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Nr. 3. Leipzig, 1. Februar 1888. III. Jahrgang. Organ des Verbands der Handelsgärtner Deutschlands, sowie des Verbands der Gartenbau-Vereine im Königreich Sachsen, herausgegeben unter Mitwirkung heorrvragender Fachmänner. Redaction und Verlag: Otto Mohrmann, Lindenau bei Leipzig, derzeitiger Geschäftsführer des Verbands, an welchen alles für den redactioneilen und Anzeigentheil Bestimmte sowie die Mitgliedsanmeldungen zum Verband zu senden sind. Dez redaktionelle Theil erscheint am Lu. 15. jeden Monats; der separat zur Versendung gelangende Anzeigentheil jeden Sonnabend. Abonnementspreis für den redaktionellen Theil; Preise für den Anzeigentheil; Für Nichtverbandsmitglieder pro Jahrgang 7 M. 50 Pf. Die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum für Verbandsmitglieder ... 20 Pf. Für Verbandsmitglieder „ , gratis. » » » » » n » Nichtverbandsmitglieder . 30 » Die Ueberführung der Weinberge in der | Lössnitz bei Dresden in eine andere Kulturart vor dem Landesobstbauverein für das Königreich Sachsen am 27. Januar 1888. Bei der am 27. Januar d. J. in Dresden stattgefun denen Ausschussversamtulung des Landesobstbauvereins für das Königreich Sachsen war, angesichts der Verheerungen, welche die Reblaus in den Weinbergen der Lössnitz bei Dresden verursacht hat, als erster Punkt der Tagesordnung „die Ueberführung dieserWeinberge in eine andere Kultur art“ zur Besprechung gestellt. Die Berichterstattung führte der Vorsitzende des Landesobstbauvereins, Herr Geheimer Regierungsrath Amtshauptmann v. Bosse-Dresden aus und entnehmen wir derselben, sowie den sich daran knüpfen den Verhandlungen nachstehende, den Umfang .der Verhee rung und den Kostenaufwand von Seiten der Staatskasse betreffende, sowie für den gesammten Wein- und Obstbau interessante Einzelheiten. Die Weinberge in der Lössnitz bei Dresden. umfas send die Weingelände von Radebeul bis Zitzschewig, sind im vergangenen Jahre zum ersten Male von der von der Regierung beauftragten Sachverständigenkommission unter sucht worden und ist bei dieser Untersuchung das Vor handensein der Reblaus in einem Umfange konstatirt wor den, welcher mit Gewissheit darauf schliessen lässt, dass dieses Insekt sein Vernichtungswerk schon seit einer langen Reihe von Jahren betrieben haben muss, sich aber der Entdeckung der durch die Ortsbehörden eingesetzten Kom mission bisher entzogen hat. Von den in der Lössnitz be findlichen 100 Hektar Weingelände sind von der Sachver ständigenkommission 40 Hektar als verseucht vorgefunden worden und es liegt die Befürchtung nahe, dass die übrigen 60 Hektar kaum von dieser Verseuchung verschont bleiben werden. Obwohl man bei den Vertilgungsarbeiten bemüht gewesen ist, den Kostenaufwand auf das Nöthigste zu be schränken und die Vernichtung des Insektes nur mittelst Anwendung von Petroleum vornahm und von der Anwen dung von Schwefelkohlenstoff absah, haben sich doch die hierzu erforderlichen Kosten auf 400,000 Mark (pro Hektar 10,000 Mark) belaufen. Würden diese Vernichtungsarbeiten für die Zukunft mit Schwefelkohlenstoff vorgenommen wer den müssen, so würde sich dadurch pro Hektar ein Kosten aufwand von 15,000 Mark erforderlich machen. Diese Last für die sächsiche Staatskasse gab Veran lassung in’s Auge zu fassen, wie solchen Ausgaben für die Zukunft durch zweckdienlichere Massnahmen vorgebeugt werden kann. Von verschiedenen Seiten ist der Rath er- theilt worden, mit der Reblaus fortzuleben, also eine direkte Vernichtung für die Zukunft einzustellen. Andererseits sind Mittel in Vorschlag gebracht worden, welche einen Kostenaufwand .von ca. 15 Pfg. pro Weinstock beanspru chen und die Reblaus wohl tödten, mit dieser aber auch den Weinstock selbst. Im Allgemeinen ist zu konstatiren, dass bisher noch kein Mittel gefunden ist um der Vernich tung der Reblaus erfolgreich und zweckdienlich entgegen zu treten, weshalb auch der seit vielen Jahren von der französischen Regierung hierfür ausgesetzte Preis von