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in die Landschaft hinausführen. Grundsätzlich ist der zielstrebige, schöne und abwechselungsreiche Wander weg richtiger, als der von hohen Mietskasernen voll kommen umschlossene Park, der keine Ausstrahlung zur Landschaft aufweist. Selbstverständlich sollen die alten von der Bebauung umschlossenen Grünanlagen erhalten bleiben. Beim Neubau der Stadt aber ist der Grünweg, ein Hineinströmen der Landschaft, der Luft und des Himmels bis in das Herz der Stadt hinein wesentlich. Es ist gleich, ob es sich dabei um zweck entsprechende, zum Teil sportlich nutzbare Grün flächen handelt, oder ob landwirtschaftlich genutzte Flächen zwischen die bebauten Gebiete kommen. Der Stadtmensch soll zum Boden zurückgebracht werden. England: Auch in England empfehlen die heu tigen Städtebauer sogenannte „Park-Systeme“. Diese können als eine Kette von Parks, Erholungsplätzen und offenen Plätzen, die mittels Boulevards oder Park straßen miteinander verbunden sind, bezeichnet wer den. Viel Boden, der noch vor wenigen Jahren der Landwirtschaft diente, ist jetzt bebaut. Man studiert nun die Frage, wie man dieser baulichen Tätigkeit durch ein sogenanntes „grünes Band“ Grenzen setzen kann. London leidet stark unter sporadischer Bau tätigkeit; im Jahre 1935 hat man einen Plan, der ein grünes Band vorsieht, in Kraft gesetzt. Polen : Dieselben Probleme sind hier aktuell. Die Grünflächen entlang der Verkehrseinrichtungen durch schneiden oder verbinden als schmälere oder breitere Streifen die einzelnen Stadtteile; sie sind vor allem von ästhetischer und hygienischer Bedeutung. Mit ihrer Hilfe kann man die dicht bevölkerten alten Stadtteile zerschneiden. Ihre klimatische Bedeutung besteht in einer günstigen Beeinflussung der Temperatur und der Feuchtigkeit im Sommer. Weiter wird betont, daß Volksparks 50% der gesamten Grünflächen einnehmen sollen, da sie nicht nur der Erholung dienen, sondern auch zum Teil an die Stelle von Sportanlagen treten sollen. Es handelt sich hier um ein ungeheures Be dürfnis für körperliche Betätigung und Uebung im Sport, der besonders als Erholung gelten muß, wobei allerdings die Wasserflächen für Kahnfahrten, ferner Schießbuden, Kegelbahnen usw. keineswegs zu ver gessen sind. Die moralischen Auswirkungen der Erho lungsparks treten schnell in Erscheinung, um so mehr, je besser sie ausgenützt und je mehr sie besucht wer den. Gute Propaganda ist hier wertvoll. Sie kann erreicht werden durch Vorstellungen in Freilichtthea tern, durch Lesehallen, Erfrischungs- und Speisehäuser, Belehrung und Hilfe bei der Benutzung von Sportein richtungen. Volksparkanlagen in diesem Sinne kommen in Nor wegen nicht vor. In der nächsten Umgebung einer Reihe von Städten gibt es jedoch Naturgebiete, die für das Publikum freigegeben worden sind. Diese extensiv ausgenutzten Gebiete sind als Volksparkanlagen für die Stadtbewohner von größter Bedeutung. Aehnlich sind die Verhältnisse in Finnland. In der Nähe von größeren Städten gibt es Naturpark- und Volkspark gebiete. Hierzu können auch die Sand- und Schwimm strandanlagen gezählt werden. Diese sind in den letz ten Jahren beinahe in jeder Stadt eingerichtet worden. Häufig werden zum Naturpark solche Gebiete gewählt, die sich so viel wie möglich im Naturzustände befinden und ans Wasser grenzen, also wo besonders eindrucks volle Landschaftsbilder geboten werden. 7. Größere Sportplätze. Polen : Mit Recht wird hervorgehoben, daß die Sporteinrichtungen für alle Gruppen der Jugend und Erwachsenen mit dem allgemeinen Netz der Frei flächen in Einklang gebracht werden müssen, in keinem Falle dürfen die Kampfplätze in den Parks verstreut liegen. Das macht ihre ausreichende Versor gung mit Kleiderablagen, Duschen, Erfrischungs räumen usw. unmöglich. Norwegen: In diesem wie in den meisten Län dern ist die Lage der Uebungs- und Sportplätze oft mehr dem Zufall überlassen. Erst wenn in den Stadt körper Sportanlagen planmäßig eingegliedert werden, können sie in ästhetischer und praktischer Hinsicht voll zur Geltung kommen. * * Der Stoff, der hier behandelt worden ist, zeigt, daß die Aufgaben des Gartengestalters gerade in der Großstadt außerordentlich wichtig sind. Wir müssen alle bestrebt sein, diese Aufgaben richtig anzupacken und zu lösen, um durch unsere Arbeit mitzuhelfen, das Volk gesund zu erhalten. Die Unkosten, die eine ideal geführte Grünpolitik mit sich bringt, können oft erschreckend hoch erscheinen. Aber man darf nicht vergessen, daß man durch diese finanziellen Opfer mit Erfolg dazu beiträgt, das Volk arbeitsfähig und glücklich zu erhalten. Unser Ziel ist, mit dazu beizutragen, daß die Anzahl der Krankenhäuser für seelisch und körperlich Hilfsbedürftige zurückgeht und so wiederum zu guter Letzt der Etat einer Stadt entlastet wird. Um mit unserer Tätigkeit wirklich in der Welt zur Geltung zu kommen, müssen wir zuerst Verständnis und Respekt bei den Behörden und dem Volke durch gediegene Ar beitsleistungen und Zuverlässigkeit erringen. Wir dürfen nicht nachlässig arbeiten. Auch soll jetzt nicht länger von verschiedenen Gartenstilen die Rede sein. Stilarten und einseitige Prinzipien zu verfolgen, ist meistens gefährlich. Ebensowenig dürfen wir Anlagen anderer Länder und Städte kritiklos kopieren, denn meistens sind die Verhältnisse so verschieden und daher Nachahmungen selten erfolgreich. — Wir sollen jedes Problem, groß oder klein, mit Bezug auf die ört lichen Gegebenheiten anpacken, bei der Lösung Rück sicht auf die natürlichen Voraussetzungen und die auf- gestellten Forderungen nehmen. Vor allem müssen wir uns klar darüber sein, warum das Großstadtleben der Gesundheit des Menschen so abträglich ist. Deswegen scheint mir auch der in dem deutschen Bericht so stark vertretene Wunsch, die Volksparks wie Grünkeile bis in den Stadtkern hineinzutreiben, sehr berechtigt. Eine Freifläche, die gegebenenfalls sogar ihren ländlichen Charakter mit Aeckern und Wiesen und weidendem Fortsetzung auf Seite 87