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Nr. 41 Handelsblatt für den deutschen Gartenbau usw. 485 heranzudrängen, um sie zu Abschlüssen und zum Bezug von Waren über die Schweiz zu „animieren“. Dazu scheinen wir also in den Augen jener Ehrenleute noch gut genug zu sein, ihnen ihre Waren abzunehmen, dafür unser gutes deutsches Geld zu bezahlen, mit dem sie uns dann wieder bekämpfen. Angesichts dieser Tatsachen darf es kein Zögern und Schwanken, kein Wenn und Aber geben, sondern nur eins: Rücksichtsloser Kampf mit gleicher Waffe ! Keine französische oder italienische Blume darf nach Deutschland herein! Handelsgärtner wie Blumengeschäftsinhaber wissen, woran sie sind. Sie müssen zusammenstehen und zeigen, daß wir den ausländischen Kram entbehren können. Für den Handelsgärtner ist die Stunde ge kommen, seine Leistungsfähigkeit in bezug auf die Versor gung des deutschen Blumenmarktes zu zeigen, und für den Blumengeschäftsinhaber bedeutet es eine Ehrenpflicht, ihn darin zu unterstützen. Die Gärtnerei steht an einem Wendepunkt, sie ist vor große Aufgaben gestellt, die freilich von heute auf morgen nicht zu lösen sind; aber bei gutem ernsten Willen und Entgegenkommen hüben wie drüben darf man hoffen, daß sie gelöst werden. Vor allen Dingen müssen die Unkenrufe ver stummen, die immer noch sich hören lassen und die beweg liche Klage. von sich geben, daß alles Schaffen vergebliche Mühe sei, denn nach dem Kriege werde doch wieder die süd ländische Ware den heimischen Markt überschwemmen. Daß diese Zeiten nicht mehr wiederkehren, dafür soll eben jetzt vor gesorgt werden, und daran mitzuarbeiten, ist Pflicht eines jeden. Daher gilt es den Lauen das Rückgrat zu steifen und sie auf zurütteln aus ihrer Gleichgültigkeit. Eine Zeit wie die heutige erfordert auch in unserem Beruf ganze Männer, kraftvolle Herzen, die nicht nur mit Worten, sondern mit der Tat beweisen, daß sie Deutsche sind. Darum gilt es auch im wirtschaftlichen Kampf nicht zu er lahmen, sondern alles zu tun, was in unseren Kräften steht, um auch auf diesem Felde als Sieger aus dem Streit hervorzugehen. Im übrigen heißt es mit Bezug auf die wirtschaftlichen Angriffe unserer Feinde ruhig Blut bewahren. Was sie tun, ist aus Haß und Neid geboren; beide sind noch stets schlechte Berater gewesen. Daß wir auf wirtschaftlichem Gebiete noch obenan stehen, das hat erst jetzt der Erfolg der dritten Kriegsanleihe wieder auf das glänzendste bewiesen und unseren Feinden deutlich vor Augen geführt, daß wir noch lange nicht am Ende unserer Kräfte sind. EE- □ □ □ Lieferungs- und Leistungskaution mittels Versicherung. E s besteht bei staatlichen und städtischen, vielfach auch bei privaten Verwaltungen der Brauch, von ihren Lieferanten und Unternehmern eine Sicherheit für die Erfüllung der über nommenen Verbindlichkeiten zu verlangen. Auch im gärtne rischen Leben sind derartige Fälle durchaus nicht so selten. Die Stuttgart-Berliner Versicherungs-Aktiengesellschaft hat nun mit Genehmigung und unter Aufsicht des Kaiserlichen Auf sichtsamts für Privatversicherung eine Kautionsversicherung ein gerichtet, die die Übernahme von Bürgschaften für Kredite bezweckt, die den Versicherungsunternehmern von dritter Seite eingeräumt werden, sei es, daß ein Kaufmann zugunsten des Lieferanten für den eingeräumten Warenkredit eine Sicherheit zu stellen hat, oder daß ein Unternehmer gegenüber seinem Auftraggeber für die ordnungsmäßige Ausführung einer über tragenen Arbeit oder einer Lieferung einzustehen hat, oder auch, daß gegenüber dem Staat Sicherheit zu leisten ist für die Stundung von Zöllen, Verbrauchssteuern, Frachten usw. Der Nutzen einer derartigen Versicherung besteht vor allem in der Erhöhung des Betriebskapitals, insofern von dem Ver sicherungsnehmer hinterlegte Sicherheiten zurückgezogen und im Betriebe verwendet oder sonstwie auf irgendeine Weise ver wertet werden können. Eine solche Versicherung ist von dem Kreditnehmer ab zuschließen und zu bezahlen, wofür die Versicherungsgesell schaft einen Versicherungsschein ausstellt, während der Kredit geber einen Bürgschein empfängt. Die Prämie richtet sich nach den Verhältnissen des Kreditgebers und beträgt jährlich etwa %—112 Prozent der sicherzustellenden Summe. Die wirt schaftliche Bedeutung der Kautionsversicherung ist auch nicht zu unterschätzen. Auch Gärtner haben ein großes Interesse daran, daß ihnen aus der Kreditgewährung keine Verluste er wachsen und daß sie sich gegen solche Verluste sichern können. Ist mit der Kreditgewährung keine Gefahr verbunden, so kann der Preis der Ware niedriger gestellt werden, so daß der Zwischenhändler, auch wenn er die Prämie bezahlt, trotzdem auf seine Kosten kommt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß diese Art der Versicherung auch für manche Mitglieder unseres Verbandes Vorteile bringt, zumal für jene, die um fangreichen Versand haben oder öfter mit Lieferungen und größeren Arbeiten für Behörden betraut werden. Wie schon aus dem Protokoll unsrer letzten Vorstandssitzung ersichtlich ist, hat sich der Vorstand bereits mit der Angelegenheit befaßt und es wäre ihm sehr erwünscht, wenn diejenigen Mitglieder, die sich für die Sache interessieren, ihre Ansichten darüber an die Geschäftsstelle gelangen ließen, um unter Umständen in Verbindung mit der genannten Gesellschaft zu treten. □ □ □ Ergiebige Gehölze für den Blumenschnitt. 2. Spiraeen. N achdem wir in Nr. 38 des Handelsblattes den Wert der Deutzien und Philadelphus für den Blumenschnitt und für die Treiberei besprochen haben, wenden wir uns heute einer Gattung zu, von denen einzelne Arten zu dem eisernen Bestand vieler Landschaftsgärtner gehören, die sie im Verein mit anderem gewöhnlichen Strauchmaterial, wie Loniceren, Liguster, Sambucus usw. oft bis zum Überdruß in Vor- und kleinen Villengärten verwenden, so daß man tatsächlich eine Abneigung gegen diese zu Proletariern herabgedrückten Sträucher empfinden muß, was sich dann leicht auf die ganze Gattung überträgt. Das Geschlecht der Spiersträucher ist aber ein so gestalten reiches und es herrscht in Wuchs, Belaubung und Blütenform eine solche große Mannigfaltigkeit vor, daß bei richtiger Sorten wahl für Abwechslung hinreichend gesorgt ist. Die Blüten farbe wird allerdings nur durch zwei Hauptfarben vertreten, nämlich weiß und rot; aber doch in mancherlei Abstufungen, so daß von einer Eintönigkeit nicht gesprochen werden kann, wozu allerdings auch beiträgt, daß die Verschiedenartigkeit der Blütenstände und bei manchen Arten die Zierlichkeit des Laubes ein solches Gefühl nicht aufkommen läßt. Wir haben bei den Spiraeen Dolden, Doldentrauben, Doldenrispen, Rispen und auch, wenngleich seltener, einfache und zusammengesetzte traubige Blütenstände, also eine Vielheit in der Anordnung der Blüten, wie sie reicher kaum gedacht werden kann. Dieser Umstand, sowie der reiche Flor der vom zeitigsten Frühjahr bis in den Spätsommer blühenden Sträucher macht sie auch für die Binderei wertvoll, vorausgesetzt, daß man für diesen Zweck die richtige Auswahl trifft, denn darauf kommt es in erster Linie, wie überall, so auch hier an. Lieber wenige, aber wirklich gute Sachen, das muß die Losung sein für alle Handelsgärtner, die Gehölze für den Blumenschnitt anpflanzen. Wie bekannt, unterscheidet man bei den Spiraeen zwischen Frühjahrs- und Sommerblühern. Die ersteren entwickeln ihren Flor in der Zeit von Mitte oder Ende April bis Mitte Juni, während die anderen von Ende dieses Monats bis in den September hinein blühen. Während bei den Frühjahrsblühern fast nur die weiße Farbe vorherrscht, stoßen wir bei den im Sommer blühenden Arten vielfach auch auf den roten Farben ton. Dieser einfachen Einteilung wollen auch wir uns in folgendem bei Besprechung der für den Schnitt brauchbarsten Arten und Bastarde bedienen. Aus rein praktischen Gründen