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9 Tapeinotes Carolinae. Geschichte, Beschreibung und Kultur. Zugleich Beantwortung der Frage 306: „Gehört Tapeinotes Carolinae zu den Gesneraceen? Woher stammt diese Pflanze und wer hat dieselbe eingeführt?“ Geschichte und Beschreibung. Tapeinotes Carolinae Wawra ist eine echte Gesneracee und zunächst mit Alloplectus verwandt. Dieser niedrige Halbstrauch für das Warmhaus wurde von dem Erzherzog Ferdinand Maximilian, dem nachmaligen unglück lichen Kaiser von Mexiko, welcher am 19. Juni 1867 erschossen wurde, in Bahia gesammelt und zwar bei der von demselben in das Innere von Brasilien unternommenen Expedition. V erbreitet wurde die Pflanze durch den k. k. Garten in Schön brunn , in welchen sie zuerst ein geführt ward. Der die Expe dition be gleitende Botaniker und Admi ralitätsarzt Heinrich v. Wawra hat dieselbe im Septem berheft 1862 der ,, Oesterr. botan.Ztg.“ unter obi gem Namen abgebildet und be schrieben. Der Name Carolinae wurde zu Ehren der Prinzessin Caroline, Gemahlin des Erzher zogs Max, gegeben. Den Weg in die Handelsgärten fand Tapeinotes Caro linae durch das Etablissement von Van Houtte in Gent, der dieselbe in Band XVIII. seiner „Flore des serres etc.“ pag. 43 abbildete und mit Vergnügen konstatirte, dass ihm die Pflanze auf spezielle Veranlassung der Prinzessin Charlotte, Gemahlin des Prinzen Maximilian, im Oktober 1862 durch den Dr. Wawra aus Wien über sandt worden sei. Die Pflanze war übrigens schon früher bekannt, ohne dass sie lebend eingeführt worden wäre. Nees & Martius haben dieselbe in Nov. Act. nat. cur. 11, 48 als Gesnera barbata beschrieben; eine Abbildung der Pflanze findet sich ferner in Nov. gen. von Martius 3, 60 T. 25 Fig. 1 als Tapina barbata. Im Prodromus von De Candolle VII., 544 ist dieselbe als Tapeinotes barbata angeführt. Hanstein zog die Art bei seiner Bearbeitung der Familie der Gesneraceen zu Lägeria (Linnaea 34, 281) und in Genera plantarum von Bentham und Hooker II., II. pag. 1004 werden die Gattungen Ligeria sowol wie Tapeinotes mit der Gattung Sinningia Nees vereinigt. #8 Folgt man Bentham und Hooker, so wäre der Name Sinningia barbata Benth. u. Hook, voranzustellen, während die Synonyme der Reihen folge nach lauten: Gesnera barbata Nees&Mart. — Tapina barbata Mart.—Ta peinotes bar bata DC. — Tapeinotes Carolinae Wawra. — Ligeria bar bata Hanst. Die Pflanze bildet einen Halb strauch von höchstens 15 cm Höhe. Stamm auf recht, ver zweigt. Die fleischigen Blätter sind 14—18 cm lang, 5 — 7 cm breit, fast sitzend, oval - ellip tisch , am Grundever schmälert, nach vorn zugespitzt und stumpf gekerbt-ge- sägt, oberhalb braungrün - metallschimmernd, etwas rauh- harig; unterhalb purpurfarbig und weichharig. Die achselständigen Blumen sind knieförmig gebogen, stehen einzeln, zusammengedrängt und werden von einem 5 cm langen keuligen Blütenstiel getragen. Kelchlappen sehr gross (2 — 3 cm), herzförmig-triangelartig, spitz, am Rande wimperig-kurzharig. Blumenkrone 5 cm lang, elfenbeinweiss. Die Blumenrohre besitzt an dem nach unten gerichteten Grunde einen ausgerandeten, sackförmigen Höcker; auf der Bauchseite ist dieselbe krugförmig auf getrieben , am Schlunde zusammengezogen und aussen rauhharig. Die Lappen des Saumes der Blumenkrone sind fast gleich gross, halbkreisförmig, kleingewimpert und sonst kahl. Staubfäden eingeschlossen. Fruchtknoten Tapeinotes Carolinae. In der Gärtnerei des Herrn Fr. Weltzien in Connewitz bei Leipzig für die „Deutsche Gärtner - Zeitung “ gezeichnet.