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zeit als IOl/2 Stunden täglich vom Ablauf der neunten Stunde an ohne Kürzung des Lohnes und Akkordes der Arbeiter für die ganze Ueber- zeit pro Mann und Stunde 10 Pf. zu vergüten ist. Die Wohlthat der Stiftung sollen die in Mannheim wohnfitzberechtigten und wohnhaften verheirateten Arbeiter der Firma genießen, die wegen Arbeitsmangels im Spätjahr oder Winter entlassen werden mußten, bei der Entlassung mindestens ein Jahr lang angestellt waren und nach der Entlassung keine Arbeit finden konnten. Die 14 Tage nach der Entlassung, jedoch frühestens vom 1. Dezember an, gewährte Unter stützung dauert bis spätestens Ende Februar des gleichen Winters und berechnet sich nach der Arbeitsdauer, dem Lohne und der Zahl der Familienangehörigen des Entlassenen einerseits und den Anforderungen, die während eines Winters an die Kasse gestellt werden, anderseits. In letzterer Hinficht ist vorgesehen, daß bei einem Vermögensstand der Kasse am 1. De zember von mehr als 15 000 Mk. nur zwei Drittel dieser Summe, bei einem geringeren Stand nur 10 000 Mk. zur Verteilung kommen dürfen, sowie daß bei besonders zahlreichen Unterstützungsfällen eine entsprechende Ver minderung der normalen Unterstützungsbeträge eintreten muß. Bei AuSbruch von Krieg kann das ganze Vermögen der Kasse für freiwillige Unterstützungen der Familien von Einberufenen nach freiem Ermessen der Fabrikleitung ver wendet werden. Gumbinnen. Die russische Grenrwackie erschoß zwei Bauern, welche große WarenbeM^ schmuggeln wollten. Der Schmuggel nimmt wieder erheblich zu. Budapest. In Wien stellte sich der Polizei ein gewisser Bielobaba mit der Selbstanzeige/ daß er der Mörder einer vor Jahresfrist in Budapest ermordeten Frauensperson sei. Er wurde in Haft behalten und nach Budapest ge bracht, wo er gestand, die Anzeige erdichtet zu haben, um gratis nach Budapest reisen zu können. Der phantasiereiche Mann wurde in Haft behalten. — Die Budapester Staatsanwaltschaft ist gegenwärtig mit der Untersuchung einer myste riösen Affäre beschäftigt. Der Neuhäusler Arzt Dr. Franz Horvarth, der vor einigen Tagen hier weilte, erhielt von einer hiesigen ihm bc- ftcundcten Familie, bei der er über plötzlichen Husten klagte, einige Pastillen, nach deren Genuß er von Uebelkeiten befallen wurde und binnen wenigen Minuten verschied. Die Polizei, welche von der Staatsanwaltschaft zur Er hebung der näheren Umstände dieses Falles auf- gefordert wurde, konnte bisher keine genauen Einzelheiten ermitteln. London. Im Seebade Southport hat sich ein außergewöhnlicher Skandal zugetragen: Eine Lehrerin eine der nonkonformistischen Kirchen- gemeindcn hat sich als ein — Mann entpuppt und ist mit einer Hilfslehrerin davongegangen. Diese angebliche Lehrerin kam vor sieben Jahren mit ihrer Mutter und mit einer Gesellschafterin von St. Helens nach Southport. Sie bekam eine Mädchcnklasse der Sonntagsschule zugeteilt und wurde vorzugsweise mit der Aufgabe be- traut, ine herangewachsenen Mädchen, welche als Mitglieder in die Gemeinde ausgenommen werden sollten, zu besuchen und mit ihnen über religiöse Tinge zu sprechen. Sie that dies, lud aber auch Schülerinnen zum Thee zu sich ein und empfing sie dann stets mit einem Kuß. Das währte so lange, bis eines Tages die Gesell schafterin der Lehrerin starb, eine Hisss- lehrerin die Stelle der Gesellschafterin erhielt und alsbald unter dem Siegel der Verschwiegen heit die Entdeckung bekannt gab, daß die Lehrerin ein Mann sei. Die letztere hat darauf mit ihrer Mutter und mit der Hilfslehrerin Southport verlassen und cs heißt, sie habe sich in Manchester mit der Hilfslehrerin trauen lassen. Die falsche Lehrerin soll ein illegitimer Sohn und genötigt gewesen sein, sich für ein Mädchen auszugeben, um vom Vermögen seines VaterS erben zu können. Warschau. Ritter Bielecki, Gutsbesitzer in Wolhynien, reiste Anfang Juli nach Karlsbad und beabsichtigte, im August nach Rußland zurückzukehrcn. Seither ist nur ein Brief aus Karlsbad an seine Familie gelangt, sonst kein Lebenszeichen, Bielecki auch nicht heimgekehrt. Die Recherchen durch die Familie ergaben, daß Bielecki, ein 65jähriger Mann, fünf Tage in Karlsbad blieb und darauf nach Wien reiste, wo er spurlos verschwand. New Nork. Am 19. September ging im Chilkutpasse eine gewaltige, aus Schnee, Eis, Schlamm und Gestein bestehende Lawine nieder und begrub ein großes Lager von Goldgräbern. Die meisten konnten, durch ein heftiges Getöse gewarnt, sich retten, 18 Personen hingegen, dar unter eine Frau, wurden verschüttet. Ihre Leichen sind bis jetzt nicht aufgefunden. An- faltende Regengüsse haben alle Brücken über den Skaguayfluß weggerissen und den Strom Mainz. Ein Schreibergehilfe hatte 9 Mk. unterschlagen, die einem eingelieferten Unter suchungsgefangenen gehörten; zur Verdeckung der Unterschlagung hatte er zugleich die auf den Gefangenen bezüglichen Akten beseitigt. Der Gefangene saß infolgedessen sechs Monat, bevor sich jemand um ihn kümmerte. Wie man mit teilt, handelt es sich um einen jungen Mann, dem es zur Last gelegt wird, 400 Mk. unter schlagen zu haben, während er behauptet, er habe das Geld verloren. Eine Voruntersuchung war nicht mehr nötig, die Anklageschrift war schon gefertigt, und es handelte sich nur noch um die Ueberwersung an das Schöffengericht. Die oberste Gerichtsbehörde in Darmstadt hat eine strenge Untersuchung angeordnet. Stralsund. Eine Hungerkünstlerin, Frau Auguste Christensen aus Kopenhagen, hat aus gehungert. Montag morgen war ihre Thür ge öffnet, die Siegel waren gelöst, und sie selbst war verschwunden. Wohin sich die Ausge hungerte gewandt hat, das weiß der Himmel. Genau acht Tage hat sie in ihrem idyllisch ge legenen Käfig, am Ufer des Kniepertciches, ge sessen und gewartet auf die, welche nicht kamen, nämlich auf solche, die für den bescheidenen Preis von 50 oder 25 Pf. zusehen wollten, wie ein anderer hungert. Vor mehreren Togen wurde geheimnisvoll mitgeteilt, daß nach einer Woche für die Hungernde die „Krisis" cmzu- treten pflege; sollte man mit dieser „Senffs etwa die vorzeitige Abreise gemeint haben. Ursprünglich beabsichtigte Frau Christensen vier zehn Tage zu hungern. Essen Die Komödie deS „falschen Erz herzogs» nimmt für ihren Urheber ein trauriges Ende. Emil Behrend sitzt in Essen in Unter suchungshaft, während er m Lüttich wegen Führung eines falschen Namens in contumaciam zu acht Tagen Gefängnis verurttilt wurde. Und nun veröffentlicht der Aachener .Volksfreund' nachstehende Erklärung, welche Fräulein Maria Husmann vor dem Polizeiinspektor in Hannover zu Protokoll gegeben hat: „Hannover, den 6. Oktober 1897. Maria Husmann ist bereit, ihre seitherigen Erklärungen in der Sache gegen Emil Behrend durch Nachstehendes zu ergänzen: 1) hat sic noch nach ihrer Ankunft in Hannover unter dem faszinierenden Druck gestanden, den Behrend durch sein einschmeichelndes Wesen, durch seine angebliche Belesenheit über sie, das einfach erzogene Mädchen, ausgcübt hat. In dieser Verfassung hat sic einen Brief an Behrend im Gefängnis zu Lüttich geschrieben, dessen Inhalt sie hiermit, soweit er sich auf ihr seit heriges Verhä tnis zu B. bezieht, in vollem Umfange zurücknimmt; 2) hat sie erst gegen Ende des vorigen Monats die vollgültigen Be weise dafür erhalten, daß Behrend ihr von Anfang an mit falschen Vorspiegelungen genaht ist, sie systematisch ihrer Familie entfremdete, um sich in den Besitz ihres Vermögens zu setzen; daß derselbe neben dem ihrigen noch andere Liebesverhältnisse unterhielt, die gleichfalls Knntes Allerlei. Das radfahrende Berlin. Die Zahl der gegenwärtig m Berlin den Radsport aus übenden Personen beträgt etwa 45 000. Davon entfallen auf 47 bestehende Radfahroereine nur 2300 Personen. Was ein deutscher Rennfahrer ver dient, davon haben nur die wenigsten Menschen eine Ahnung. Willy Arend, unstreitig unser bester Fahrer, bezieht neben einem festen Gehalt von 12 000 Mk., das ihm die Opel-Fahrrad- Werke zahlen, noch für jeden Sieg 600 bis lOOo Mk., je nach Größe und Bedeutung des Rennens. Außerdem fährt Arend die Hannover schen C^ceisiorreifen; auch von dieser großen Fabrik bezieht er 6000 Mk. fest und außerdem noch Sonderpreise für jeden Sieg. Arend ge wann außerdem noch etwa 23 000 Mk. an Preisen. Hierzu kommen dann noch die festen Bezüge, die leider noch viele Rennbahnleitungen zahlen, damit der Fahrer überhaupt nur erscheint. Arend hat im ganzen in diesem Jahre trotz zahlreicher Niederlagen etwa 60 000 Diart ver dient. Viel ungünstiger gestalten sich die Ein nahmen bei unseren besten Dauerfahrern Gerger und Fischer; sie haben etwa 20- beziehungs weise 12 000 Mark verdient, hatten aber ihre zahlreichen Schrittmacher selbst zu bezahlen. Das pekuniär erfolgreichste Tandempaar waren Büchner—Seidl, die ihre Einnahmen teilen und auf etwa 18 000 Mark pro Mann beziffern. Eine wertvolle Erfindung. Ein sehr sinnreicher Apparat zur Verhütung von Eisen bahnunfällen, die durch Nachlässigkeit des Zug personals entstehen könnten, ist soeben auf der Great Norther Bahn erprobt worden. Zweck der Erfindung ist es, einen genau arbeitende» Signalapparat und Entfernungsanzeiger für Lokomotiven zu liefern, so daß Züge rechtzeitig und am rechten Orte zum Stillstand gebracht werden. Der einfache Mechanismus ist mit dem vorderen beweglichen Radgeftcll der Lokomotive verbunden, so daß die zurückgelegte Strecke genau gemessen und auf einem Zeigerblatt ver zeichnet wird. Uebcr dem Zeigerblatt befinden sich 15 stellbare Klammern, die der Lokomotiv führer vorher so stellen kann, daß der Apparat sie genau eine Meile vou dem jeweiligen Halte platz selbstthätig loslöst. Dadurch wird eine Pfeife in Bewegung gesetzt und, wenn der Lokomotivführer auch auf dieses Warnnngs- zeichen nicht achtet, so kann doch kein Schaden geschehen, denn der Apparat setzt dann noch die Luftbremse in Bewegung und bringt den Zug genau am richtigen Halteplatz zum Stehen. Bei stürmischem Wetter und in dunklen Nächten ist der Apparat besonders wertvoll. Private Fürsorge für Arbeits losigkeit. Die Mannheimer Firma Heinrich Lanz hat, wie die Jarlsr. Ztg/ berichtet, den Versuch gemacht, die Folgen der Arbeitslosigkeit wenig stens innerhalb ihres Etablissements zu mildern. Der Besitzer hat mit einem Grundstock von 20 000 Mk. eine Kasse gegründet und bestimmt, daß dieser Kasse von den Fabriken und der Gießerei seiner Firma für jede längere Arbeits- „Ulrike," sagte da der Fremde weich, „kennen Sie mich nicht mehr?» Die alte Frau sank mit der Hand auf dem Herzen in ihren Sessel zurück, dann brach es jubelnd von ihren Lippen: „Heinrich!" Herr von Laurin zog einen Stuhl an ihre Sette und legte seine Hand auf die ihre, indem er Wetter sprach: „Ja, Heinrich! Und daß Sie mich erkannt haben, Ulrike, das sagt mir, daß Sie mich nicht vergessen haben in all' den langen, traurigen Jahren unserer Trennung." „Sprechen Sie nicht von vergessen," in ihrer Stimme lag eine bittere, schmerzliche Klage; „das hätten Sie wissen müssen, daß eine Natur wie meine nie vergißt." „Nie, Ulrike? Liebe und Treue vielleicht nicht, aber Schuld und Fehler wohl." „Auch das nicht, das erst recht nicht." „Sie sind hart und bitter geworden, Ulrike; einst waren Sie anders, ganz anders." „Mahnen Sie mich nicht an das Einst," die Matrone richtete sich schwer atmend empor mit glühenden Wangen, „das ertrage ich nicht." „Und doch muß ich es, Ulrike, ich muß es. Und wenn die alte Wunde noch brennt, heiß brennt, wohl mir," sagte der Edelmann. „Des halb habe ich den weiten Weg gemacht bis in Ihre Berge, deshalb bin ich jetzt hier!" „Wozu das Tote wieder lebendig machen, wozu zurückrufen, was ewig, unwiederbringlich verloren ist, Heinrich?" fragte die Dame herbe, ihre Hand zurückziehend. „Um eines jungen Menschenpaares willen, Ulrike, das sich heiß und innig liebt und nicht von einander lassen kann und will!" finanziell ausgebeutet worden sind; 3) hat sie "s zur Verhaftung des Behrend fest geglaubt, er sci der Erzherzog, als welchen er sich noch während der Reise (nach London) gerirt hat, 4) hätte niemals mit ihm die Flucht er- griffen, wenn fix geahnt hätte, daß er nicht der Erzherzog sei. Husmann erklärt sich als E Opfer eines abgefeimten raffinierten Schwindlers, wei»^ fix ^m Geld und Gut be- trugen habe und den, Gesetz verfallen sei. Sie L B°hmd Kat 'la!'amma eines Revolvers zehnjährige, blühende Schwest^A ^me M erhielt t einen Schuß in den Kopf'^^ Sw sehr ost droben in Ellerbom, und mit den Kindern, welche ihn liebten, kam dann auch jedesmal Bärbel und plauderte mit ihm. An fangs hatte sie immer ernst ausgesehen und war schweigsam und einsilbig gewesen; allmählich wurden ihre Reden freundlicher, sie fragte nach diesem und jenem und schien für alles, was Hellmann betraf, Interesse zu gewinnen. Viel trugen Gundulas Worte dazu bei, welche stets ein Lob für den Schmied enthielten und dessen Fleiß, Pflichttreue und Gewissen haftigkeit rühmten. Selbst Fräulein Ulrike ließ sich herab, mit Friedel einige Worte zu wechseln, und wie hoch das anzuschlagen war, wußte nie mand besser als Bärbel. „Heinz!" rief Otto v. Laurin mit lauter, Mger Stimme und öffnete die Thür zum Bruders. „Was soll ich eigent- Ich bekomme soeben eine dem Wortlaut: „Wagen zur Bahn PA- Hast du mir vielleicht den Alten auf den Hals gehetzt?" gilt nicht dir, Otto," war die ernste „sondern mir und meinen Angelegenheiten. Du weißt ja, wie die Sachen siegen, da soll noch ein letzter Sturm auf Tante Ulrikes Herz versucht werden." „Na, dann ist es etwas anderes; aber lieb ist es mir eigentlich nicht, Heinz, nun werde ich wieder ww cm Schuliunge abgckanzelt werden." Der Rittmeister fuhr selbst ins Thal hinab, rn den Vater zu empfangen, und die Begrüßung war eine außerordentlich herzliche. . hoffte, dO r» finden, mein Sohn, sagte der alte Edelmann, „ich vermisse noch immer die Farbe der Gesundheit auf deinen Wangen.» „Das macht die qualvolle Ungewißheit, Papa; du darfst mir nicht zürnen, daß ich dir die Strapazen der wetten Reise auferlegt habe; denn es handelt sich um mein Lebensglück,» bat Heinz, herzlich des Vaters Hand drückend. „Nun, nun, so all bin ich noch nicht, daß ich daheim bleiben müßte, lieber Junge; aber jetzt vorwärts nach Berghaus!" Die Sonne neigte sich ihrem Untergange zu Md übergoß Berg und Thal mit einem Meer von Glanz. Jeder Riß, jede Spitze der Ruine, ja selbst der Epheu schien zu glühen, zu flammen und die Stämme der Waldbäumc nahmen teil an diesem Leuchten. Fräulein Ulrike saß auf ihrem gewohnten Platz allein vor der Thür und betrachtete daS herrliche Bild vor sich. Die Rosen blühten im Garten, der Lenz war dem Sommer gewichen; wie lange noch, dann war der Herbst da. Ihr Haupt ruhte in der Hand, ihr Geist war in Träumen verloren, da machten feste, schnelle Schritte sie aufblicken. Gundula und Susanna konnten es nicht sein, es war der Tritt eines Mannes. Sollte Heinz es abermals wagen ? Im nächsten Augenblick stand ein hochge wachsener, stattlicher Greis vor ihr, dessen leuchtende, schöne Augen unverwandt an ihrem Antlitz hingen mit einem ganz seltsamen zärt lichen Ausdruck. Ulrike öffnete die Lippen, um ihn nach seinem Begehren zu fragen; aber kein Laut kam über dieselben, es lag wie ein Bann auf ihr, den sie nicht zu brechen vermochte. Gerichtskalle. Braunschweig. Ist das Abschießen des Storches strafbar oder nicht? Diese Frage be schäftigte jüngst die hiesige Strafkammer als Berufungsinstanz. Der Rittmeister a. D. Dom mes, Pächter der Vorsfelder Feldjagd, hatte im Mai in seinem Jagdrevier zwei Störche ge schossen. Hierfür hatte er einen Strafbefehl von 10 Mk. erhalten, welche Strafe das Schöffen gericht Vorsfelde auf 6 Mk. ermäßigte. Vor der Bcrufungskammer legte Rittmeister Dommes dar, daß der Storch der Niedcrjagd ungemein gefährlich sei, indem er jungen Hasen, Reb- huhnern rc. nachstelle. In dem erpachteten ^agdrewxr würde der durch die Störche ange- nchtetc Schaden ganz besonders fühlbar, weil die Storchfamilien jn der Vorsfelder Gegend sehr zahlreich vorkommen. In Vorsfelde selbst find allem 30 Storchnester. Um die Jagd zu erhalten, hielt der Angeklagte es für notwendig, die Störche durch Abschießen auf eine erträgliche Zahl zu reduzieren. Er hat in einem Gesuche an die Kreisdirektion Helmstedt die Erlaubnis hierzu nachgesucht, ist jedoch mit der Bearün- dung, daß die Erlaubnis gesetzlich nicht zulässig sei, abschlägig beschieden worden. Dommes wies auf 8 5 s des Reichsvogelschutzgesetzes hin, wonach solche Vögel, die jagdbarem Haar- und Federwild nachstellen, gemäß näherer Anordnung der Landesgesetzgebung abgeschossen werden dürfen. Den Umstand, daß das in Frage stehende braunschweigische Gesetz den Storch nicht besonders erwähnt, hat der Verklagte um so weniger in Gegensatz zu der angeführten Reichs- gesetzstelle bringen können, als nicht anzunehmen ist, daß der Gesetzgeber dem größten Räuber der Jagd einen Freipaß ausstellen wollte. Außerdem behauptete Dommes, daß der Storch auf Grund des Jagdpolizeigesetzes, das nach Aufzählung einer Reihe Vogelarten besagt: „alle sonstigen Sumpf- und Wasservögel mit Ausnahme der Reiher — find jagdbar," für „vogelfrei" erklärt sei. — Oberförster Lagers hausen erklärt den Storch neben dem Fuchs als größten Räuber der Jagd, — Gerichts-Assessor Wirries beantragte Verwerfung der Berufung und legte besonders gegen die Auffassung Ver wahrung ein, daß aus der Nichterwähnung des Storches in dem braunschweigischen Gesetze ein Recht zu dessen Tötung hergcleitcl werden könne. Die Verneinung der Frage, ob der Storch jagdbar sei, könne auch damit begründet werden, daß er nach „Brehm" eine besondere Vogel gattung bildet. — Das Gericht setzte die Ent scheidung aus. Posen. Das Schwurgericht in Lissa ver urteilte den Nachtwächter Adam Kulik aus Kriewen, der in der Nacht zum 20. Juli mit seinem Spieß den Maurer Dudziak, weil dieser durch Schreien die nächtliche Ruhe gestört hatte, erstochen hatte, zu vier Jahr Gefängnis. Ulm. Wegen Unterschlagung im Amte ver urteilte das hiesige Schwurgericht den Landbrief träger Rupp zu 1 Jahr Gefängnis. Rupp hatte eine Anzahl Postanweisungen gefälscht. In der Gerichtsverhandlung wurde festgestellt, daß der Angeklagte nur einen Jahresgehalt von 350 M. nebst freier Kleidung bezog. unpassierbar gemacht. Trotz aller aus den Gold gebieten kommenden Hiobsposten fuhren am 24. September aufs neue 110 Personen nach Alaska ab. Nahrung hatten sie nicht in ge nügender Menge bei sich, dagegen 100 große Kisten, die Whisky enthielten. Auf dem Dampfer Humboldt begaben sich 25 Bundes soldaten nach St. Michael. Sie nahmen Vor räte im Gewicht von 150 Tonnen mit. Restaurant am Rondel von dem bereits wegen Straßenrades mit Zuchthaus bestraften Arbeiter Koppe aff» Roßlau zur Thür hinausgeworsen und erlitt' dabei einen Genickbruch, der sofort seinen Tols' herbeiführte. Gegen Koppe, der als bald in Haft genommen wurde, ist die gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. Land'sberg. Durch anhaltendes Prasseln und Knistern wurden in diesen Tagen die Jn- Mssen einfI von Berlin kommenden Zuges vor der Station Zautoch an der Warthe erschreckt. Ein Schaffner brachte mittels der Karpenter, bremse de'n Zug zum Stehen. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß ein Tau, wie es gewöhnlich Flößer mit sich führen, sich um das PZagenrad eines Wagens vierter Klasse geschlungen und dieses an seiner Bewegung vollständig verhindert hatte. Zu gleicher Zeit entsprang ein Mann dem Zuge und verschwand im Ufergebüsch der nahen Netze. Er konnte trotz eifrigen Suchens nicht aufgefunden werden, jedoch blieb seine Reisetasche im Besitz des Bahnperionals; es dürften somit die Person festgestellt und der rätselhafte Vorgang aufge klärt werden. Nachdem das Tau durch Rück wärtsfahren des Zuges gelöst war, konnte dieser die Fahrt fortsetzen. „Und wer fragte denn mich, ob ich konnte," rief Fräulein Strandow außer sich; „ich mußte entsagen, und sie werden es auch!" „Ulrike, brachte Ihnen dies Entsagen Be friedigung , machte es Sie froh und glücklich?» Dabei schaute er sie ernst und durchdringend an. „Haben Sie es jeden Tag von neuem stolz empfunden: ich bin befriedigt, weil ich mich selbst überwand, well ich den Mann auf gab, welchen ich so heiß geliebt? Sie schweigen! Ich weiß es, Ihr Ja würde eine Lüge sein. Nichts von alledem fühlten Sie in all' den Jahren unserer Trennung, nichts! Ihr Leben war nur Pflichterfüllung, kein Glück." „Sic können nicht wissen," unterbrach ihn Ulrike leise. „Sagen Sie das nicht, Ulrike, ich weiß es dennoch! Habe ich doch einst Ihre Seele so gut gekannt mit allen ihren Regungen," versetzte Herr v. Laurin ernst, „alles, was einst Großes, Sanftes und Gutes in Ihnen gelebt, alles, was der leidenschaftliche Jüngling geliebt, kann nicht tot, nicht erstorben sein!" Die Matrone verhüllte die Augen mit der feinen, weißen Hand, denn glühende Thränen verschleierten ihren Blick. Ja, ja, er hatte recht, Entsagen war kein Glück! „Ulrike, soll Gundula, das frohhcrzige, liebliche Kind, wirklich von Ihnen zu demselben Lose verdammt werden, wollen Sie meinem Sohn dasselbe Schicksal bereiten wie mir? Antworten Sie nicht vorschnell, besinnen Sie sich; eS würde mir weh thun, Sie nicht mehr zu kennen." SLii (Fortsetzung folgt.)