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565 zum Hafenkapitän ernannt. Und als die französische Intervention eingetreten war, stieg die Bedeutung dieses Hafens noch mehr, denn er war der einzige, der nicht von den Franzosen besetzt war; die mexikanische Regierung erkannte das, sie warf 200 indianische Sol daten dahin und machte Roezl zum Kommandanten, mit dem Auftrage, einem etwaigen Landungsversuche der Franzosen mit allen Kräften sich zu widersetzen. Allen diesen Aemtern musste Roezl vorstehen und dabei auch die Weiterentwickelung seiner Pflanzung im Auge behalten. Endlich waren mehr als 20 ha mit Ramie bepflanzt. Wie es nun aber daran gehen sollte, die geernteten Stengel handelsfertig zu machen, d. h. gute Gespinnstfasern herzustellen, da brachen neue Schwierigkeiten aus. Keine von den Maschinen, die Roezl aus England und New-York hatte kommen lassen, war imstande, eine schöne Faser herzustellen. Da war guter Rat teuer, aber Roezl verzagte nicht und seine Energie errang einen der glänzendsten Er folge; er wurde Erfinder, er probirte und probirte, bis er selbst eine Maschine konstruirt hatte, die aus den grünen Ramie - Stengeln in wenigen Sekunden äusserst feine, glänzend weisse Fasern hervorbrachte. Sowie er einige Ballen dieses vorzüglichen Produktes hergestellt hatte, schickte er diese nach Manchester in England, um sich über den Preis und den möglichen Absatz genau zu informiren. Von dort kamen die günstigsten Nach richten, denn durch den noch wütenden nordamerikani schen Bürgerkrieg war die Baumwolle-Zufuhr in’s Stocken geraten, die Preise derselben waren enorm gestiegen und die Industriellen begrüssten jeden sich darbietenden Er satz für Baumwolle mit Freuden. Roezl liess nun, um sein Unternehmen auszudehnen, seine drei verheirateten Schwestern mit noch 10 anderen Familien aus Böhmen nach Santecomapan kommen, um mit ihnen eine deutsche, ihm unwandelbar ergebene, Kolonie zu gründen. Leider sagte das Klima den Ankömmlingen noch weniger zu, es stellten sich Fieber ein und die Leute mussten wieder abreisen. Eingeborene Arbeiter waren nicht mehr zu haben, denn alle mussten die Waffen tragen oder hatten sich versteckt und mit der Uebersiedelung des Kaisers Maximilian nach Mexico wurde Roezl, als Oestereicher, der Nationalregierung, die Santecomapan tatsächlich noch im Besitz hatte, verdächtig und ihm sein Unternehmen sehr erschwert. Da richtete Roezl seine Blicke wieder nach den Südstaaten Nordamerikas, weil dort der Bür gerkrieg zu Ende ging und schnell entschlossen machte er sichVzur'|Einfühnmg der Ramie nach New-Orleans auf den Weg; auch der Insel Cuba liess er Pflanzen zu Anbauversuchen zukommen. Das ausgezeichnete Pro dukt der Ramie, das Roezl in New-Orleans ausstellte, erregte einen Enthusiasmus für die Sache, wie er nur in Amerika möglich ist; Roezl’s Absteigequartier wurde von Zeitungsreportern belagert, die sensationellsten, mit unter überspanntesten Artikel füllten die Zeitungen; die Baumwolle-Barone schwärmten, mit der Zukunftspflanze schnell die erlittenen Schlappen des Krieges auszuwetzen; da wurden Riesenanpflanzungen an Roezl übertragen und grosse Bestellungen auf fertiges Produkt aus der Pflanzung von Santecomapan gemacht. Da hätte Roezl im allgemeinen Jubel auch mit überschnappen können; er ging aber besonnen zu Werke und meldete zunächst in Washington auf seine neue Maschine ein Patent an; er machte dann seine Pflanzungen und nach 2 Monaten kehrte er über Vera-Cruz auf seine mexikanische Pflanzung zurück. Roezl konnte sich in Santecomapan auf die Dauer nicht behaupten, denn die wenigen noch zurückgebliebenen Arbeiter wollten an dem ungesunden Orte, den sie ob aller dort zu erduldenden Qualen die Hölle nannten, nicht mehr bleiben, der nicht enden wollende Krieg in Mexiko trat auch überall störend dazwischen, daher be schloss Roezl abermals, einen Teil der Ramie-Pflanzen nach New-Orleans zu bringen und reiste im Dezember 1867 dorthin ab. Wie gross war seine Freude, als er die prächtige Entwicklung der Ramie-Pflanzung, die er vor 10 Monaten dort gemacht hatte, sehen konnte. Auch auf seine Maschine war ihm von der Regierung ein Patent auf 17 Jahre verliehen worden und eine gerade stattfindende Ausstellung bot Gelegenheit, die Maschine dem Publikum gleich praktisch vorzuführen. Auch in Cuba fing man an, sich für die Ramie zu interessiren und Roezl erhielt eine schmeichelhafte Einladung von einigen der bedeutendsten Zuckerplantagen-Besitzern, dorthin zu kommen. (Fortsetzung folgt). Der Obstbau auf der Gartenbau-Aus stellung in Hamburg. (Fortsetzung.) Herr Franz Hohm, Obergärtner der Schöffer’- sehen Anlagen in Gelnhausen, trug in Hamburg eine Anzahl bedeutender Ehrenpreise davon. In jener wundervollen Gegend, „wu Vugelsberg on Spessert schihn wäi Bränder bei enanner schtihn, on, wäi e glizzernd selwern Bond, däi Kinz sich schlengelt dorch des Land“, im gesegneten Kinzigtale, im Schutze der rebenbestandenen Ausläufer der Vogelsberge, reift bei üppigster Baumvegetation eine köstliche Frucht. In lieber Freunde Gesellschaft durchwanderten wir an einem Julisonntage die ausgedehnten, sorgfältig ge pflegten Anlagen und erfreuten uns der reifenden Früchte, die wir in Hamburg in schönster Ausbildung wieder sahen. In der Konkurrenz um das schönste, reichhaltigste und am richtigsten benannte Sortiment Obst in vom Pomo- logenverein empfohlenen Sorten, gewachsen in Süddeutsch land, erwarb der Aussteller den ersten Preis, die grosse goldene Hamburger Staatsmedaille. Die Sammlung ent hielt 41 Sort. Aepfel, 30 S. Birnen, 12 S. Steinobst, 49 Traubensorten und 4 S. Pfirsiche. Ein Sortiment in 45 S. Aepfeln und 9 S. Birnen, zur Weinbereitung geeignet, erlangte gleichfalls den ersten Preis. Die aus 25 Sorten noch nicht vom Verein empfohlenen Aepfel bestehende Sammlung wurde mit dem zweiten Preise bedacht. Wir fanden besonders hervorragend: Calmlle aromatique, Hoya’sehe Gold Rite., Alfriston, Ital. Rosmarin, Silber Pepping, Braunschweiger Tafel- rambour, Colville imperiale, Herzogin von Brabant, Rtte. Triomph d’Oberdiech, Charakter Rtte., Grosse franz. Rtte. Ein erster Preis ward auch der 25 Sorten umfassenden Sammlung von Aepfeln, die sich ihrer Güte und Tragbarkeit wegen für Kordonzucht eignen, zuteil. Es waren: Baumann’s Rtte., Wtr. Goldparmäne, Gold. Rtte. von Blenheim, Kaiser Alexander, Canada Rtte., Cox’ Pomona, Weisser Winter Calvill, Calville imperial, Königl. Kurzstiel, Herzogin v. Brabant, Gelber Wtr. Calvill, Calville v. St. Sauveur, Canada Rtte. pan., Gestr. Beaufin, Früher Non pareil, Parker’s Pepping. Clrarlamowsky, Landsberger Rtte., Gestr. Blumencalvill, Quetier, Neuer engl. Pigeon, Schwarzenbachs Parm., Ribston Pepping, Ananas Rtte., Orleans Rtte. Mit einem wertvollen Ehrenpreise wurde die 30 noch nicht empfohlene Sorten enthaltende Birnsamm lung und mit dem zweiten Preise ein 20 durch Güte und Tragbarkeit ausgezeichnete Sorten enthaltendes Tafelbirn - Sortiment prämiirt. In der scharfen Kon kurrenz um 10 schönste Kaiser Alexander (20 Bewerber) | trug Hohm den Preis davon. Die lachend schön ge-