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234 ^inderlm m de' "ul Q^r^ss>r^> I I Kur ein finnil. Von Peter Hamecher. Ich habe viele Freunde gehabt. Fa, ich habe lange Zeit an einer Freundschaftsmanie gelitten. Aber das ist schon eine Weile her. Meine Freunde haben mir selber den Enthusiasmus abgewöhnt. Ich will nicht sagen, daß nicht irgendwo in meinem Herzen eine schöne Hoffnung glühe, einmal einen Menschen zu finden, der mir mehr sein könnte, als tausend andere; dessen Herz in verwandtem Takte zu dem meinen schlüge und meinem Leben durch seine einfache Gegenwart einen starken Antrieb zu irgend etwas Besonderem, Schönen gäbe. Aber ich bin mißtrauisch geworden und suche nicht mehr, wie ehedem. Das Schicksal müßte mir ihn schon unverhofft schenken, so daß er an einem Tage da wäre, ganz selbstverständlich, ohne daß ich es im ersten Augen blick gewahr würde. Ich habe zu viele Enttäuschungen erlebt mit meinen Freunden. Freilich bin ich nicht ohne Schuld. Ich habe meine Erwartungen immer zu hoch gespannt. Ich habe auch immer zu viel von meinen Hoffnungen in die Wirklichkeit hineingetragen; sie den Menschen unterschoben und mir das Bild des andern mit den Farben meiner eigenen Seele ausgemalt. Wenn ich dann her nach Bild und Urbild miteinander verglich, stimmte die Rechnung nicht. Erst habe ich den Freunden die Schuld gegeben. Hernach bin ich hinter das Gesetz der Kristallbildung gekommen, von dem Stendhal in seinem Buche „Uber die Liebe" spricht, und ich merkte, wie ich das Opfer meiner Illusionen wurde. Da wurde ich miß- " verw ko M Welt Mung, i Iminen S Mühle s " beredt, Endlich Meit. 7" und glüci ober war Schon aber erscheint er selbst in der Tür? Gin uralter Mann " mit schneeweißem Haar und Bart. Er verneigt sich, grüßt durch die schöne, edle Handbewegung, mit der der Türke seine Ergebenheit ausdrückt, tritt zur Seile und ladet uns ein, näherzukommen. Auch hier ein schmuckloser Raum. Auf dem Boden aber liegt eine Strohmatte, an den Wänden hängen Teppiche. In der einen Ecke ein einfaches Feldbett, in den andern Decken und Polster. In der Mitte steht der offene Mangal, in dem das Holzkohlenseuer glimmt. Daraus steht der Kaffee. Draußen stürmt und heult der Wind, der Regen trommelt auf das Dach. Hier drinnen ist es doppelt angenehm warm. Bald ist der Kaffee fertig, auch Zigaretten müssen wir annehmen. Dann sprechen wir — vom Krieg natürlich; denn wovon soll man in der Türkei sprechen? Der Alte taut auf, wird gesprächig, erzählt. Vierund siebzig Fahre ist er alt, seine Söhne, seine Enkel dienen dem Padischa als Offiziere, wie schon sein Vater, der Großvater und alle Ahnen es taten. Überall schon war er gewesen. Im Femen hatte er gegen die aufständischen Araberscheiks, im Libanon gegen die Maroniten, im Hanran gegen die Drusen gekämpft. War mit Leib und Seele Soldat gewesen. Bis dann, er war gerade in Lyrenaika, der Krieg mit Italien kam. Er schlug sich, wie sich ein Osmanli schlägt: Mit zusammengebissenen Zähnen und dem festen Entschlusse, für den Sultan zu sterben. Aber die Türkei wurde von allen Seiten verraten und mußte Frieden machen, obwohl der Feind überall, wo er sich stellte, geschlagen worden war. Müde und alt zog er nach Hause in das kleine anatolische Dörfchen, wo er auf einem kleinen Wakufgütchen saß, merkte erst, wie alt er geworden war. Weit, unendlich weit lag die Welt hinter ihm. Er hörte, daß wieder ein Krieg ausgebrochen, daß der Gegner bei Tschataldscha lag. Aber er war müde, wollte schlafen und sterben. Ein Monat verging nach dem andern; da drang seltsame Kunde zu ihm. Die Welt, die gange Welt stand in Flammen. Wieder einmal rückten die Zungen aus, nach der Stadt wo sie eingekleidet wurden. Er blieb. Allein! Und dann kam der Tag, an dem der Mollah in der Muski die Fetwah ül Emmi verlas, die den Dschihad, den heiligen Krieg verlas. Wie betäubt ging er nach Hause, suchte die Uniform hervor, den Säbel. Heiliger Krieg! Die Türkei erstand also aus ihrem Schlafe, die heilige Fahne sollte den Streitern des Islam wieder voranflattern, im großen Kampfe? Weg war sein Alter, weg die Müdigkeit. Er war wieder der junge, todesmutige Offizier, der an der Spitze seiner Askers mit dem Ruse „Allah" aus den Feind eindrang. Sie ließen ihn nicht hinaus, hier aber, auf der Etappe, durfte er schaffen. Auch hier ein Kämpfer. Und wenn ihn das Alter oder die Arbeit übermannte? Gr fiel als Soldat im Dienst, und das Paradies ist im Schalten der Schwerter. r. Tg wenn manche mich auch bewußt getäuscht haben.. Einen Freund aber hatte mir das Schicksal geschenkt immer lieb und gut zu mir war und mich nicht enttäuscht d" Es war sogar ein ganz vornehmer Umgang; denn mein Freu" hatte einen echten Stammbaum, der durch mehrere Generalis" nach Rußland zurückging, und zwar in der mütterlichen ü" auf uraltes russisches Steppenblut, und ich kann ihm beschein^ daß er, solange ich ihn kenne, sich seiner Herkunft immer WM erwiesen hat. Freilich, er war nur em Hund. So sage"^ wohl die meisten Menschen.- ein Stück Vieh, ein Hund, und lv" sie sich ganz niederträchtig beschimpfen wollen, sagen sie zu ander: Du Hund. Es hat mich immer verletzt, wenn einer dem Tierchen sagte: du Hund; denn das Wort ist von Menschen entwürdigt worden und hat eine üble Gefühlsbetont ' bekommen, die irr menschlichen Verhältnissen ja ost allzu fertigt sein mag, aber dem armen Tiere unrecht tut. Schon SU penhauer hat das alles irgendwo gesagt, und wenn sein Atma, d. i. Weltseele, sich ungebührlich aufführte, schalt er du Mensch. Aber so was nimmt man nicht recht ernst, W man es nicht selbst erlebt hat. Fedensatls habe ich die Ersahr^ gemacht, daß ein Hund, der einem anhängt, eine angench"' Gesellschaft ist als viele Zweidecker, und daß es weniger sch"',, ist, auf den Hund zu kommen, als unter die lieben Nächste" ihren Egoismen zu fallen. Auf alle Fälle hat mir mein Bibi besser gefallen als mancher meiner Kollegen, die in Literaturcafes zu nächtlicher Stunde sich wie reißende Bestie" die Ehre des Nichtanwesenden stürzen. .Hl Den meisten Menschen ist es unbegreiflich, daß "w" Tier ebenso lieb gewinnen kann, wie ecken von ihnen, »iw sich bier ein Gesühlsband anzuspinnen vermag von schönst meinsamkeit. Sie lachen über das kinderlose Ehepaar, gealterte Fungfran, die ihren vierbeinigen Liebling verhan^ und verwöhnen und natürlich auch verziehen. Ich lache nicht seit ich mit meinem kleinen Freund gelebt und gelitten. 7^ kenne einen deutschen Dichter, der sehr empfindlich ist u"" immer an den Menschen bis zum äußersten Schmerz reibt. § hat einen Pudel, ein ganz altes, gebrechliches Tier, an dein mit rührender Treue hängt. Er kann nicht in den Städten n und war jahrelang immer aus der Wanderung, an der See, den Bergen, am Rhein. Überall hat ihn der Hund bcg" Nun sitzt der Dichter irgendwo in Süddeutschland in einen' einem Garten umgebenen Häuschen, am Fuße der Berge. Hund ist inzwischen alt und gebrechlich geworden; aber Dichter pflegt ihn wie seinen besten Freund. Manchmal h" schon Streit gesetzt wegen des kranken, schwachen Hundes. - » die es gut meinten und nichts von den Empfindungen des für seinen Pudel begriffen, gaben ihm den guten Rat, von seinen Leiden zu helfen. Ich habe auch einmal etwa^ - liches gesagt, und er hat mich nicht schlecht angefahren, ich mir wie üblich nichts Böses bei den Worten dachte. weiß ich, wie gefühlsroh ich war, und der Dichter, der -7 wenn's auch nur Hundelreue ist, mit einem Gleichen vcrg"^ mir jetzt durch diese seine Liebe um so verehrungswürdige" verstehe nun den alten Fritz, der in Sanssouci bei seinen spielen begraben sein wollte, und den Lord Byron, der n Hunde ein schönes, poetisches Denkmal setzte. Und das^g der Annette von Droste über das Seelenleben des Hundes mich zu Tränen. . B - Sieben Monate habe ich mit meinem Hündchen geh"" hatte mir ihn aus dem Wurf ausgesucht. Neun GeschuchM ^1 er gehabt. Vier waren ersäuft worden. Eins starb bald. Liebling war das kleinste gewesen, ganz fein und schwach hat mich so gerührt, und deshalb habe ich ihn genommen habe mich gefreut, wie er größer wurde, wie er ansing, sm kennen, und wie er schmeichelnd gekrochen kam. Wie eu hatte er einen Kosenamen: Bibi. Später sollte er den prau- . Nu s^upe, 7> wm M vcr iranisch gegen die Anderen und gegen mich. Vor allem mich, gegen mein Gefühl. Wenn ich spurte, daß-in mir so eM - wie eine Freundschaftsempfckdung aufkommen wollte, begann rnichiFelber zu belauern; und das half; denn alles Sezieren >! -ei' Tod des Lebens. Wenn man seine Empfindungen l'^ achtet und zersetzt, wird man unfähig zum Erlebnis. Das " eine Pferdekur und das Dasein wird ein Bißchen öde und davon. Auch möchte ich dieses Mittel nicht jedem anempW" Aber für empfindliche, anfällige Gemüter ist es ein guter SM Die meisten Enttäuschungen habe ich mir also selbst zuzusrkreid^ ^end er ! Aschen ^elt lu P; li?" di 7'