Volltext Seite (XML)
Fte (A'artenb' auw i r t s ch a st' Sk. M. L 1S2? tief sein, so daß die Scheibe seitlich 10 mm ausliegt und an jeder Seite 3 mm Spielraum hat. SchsiLengröße 73x141 cm. Es empfiehlt sich, nicht schwächeres Glas als zu ver wenden. 2. Normalfenster 100x150 cm mit zwei Sprossen. Stärke des Rahmenholzes 53 X 38 cm (slachliegend); Stärke der Sprossen 40 X 38 cm (slachliegend); Scheiben ums; 28 X 30 om (15 Scheiden). Als Wiudeisen ist ein Bandeisen 20 X 2 mm zn verwenden. 3. Normalfenster 100 x 200 cm mit zwei Sprossen. Stärke des Rahmenholzes und der Sprossen <vie bei Nr. 2. Scheibenmaß entweder 28 x 30 cm (21 Scheiben) oder 28 X 50 cm (12 Scheiben). GSmngssreie ZrüchleverMklimg. In Nr. 76/1927 „Die Gartenbauwirtschnst" gaben wir unter der gleichen Ueberschrift die Stellungnahme nuferes Reichsverbandes zur Frage der gärungsfreien Früchteverwertung be kannt und berichteten gleichzeitig über eine Kon ferenz für gärungsfreie Früchteverwertung des Deutschen Vereins gegen den Alkoholismus in Dresden im September d. I. Heute sind wir in der Lage, nachfolgend die bei der Dres dener Tagung angenommene Entschließung wiederzugebcn: „Der Deutsche Verein gegen den Alkoholis mus zählt seit jeher Werbung sür deutsches Obst, Förderung und Verbreitung der gärungs losen Früchteverwertung zu seinen wichtigsten praktischen Aufgaben. Er erkennt darin eine Frage von größter Bedeutung für unsere Volks ernährung und Volksgesuirdheit wie für unsere handelspolitische Lage und einen Weg zur Rettung aus Sorgen und Nöten für unseren deutschen Obst- und Weinbau, de,n er erneut seiner warmen Teilnahme versichert. Der vieljährigen, unermüdlichen, nun endlich so erfolgreichen Arbeit seiner süddeutschen Landesverbände gedenkend, begrüßt der Verein dankbar die entschiedene Zustimmung des Fach ausschusses für Obstbau im „Reichsverband des deutschen Gartenbaues e.V", vom 5. Juli 1927, begrüßt mit Freude das rasch wachsende Verständnis und die praktische Mitarbeit weiter Kreise, namentlich des süddeutschen, sächsischen und schlesischen Obstbaues, wie auch einer zu nehmenden Zahl von Winzerverbünden; be grüßt endlich mit dankbarer Freude die hin gebungsvolle, von klarer Ueberzeugung ge tragene Mitarbeit der deutschen Frauenwelt. Reichsregierung und Regierungen der Länder fordert er aufs dringendste aus zu einer groß zügigen Reichswerbung für unser deutsches Obst und mit dem Fachausschuß sür Obstbau des Reichsverbandes des deutschen Gartenbaues e.V. erwartet er von Reich und Ländern, von Fach schulen und Fachverbänden „weiteste Be achtung und Unterstützung der gärungslos enFrüchteverwertung." Der Deutsche Verein gegen den Alkoholis mus vertreibt eine ganze Reihe von Flug blättern und kleineren Schriften, die entweder den Vorteil des Obstgenusses im allgemeinen oder denjenigen der Herstellung und des Ver kaufes gärungsfreier Fruchtfäfte im besonderen behandln. Wir können vor allem die Schriften empfehlen: „Fruchtsaftbereitung aus Trauben, Aepfeln, Birnen, Kirschen, Johannis-, Heidel- und Himbeeren"; ,/Obstgenuß und Gesundheit"; „Gärungslofe Obstverwertung und deutsche Obsternte"; „Ueber gärungslose Früchtever- wertung" und,Mas sollen wir trinken?" Der geringe Preis von 5 bis 10 Pf. pro Stück gestattet es, bei besonderen Gelegenheiten, wie Ausstellungen, durch Verteilung Ausklärung in die Kreise der Obstverbraucher zu bringen und neue Kunden zu werben. Goe. Preiserhöhung für Siemens- sräfen. Wie uns die Siemens-Schuckert-Werke mit teilen, sehen sie sich auf Grund der gestiegenen Löhne, Gehälter und Materialpreise gezwungen, den Preis der Gartenfräse Type U5 ab 15. November 1927 von RM. 2150,— auf AM. 2 350,— zu erhöhen. Wir bedauern, daß es nicht gelun gen ist, eine Preiserhöhung selbst bei ge stiegenen Löhnen und Materialkosten zu ver hindern. Unsere Absicht, durch unsere Förde rung des Fräsenabsatzcs eine immer größere Nachfrage zu schaffen, damit die Einrichtung der Fließfabrikation in großem Maßstabe zu ermöglichen und eine weitere Verbilligung herbeizuführen, bat sich leider bisher nicht durchführen lassen. > Wir weisen seiner etwaige Interessenten darauf hin, daß geplante Bestellungen spätestens bis zum 14. d. M. an die Gärtnerischen Ge nossenschaften und Zentralen bzw. die örtlichen Stützpunkte der Siemens-Schuckert-Werke zu richten sind, wo diese Vertretungen nicht be kannt sind, empfiehlt es sich, zunächst an die Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H., Abt. Bodenfräsen, Berlin - Tempelhof, Jndustrie- straße 27/31, zn schreiben. Wir weisen ferner nochmals ans die verschie denen Zahlungsbedingungen der Siemens- Schuckert-Werke hin: 1. Barzahlung mit 2"/o Skonto. 2. Ratenzahlung (s. Nr. 75 der „Gartcn- bauwirtschaft"). 10°/o Anzahlung, Rest in 27 Monatsraten zu RM. 81,— (ab 15. 11. SM. 88,50) ohne Wechsel hergabe. 3. Wechselzahlung innerhalb 12 Monaten, bei 12»/» Anzahlung und vier Drei monatsakzepten zu 22»/o des Kaufpreises. 4. Abzahlungsbedingungen der Finanzie rungsgesellschaft sür Landkraftmaschinen, Anzahlung 20»/o, Rest auf Wechsel, davon die Hälfte innerhalb der ersten zwölf Monate nach Kaufabschluß in zwei Raten. vr. K. Mr nehmen lausend Bestellungen auf Siemcns-Schuckeri-FrSsen entgegen bi» ,um 14. 11. 1927 vormittags noch zum Preise von 2150,— Rm. Würth Gärtnergenossenschaft e. G. m. b. H. Asperg für Württemberg. Südd. Gärtnereigenossenschafi e. G. m. b. H. Lahr i. B. für das übrige Süddcutschland. Gartenbauzenlrale A.G. Berlin BW 40, Kronprinzenufer 27 für Groß-Berlin und Brandenburg. Ausstellung in Frankfurt am Main. In Nr. 80 der „Gartenbauwirtschaft" vom 7. Oktober ist über die Ausstellung in Frank furt a. M. Bericht erstattet worden. Die dort gemachten Ausführungen veranlassen die Obst bauanstalt der Landwirtschaftskammer für den Regierungsbezirk Kassel zu folgender Richtig stellung: „Es wird geschrieben „Regierungsbezirk Kassel hat Transparent von Croncels, Gel ber Edelapsel in passender Größe ausgestellt, während bei Goldparmänen sich fleckige Früchte zeigen; desgleichen sind Danziger Kantapfel nicht erstklassig." Dazu bemerke ich: der Regierungsbezirk Kassel hat weder Danziger Kantapscl noch Goldparmänen ausgestellt. Der Danziger Kantapfel, welcher rechts au den Regierungs bezirk Kassel grenzte, gehörte zu Baden und die Goldparmäne links von der Aus stellung des Regierungsbezirks Kassel zu Rhein-Hessen." A. Beckek, Oberzwehren. Anmerkung der Schriftleitung: In den Vorbesprechungen des Neichsverbaudes mit dem Messeamt ist festgelegt worden, ein zelne Landesteile nicht zu nennen, sondern lediglich den gesamten deutschen Obstbau ein heitlich zur Ausstellung gelangen zu lassen. Ohne vorherige Verständigung mit dem Rcichs- verbande sind jedoch Schilder angebracht wor den, in denen die einzelnen Landesteile ge nannt worden sind. Durch diese in den Ver einbarungen nicht vorgesehene Maßnahme ist der Irrtum des Berichterstatters möglich ge wesen. muk reküsunigst dsststtr «ksrÄsn! Mn« kiMs vvn gutsn AngLdoLsn SZnelsn Lis im Knrsigsnistt ries „LrwsrdrgsrLEnÄsusr" §sir« 4 ———M—MIM M—IM-MMM-MIMMMMM» Eine wundersame Ausstellung 1837 in Frankfurt am Malu. Im Anschluß an die Ausstellung „Blumen und Früchte", vom 18. September bis 2. Okto ber, dürfte es interessant sein, den nachfolgen den Bericht mit dem heutigen Stand des Ausstellungswesens zu vergleichen. Vor neunzig Jahren bereits sah Frankfurt eine Ausstellung ,Mumen und Früchte", und da es schon für uns Menschen des technische» Zeitalters kaum eine» anziehenderen und freundlicheren Anblick geben wird als solch eine Blumenschau, kann man sich denken, wie entzückt das stille und geruhsame Biedermeier- Frankfurt von der ,Zerbst-Blumen- und Früchte-Ausstellung 1837" war. Sie sand un weit der Katharinenkirche im September statt und dauerte drei Tage. Der Besuch war sehr lebhaft und die Freude der Besucher groß. Sie sahen vor allem eine Fülle von Georginen, schöne Rhodanthe Manglesii fielen auf und be sonders einige Greisenhaupt-Kakteen „in mexi kanischen Originalen"; auch die Kunst des Blumenbindens wurde sehr beachtet. Ein be geisterter Ausländer (!) — vielleicht ein Preuße, aber vielleicht auch ein Offenbacher von jenseits der Grcnzpsähle — äußert sich so über seine Eindrücke: „Die gegenwärtig ausgestellten Herbstblumen, Gemüse und Früchte sind so einzig in ihrer Art, daß Unterzeichneter, zu fällig durch Frankfurt reisend, sich veranlaßt sand, diese wundersame Ausstellung stunden lang jeden Tag seit gestern zu besuchen, und die herrlichen Einzelheiten der Natur in der Pflanzenwelt, durch menschlichen Fleiß ge- pfleget, bewundern zu können", und daß diese „reizende Kollektion von Kindern Florens" einen Erfolg bedeutete, zeigt der allgemeine Wunsch, die Ausstellung möchte doch verlängert werden. Ja, selbst eine klein« Sensation sehlte nicht: die schönsten Blumen waren ohne Namensnennung ausgestellt — ein Liebhaber wollte sich wohl zeigen, aber mit den Berufs gärtnern nicht konkurrieren; später wurde ei» Herr Stern als Eigentümer bekannt. Wir lesen darüber in den Blättern sür Geist, Gemüt und Unterhaltung vom 22. September 1837: „Heute, am 21. September, nachmittags 1 Uhr, wurde, nachdem vorher in Gegenwart der beiden wohlregierenden Herren Bürger meister die Prcisverteilung statt hatte, in dem Lokal der Gesellschaft zur Beförderung nütz licher Künste und deren Hilfswissenschaften die Blumen- und Früchte-Ausstellung dem Publikum dahier geöffnet. Diese, auf das geschmackvollste geordnete Herbstausstellung bietet des Ausgezeichneten und Seltenen Vieles dar. Den sür die sechs ausgezeich neten Georginen, gleichviel ob in abgeschnitte nen Blumen oder in Töpfen ausgestellt, be stimmten, in einer vergoldeten Medaille be stehenden Preis erhielt Hr. Bock (allhier konnte man also einmal getrost den Bock zum Gärtner machen). Mit diesem ersten Preis konkurrier ten 30 weiße, gleichartige, in Flaschen auf gestellte Georginen, sowohl in der Sammlung, als in den einzelnen Blumen, und man er kannte diese für die ausgezeichnetsten. Es konnte ihnen jedoch, da sie weder mit Nummern noch mit Namen versehen waren, kein Preis zuerkannt werden. Als Accessit-Preis erhielt eine grüne Medaille Herr Grünebaum, Handels gärtner dahier. Für das schönste Obst wurde eine vergoldete Medaille Hrn. Rinz, Sohn, zu erteilt, den Accessit-Preis dazu, eine silberne Medaille, erhielt Herr Gogel für zwei Ananas." Das ungesreue LiÄesMar. Roman von Paul Oskar Höcker. Copyright 1927 by August Scherl G.m. b. H„ Berlin. (19. Fortsetzung.) Die Helle Stimme klang noch im Raum. Es lachte, schwang und sang. Christian schloß für ein paar Sekunden die Augen und summt« vor sich hin. Da rührte sich's am Tisch. Ute saß ja da. Er hatte ihrer ganz vergessen. Sie war aufgestanden. Fürchtete, daß sie gescholten würde, weil sie dis ganze Unterhal tung mit angehört hatte. Aber sie konnte doch nichts dafür. Schluckend, schüchtern begann sie: ,/Onkel Christian, wenn du noch ein Paar Skier brauchst, ich hab' die meinen am Sonntag, als der erste Schnee kam, frisch geölt, es sind die von Tante Christa, weißt du, die sie damals aus Adelboden mitgebracht hat . . ." Er summte noch immer. Ein Glück lag darin, eine Seligkeit, ein Uebermut —! „Von Tante Christa. So, so. Ja, was sagst du, kleine Ute?" Und als sie ihr Anerbieten wiederholte, patschte er ihr fröhlich auf die Schulter. „An genommen, Kind, mit Dank. Reizend. Aber tverden sie nicht zu klein sein?" „Mir sind sie jedenfalls viel zu groß. Drum hab' ich ja auch noch gar nicht mit Ueben angefangen. Sie stehen auf dem Boden über der Küche im Anbau." „Ich komme gleich mit rüber." Er suchte nach seiner Taschenlaterne. „Aber leise. Denn wenn Burkert aufschreckt, wird er uns für Einbrecher halten und schießen. Halt' dich also hinter mir, Tante Ute, aus alle Fälle." „Ach, Onkel Christian, gäb's was SchönreS als . . ." Er hatte es gar nicht gehört. Vorsichtig begaben sie sich auf die nächt liche Expedition. Durch die Bodenfugcn des alten Gebäudes hörte man Burkert in dröhnen dem Baß schnarchen, „Telemarkenbindung", sagte Christian Eyck sachverständig, als er die Skier, die wohl gepflegt und gut verklammert waren, auf dem Hof im Schein der Taschenlaterne besichtigte. „Schönen Dank, kleine Ute. Und nun marsch ins Bett." „Ich bin so froh, daß du dich freust, Onkel Christel", sagte sie mit einem tiefen Atemzug. * Ueber der linken Schulter die geborgten Skier, über der rechten das verschnürte Stöcke paket, schob Christian in langen Zügen los. Die Sonne ging gerade auf. Ute stand am Gatter und sah ihm nach. Sie mußte die Hand vor die Äugen heben, denn er hielt unmittelbar aus die rotglühende Kuppel zu, die über den Schneeseldern hinter der Wublitz auftauchte. Er steckte in Gamaschen, Lederhosen und Wind jacke. Eine Mütze trug er nicht. Die beiden unbequemen Lasten schienen ihn nicht zu be hindern. Er bewegte sich auf den Skiern so sicher, als sei er nie aus der Uebung gekommen. Immer kleiner ward die Gestalt. Fernher klang noch einmal das Klappern der Bretter. Dann war er ihr ganz entschwunden. Bis über den Sacrow-Paretzer Kanal hinaus mußte Christian sich der Brücken halber an die Straße halten. Bei den ersten Abbauten des Gutes Bornim bog er ab und benutzte die kleinen Hügel der Schneider- und der Schäfer- Remise zu der: ersten Abfahrten. Auf der etwas geneigten Fläche des ehemaligen Born stedter Exerzierplatzes kam er dann in gute Fahrt. Erst hinter der Kolonie Alexandrowska schnallte er ab, denn die nach Potsdam hinein führende Straße war von dem an sich nur ge ringen Wagenverkehr schon in Matsch ver wandelt. Es taute! Von den Kastanien, den Buchen und Birken der Alleen und Vorgärten tropfte das Tauwasser. Statt der weiß überzuckerten Aeste und Zweige griffen schwarze Ruten in die Winterluft. Passanten, die den vorzeitig mit Skiern bepackten Sportsmann auf dem Straßendamm dem Bahnhof zuwandern sahen, wandten sich lächelnd nach ihm um. Längs der Straßenbahn war die ganze Strecke schwarz braun und naß. Nur die Freundschaftsinsel lag in noch unberührter Schnecschönheit in der blauen Havel. Auf dem Bahnhof starrte man ihn verwundert an. Er wirkte wohl mit seinem braunen Gesicht, dem kurzen blonden Haar und den blauen Augen wie ein Wikinger, der sich aus dem Nordland in die alte kleine Residenz verirrt hatte. Unbekümmert baute er sich mit seinem ganzen Sportzeug an der Stelle auf, an der der Schlafwagenzug aus Frankfurt zu erwarten war. Ein Helles „Hallo!" aus dem zweiten Wagen. Fe stand im Rahmen des offenen Fensters. „Das ist ja erschütternd, Christel Eyck. Ich dachte mir aber gleich, daß man auf Ihre Unzuverlässigkeit nicht unbedingt vertrauen kann. Darum hab' ich auch allen Kleinkram mit dem großen Gepäck aufgegeben. Nur die Gamaschen hab' ich draußen behalten. Und das Nachtzeug." Sie nahm von Bett und Tisch ein Stück nach dem andern und reichte es ihm durchs Fenster. Es war immer hin noch eine stattliche Sammlung Handgepäck. Ein Träger war herbeigekommen, dem alles übergeben wurde. Aber von den langen Ga maschen trennte Christian sich nickt. „Sie haben mir noch nicht einmal Guten Morgen gesagt, Christel Eyck." Mit Kennerblick musterte sie ihn. „Aber ausgerüstet sind sie famos. Uebrigens sind Sie noch schwärzer geworden." Ihr Blick irrte weiter und erreichte über den Bahnsteig hin die Straße, auf der der braune Schneematsch lag. „Mein Himmel, und das nennen Sie Ski gelände?" „Für den Stadtkreis Potsdam lehne ich jede Verantwortung ab. Mein Reich beginnt erst im Umkreis von Sanssouci." „Sanssouci, ja, ja, ganz Herr Eyck!" An einer Bank neben der Gepäckhalle machten sie halt. Fe ließ ihr Gepäck vom Träger in den Aufbewahrungsraum bringen. Sie setzte sich und knöpfte rasch und gewandt die Gamaschen an. Eine kleine Schar Neugieriger sammelte sich um sie und musterte das Paar. Fe ließ sich nicht stören. Schließlich nahm sie ihren niedrigen Topf hut ab und schüttelte den braunen Bubenkopf. „Mitgefangen — mitgehangen!" Und der Träger mußte auch noch den Hut in Verwahrung geben. „Fertig. Los. Wo ist die Sprungschanze von Sanssouci?" „Nur die paar Schritt durch die Stadt, und die ganze Winterwelt gehört uns. Oder wollen Sie lieber fahren?" „Nein, ich freue mich, daß ich endlich die Beine gebrauchen kann. Wenn wir auch wohl in unserer St.-Moritz-Ausrüstung einiges Befremden unter den Eingeborenen von Potsdam Hervorrufen werden." „Wenn man sie weiter nicht reizt, sind sie gar nicht bösartig. Menschenfresser hab' ich fast nirgends angetroffen — obwohl sich ein beträcht licher Teil der Bevölkerung von den Fremden ernähren soll." Lachend bahnten sie sich mit ihren klappernden Bündeln von Skiern und Stöcken den Weg durch die immer dichter gewordene Gruppe Neugieriger, verließen den Bahnhof und wanderten in flottem Tempo mitten auf dem nassen und schlüpfrigen Straßendamm durch die Stadt. Die beiden schlanken, jungen Sportmenschen mit den bloßen Köpfen, den braunen Gesichtern und den blauen Augen erregten allerdings Auf- sehn. Aber keinerlei Entrüstung. Denn wohl allen, die sie sahen, war es, als ob sie am frühen Morgen etwas Schönes geschenkt bekommen hätten. Ein paar Schritte, wie er unverantwortlicher weise versprochen, waren es nun freilich nicht. Sie hatten yut eine halbe Stunde zu wandern, bis sie endlich ins Freie kamen. Aber hier dehnten sich nun wirklich weite Schneefelder vor ihnen. Äuf Umwege kam es heute früh nicht an. So konnte er sie über Charlottenhof zunächst einmal zum Wildpark führem Auf den waldigen Hügeln bei der Wildmeisterei, am Kellerberg und am Bayrischen Haus gab es die ersten steileren Aufstiege im Grätenschritt und darauf flotte Ab fahrten mit Lachen und einem jauchzenden „Juhu!" Nach einigen Korrekturen an der Bin dung spielte sich Fe mit dem ihr unbekannten Skierpaar mehr und mehr ein. Der Schnee lag auf den freien Strecken immerhin dreißig Zenti meter hoch. Hier draußen, wo der Dunst der Stadt fehlte, war er auch noch körnig. Die paar Purzelbäume, die sie gelegentlich schossen, schadeten also nichts. Christian hatte einen kühnen Plan und erbat sich von ihr Billigung und Zustim mung. Er wollte sie nämlich über die Werderschcn Berge und den Haakberg zum Peetz-See führen, um ihr seinen immergrünen Ver>uchspark auf der Halbinsel Wüstrow zu zeige» „Man wird von der schönen Winterluft und der Sonne nach so einer Gefängnisnacht im Schlafwagen ganz betrunken," sagte sie, hob die beiden Stöcke, schüttelte das kurze Gelocl und atmete tief ein, „uh bin unzurechnungsfähig und mache jede Untat mit, auch wenn sie die Kräfte eines Normalmenschen übersteigt. Breche ich zu sammen, Eyck, dann erwarte ich nur von Ihrer Kameradschaftlichkeit, daß Sie mir als Marterl ein schönes heidnisches Grabmal mit Opferaltar errichten." Zu einem ernsten Gespräch kam es nicht. Keiner wollte es. Sie waren ja beide von der Wicdersehensfreude, vom Sport, von dem schönen Wintertag wie berauscht. (Fortsetzung folgt.) »»»aiiiii» imiiiiiio» Die bereits erschienenen Foriscyungen könne» bei der Hauptgeschäftsstelle nachgesordert wer'-c».