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Sächsische Schweiz Tageszeitung siir die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Klcinhcnners- vors, Krippen, Lichtcnhain, Mittclndorf, Ostrau, Porschdors, Postclwitz, Prossen, Nalhmannsdors, Ncinhardlsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie sür das Gcsamtgcbict der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzcitung Alma Hieke, Inh. Walter Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis Un NM.): Die 7gcspallcnc 55 mm breite Pctitzcile 20 Psg., sür auswärtige Austraggcbcr 25 Psg., 85 mm breite Reklamczcilc 80 Psg. Tabel larischer Satz nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme sür in- und ausländische Zeitungen. Ständig- Woch-nb-llag-n: „Das Leben im Bild" Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskürzung oder zum Anspruch aus Lieferung der Zeitung. - Nr. 1 Bad Schandau, Sonnabend, den 2. Januar 1932 26. Jahrgang AutzeWMWer IahresröSblick Von Dr. Edgar S t e r? - R u b a r t h. Das Jahr 1931 mar in der auswärtigen wie in der inneren Politik ein Krisenjahr erster Ordnung. Abrüstunge- und Polenfragen, Bemühungen nm eine 'Neuorganisation Europas in der zweiten, sogenannten Europakonferenz, stan den In Genf auf der Tagesordnung der Januarsession; der Holländer Colijn stellte dort in äußerst vernünftiger und ge rade deshalb fast sensationell wirkender Form zum ersten Male die Verstöße aller europäischen Völker gegen die Er kenntnisse und Beschlüsse der Weltwirlschaftskonferenz fest — und der gleiche Mann hat das gleiche Thema im Rahmen des Baseler Sachverständigenkomitees auch um Ende des Jahres unter dem gleichen Vorzeichen von neuem behandeln müssen. Das ist die außenpolitische Signatur dieses Jah res; ein mühsames Sichdrehen im Kreise um das gleiche Problem ungelöster Komplikationen aus den Frie densverträgen, undurchführbarer finanzieller Bestimmungen und der Folgen eines wirtschaftlichen Irrwahns. * Dazwischen liegt der gescl)eiterte deutscl-e Versuch, »m Wege einer deutsch-österreichischen Zollunion auf neuartiger Rechtsgrundlage einen ersten beispielgeben den Schritt für die Vereinheitlichung der europäischen Wirt schaft und die wechselseitige Unterstützung der notleidenden Völker zu unternehmen. Er ist gescheltcrt.l/o.^ allem an dem politischen Widerstand Frankreichs und feiner Verbün deten, die die rein wirtschaftliche Denkweise der beiden Re gierungen bei diesem Unternehmen nicht gelten lassen woll- len und aus der eigenen machtpolitischen Denkweise heraus hier einen Versuch sahen, den in den Friedensverträgen ver hinderten Anschluß auf Umwegen zu vollziehen. Dir An rufung des Haager Gerichtshofes zur gutachtlichen Fest stellung der Zuverlässigkeit dieser Union endete am 5. Sep tember mit einem moraliläien Erfolg für Deutschland und Oesterreich, aber mit einer formellen Verwerfung des Pla nem auf Grund der Bestimmungen des österreichischen ili- lciheprotokolls. * Aber all diese Dinge sind doch stark zurückgetrcten gegenüber den akuten Ereignissen, die im Gefolge der Welt krise etwa im Juni einseßten. Am 7. Juni entspcawen Reichskanzler und Neichsaußenminister einer Einladung des britischen Premierministers MacDonald nach Chequers, wobei es zur offenen und eingehenden Aussprache über die wirtschaftlichen und finanziellen Kalamitäten kam. Am s 20. Juni erfolgte, unmittelbar ausgelöst durch ein Schreiben des Reichspräsidenten an den amerikanischen Präsidenten Hoover, dessen historischer Schritt zur Herbeiführung eines einjährigen Moratoriums für alle Kriegsschul- denzahlungen. Auch hier wieder vereitelte französische Kurz sichtigkeit und Engherzigkeit einen durchschlagenden Erfolg der großgedachten Maßnahme durch wochenlanges Ringen um Sondervorteile für Frankreich. Am «8. Juli fand in Paris die Aussprache zwischen den deutschen und fran zösischen Staatsmännern statt, die zu einer Klärung der Atmosphäre, aber kaum zu einer erheblichen sachlichen An näherung des beiderseitigen Standpunktes führte. Von da aus reisten Brüning und Curtius weiter nach London, wo eine Siebenmächtekonferenz der an der Neparations frage beteiligten Regierungen zur Einsetzung des Skillhalte- ausschusses der privaten Kreditgeber Deutschlands führte. * Neben den wirtschaftlichen Fragen standen diejenigen der Abrüstung, die ja überhaupt den Gegenpol der schwebenden internationalen Probleme bilden, das ganze Jahr hindurch im Vordergrund. Die Verhandlungen über ein "englisch-französisches Flottenabkommen, die im April in London stattfanden, wurden ebenso vertagt wie die voran gegangenen dreiseitigen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich, England und Italien; die Ratstagung im Mai bestimmte Genf als den Ort, die Septembertagung unter Annahme einer von Italien angeregten, aber sehr abge schwächten Resolution über eine Rüstungspause, den Februar 1932 als den Zeitpunkt der künftigen großen Abrü stungskonferenz. Aber di« Campagne zur Einschrän kung der Wirksamkeit dieser Konferenz, hat keinen Augen blick nachgelassen, und die Bemühungen um eine Formulie rung, die bei den Abrüstungsmaßnahmen von budgetären Festlegungen ausgeht, sind von Frankreich und seinen Ver bündeten unausgesetzt weiterbctrieben worden. Dabei ist immer klarer das dringende Verlangen Amerikas nach einer tatsächlichen und wirksamen Abrüstung als Voraussetzung einer finanziellen Einigung in der Kriegsschuldenfrage in Erscheinung getreten. Neben diesen die Mehrzahl aller Völker berührenden Problemen finanziell-wirtschaftlicher und weltpolitischer Na tur hat dciS-Jahr 1931 zwei große volitische Ereignisse «r- vranzl; ocn r u r z o e r M o » a r cy i e l n L> p a n t e » und den mandschurischen Konflikt zwischen Japan und China. In Spanien beherrscht jeßt eine Koalition aus Ne- smblikanern und Sozialisten vollständig die Lage. Ungelöst ist dagegen der Mandschurei-Konflikt, der im September d. I. nach vorangegangenen Unruhen in diesem Gebiet auf flammte, als die Japaner Mulden besetzten. Das geschah mit der Begründung von Zerstörungen an der slldmandschu- rischen, Japan gehörenden Bahnlinie durch chinesische Trup pen am 18. September Japan hat wiederholt und auch neuerdings erklärt, daß es keine Eroberungsabsichten hab«. Eine vom Völkerbund eingeleitete Aktion zur.friedlichen Beilegung des Konflikts hatte im wesentlichen ein negative^ Ergebnis. Der Herr Reichspräsident von Hindenburg hielt am Sil vesterabend im deutschen Rundfunk folgende Neujahrsan sprache: Deutsche Männer und deutsche Frauen! Aus meinem Amt als Reichspräsident und aus der Tat sache, daß ich al» hochbetagter Mann einen verhältnismäßig Srohen Abschnitt deutscher Geschichte milerlebt habe, folgere ich die Berechtigung, heute am Abschluß eines schicksalschwe ren Jahres wenige, aber treugemeinle Worte an Sie zu rich len. um Ihnen zu Helsen, die Rot der Zeil zu »ragen. Ich bin mir voll und ganz bewußt, welche gewaltigen Opfer von jedem von uns verlangt werden, damit wir es versuchen können, durch eigene Kraft die gegenwärtige Roheit zu überwinden. Dem deutschen Volke gebührt a u s- richligster Dank und hohe Anerkennung für die bisher bewiesene Opserbereitschast und sür die Geduld, mit der es in Erkenntnis der harten Rotwendigkeit alle Leiden und Lasten getragen hat. Das sei hier zuerst gesagt. Aber die Größe dieser Opfer, die wir bringen, be rechtigt uns, dem Auslande gegenüber gleich zeitig zu der Forderung, sich unserer Gesundung nicht durch Zumutung unmöglicher Lei stungen entgegcnzustcllen. Auch in der Abrü - stungssrage darf Deutschland sein gutes Recht nicht vorcnthallen werden. Unser Anspruch auf gleiche Sicherheit ist so klar, daß er nicht be stritten werden kann. Unwillkürlich denke ich zurück an Tannenberg. Un- > scre Lage war damals gleichfalls schwierig. Sehr gewagte Entschlüsse mußten gef, I und hohe Anforderungen an die Truppen gestellt werden, um des Erfolges nach Möglichkeit I gewiß zu sein. Da mag mancker innerlich Bedenken gehegt haben, aber das Band gegenseitigen Vertrauens, treuer Ka- Aür eilige Leser. * Die N c u j a h r s r n n d s n n ka n s p r a ch c des Reichspräsidenten wird von dcn führenden Londo ner Zeitungen im Wortlaut wiedergcgcbcn. Die tommuttiftischcn Störungsversuche haben in der englischen Presse lebhafte Empörung ausgelöst. * Die dänische Presse stellt einmütig fest, daß die Rundfunkrede Hindenburgs auch auf dcn däni schen Hörer einen tiefen Eindruck gemacht habe. * Am Silvesterabend wurden im Gebäude der japani schen Botschaft in Berlin mehrere F c n st c r s ch c i - ben eingcworfcn; die Steine, die in rote Tücher cin- gewickclt waren, trugen die Aufschrift: „Zum Schutze der Sowjetunion". * Der L a u d c s k o m in i j s a r für die Kreise Mann heim. Heidelberg und Moosbach hat den nationalsozia listischen Mannheimer 'Stadtrat Dr. Orth seines Amtes enthoben. * Obwohl kein Zweifel darüber bestehen kann, dast Eng land dcn französischen Standpunkt hinsichtlich der Begrenzung der T r i b u t k o n s c r c n z auf die eigentlichen Tributsragcn uachgegcbcn hat, wird bei den englischen zuständigen Stellen betont, das; noch keine endgültige» Abmachungen zwischen England und Frankreich beständen. England wolle unter kei nen Umständen Deutschland vor vollendete Tatsachen stellen. * Aus die 'Nachricht von einer angeblich zwischen England und Frankreich in der Tributsrage erzielten Einigung hin sind die deutschen Anleihen in Ncnhork stark ge- st icgcn. Die Umwälzung in Peru Anfang März und die Meuterei der chilenischen Flotte in den ersten Septem bertagen zeigen, wie ungeklärt die seit mehr als Jahresfrist in Garung befindlichen politischen Verhältnisse selbst in den bestfundierten südamerikanischen Staaten noch sind, wie schwer auch sie unter der Weltwirtschaftskrise leiden. Es wird die große Aufgabe der kommenden Konferenzen, der neuen Reparationskonferenz und der Abrüstungskonferenz, sein, auf die Gleichschaltung dieser im Grunde gemeinsamen Interessen hinreichend stark einzuwirken, um dem Wirt- scl-aftsverfall Einhalt zu tun, der jetzt neben England mit einer Reihe seiner Dominien auch die skandinavischen Län der und Japan ergriffen hat. meravschast, inniger Vaterlandsliebe und der Glaube an uns selbst hielten uns fest zusammen, so daß die Entscheidung nach mehrtägigem heißen Ringen zu unseren Gunsten anssiel. Auch heute rufe ich. abermals in ernster Zeit, und zwar ganz Deutschland, auf zu gleicher treuer schicksalover- buudener Einigkeit. Lassen Sie uns Hand in Hand unverTagt der Zukunft mit ihren sorgenschweren Entschei dungen entgegengchen. Möge keiner dem Kleinmut unterlie gen, sondern jeder unerschütterlichen Glauben an des Vater landes Zukunft behalten. Golt hat Deutschland schon ost aus tiefster Rot er rettet, er wird uns auch jetzt nicht verlassen! Und nun wünsche ich dem deutschen Volke in seiner Ge- samlheil und jedem einzelnen Deutschen aus vollem, treuem Herzen ein gesegnetes Reues Jahr! Nachdem der Herr Reichspräsident seine Rede beendet hatte, spielte die Musik das Deutschlandlied. Die Ansprache des Reichspräsidenten im Rundfunk, die nicht nur über alle deutsches Sender, sondern auch über ange schlossene Scndcrgruppen nach Amerika, England und nach Dänemark weitergeleitet wurde stellt am Ausklang des Jah res ein in seiner Ar« ungewöhnliches Ereignis dar. Denn es ist zum ersten Mal, daß der Reichspräsident seil Uebernahme seines Amtes eine solche Ansprache durch den Rundfunk gehalten hat. Ein einziges Mal vorher, kurz vor seiner Wahl, hat der Reichspräsident von feinem Arbeits zimmer in Hannover aus zum deutschen Volk gesprochen; in Der Zwischenzeit sind mehrere seiner Reden und Ansprachen, so bei der Taufe des Panzerschiffes „Deutschland", in Tan nenberg usw. übertragen worden. Wieder hat man ihm diesmal, wie vor fast sieben Jahren in Hannover, das Mikro phon auf seinem Schreibtisch aufgcbaut und die Stimme, die von dessen Schwingungen in die Welt hinausgctragen mor den ist, hat seither in ihrem markigen Klang, in ihrer zu Herzen gehenden Eindringlichkeit nicht ein Atom eingebüßt. Als der Reichspräsident seinen Dank an das deutsche Volk unterstrich für die Art und Weise, wie es den Anfor derungen dieser schweren Zeit gerecht wird, als er den An spruch auf gleiche Sicherheit betonte und als er schließlich aufrief zur schicksalsverbundenen Einigkeit, war das bei allem tiefen gütigen Klang die Stimme, der man fast unbe wußt folgt. Prägnant auch wie in der Wahl der Worte und bezeichnend sür die Persönlichkeit Hindenburgs war die kurze und knappe Form des Ausdrucks; was zu sagen mar, war in diesen wenigen Sätzen enthalten und mit schlichter Einmalig keit und Eindringlichkeit famuliert. Reichspräsident von Hindenburg Hal dem deutschen Volk, und man darf hoffen der ganzen Well, mil seinen Reujahrs- wünschen mehr gegeben als viele lange Reden anderer und ganze Bücher mit exaktem Beweismaterial zu unserer und zur Lage der Welt vermochten Die Neujahrsansprache Hindenburgs hat, wie sich bereits jetzt festestllen läßt, im Reich und im Ausland starken Ein druck gemacht. Die Worte Hindenburgs wurden auch überall ausgezeichnet verstanden. Kommunistische Störung. Eine unerhörte Störung der Rede leisteten sich Kommu nisten, als Hindenburg am Schluß aussührte: „Auch heule rufe ich . . . ". In diesem Augenblick hörte man eine fremde Stimme, die rief: „Achtung, Ächtung, Deutschland steht im Zeichen von Rotfront!" Der kommunistische Redner sprach weiter über die Einheitsfront des Proletariats und wandte sich dann gegen die „Diktatur" und die Notverordnungen. Hindenburgs Worte waren dann wieder deutlich verständlich. 'l .l Hindenburgs Neujahrs-Appell An einer über ben ganzen Grbball verbreiteten Rundfunk-Ansprache wandte sich der Reichspräsident an das deutsche Volk