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584 Dünger zuführen, welches am besten verschiedenemale nach der Blüte geschieht. Sodann ist von einem Fallen der Temperatur während der Blütezeit in dem Artikel keine Rede, welches Sinken zu verhindern eine Hauptsache ist. Dass es sich nicht lohnt, abgetriebene Pflanzen mehrere Jahre nacheinander zu treiben, wird wol jedem sachkundigen Gärtner einleuchten; denn nicht allein die Qualität sondern auch die Quantität der Ernte von alten Pflanzen wird von jungen weit übertroffen. Die Erdbeere Marguerite ist auch nach meiner Erfahrung inbezug aut’ Tragbarkeit eine der besten zum Treiben, jedoch hat sie nicht alle guten Eigenschaften, weil ihre Früchte niemals eine so schöne scharlachrote Färbung annehmen wie Princess Alice und Princess Royal ctc. weshalb man Marguerite zur Verwendung für feinere Herrschafts tafeln mit scharlachroten Früchten mischen muss. Das Treiben der Veilchen. Von B. Otto, Kunstgärtner im Hofgarten zu Langenburg. In der jetzigen Zeit, in der der Bedarf an Blumen im Winter ein grosser ist, und diese nur selten ge nügend vorhanden sind, hat der denkende und strebende Gärtner auch seine Versuche mit dem Treiben des lieblichen Kindes der Blumengöttin, des Veilchens ge macht. Die Resultate dieser Treibkultur sind ungemein günstige und versprechen noch eine grosse Zukunft; kein Wunder dass die Kultivateure die grösste Sorgfalt darauf verwendeten, um die Veilchen an Grösse, Reich- blütigkeit und Färbung der Blumen zu vervollkommnen. Zum Treiben geeignet und sich durch alle guten Eigen schaften für diesen Zweck auszeichnend sind: Viola russica, V. odorata semperflorens, V. Marie Louise, Kaiserin Azigusta, das Vierländer und das Lockstedter' Veilchen. Zwecks Vorbereitung für das Treiben werden an fang Herbst, bevor Fröste ein treten, starke Pflanzen * mit Ballen aus der Erde gehoben, von allen schlechten Blättern gesäubert und von den zuweit laufenden Ranken, welche die Pflanzen nur schwächen, befreit und in Mistbeetkästen gepflanzt, die dazu eigens angelegt werden. Das Anlegen der Treibkästen richtet sich ganz nach den klimatischen Verhältnissen der Gegend; ist diese eine rauhe und von schroffen Temperaturwechseln heimgesuchte, so müssen die Kästen warm angelegt werden, wozu frischer Pferdedünger, auf welchen noch eine Schicht Laub gebracht, verwendet wird. Dieses Verfahren ist noch notwendiger, wenn das zur Anlage bestimmte Revier, wie es leider oft der Fall ist, wenig von der Sonne beschienen wird. Die Lage der Kästen sei jedesmal Süden. Ist jedoch die Gegend eine wärmere und erhalten die Kästen die volle Sonne, so ist Boden wärme nicht unbedingt notwendig, es genügt dann ein abgetragener Mistbeetkasten, um welchen ein von Dünger und Laub hergestellter und Öfters erneuerter Umschlag gesetzt wird, um die erforderliche Wärme zu erhalten. Uebermässige Wärme beschleunigt das Wachsen der Pflanzen und verkürzt den Blütenflor; ebenso leiden die Blumen an ihrem schönen dunklen Blau, welches dann einem helleren Platz macht Nach dem Einpflanzen in Kästen, welches ziemlich dicht geschehen kann, werden die Pflanzen angegossen und mit Fenstern bedeckt, bis die Neubildung der Wurzeln vor sich gegangen ist. Hauptsache ist, dass die Pflanzen so nahe als möglich unter das Glas zu stehen kommen. Im Verlaufe der nächsten Zeit hat man an hellen und milden Tagen für entsprechendes Lüften zu sorgen, und ist dieses namentlich bei warmen Kästen zu beobachten, da diese Dünste und Feuchtig keit bergen, welche durch die ohnehin trübe und feuchte Jahreszeit noch derart vermehrt wird, dass die dadurch entstehende Fäulniss den Pflanzen nachteilig wird. Diesem Uebel noch mehr vorzubeugen, müssen die Fenster öfters abgewaschen, die Pflanzen an sonnigen Tagen von allen fauligen Blättern und Unkraut ge reinigt und die Kästen, so oft es die Witterung erlaubt, abgedeckt werden. Der frühe und reiche Blütenflor lohnt dann sicher die geringen Mühen, welche diese Arbeit verursacht. Lässt der Flor nach, ein Zeichen, dass die Pflanzen abgetrieben sind, welches meist Ende März der Fall ist, so werden diese durch öfteres und reichlicheres Lüften abgehärtet, und sobald es die Witterung ge stattet, zerteilt und auf Beete ausgepflanzt, die wo möglich frei liegen und nicht allzufetten Boden haben. In letzterem wachsen die Veilchen zwar schnell zu grossen, reichlich belaubten Pflanzen heran, sind aber im Winter während des Treibens der Gefahr, in Fäul niss zu geraten, weit mehr ausgesetzt, als die in magerem Boden erzogenen und hier mehr gedrungen gewachsenen Pflanzen. Man pflanzt in einer Entfernung von 20 bis 25 cm, wo der Zwischenraum dann gross genug ist, die Erde ohne Nachteil für die Pflanzen öfters auflockern zu können, das Unkraut leichter zu vertilgen und die Pflanzen schön und kräftig zu er halten. Wo das Treiben der Veilchen im grossen be- trieben wird, werden die Pflanzen meist aus Stecklingen erzogen, welche Methode der Zerteilung der Mutter pflanzen entschieden vorzuziehen ist, indem sie mehr gesündere und kräftigere, sowie reichlicher blühende Pflanzen liefert. Ein zweites Treib verfahren ist das in Töpfen, und ist dieses dem ersteren, namentlich dann, wenn es sich um hunderte oder tausende zum Treiben bestimmter Pflanzen handelt, nach mancher Richtung hin vorzu ziehen. Beim Treiben in Kästen hängt der Erfolg fast ganz von der Witterung ab, oft vergehen mehrere Tage, wo infolge rauher und kalter Witterung ein Aufdecken der Kästen nicht leicht möglich ist und dadurch auch die Entfaltung der Blumen gehemmt wird. Ganz anders ist dies bei den in Töpfen stehenden Pflanzen, welche im Treibhause aufgestellt sind. Diese erhalten zu jeder Zeit volles Licht und kann die Temperatur geregelt werden, wodurch die Pflanzen gleichsam gezwungen werden, die Blumen zu öffnen, ohne auch nur einen einzigen Sonnenstrahl zu erhalten. Bei diesem Ver fahren werden die Veilchen im September gleich von dem Kulturbeete mit Ballen in entsprechend grosse Töpfe gepflanzt, und bleiben sie, nachdem sie ange gossen, auch da stehen, bis Fröste zu befürchten sind, worauf mit dem eigentlichen Treiben begonnen wird. Mit einer Partie wird das für die Treiberei bestimmte Haus gefüllt, die übrigen Pflanzen werden in Kästen oder Gruben untergebracht, welche mit Läden und Laub gedeckt werden, welche Deckung aber an warmen Tagen zu lüften oder ganz zu entfernen ist. Von grossem Vorteil ist es, für die erste Serie schon anfang des Sommers starke Pflanzen in Töpfe zu bringen, diese liefern dann gut durchwurzelte Exemplare und sind dieselben gegen Fäulniss widerstandsfähiger. Sie erhalten während des Sommers einen etwas schattigen Platz, an trockenen Tagen viel Wasser und müssen wiederholt von gelben und schlechten Blättern befreit werden. Die Treibhäuser werden gewöhnlich einseitig gebaut und im Innern mit Stellagen versehen, jedoch so, dass die Pflanzen so nahe als möglich am Glase stehen und man dieselben noch bequem giessen und die Blumen pflücken kann. Für entsprechende Lüftungs vorrichtungen muss ebenfalls gesorgt werden, da ohne