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2 barer Aufgaben Platz gemacht. Treten auch noch hier oder dort Auswüchse des Vereinslebens zutage, die „Deutsche Gärtner-Zeitung“ wird es sein, welche ihnen das Ende bereitet. Wenn heute das kleine Häuflein, welches vor nunmehr genau einem Jahrzehnt unter der Führerschaft des leider zu früh verschiedenen Handelsgärtners Paul Gräbner in Erfurt versammelt war und mutvoll den Entschluss fasste, eine Vereinigung der für die gärtnerische Berufs fortbildung arbeitenden Vereine herbeizuführen, auf die heutige Entwicklung des von ihnen begonnenen Unter nehmens blickt, dann muss lebhafteste Freude die Brust erfüllen, weil der damals gelegte Keim sich zu einem so kräftigen, vielverzweigten und fruchtfähigen Organismus herausbildete. Mit vollberechtigter Befriedigung dürfen alle diejenigen auf das Erreichte blicken, welche in irgend einer Weise helfende Hand zur Förderung des Werkes mit anlegten. Dass sich die Zahl dieser stetig vermehre, ist unser lebhaftester Wunsch, denn nur noch zu oft be merken wir bedauernd, dass sich einzelne Gruppen unseres Verbandes zu selbstständigem Vorgehen im Sinne unserer Bestrebungen nicht entschliessen. Doch hoffen wir durch fort gesetzte Anregungen auch dieses Ziel zu erreichen und es zu bewirken, dass an tausend Stellen zugleich die Hebel angesetzt werden für Hinwegräumung der Schäden, mit denen unser Beruf belastet ist. Und gross sind die Auf gaben, welche noch der Erledigung harren, haben wir sie doch erst auf der letzten Verbandsversammlung ver mehrt, wo wir uns das ganze Gebiet der gesammten Interessen der Gärtnerei als Arbeitsfeld erkoren! Doch auch diesen vermehrten und vergrösserten Aufgaben hoffen wir gerecht zu werden, denn mehr und mehr findet die Erkenntniss Eingang, dass nur durch ein vereintes Zusammengehen die gemeinsamen Interessen wirksam wahrzunehmen sind, und mit dieser Erkenntniss wächst die Zahl und der Wert unserer Hülfsmittel. Drängen ab weichende Auffassungen hin und wieder auch einzelne, welche von dem Wunsche beseelt sind, mitzuhelfen an der Reformarbeit, zeitweilig in verschiedenen Richtungen auseinander, so wird — das hoffen wir zuversichtlich — die Erkenntniss der Solidarität der Interessen die Zer streuten in entscheidenden Momenten doch wieder vereinigen. Mit der Bitte, unseren Bestrebungen durch recht fleissige Mitarbeiterschaft und eifriges Eintreten für die Verbreitung unseres Organs Vorschub zu leisten, verbinden wir das Versprechen, unsere besten Kräfte voll und ganz zu jeder Zeit einzusetzen für den Zweck unseres Verbandes und seines Organs: Förderung der gesammten Interessen der Gärtnerei! Die Redaktion. Sitzung des Verbandsvorstandes. In vier Wochen findet eine Sitzung des Verbands vorstandes statt. Etwaige Anträge für dieselbe sind bis zum 15. Januar einzusenden. Das Bureau des deutschen Gärtner-Verbandes. Neu angemeldete Mitglieder. Gärtnerverein Flora in Wolfenbüttel. Korrespondent: Herr F. Müller, Schiffwall 1. Ferner die Herren: Rudolph Arndt, Kunstgärtner; Bucherstrasse 55, Nürnberg. Alfred Engels, Kunstgärtner, Bucherstrasse 55, Nürnberg. Ignaz Hajek, Obergärtner, Aschitkowo (Russland). Josef Lorke, Kunstgärtner, Kl. Oels (Schlesien). J. Meyer, Handelsgärtner, Lausitzer Platz 16, Berlin. C. Müller, Kunstgärtner, Birkholz bei Falkenburg (R.-B. Cöslin). F. F. Noeff, Handelsgärtner, Kalugaer Tor, Sakolnik - Moskau (Russland). H. Nolte, Kunstgärtner, Behrensen bei Coppenbrügge. Hermann Pressel, Handelsgärtner, Hannover, Fr. Rehnelt, Ratibor. G. Schaal, Kunstgärtner, Kronenstrasse 5, Freiburg in Baden. P. Schmidt, Kunstgärtner, Klosterstrasse 55I, Breslau. Gust. Sulger, Kunstgärtner, College-Point L. J., St. New-York (Amerika). Gust. Urban, Kunstgärtner, Villa Moll, Brieg (R.-B. Breslau). Fr. S. Winter, Kunstgärtner, Gent (Belgien). Die Ueberschwemmung am Rhein und ihre Folgen für die Gärtnereien. Die Tagesblätter haben sofort nach dem Eintreten der Katastrophe in grossen Umrissen das Unglück ge schildert, welches über eine der schönsten und gesegnetsten Gegenden unseres Heimatlandes durch die Ueberschwem- mungen des Rheins und seiner Nebenflüsse hereingebrochen ist. Die Detailschilderungen der furchtbaren Zerstörungen folgen jetzt nach und darunter sind nicht wenige, welche verkünden, wie hart betroffen gerade der fleissige Gärtner stand des Rlieintales ist. Das, was Fleiss und Mühe in langen Jahren umsichtiger Arbeit geschaffen haben, ist binnen wenigen Tagen, ja Stunden zerstört worden. Wir wählen aus den uns zugegangenen Berichten den nachfolgenden aus Laubenheim eingegangenen aus, welcher leider nicht allein für Mainz und Umgebung, sondern noch für viele, viele andere Oertlichkeiten die gegenwärtige trostlose Lage der heimgesuchten Gärtner nur zu wahr schildert: „Durch das schwere Gewitter mit Hagelschlag am 31. Mai wurden unsere Gärtnereien stark heimgesucht. Doch kaum hatten wir uns einigermassen von diesem Schaden erholt, als eine neue Heimsuchung über uns hereinbrach. Durch das so plötzlich eingetretene Hochwasser des Rheines sind die Fluren Laubenheims mehrere Meter hoch unter Wasser gesetzt worden. Am Abend des 28. November brach der Rheindamm bei Bodenheim auf eine Länge von über 100 m und in ganz kurzer Zeit standen unsere Gärt nereien 5 m hoch unter Wasser. Von unseren höchsten Gewächshäusern ragten kaum die Schornsteine heraus. Von Pflanzen wurde zwar ein Teil gerettet, gingen aber, da keine passenden Räumlichkeiten vorhanden waren und das Wasser zu lange anhält, bei der darauf folgenden Kälte zugrunde. Heute, am 17. Dezember, also bereits drei Wochen nach jenem Unglückstage, haben wir noch immer 1,20 — 1,50 m Wasser in unseren Gärten, welches auch noch eine zolldicke Eisdecke trägt, die alle Pflanzen unter sich zusammendrückt. Die Gewächshäuser sind teils eingestürzt, teils so stark beschädigt, dass Monate ver gehen werden, bevor wir die Arbeit in unseren Gärten wieder aufnehmen können, zumal das Wasser sehr langsam fällt. Ebenso sind Kasten und Mistbeetfenster, sowie Deckläden durch die starke Strömung weggeschwemmt oder zerbrochen. Alle Pflanzen, die noch in unseren Häusern standen, sind verloren. Wir sind nun mitten im Winter und sehen mit Bangen der Zukunft entgegen, besonders da die Hälfte der Gärtnereien neue Anlagen sind, indem wir durch die Stadterweiterung genötigt waren, unsere Gärtnereien zu verlegen. Wir richten daher an alle deutschen Gärtner die dringende Bitte, uns mit Geldspenden und Samen, sowie in einigen Wochen auch mit Pflanzen und Knollen zu unterstützen, damit wir unsere Gärtnereien diesen Sommer wenigstens einigermassen in Stand bringen können. Sendungen für uns können an die grossherzogl. Bürger meisterei in Laubenheim bei Mainz gerichtet werden.“ Aehnlich wie hier ist an vielen anderen Orten Hülfe dringend nötig. Es gilt, die Mittel zu bieten, um zer störte Existenzen wieder aufzurichten, um das unsagbare