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Wochen- und NachnchMlatt zugleich - WG-DMer str Ksftdorf, KidH, Zemdors, Mors, §t. LOim, LeimHsolj, Nmeinm und Ma. Aintsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. - ————- —- . > > ——-— 4(>. Johvgang. — Nr. 17. S--»,».A.-,EIUS Mittwoch, den 82. Januar 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den solgenden Tag. BierleljährliLer Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. -- Inserate werde» di« viergespaltrne SorpuSMw oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LKMSKKschLchM. *— Lichtensteis. Antz allen Teilen unseres engeren Vaterlandes liege« uns Berichte über die Jubel feier des 18. Januar vor. Die Raumverhältnisse unseres Blattes gestatten uns leider nicht, die große Zahl der uus zugegangenen Berichte über die fast in allen Orten abgehälteneu festlichen Veranstaltungen zürn Abdrucke zu bringen. Wir Müssen uns daher darauf beschränken, festzustellen, daß unser Bol? seins» patrio tischen EmpfiAdungen am Gedenktage au die vor 25 Jahre« erfolgte Wiederaufrichrung des Deutschen Reiches in erhebendster Weise Ausdruck gegeben hat. — Eine blühende Rose innerhalb zehn bis zwölf Wochen aus einem Samenkorn herauzieheu zu kön nen, diese Errungenschaft blieb dem nimmer rasten den Forschungstrieb unserer Gärtner Vorbehalten. Es ist eine Rose aus der Zwerg-Polyantha-Klasse, deren Samen man im Januar bis März m kleine Töpfchen legt, um spätestens nach drei Monaten einen niedlichen Busch zu haben, der mit Lieblichen weißen und rosa Röschen übersäet ist. Dis Anzucht ist leicht und von jedem Laien am Fenster ausführ bar. Sich für die anmutige Sache interessierenden Blumenfreunden stellt I. C. Schmidt — der bekannte Blumenschmide — in Erfurt gerne Samen zur Ver fügung. — Aus seinen Erinnerungen des I870/71er Feldzugs, die er als Stabsarzt des Samtäts-Deta- chementS des 3. Armeekorps mitgemacht, erzählt vr. O. Rothmann der B. Z.: Es hatte am 14. August die für uns siegreiche Schlacht bei Colombey-Nouilly stattgefunden. Tags darauf erfolgte um 11 Uhr der Aufbruch, und wir marschierten der Mosel zu. Vom Prinzen Friedrich Karl, der in das Lager ge kommen war, erfuhren Nir, daß die Franzosen sich auf dem Rückzüge befänden, daß wir noch vor Mitternacht die Mosel überschreiten würden, und daß man hoffte, am 16. dem Feinde einige Mam!- schafteu abzuknöpfen. Um 8 Vs Uhr abends hatten wir das rechts Moselufer erreicht. Hier machten wir Halt, da an den Pontonbrücken, auf welchen wir den Fluß überschreiten sollten, noch bei Fackel schein gearbeitet wurde. Die Unterhaltung war an fangs lebhaft, verstummte aber allmählich. Da ertönte plötzlich der Ruf: „Vivs I'srnxsrsnr äs Urasss! Vivs Is xrinos imperial äs Urusss!" und wurde mehrmals wiederholt. Der Ruf stammte von einem lothringische» Bauern, den wir mit seinem Gefährt aus Basse-Beux mit uns führten. Ob er dem künftigen Herrscher schon jetzt ein Hoch bringen wollte oder ob er gewohnt, am 15. August, dem Napoleonstage, vivo Vompsrsur rc. zu rufen, auch hier seinen patriotisch-» Gefühlen keinen Zwang an- thun wollte und uur seiner Lage entsprechend äs Urnsss hiszusetzte, ließen wir dahingestellt. Jeden falls betrachteten wir diesen Ruf als ei» gutes Omen dafür, daß dieser Krieg das Ideal unserer Jugend zeit, ein einiges Deutschland unter Preußens Füh rung, verwirklichen würde. — Unter der Bezeichnung „Eine Märty rerin ihrer gottesfürchtigen und kö nigstreuen Gesinnung" weist das „Zwick. Wochenbl." auf eine Probe von Charakterstärke hin, Lie in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. In dem bekannten Meineidsprozeß Schröder und Genossen wurde auch ein Arbeiter namens Beckmann mit verurteilt. Bekanntlich hat die sozialdemokratische Partei über 50000 M. aufgebracht zur Unterstützung der Verurteilten und ihrer Angehörigen, eine Summe, die zum Teil zu Gunsten der Genannten zinsbar angelegt, zum Teil unter sie verteilt worden ist. Zu dieser Thatjache ging kürzlich die Notiz durch die Presse, daß die Frau des Beckmann jede Unter stützung von Seiten der Sozialdemokratie abgelehnt habe und in das Armenhaus ihrer Heimatsgemeinde Buckau gezogen sei. Es hat sich dies bestätigt. Der Hinweis aus die Gesinnungstreue der Frau geschah zuerst von Seiten der Redaktion deS „Evang. Ar beiterbotsn", dis später noch erfolgte, von der welt lichen wie geistlichen Behörde amtlich bestätigte Er kundigung veröffentlichte: „Zu Frau Beckmann kamen Abgesandte der sozialdemokratischen Partei und boten ihr Unterstützung an. Frau B. lehnte dieselbe ab mit den Worten: sie Wolls mit der gott- und vater landslosen Partei nichts zu Lhun haben. Hierauf legten dis Sozialdemokraten 40 M. auf den Tisch der Frau B. und gingen. Frau B. Hst dieses Geld bis heute uoch nicht angerührt, sie zog vielmehr ins Armenhaus." Ein Aufruf an die vaterländisch ge sinnten Kreise hat bisher Geldspenden bis zu der Gesamthöhe von 350 M. zur Unterstützung der Frau B. ergeben, darunter ein Geschenk von 100 M. des Freiherrn v. Stumm. „In der That," heißt es in dem Aufruf, „es ist Pflicht aller Freunde der Ord nung, die ein Herz für die Not des noch vaterlän disch gesinnten Arbeiterstaudes habe», der Frau eine Gabe zukommen zu lassen. Für dm verurteilten Beck- manu, der übrigens sei» Verhalten bitter bereut, ein- zutreten, mögen wir vorläufig keine Ursache haben. Die andersgesinnte Gattin und ihre unschuldig mit- leidenden Kinder aber vor den furchtbar drohenden Folge« ihrer Gesinvungstreue zubewahren, ist heilige Pflicht aller ihrer Gesinnungsgenossen." Herr Holt- Hess, Redakteur des „Evavz. Arbeiterboten" in Hat- trugen-Ruhr, macht weker bekannt, daß er die ein- gegangenen und «och eingehenden Gaben dem Amt- MMN und dem Pfarrer von Buckau zu zweckent sprechender Verwendung übergeben werde und daß hierüber öffentlich quittiert werden soll. *— MülsenSt. Jacob, 17. Jan. Schnell und unerwartet schied gestern der 78jährige Garntreiber Gottlieb Wilhelm von hier aus dem Leben. Derselbe geleitete zuvor nachmittags 2 Uhr seiuen alten Kameraden, den 75jährigen Weber Julius Eckert, zur letzten Ruhestätte. Auf dem Friedhof ward ihm unwohl, er mußte nach Hause gefahren werden. 5 Stunden später gab er seiuen Geist auf. — Dresden, 19. Jan. Die 25. Wieder kehr des Erinuerungstsges der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches hat auch hier, infolge des allerhöchsten Gnadenaktes, einer großen Anzahl von Personen gestern sofortige Entlassung aus dem Ge fängnisse des Gerichtes sowohl als auch der Polizei direktion gebracht. Wie verlautet, sind aus letzterem allein über 120 Männer und Frauen in Freiheit ge setzt worden. Hoffentlich werde« die so angenehm Ueberraschte», die ja keine Ahnung hatten, einen sol chen Gnadenbeweis recht zu würdiger, wissen. Sämt liche Gefangene, Männer uud Frauen in allen Al tersstufen, waren in den großen Rapportsaal geführt worden, wo ihnen Herr Polizeipräsident Le Maistre persönlich in einer kurzen Ansprache die Entschließung Sr. Majestät eröffnete. Das Polizeigefängnis dürfte seit vielen Jahren keinen so geringen Bestand gehabt haben als gestern nachmittag. — Leipzig. Im Schaukasten der Firma Chr. Fr. Winter in der Goethestraße hier ist zur Zeit eine durch die von Prof. Röntgen entdeckten Strahlen bewirkte Aufnahme ausgestellt, die viel Interesse findet. Es ist die berühmte Aufnahme einer lebenden Hand, bei welcher das vollkommene Skelett derselben und der anscheinend in der Luft schwebende Fingerring deutlich zu sehen sind. Eine Beschreibung ist der Abbildung beigefügt. — Die Geschäftsräume der Königlichen Amts hauptmannschüft in Glauchau bleiben wegen Rei nigung Freitag und Sonnabend, den 24. und 25. dieses Monats für nicht dringliche Sachen geschloffen. — Schönheide, 19. Jan. In einem Lehr zimmer der hiesigen Mittelschule fiel während der dort abgehaltenen Gesangsübung zum großen Schrecken der dort Anwesenden die Lampe von der Decke herab. Die Decke war von der Lichtwärme der Lampe be- reits so weit angebrannt, daß dieselbe den Beleuch tungskörper nicht mehr zu halten vermochte. Das Feuer wurde bald unterdrückt. — SisgMar, 18. Jan. Trotz des winter lichen Wetters werde» auch jetzt noch Lie Arbeiten am Gau der neuen hiesigen Raugieranlage ununter brochen fortgesetzt. Gegenwärtig werden besonders Erdarbeiter: und Ausfüllungen vorgenommen. Der Bahnhof wird sich fast durch die ganze Flur des Rittergutes Höckericht noch hinabziehsu. — Markneukirchen, 19. Jan. Durch die gewaltigen Schusswaffen, welche der Winter im oberen Vogtlands gebracht hat, ist vielen Tieren des Waldes und Feldes dis Nahrung entzogen; infolge dessen haben die wenigen Hasen, welche es in diesem Winter bei uns giebt, iu den letzter? Wochen schor« wieder viel Schaden au jungen Obstbüumen durch Abuagen der Rinde verursacht. Die Einfriedigung der jungen Bäume mit Drahtgeflecht hat diese bis jetzt nur da wirklich geschützt, wo man dieses Geflecht, der Höhs des gefallenen Schnees entsprechend, au den Bäumen immer höher gezogen hat. Wo mau das nicht gethan hat, da liegt der Schnee zumeist höher, als die Schutzvorrichtungen reichen, so daß letztere ihren Zweck nicht mehr erfüllen. — Niedersedlitz. Ein jähes Ende fand am Sonntag gegen Abend die Gattin eines in Dres den Wohnenden Schmuckfeder Fabrikanten K. Der selbe kehrte von einem Ausfluge von Klein-Zschach- witz nach der Bahnstation Niedersedlitz zurück. Kurz vor dieser klagte Frau K. über plötzliches Unwohlsein und im nächsten Augenblick schon sank sie leblos in den Armen ihres zu Tode erschrockenen Mannes zu sammen. Der sofort herbeigeholte Arzt Dr. Röderer konnte nur den eingetreteneu Tod in der Wartehalle des Bahnhofes, wohin man sie gebracht, konstatieren. Als Leiche ward sie denselben Abend noch Leu be- dauernswerten fünf Kindern zugeführt. — Groitzsch, 19. Jan. Ein Embruchsdieb- stahl wurde im hiesigen Diakonat verübt. Durch Eindrücken einer Fensterscheibe, welche vorher mit Schmierseife beklebt war, gelangten die Diebe in das Studierzimmer des Diakonus. Zwei im Zimmer be findliche Pulte wurde» erbrochen und die darin auf bewahrten Papiere durcheinander gewühlt. Eine grö ßere Summe Geldes, welche in einem Pulte aufbewahrt wurde, fiel den Einbrechern iu die Hände. Von den Dieben fehlt bis jetzt jede Spur. — Aus dem Elsterthale, 19. Jan. Ein farbenschöner Wmtergast aus dem Norden, der Eis vogel, hat in unserem Thaie seine» Einzug gehalten. Ist er auch an sich der Fischzucht schädlich, so tritt er doch bei uns nicht in solchen Mengen auf, daß man ihm nach dem Leben strebte. In manche» Ge genden Norddeutschlands ist er allerdings so sehr verbreitet, daß, wenn man ihn nicht verfolgte, die Forellenzucht ganz aufgegeben werden müßte. So erlegte der bekannte Fischzüchter Max von dem Borne auf einer Fläche von Vs da in 13 Jahren 708 Eisvögel. Erne Untersuchung der Kröpfe und der in den Nestern befindlichen Gewölle ergiebt, daß der Vogel fast nur Fische und wenige Waffermsekten verzehrt. — Meißen, 18. Jan. An der hiesigen Land wirtschaftlichen Schule wird der diesjährige neunte Wiuzerkursus in der ersten Woche des April seinen Anfang nehmen. Die Teilnehmer an dem Winzer kursus werden dem vom Ministerium des Innern genehmigten Lehrplane entsprechend zu vier verschie denen Zeiten im Laufe des Frühjahres, Sommers und Herbstes je eine Woche lang einberufen, wäh rend dieser Zeiten den Vormittag über zur praktischen Erlernung der hauptsächlichsten Weinbergs-Arbeiten, namentlich des Senkens, Aufziehens, Schneidens, Anlegens von Schnitt- und Wurzelreben, Brechens, Heftens und Gipfelns des Weinstockes angehalten uud erhalten in den Nachmittagsstunden außerdem theoretischen Unterricht. Letzterer erstreckt sich auf die Anzucht und Pflege des Weinstockes, auf die Düngung der Reben mit natürlichem und künstlichem Dünger, auf die tierischen und pflanzlichen Rebenfeinde und