauber, a. a. 0., Anm. 100 und 101). 48) W. Veeck, a. a. O., S. 32. 49) wie Anm. 48. 50) J. Werner, Das alamannische Gräberfeld von Bülach, Monographien zur Ur- und Frühgeschichte der Schweiz, Bd. IX, Basel 1953, S. 8, Taf. 1,1 und 2 (Grab 15). 51) G. Thiry, Die Vogelfibeln der germanischen Völkerwanderungszeit, Rheinische Forschungen zur Vorgeschichte, Bd. III, Bonn 1939, Nr. 204, S. 38. 52) H. Kühn, Die germanischen Bügelfibeln der Völkerwanderungszeit in der Rheinprovinz (Rheini sche Forschungen zur Vorgeschichte 4), Bonn 1940, S. 136 f., 139 f., Abb. 34.