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bzw. durchblasen, dazu mit größerer Windgeschwin digkeit als bei Freiland (Düsenwirkung) 23 ). Sollen an den Wällen und Hecken entlang größere Kaltluftströme planmäßig geleitet werden, so ist es not wendig, daß die Hecken unten in Höhe des Kaltluft- stromes so dicht wie möglich sind. In diesem Falle kann es ausnahmsweise zweckmäßig sein, in die Wallheckenbepflanzung auch Fichten aufzuneh men, weil sie die Hecke dichter machen. Ebenso ungeeignet als Windbremse wie eine feste Wand oder eine dichte Schilfrohr decke sind dichte Hecken aus Thuja, Fichten und sonstigen Koniferen, weil ihre Zweige zu „Jalousiebildung“ neigen und dann einen zu dich ten Abschluß bilden 16 ) “). Die laubabwerfenden Ge hölzarten ermöglichen im Frühjahr, weil sie die Sonne durch das kahle Geäst hindurchlassen, ein schnelleres Schmelzen der hinter den Windschutzanlagen abge lagerten Schneemassen. Zugleich ermöglichen sie noch eine ausreichende Abtrocknung des Bodens dadurch, daß sie im laubfreien Zustand den Wind mehr durch lassen als im belaubten. Die Belaubung gibt dann den richtigen Zustand für eine gute Pufferwirkung, wie sie im Sommer erwünscht ist. Das Netz der Windbremsen soll möglichst dicht sein, um wirkungsvoll zu werden. Als allgemeinen Maßstab für die vertretbare Dichte eines Heckennetzes kann man nach Alwin Seifert 17 ) ansehen, wenn die für die Hecken beanspruchte Bodenfläche 3—5 % der Feld markfläche ausmacht. Bei nicht sehr hochwertigem Boden gleicht der Brennholzertrag von diesen Wall hecken und Windschutzstreifen den Ertragsverlust der für die Anlagen beanspruchten Bodenfläche völlig aus, abgesehen davon, daß der landwirtschaftliche Ertrag von der um das Heckenland verkleinerten Fläche durch die Heckenwirkung mindestens so groß bleibt wie vor her von der ganzen Fläche. Aus den oben angeführten Zahlen möchte ich noch diejenigen den Windfaktor betreffenden beson ders hervorheben, weil so oft gegen die Einführung von Hecken in Westdeutschland angeführt wird, daß die Wallhecken wohl in der windreichen Meeresnähe Nordwestdeutschlands berechtigt seien, wo sie heute noch so verbreitet sind, aber nicht im westdeutschen Gebiet. Die für den Windfaktor zuvor angegebenen Zahlen sprechen gegen diesen Einwand. Der Wind faktor ist im mitteldeutschen Bergland nicht nur höher als an den Meeresküsten und im norddeutschen Bin nenland, wo wir die meisten Heckenlandschaften haben. Der größere Windfaktor bewirkt zudem, beson ders noch in Gebieten mehr oder weniger ariden Klimas, eine erheblich größere Verdunstung als in der feuchten Meeresküstenluft, weil der Wind im ariden Klima einen erheblich größeren „Wasserdurst“ hat und deswegen stärker austrocknend wirkt. D. b) 4. Kaltluftschadenbekämpfung Die Frostschäden entstehen durch Kaltluftströme, die von dem Entstehungsgebiet der Kaltluft abwandern und sich in den Mulden und Tallagen zu mehr oder weniger umfangreichen und tiefen Kaltluftseen an stauen. Die Kaltluftschadenbekämpfung muß begin nen mit dem Abriegeln des Kaltluftstromes von frost gefährdeten Kulturen und muß aufhören mit Unschäd lichmachung der Kaltluft durch Erwärmung über Wasserflächen, zu denen sie planmäßig hingeführt werden muß. Hier sollen nun zunächst einige Zahlenangaben ge macht werden, aus denen zu ersehen ist, um welche Kältegrade es sich handelt, welche die erwähnten Frostschäden hervorrufen. Als größte Temperatur differenz an einem 150 m hohen Hange wurden ge messen: auf der Höhe plus 1,8°, auf der Talsohle minus 28,8 0 18) . Wie bedeutungsvoll Wasserflächen für Kaltluft bekämpfung sein können, zeigt eine Messung der Agrarmeteorologischen Forschungsstelle in Trier 18 ), wobei festgestellt wurde, daß die Oberflächentempera tur der Wiesen bei Maifrost minus 7 °, die Temperatur unmittelbar benachbarter Wasserflächen aber plus 12° betrug. Durch Wärmeaustausch wirken Wasser flächen in solchen Spätnachtfrösten mildernd auf extreme Temperaturen. Das gilt aber auch umgekehrt für sommerliche Höchsttemperaturen durch Erzeugung von Verdunstungskälte bei der Wasserverdampfung. Von wesentlicher Bedeutung für die Beurteilung der Nachtfrostgefährdung ist das Wissen um die Bedeu tung der Art des Pflanzenbewuchses in den Kaltluft einziehungsgebieten. Nach den Erfahrungen der Agrarmeteorologischen For schungsstelle in Trier 3 ) hat Hochwald mit Kronen schluß zwischen Waldboden und Kronendach das Sonderklima der „Waldluft“ und erzeugt keine Kaltluft. In der nachfolgend a u f ge führten Reihenfolge müssen w i r m i t einer stetig zunehmenden Steigerung der Kaltluftentstehung auf den betref fenden Flächen rechnen: 1. nackter Boden, 2. Brachfeld, 3. Hackfrüchte, 4. Ge treide, 5. trockenes Grünland, 6. feuchtes Grünland, 7. nasses Grünland, 8. Schonungen und Niederwald!, 9. nasses Moor, 10. trockenes Moor! (kein Wärmenach schub aus dem Untergrund, dazu tagsüber Isolierung der Wärmeeinstrahlung durch trockenen Torf), ent wässertes kultiviertes Moor ist in kei nem Monat frostfrei! Die Kaltluftbeseitigung erfordert eine besonders sorg fältige Bearbeitung, nicht zuletzt bei den Bauleitungs arbeiten, weil bei der planmäßigen Kaltluftführung die kleinsten Geländeunterschiede eine große Bolle spielen können in bezug auf den Erfolg der Arbeiten. Die Windschutzmaßnahmen müssen für die Zwecke der Kaltluftführung besonders modifiziert werden, wie schon früher angedeutet wurde, ohne daß durch eine solche Abwandlung die Windschutzmaßnahmen in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Windschutz und Frostschutz bedingen sich gegenseitig. Windschutz verhindert Luftaustausch, der uner wünscht ist, solange nicht in Frostnächten wegen Man gel an Luftaustausch die durch Ausstrahlung ausge kühlte Kaltluft gefährlich wird. In Frostnächten wäre darum zeitweilig ein kräftiger Windhauch erwünscht, der die wärmere Luft der oberen Luftschichten mit der bodennahen Kaltluft mischte und dadurch un schädlich machte. Windschutz kann man aber nicht nach Belieben wirksam oder unwirksam werden lassen. Darum muß dafür gesorgt werden, daß die durch nächtliche Ausstrahlung entstandene Kaltluft plan-