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583 Wenn nun der eine oder andere meiner Kollegen | einem Orte angehört, wo ein bürgerliches Oberhaupt oder sonst etwas sich berufen fühlte, dem Kollegen zu erklären, dass hierzulande keine Krankenkasse des deutschen Gärtner-Verbandes angemeldet sei etc. und er nun der Orts- oder sonstigen Kasse beitreten müsse u. s. w.“, dann o deutscher Gärtner, nimm dein Quit tungsbuch zur Hand und schlage darin die erste Seite auf, da steht’s schwarz auf weiss aus der Gewerbe ordnung des deutschen Reichsgesetzes im §. 141 a: „Von der Pflicht, einer solchen Hülfskasse (pp. Ortskasse) bei zutreten oder fernerhin anzugehören, werden diejenigen j befreit, welche die Beteiligung an einer andern ein- J geschriebenen Hülfskasse nachweisen.“ Das ist kurz, bündig und genügt vollkommen. Den jenigen, welche sich veranlasst fühlen könnten, als gute Bürger einer Stadt etwa bei ihnen beschäftigte Gärtner veranlassen zu wollen, der sie speziell interessirenden, etwaigen anderen Kasse beizutreten, möchte ich noch die ernste Mahnung an’s Herz legen, spiessbürgerlich einseitiger Denkungsart keinen Platz in ihrem Innern einzuräumen, sondern sich als „freie Deutsche“ auch einer freien deutschen Gesinnungsart zu befleissigen. — Und wo noch „Dunkel“ herrscht, da möge der freie Sonnenblick bahnbrechend vorwärts dringen; und die „deutschen Gärtner“ mögen, als den Sonnenblicken am meisten ausgesetzt, ja ihr Inneres diesen warmen Strahlen nicht verschliessen, welche den Mahnruf verkünden: „Wache auf, deutscher Michel! Nimm auch du endlich die Vorteile wahr, die andere Nationen (wie Engländer und Amerikaner) in ähnlicher Weise längst eingeführt und als vorteilhaft anerkannt haben. Lass dich nicht I erst durch Polizeimassregeln bestimmen, den immer i wieder wachsenden Zopf abzuschneiden.“ Allen deutschen Gärtnern lege ich diesen Mahnruf | an’s Herz und hoffe, dass er nicht ungehört verhallen, j sondern beitragen möge, das Interesse für eine, den Gärtnern ganz besonders vorteilhaft werdende Einrich tung wachzurufeu und zu betätigen durch baldigen Beitritt. Denn nur langsam bricht sich die Erkenntniss Bahn, und so kommt es denn auch, dass eine zugleich mit der Krankenkasse des deutschen Gärtner-Verbandes angemeldete ebensolche Hülfskasse uns schon im ersten Vierteljahre überflügelte, denn sie zählte am Ende des ersten Quartals bereits 77 Verwaltungsstellen, gegenüber unserer Kasse gewiss ein glänzendes Resultat, welches seine.: Ursache darin rindet, dass die Begründer einer Korporation angehören, welche an derartige Verbindungen gewöhnt ist und stets solche begünstigt hat. Dass trotz der geringen Beteiligung ein gutes Resultat in unseren Krankenkassenverhältnissen zu ver zeichnen ist, verdanken wir dem gesunden Berufe unseres Standes. Darum ist es die höchste Zeit, aus freiem Antriebe das begonnene Werk befördern zu helfen, ehe der obligatorische Zwang eintritt und ein „Muss“ daraus macht; denn je eher der Beitritt, desto eher der Erfolg! Ed. Kohlmann in Hamburg. Vereinsberichte. Magdeburg. Verein Elbflora. Unser Verein gehört, als einer der jüngsten dem Verbände an. Derselbe wurde am 9. März 1882 gegründet. In Ermangelung eines tüchtigen umsichtigen Vorstandes konnte der Verein früher nicht erblühen, so dass wir mit Becht sagen können, die Hebung desselben hat erst in diesem Jahre unter der gegenwärtigen und voraussichtlich dauernden Leitung eines energischen, aus gärtnerisch gebildeten Kräften zu sammengesetzten Vorstandes begonnen. Jedes Mitglied befleissigte sich, nach besten Kräften seinen Anteil zur Vereinsarbeit beizutragen. Leider ist auf dem Vereinsgebiete im verflossenen Halbjahre nichts besonderes geleistet worden, jedoch schmeicheln wir uns mit der Hoffnung, nach Abschluss des kommenden Halbjahres einen günstigen Bericht erstatten zu können. In der Zeit, vom 1. Januar bis 1. Juli wurden abgehalten elf gewöhnliche und eine Generalversammlung, die, mit Ausnahme einiger, zahlreich be sucht waren. Am 1. Januar d.J. zählte der Verein 22 Mitglieder. 10 davon schieden aus. Es traten dem Verein 14 Mitglieder bei, mithin zählt, derselbe am 1. Juli 26 Mitglieder. Vorträge wurden im genannten Halbjahre von folgenden Herren gehalten: W. Schaarschmidt: Ueber Cyclamen. » Kultur der Ananas. W. Rudolf: Citru» sinenw. A. Thiele: Färben der Hortensien. » Schwefeln und Beizen der Immortellen. » . Ueber Kttonporuin. G. Scheibe: Ueber Winter-Levkoyen. Diese Vorträge wurden der Bibliothek übergeben und können auf Wunsch den Mitgliedern verabfolgt werden. Durch Ausstellen von neuen und seltenen Pflanzen und Blüten wurde den Mitgliedern Belehrendes mancherlei Art geboten. Der Vorstand besteht aus folgenden Herren: A. Thiele, Vorsitzender und Korrespondent; W. Schaarschmidt, Stell vertreter; G. Scheibe, Schriftführer; H. Lenz , Kassirer; A. Oel schläger, Bibliothekar. Am 23. August trat, der Verein mit 21 Mitgliedern der Ver- bands-Krankenkasse bei. Das Vereinslokal befindet sich Apfel strasse 8. Die Versammlungen werden alle 14 Tage, im Sommer von 9 Uhr, im Winter von 1/,9 Uhr an abgehalten. Reisenden Mitgliedern zur Nachricht, dass sich das Verkehrs lokal (Herberge zur Heimat.) Bahnhofstrasse 44 befindet. Inbetreff der Reiseunterstützung wollen sich reisende Mitglieder an den Vorsitzenden A. Thiele, Buckau in der Privatgärtnerei von A. Gruson, und sodann an den Kassirer H. Lenz. Neustadt- Magdeburg, Breitenweg 122, wenden. A. Thiele, Vorsitzender. G. Scheibe, Schriftführer. Einige Worte über Erdbeertreiberei. Von CI. Aug. Sonntag, Kunstgärtner in London. Mit grossem Interesse las ich in No. 27 der ..Deutschen Gärtner-Zeitung" über rationelle Erdbeertreiberei von Herrn Hofgärtner Hollburg. Da ich mehrere Jahre in einer bekannten Treiberei Deutschlands war und auch im Auslande mehrere gute Treibereien zu verschiedenen Zeiten besucht habe, erlaube ich mir. dem Wunsche des Herrn Ho 11 bürg nachzu kommen, indem er sagt, dass ihm neue, sachgemässe Lehre stets angenehm sei. Die dort angegebene Kultur und Treiberei ist eine alte Methode, kann auch nach meiner Ansicht keine ra tionelle genannt werden, denn so nenne ich mir eine solche, bei der man einjährige Pflanzen, d. h. Ausläufer vom Frühjahre in der Weise heranzieht, dass man sie schon im ersten Winter mit gutem Erfolg treiben kann, was ja auch jetzt in vielen Treibereien Deutschlands. Frankreichs und Englands geschieht. Einen Beweis, dass sich einjährige Pflanzen mit gutem Erfolg treiben lassen, kann ich dadurch bringen, dass- ich anfangs April des Jahres 1880 dem Herrn Hofgärtner (Haussen in Schloss Brühl ein Geschenk mit zwei Töpfen getriebener Erd beerpflanzen (Maryuerite) machte, jeder Topf mit 2 Pflanzen, wovon der erste 28 und der zweite 33 tadellose Früchte hatte. • Da ich des Raumes halber nicht auf alle Einzel heiten des Artikels eingehen kann, erlaube ich mir nur kurz zu erwähnen, dass Herr Hollburg empfiehlt, ballen- trockene Pflanzen in mit Wasser gefüllte Untersetzer zu stellen, jedoch dabei den Hauptnutzen der Untersetzer gänzlich unerwähnt lässt. Nachdem man die T'reibpflanzen aus den frostfreien Kästen geholt und gereinigt hat. stellt man sie am besten gleich auf Untersetzer, welche man vorher mit einer Mischung von altem Lehm und verrottetem Dünger gefüllt hat. Die Pflanzen greifen mit ihren Wurzeln gleich durch und ziehen während der ganzen Treibperiode ihre Hauptnahrung daraus, werden folglich viel kräftiger und widerstandsfähiger, auch kann man ihnen auf diesem Wege leicht flüssigen