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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderatzu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus I Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« uir Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag l/zii Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Fchristleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Vrelnig. Nr. 103. Sonnabend den 24. Dezember 1904. 14. Jahrgang. OertliMes und Sächstsehes. Bretniq. Gemeinderatsberich l vom 21. d M. 1) Der Teil des Gemeindelandes, auf den die Kirche gebaut ist, soll an die Kirchgemeinde abgetreten werden unter der Bedingung, daß die Kirchgemeinde dafür ein Stück Kirchhossareal südlicher Seit« an die politische Gemeinde zurückgibt und zwar wie es nach der gemeinschaftlichen Besichtigung am 10. d. M. abgesteckt worden ist. Zur Setzung der Grenzsteine für da« abzugebende Areal an die Kirchgemeinde sollen sich außer dem Gemeinvevorstande die Herren Hermann - Gebler Nr. 173, Adolf Kunath Nr. 91 und Adolf Zschiedrich Nr. 121 C einfinden. 2) Die Wahlkommiffon für den 14. Januar 1905 (Ersatzmännerwahl) wird aus folgenden Herren zusammengesetzt und zwar für Ansässige: Wahlvorsteher Herr Gemeinbe vorstand Petzold, dessen Vertreter Herr Ge meindeältester Hermann Gebler, als Wahlge hilfen die Herren Gemeinderatsmitglied Bern hard Petzold und Gemeinderatsmitglied Adolf Kunath, sowie Herr Paul Haufe Nr. 85 B, Herr Gustav Ringel Nr. 120 E und Herr Hermann Schöne Nr. 67; für Unansäffige: Wahlvorsteher Herr Gemeindeältester Poul Gebler, dessen Vertreter da« Gemeinderats- mitglied Herr Adolf Philipp, als Wahlge Hilfen die Herren Gemeinderatsmitglied Adolf Zschiedrich und Gemeinderatsmitglied Bernhard Eichhorn, sowie die Herren Lehrer Schmale, Otto Richter Nr. 64 und Hermann Schölzel Nr. 120 F. 3) Für die zu Weihnachten zur Verteilung kommenden Zinsen de» „König- Legats" werden 3 Personen bestimmt. 4) Eine Abgabe her freiwilligen Feuerwehr an läßlich ihres 27. Stiftungsfeste» soll nicht erhoben werden. '5) Als stellvertretender Biersteuerrevisor wird da» Gemeinderatsmit- glied Herr Adolf Zschiedrich gewählt. 6) Fünf Gemeindesteuerangelegenheilen werden erledigt. Bretnig Die auch von uns gebrachte Nachricht, daß der Steindruchspachter Thomschke im Pulsnitzer AmtrgerichtSgefängni» einen Selbstmordversuch unternommen hätte, be stätigt sich nicht. Thomschke wurde am Donners tag mittag nach Bautzen transportiert. Pulsnitz. Ein interessante» Wahrzeichen besitzt unsere Stadt im „Schliem" Der „Schliem" ist ein sogenannter „Hirschmann", eine Leuchterfigur, deren oberer ausqerichteter Teil au» einem männlichen Oberkörper be steht, an dessen Rückseite ein stattliches Hirsch geweih zum Tragen der Kerzen angebracht ist. Der „Schliem" ist braun, trägt einen wallenden schwarzen Bart und hält vor sich zwei Wappenschild«. Er hängt im Ratskeller an drei eisernen Ketten herab und kein Mensch wird sich wegen ihm von seinem Platze ent fernen. Er ist der Schutzgeist de» Pulsnitzer Rathauses, solange man ihm seinen selbstge- wählten Platz gönnt, wehe aber, wenn er von verwegener Hand entfernt wird. Dann kommt er ocs Nacht» in Bewegung und mit der Ruhe im Hause wird cs für immer vorbei sein. Die Sage erzählt, daß einmal ein Ratskellerwirt den „Schliem", so genannt nach dem Erbauer de« Rathauses, an einen anderen Platz gehängt hat und dann der nächtliche Spuk tatsächlich eingetreten ist. Darauf hing man gemäß der Bestimmung de» Rathauserbauers, der auch den Leuchter als Symbol seiner Person stiftete, den „Schliem" wieder an fernen Platz und die Ruhr war hergestellt. Fremde belehrt über das Wesen des „Schliem" folgender Wand- spruch: Für dieses Hause» Schutz und Trutz — Muß dieser Platz mir bleiben, — Nehm! ihr ihn mir, so werd ich nacht» — mein Wesen bei euch treiben. Bischofswerda, 21. Dezember. Heute nachmittag gingen die Pferde de- Herrn v. Hartmann aus Frankenthal in der Nähe der neuen Walkmühle infolge Scheuen» vor einem Automobil durch. Der Wagen stürzte von der Straße herab. Herr v. Hartmann kam ohne Verletzung davon. Der schwer verletzte Kutscher wurde nach dem Stadtkrankenhause gebracht. Dresden, 22. Dezember. Heute früh 4 Uhr traf die früher« Kronprinzessin, jetzige Gräfin Montignsso, hier ein und stieg im Hotel Bellevue ab. Sie begehrte Einlaß im Taschenberg-PalaiS, um ihre Kinder zu sehen, woran sie jedoch verhindert wurde. Bei ihr weilt Rechtsanwalt Dr. Zehme Leipzig. Der König, der aus der Jagd weilte, wurde be nachrichtigt. In der ersten Nachmittagsstunde erhielt die Gräfin Montignoso den ablehnen den Bescheid Sr. Majestät. Darauf erfolgte die Abreise der Gräfin 2 Uhr 36 Minuten in Begleitung ihres Anwaltes vom Neustädter Bahnhofe au» nach Leipzig. Dresden. Die 2. Strafkammer ver urteilte den Schulreiter Pari» vom Zirkus Carree wegen Sittlichkeitsoergehen zu 1 Jahr 10 Monaten Gefäyznis. — Der in Haft befindliche Ratsassessor Dr. jur. Ackermann wird behufs Untersuchung seines Geisteszustandes einer Landesanstalt zur Beobachtung zugeführt werden. — Der Verlag der „Dresdner Rund« schau" hatte für seinen verantwortlichen Redakteur Müller, der wegen Beleidigung des Bautzener Offizierkorp» zu 6 Monaten Ge fängnis verurteilt und von der Amnestie nicht betroffen war, ein Gnadengesuch einge reicht, da» abschlägig beschieden worden ist. Die Strafe hat Müller vor einiger Zeit schon anlreten müssen; er verbüßt sie in der Landes anstatt zu Bautzen. Grimma. Daß in Japan die geschäft liche Unternehmungslust trotz des Kriege« noch nicht zum Stillstand gekommen ist, zeigt ein bei der hiesigen Maschinen - Aktiengesellschaft (vormal» Otto Hentschel) eingelaufener Auf trag aus Lieferung einer Brennereieinrichtung im Werte von 150 000 Mark. — Gegen die am 17. November in Crim mitschau erfolgte Stadtverordnelenwaht, bei der die Sozialdemokraten mit 1, 2 und 6 Stimmen über die Kandidaten des nationalen Arbeiter-Unterstützungsvereins siegten, war Protest bei der königl. Kreishauptmannschaft Zwickau eingelegt worden, und zwar mit Er folg. Die Nachwahlen sind nunmehr für den 29 Dezember ausgeschrieben worden. Leipzrg, 22. Dez. Von der hiesigen Polizei war eine Belohnung von 100 Mark Der blut'gen Kriegsfurie Toben schreckt Das Kindlein in der Krippe au» dem Schlafe — Seht, wie versöhnend e» die Arme streckt, Bekümmert, wie ein Hirte um die Schafe. Die Menschenliebe füllt sein göttlich Herz, Der Menschheit will es seine Liebe bringen, Ihr auf der Erve schon da» Glück erringen Und liebevoll sie führen himmelwärts. Und schmettern auch des Kriege« Mordfanfaren Schrill tönend in der Engel Jubelchor, Da» Wort verhöhnend von dem „Frieden-zaren", Zum Himmel richten wir den Blick empor. Erhaben über Weltruhm bleibt die Liebe, Die unser arme» Erdenvolk umschließt, Die uns mit froher Weihnachtsbotschaft grüßt, O daß sie immer uns im Herzen bliebe! Es schwang der Todeswinter seine Hippe, Erstarrt liegt ringsum die Natur, Ein Licht nur straylt von einer armen Krippe Und weist uns eine» neuen Leben« Spur. Ein Stern erstrahlt uns hell am Firmamente, Beleuchtet mild, was Gottes Liede bot, E» trifft die Menschenherzen, und der Tod Verliert den Schrecken, der uns lähmen könnte. Wie oft die frohe Botschaft auch erklungen, Die Engel einst und Hirten uns gebracht, Sie hat noch immer unser Herz bezwungen, Daß froh es fei're Gotte« Weihenacht. „Auf Erden Friede — Gott ein Wohlgefallen!" Die alte Weise klingt un» immer neu, Sie macht die Herzen und die Geister frei. Und sollle diesmal ungehört verhallen? — O, M für die Ermittelung eines aus Crimmitschau seit dem 18. Dezember vermißten, I4jährigen Mädchens ausgesetzt worden. Das Kind ist gestern auf Grund der veröffentlichten Per sonalbeschreibung in Berlin erkannt und der Polizei übergeben worden. Die Durch- gäugerin war vorigen Sonntag nach Berlin gekommen und dort unter dem Namen Martha Köhler in einem Hotel abgestiegen. — Drei Hohenzollernfürsten als Paten in einer Familie. Die Familie oe» au» Leipzig gebürtigen, früher in Dresden, jetzt im Ruhr gebiet ansässigen Kaufmanns Friedrich Echter nach ist mit 11 Kindern (Knaben) gesegnet. Dreimal haben nun Hohenzollernfürsten der Bitte de» also beschenkten Vaters um Ueber- nahme einer Patenstelle entsprochen. Bei dem 7. Kinde war Kaiser Wilhelm der Zweite, bei dem 10. Prinz Heinrich von Preußen Pate, bei dem am 22. August dieses Jahres geborenen 11. Sohne hat Kronprinz Wilhelm die Patenstelle übernommen und gestattet, daß sein Name in das Kirchenbuch eingetragen werde. Der Kronprinz übersandte der Familie ein Patengeschenk von 30 Mark. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonnabend, 24. Dez., heiliger Abend: Abends 6 Uhr Christvesper. Texte werden an den Kirchtüren verteilt. 1. WeihnachtSfeiertag: '/,9 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl. 9 Uhr Gottesdienst. 2. WeihnachtSfeiertag: 9 Uh: Gottesdienst. 1. WeihnachtSfeiertag: Kirchengesaug: Alt- deutsche» Weihnachtsliev. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Ida Elsa, T. des Fabrikarbeiters Adolf Edwin Büttrich 183. — Melitta Erda, T. de« Fa brikarbeiters Alwin Johann Till« 187clt. Bruno Kurt, S. des Fabrikarbeiters Emil Bruno Schöne 314i. Als gestorben wurden eingetragen: Jo hanne Juliane Salome geb. Steglich, Ehefr. des Schuhmachers Karl Friedrich Wilhelm, Senf 1»0, 71 I. 14 T. alt. —Fritz Willi, S. de« Fabrikarbeiters Ewald Martin Hörnig 134 n, 3 M. 21 T. alt-