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ULKLU56MK- KO(tt5V^3E VQ VkllircttkU 6LMM8WQ Q/ 88krUl^ M/40 »VLkri^Lr 6LKMM5M8 V^65-6O^.v.l-i. KMU^ 5^LLL Ist die Forderung eines Zollschutzes für gärtnerische Erzeugnisse berechtigt? Wie die Gesamberzeugung in Deutschland, ganz gleichgültig, ob sie durch Indu strie, Handwerk, Gewerbe und Landwirt schaft vorgenommen wird, so ist selbstverständ lich auch der Gartenbau durch dis Folgen des verlorenen Krieges, durch die gegen das Aus- lantz verkürzte Arbeitszeit und durch die Sozial lasten gegen das Ausland in den Erzeugungs kosten vorbelastet. Es müßte danach also allen Betriebszweigen entsprechende Zölle eingeräumt werden. Dis oft ausgestellte Forderung, der deutsche Gartenbau möge ebenso billig erzeugen wie der ausländische, da er dann keine Zölle gebrauche, ist also ungerechtfertigt. Wie liegen nun die Verhältnisse in bezug auf die wichtigsten Betriebsmittel für den rn- und ausländischen Gartenbau? Auf einem der wichtigsten Betriebsmittel, dem Glas, ruht ein Einfuhrzoll von 120 RM je Doppelzentner; das bedeutet für die Scheibe eines sogenannten holländischen Frühbeetfensters einen Zoll von 1,33 RM. Damit die deutsche Glasindustrie in Holland mit anderen Ländern wettbewerbs fähig ist, muß sie für das Glas wenigstens um diesen Preis billiger verkaufen. Hmzu kommen jedoch noch die Exportprämien und anders Maßnahmen, die es der deutschen In dustrie gestatten, Glas zu Dumpingpreisen in Holland zu verkaufen, da ja die geringeren Preise des Auslandes mehr als ausgeglichen werden durch die durch den Einfuhrzoll auf Glas bewirkten hohen Inlandspreise. Mit anderen Worten: Der deutsche Gartenbau muß dazu beitragen, daß der ausländische Gartenbau billiger erzeugen kann als der deutsche und zwar zum Nutzen der deutschen Industrie. Das gleiche trifft bei dem für den Ge- oächshausbau so wichtigen Betriebsmittel Eisen zu, bei dem der Zoll bei der Einfuhr nach Deutschland 50 RM je Tonne beträgt. Auch hier muß das Inland höhere Preise für deut sches Eisen bezahlen als das Ausland. Diese unglaublichen Verhältnisse habe.n bereits dazu geführt, daß holländische Gewächshaussirmen mit deutschem Glas und Eisen in Deutschland deutsche Gewächshaussirmen so stark unterbieten können, daß es ihnen möglich ist, die Kon- kurrenz der deutschen Gewächshausindustrie aus dem Felde zu schlagen. Hier richtet sich also die oben näher geschilderte Preispolitik be reits gegen einen Teil der deutschen Industrie. Von Oberlanbwirtschastsvat Straube in Stettin Daß aus diesen Gründen dem deutschen Gartenbau alle angemessenen Zölle bei der Einfuhr gartenbaulicher Erzeugnisse eingeräumt werden müßten, ist wohl jedem Einsichtigen klar, nur nicht der deutschen Industrie, die auch jetzt noch bei allen Zollverhandlungen dafür eintritt, daß die sogenannte Veredlungs- Wirtschaft, wozu der Gartenbau gehört, leine höheren Zölle erhalten soll. Hinzu kommt noch, daß ein drittes, sehr wichtiges Betriebsmittel, der Koks, dem deut schen Gartenbau nicht zu denselben Preisen verkauft wird wie etwa der Industrie und den Behörden, obwohl auch die Gartner fast nur waggonweise beziehen. Im vorigen Jahr betrug der Preisunterschied zwischen Jndustrie- und Gärtnerkoks 54 Rpf., das war ein Auf schlag von mehr als 33»/o gegen den Industrie preis. Eine derartig« Stellungnahme der Syn dikate, Kohlenverkaufsvereinigungen usw. war durch nichts gerechtfertigt. Es handelte sich lediglich um eine krasse Ausnutzung einer ver meintlichen Machtstellung des Kohlenhandels gegen den Gartenbau. Wenn trotz allem dem Gartenbau keine, auch nur annähernd ausreichenden Zölle bewilligt wurden, so wurden sie dem Ausland bei der Ausfuhr deutscher gartenbaulicher Erzeugnisse dorthin in einer Höhe zugebilligt, an die der deutsche Gartenbau niemals gedacht hat. Die nachstehende Tabelle mag dies näher erläutern: Der deutsche Markt wird also mit Erzeug nissen aus Ländern, die allgemein bessere- klimatische Erzeugungsbedingungen als Deutsch land aufweisen, auf Grund der gänzlich unzu reichenden Zollsätze überschwemmt. Will aber der deutsche Gartenbaus! sich dadurch helfen, daß er einen Teil seiner Erzeugnisse in an deren, in bezug auf Deutschland klimatisch ungünstig liegende Länder ausfühven will, so ist dazu jede Möglichkeit durch Zölle genommen, die zum Teil weit über dem Wert der Erzeug nisse liegen und als Einfuhrverbote wirken. Durch dis geschilderten Verhältnisse muß es zwangsläufig dazu kommen, daß der gesamte deutsche Gartenbau allmählich aber sicher der Auslandskonkurrenz erliegen muß. Ist dies ge schehen, dann wird das Ausland die Preise diktieren, die ihm im eigensten Interesse rich tig erscheinen, falls nicht der Zusammenbruch der deutschen Volkswirtschaft bis dahin über haupt jede Einfuhr unmöglich gemacht hat. Aufgabe aller leitenden Regierungsstellen und des einsichtigen Teiles der deutschen Volks wirtschaft muß es sein, für einen baldigen und ausreichenden Zollschutz einzutreten, falls nicht ein Beruf zugrunde gehen soll, dessen Jahreserzeugung rund 2 Milliarden Reichs mark beträgt und in dem 206 442 Erwerbstätige beschäftigt sind. für Erzeugnis Zollsätze je Doppelzentner bei der Einfuhr nach: Deutschland RM Estland RM Lettland RM Finnland RM Schweden RM Norwegen RM Gurken 5,— 11,— 48,— 9,— 22,— 38,— Tomaten 1,50 bis 2,- 11,— 48,— 80,- 16,— 84,— Weißkohl 2 — 11,— 48,— 250 11 — 7,50 Rotkohl 2,— bis 3,— 11,— 48,— 2,50 11,— 7,50 Wirsingkohl 2,— bis 8,— 11,— 48,— 2,50 11,- 7,50 Blumenkohl 2HO bis 5,— 84,— 48,— 2,50 11,— 7,50 Rosenkohl 5,— 11,— 48,— 2,50 11,— 7,50 Kohlrabi 6,— 11,— 48,— 2,50 11,— 7,50 Sellerie 5,— 11,— 48,— 1,— 22,48 67,20 Porree 6,— 11,— 48,— 1,— 11,- 33,50 Grüne Bohnen 4,— 84,— 97,— 6,— 16,— 33,50 Mohrrüben s,— 11,— 48,— 1,— 11,— 7,50 Schwarzwurzeln 6,— 11,- 48,— 1,- 11,— 33,50 Zwiebeln 1,— 11,— 48 — 15,— 5,50 7,80 Spargel 10,— 34,- 97,— SO,- 56,- 84,— Der Gartenbau auf Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat di« „Vertagung" seiner im Vorjahre hinsichtlich des Gartenbaues angemeldeten Wünsche und Forderungen auf seiner diesjährigen Vollver sammlung nicht auf sich beruhen lassen. In dem vielbeachteten einleitenden agrarpolitischen Referat seines Präsidenten, Dr. Dr. h. c. Brandes, wurde mit aller Schärfe die katastrophale Lage auch des Gar tenbaues an Hand aufschlußreichen Zah- lenmaterials herausgestcNt. Der Präsident zeigt« an einem Schaubild, dessen Zahlen wir in der nachstehenden Tabelle zusammen- sassen, ein welch trauriges Bild die Preisent wicklung beim Obst- und Gemüsebau bietet: Abgesehen von Tafeläpfeln ist der absolute Preis für die wichtigsten Gemüsearten — Kohl der verschiedenen Art und Zwiebeln — um rund40°/<>, also um fast die Hälfte in dem unter suchten Zeitraum zurückgcgangen, während sich die Spanne gegen das Ausland stark vermin dert hat. Dr. Brandes betonte, daß diese Ent wicklung eine nicht zu übersehende Begründung des Ausbaues eines Schutzes der Jntensivkulturen ist. Wenn Dr. Bran des auch erklärte, daß die Landwirtschaft dem Reichsernähoungsminister für das bisher mit Hilfe der Zollermächtigung Erreichte dankbar ist, so wären das auf keinen Fall di« ent scheidenden Schritte; diese liegen vielmehr beim Butterzoll, beim Obst- und Gemüsebau und den Spezialkulturen. Solange diese Schritte nicht getan sind, geht es weiter bergab. Der Referent wies darauf hin, daß bestehende Handelsvertrag, liche Bindungen auf diesen Gebieten un verzüglich gelöst werden müssen. Die Behandlung, die die Erzeugnisse des Gemüse«, Blumen- und Obstbaues in unserer bisherigen Handelspolitik gesunden haben, ist geradezu ein Schulbeispiel dafür, daß unter Umständen lebenswichtige Interessen gan zer Erwerbszweig« und bei der Bedeutung des Gartenbaues, der Gesamtwirtschaft und der Volksernährung aufgeopfert ivecdcn können zu- gunsten irgendwelcher allgemeurpolitischer Vor- der diesjährigen Tagung des Deutschen teile, dis man in ihrem Einfluß höher ein schätzt als die Erhaltung der bedrohten Wirt- schastszweige. Lediglich aus politischen Gründen (Italien!) diente der deutsche Gartenbau in den letzten Jahren hindurch bei allen Han delsvertragsverhandlungen häufig als Kom- pensationSobjekt und wurde damit stets der Auslandskonkurrenz preisgegeben. In seiner Begrüßungsansprache konnte der Reichsernährungsminister Dr. Schiele nicht umhin, diese Dinge, wenn auch nicht direkt, so doch durchaus unmißverständlich zuzugeben. Wenn auch di« Frag« des Butter zolles im Vordergründe seiner Darlegungen stand, mußte man doch aus den Ausführungen des Ministers das Versprechen gegenüber der Landwirtschaft herauslesen, daß er bestrebt blei ben wird, die bisher vernachlässigten, der Land wirtschaft verwandten Erwerbszweigs vornehm lich zu Pflegen und wirksame handels politische Maßnahmen im Kabinett durchzusetzen. Man wird den Minister an seine in diesem Kreise gegebenen Zusagen solange erinnern müssen, als die Existenzbedin gungen des deutschenGartenbaues, soweit es der Regierung möglich ist, noch nicht gesichert sind. In der Öffentlichkeit beginnt man bereits in wachsendem Maße «inzusehen, wie gefahr voll der alljährliche Blutentzug, den die Mil« 1929 1930 Durchschnitt absoluter Preis Inland RM je 50 kg o/o vom Auslaird Deutschl. Holland Berlin Amsterdam absoluter Preis RM je 50 kg Deutsch!. Holland Berlin Amsterdam Inland <>/o vom Ausland Okt./Dez. 24,6 10,8 Tafeläpfel 227,4 32F 33,9 95,4 Okt./Dez. 5,2 2Z Zwiebeln 183,1 3,4 2,0 167,0 Okt./Dez. , 4,4 1F Weißkohl 293,9 2,6 1,7 153,8 Okt./Dez. 6L 3,6 Rotkohl 189,7 3,7 2,8 132,7 Okt./Dez. 6,3 3,0 Wirsingkohl 208,9 3,7 1^ 192,6 Potsdam, Lsnssouei, Oös^bfuek, ksflins groüs QZ^tns^sisn erwarten Ik^sn Lssuek im ^uni Lommertsgung. kVIsl^en Lie siek noek keuts sn. »WI!!WV!VV Wir vergüten rur Leit t su» Sparkonten; SVr°/o Zinsen kllr Vrslmovslsgsl»^' nd SV?"/« » M VInmonstsgewüik big'. 5°/» , » ILglivks, Lsl im er), , 'M kür Lutksden g. In Isutencler keeknung mit tSgUckvr kSttigkoit vergüten wir rur reit; lik 3>/s°/° Tlnssn 7t , vsutseks Qsrtsnbsu-Xreciit Hktiengess»seks?t / WIMW^ Teilnehmer am GarlenbaM in Berlin, Besucher der D.L. in Hannover! L Verlangt in Berlin und Hannover / in Gasthäusern, Läden und an din Verkaufsständen deutsche Erzeug nisse, einheimische landwirtschaft liche und gärtnerische Qualitäts* und Markenware (deutsches Frisch* ei, Markenbutter, Roggenbrot deutsches Gemüse usw.) Landwirkschaftsrales j lioneneiufuhr an Obst und Ge müse aus dem Auslands bedeutet, für die Zukunft der gesamten Wirtschaft und da mit auch für das Los jedes einzelnen werden muß. Mit deutschem Geld« wird der aus ländische Gartenbau gestärkt, so daß er in immer schärferer Konkurrenz zu uns treten kann, wahrend unserm heimischen Gartenbau die gleich« Summe entzogen und er in seiner Widerstandskraft mehr und mehr geschwächt wird. Während nicht unerhebliche Teile der deutschen Erzeugung oft nicht abzu- « setzen und daher dem Verderben preisgegeben sind, läßt man es immer noch zu, daß in . jedem Jahre große deutsche Kapitalien nach dem Auslands wandern. Wir können nur hoffen, daß auch die diesjährige Tagung des Deut schen Landwirtschaftsrats wesentlich dazu bei- ' tragen möge, daß endlich die entscheidenden und oft verheißenen Schutzmaßnahmen für den^' deutschen Gartenbau durchgsführt werden. Ein weiteres Warten ist für den Gar- * tenbau unerträglich. Läßt man diesen Spezialzweig der deutschen Wirtschaft noch mehr verkümmern, berauben sich Staat und Wirtschaft eines wertvollen Gliedes. —tj—. in »e ct :a Wir bringen Heuke: Sommertag uug u, >r* Berufsberatung im Gartenbau cu «er Notwendiger Pflanzenschutz <t- Meinungsaustausch 3«. ' Sonntagsstundc Dazu im Anzeigenteil Angebote T— N von Firmen, die Wert darauf leg-ilf»» I Mitglieder gut zu bcdftneo