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38 mit Karren oder Wagen zum Markte befördert worden, so wird für den Stand derselben für den ersteren zwei Kreuzer, für letzteren drei Kreuzer noch extra entrichtet. Bedenkt man nun, dass von diesen wenigen Kreuzern solch’ bedeutende Pachtsumme gelöst werden muss, dass auch die Leute, welche das Standgeld einholen, davon bezahlt werden und auch der Pächter nicht ohne Profit davongeht, so kann man sich einen ungefähren Begriff von der Grossartigkeit des wiener gärtnerischen Marktes verschaffen. Ueber den Markt im allgemeinen und die hiesigen Marktpflanzenkulturen im besonderen will ich später einmal berichten. Josef Pimper, Kunstgärtner, Hernals-Wien. Die Behandlung der chinesischen Primeln im Winter. Beantwortung der Frage 322: „Was kann wol die Ursache sein vom Abfaulen der ein fachen chinesischen Primeln in den Monaten Dezember, Januar und Februar in einem trockenen Hause mit aufrechstehenden Fenstern, trotz Anwendung aller be kannten Vorsichtsmassregeln ?" Wir kultiviren jährlich als Hauptspezialität unseres Geschäftes mehrere Millionen Primelsämlinge und hiervon unter andern auch zirka 40000 Stück in Töpfen zur Samen zucht, also zum Frühlingsflor, und glauben die Frage nach unseren Erfahrungen dahin beantworten zu müssen, dass die Pflanzen des Fragestellers nur zu spät eingetopft, also nicht genügend durchwurzelt sind, um dem Winter widerstehen zu können. Es ist durchaus notwendig, dass die zum Durchwintern bestimmten Pflanzen Ende August, spätestens Anfang September eingetopft werden, wenn dieselben kräftig und widerstandsfähig sein sollen, und werden solche Pflanzen mit Leichtigkeit und ohne bevor zugte Stellung den Winter überstehen. Die chinesischen Primeln verlangen auch im Winter eine regelmässige Feuchtigkeit, während es sehr nachteilig ist, wenn die selben zu trocken werden. Etwa sich zu früh zeigende Blütenstengel können ausgebrochen werden. Sattler & Bethge, Primelzüchter, Quedlinburg. Vertilgung des Schmierpilzes in Lohbeeten. Beantwortungen der Frage 337: „Gibt es ein Mittel, um den gelben Schmierpilz aus Loh beeten zu vertreiben?“ In Holland wenden alte erfahrene Gärtner zu diesem Zwecke frischen Urin an, welcher mittelst einer kleinen Giesskanne mit einer engen Oeffnung auf die infizirten Stellen gegossen wird; Man wiederholt dies jedesmal, sobald sich der Pilz zu zeigen beginnt und erreicht da durch seinen Zweck. J. H. Krelage in Haarlem. Ein anerkannt sicheres und schnellwirkendes Mittel ist das Aufstreuen von Salz auf die Stellen, wo der Schmierpilz zum Vorschein kommt. Ferner will ich noch dem geehrten Fragesteller em pfehlen, dass er die Lohe, bevor er sie verwendet, ge hörig trocken werden lässt. Dieselbe nass zu verwenden, ist entschieden ein Fehler; erstens weil durch die nasse Lohe die Entwicklung des Pilzes befördert wird, zweitens weil solche auch nicht die nötige Wärme erzeugt. C. G. Petrick, Obergärtner in Gent. Den Lohschmierpilz, die sogenannte Lohblüte, Aethalium septicum, vertilgt man am besten durch Umpacken der Lohe; ist dies aber nicht tunlich, wie z. B. in bestellten Mistbeetkästen, so kann man den Pilz auch durch Auf streuen von Kochsalz vernichten, aber dies hilft nur für kurze Zeit. Meiner Ueberzeugung nach ist es am besten, man lässt den Pilz erst reif werden, welches schon nach einigen Tagen der Fall ist, wo er dann hart wird. Man kann ihn sodann sehr leicht entfernen, auch von den Blättern der Pflanzen, welche er überzogen hat; er lässt in diesem Zustande kaum einen Rückstand, indem er gut abblättert. Entfernt man den Pilz aber in weichem Zustande, so hinterbleiben immer sehr widerwärtige Rückstände und die Pflanzen müssen dann gewaschen werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich hier noch eine Beobachtung mitteilen. Da im letzten Frühjahr hier das Stroh und deshalb auch der Dünger sehr knapp war, so wurde in Mistbeeten als Unterlage viel Lohe verwendet und in diesen Kästen in aufgebrachter Erde Topfpflanzen ausgepflanzt. Man hatte viel von Lohblüte zu leiden, aber es erwies sich, dass gerade an den Stellen, wo die Lohblüte zum Durchbruch gekommen und dieselbe reif geworden war, die Pflanzen viel besser wuchsen und ein viel freudigeres Grün zeigten. Wahrscheinlich war durch die Vegetation des Pilzes der Gerbstoff der Lohe auf gezehrt worden und waren die Pflanzen mit ihren Wurzeln an diesen Stellen in die Lohe eingedrungen. L. Seifert, in Firma Carl Stammler, Kunst- und Handelsgärtner in Segeberg (Holstein). Zwischenveredlung bei Aepfel-, Bim- und Pflaumenstämmen. Beantwortung der Frage 340: „Wie haben sich bei der Erziehung von Aepfel-, Birn- und Pflaumenstämmen die sogenannten Doppelveredlungen (wobei die jungen Bäumchen erst dicht an der Erde mit einer stark und gerade wachsenden Sorte und später in Kronenhöhe nochmals mit anderen Sorten veredelt werden) bewährt? — Welehe Vor- und Nachteile bietet diese Erziehungsweise und welches sind die besten Sorten zur Zwischenveredlung?“ In neuerer Zeit werden besonders von holländischen Baumzüchtern zweimal veredelte Obstbäume in den Handel gebracht und vielfach gerühmt, dass diese Methode der Baumerziehung der bisher üblichen sowol in der raschen Heranziehung, wie in der Widerstandsfähigkeit der be treffenden Bäume vorzuziehen sei. Das erstere mag in mancher Beziehung richtig sein, ob aber auch das letztere, möchte ich auf Grund mehrjähriger Erfahrungen sehr in Frage stellen. Zur Heranziehung von Pfirsich- und Aprikosen- Hochstämmen ist die doppelte Veredlung allerdings fast nicht zu entbehren, da diese Obstarten nur sehr schlechte Stämme bilden, ebenfalls für schwach und schiefwachsende Kernobstsorten, wie auch für einige Pflaumen, besonders Mirabellen etc. Im grossen und ganzen halte ich diese Erziehungs methode jedoch nicht als rationell, denn durch die Ver edlung in Kronenhöhe wird an einer sehr empfindlichen Stelle des Baumes eine starke Verwundung angebracht, welche sehr oft später böse Krankheiten, wie Krebs und Brand zurfolge hat. Auch wird, wenn die Veredlung nicht sehr gut anwächst, dieselbe sehr leicht vom Winde abgeschlagen oder beim Verpacken der Bäume etc. ab gebrochen; ferner bildet sich durch die Veredlung sehr leicht trockenes Holz im Stamme und trägt der Baum alsdann vielfach den Todeskeim in sich. Wir haben unter der Menge der uns bekannten Obst sorten sehr viele, die bei grosser Güte und Fruchtbarkeit