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für ükn 6kIM5Vkk8^v Vk5 VM^M^ 6EM8ÜOc5 kV 8^1.1^ ^/40-.-VMä6-- 6LKI^8M5M8 V^ Jahrgang 1932 * Nr. 43 Berlin, den 27. Oktober 1932 - . 0b8t- unü 66MÜ8K Lnbaus?" Ä Welche Wirkung würde eine Kontingentierung der Gartenbau- erzeugnisse auf die Industrie aus üben? Von Oberlandwirtschaftsrat Ltrsube, Stettin Kaum waren die ersten Worte über die beab sichtigte Kontingentierung gefallen, als auch In dustrie und Großhandel die Reichsregierung be stürmten, diese nicht zur Tatsache werden zu lassen. Beide befürchteten eine Schädigung ihrer Interessen. Da es dem Handel an sich gleich sein kann, ob er deutsche oder ausländische Ware verkauft, und da die angegebenen volkswirtschaftlichen Vorteile für den Handel und die damit verbundenen Berufs zweige ebenso eintreten würden, wenn der Handel sich der Inlandsware bediente, so braucht hierüber kein Wort verloren zu werden. Die Industrie be fürchtete aus der Einführung von Kontingenten weiteren Rückgang der Ausfuhr deutscher Jndustrie- erzeugnisse. Da die deutsche Ausfuhr lange vor der Beabsichtig ung einer Kontingentierung in äußer st starkem Maße zurückgegangen war, so ist dies ein Beweis dafür, daß für den Rück gang andre Gründe in Frage kom- m en, die auch jedem Volks- und Weltwirtschaftler ausreichend bekannt sind. Ebenso weiß man, daß sich ganz bedeutende industrielle Führer für Stär kung des Binnenmarktes ausgesprochen haben, da sie einsehen, daß auf dem Auslandsmarkt keine erhöhten Absatzmöglichkeiten für deutsche Erzeugnisse mehr be stehen. Würde der Binnenmarkt wieder so ge stärkt werden, daß er — wie früher — 85Ä> der heimischen Jndustrieerzeugnng ausnchmen könnte, so würde eine gewaltige Aufwärtsbewegung der deutschen Industrie cinsetzen. Gartenbau und Land wirtschaft sind zum größten Teil aufnahmefähig für Bedarfsartikel wie ein trockener Schwamm für Wasser, können aber nicht kaufen, weil sie unein träglich wirtschaften müssen, da die deutsche In dustrie fast alle Bedarfsartikel dem Ausland bil liger als dem Inland verkauft. Das Ausland ist dagegen mit Waren vollgepfropft missbraucht^nur geringe Mengen. Holland, etwas größer als die Provinz Pom mern, hat 25,6 Millionen m? unter Glas, das große Deutsche Reich jedoch nur 4,3 Millionen m". Würde in Deutschland auch nur die gleiche Fläche wie in Holland unter Glas gelegt werden, so würde da durch allein schon eine ganz erheb liche Ankurbelung der Wirtschaft cin- tretcn. Wirde die gleiche Fläche wie in Holland errichtet werden — zur Hälfte heizbare, zur Hälfte nicht heizbare Flächen unter Glas angenommen — so müßten dafür allein bereits 473,6 Millionen RM. ausgegeben werden. Man kann aber rechnen, daß etwa die vierfache Fläche zur Deckung des Eigenbedarfs unter Glas gelegt werden müßte, s o daß dann mit den Nebenberufen etwa 2 Milliarden RM. der Industrie zu- fli eße n würden. Es würde aber nicht nur in umfangreichstem Maß der schwer darniederliegende industrielle deutsche Arbeitsmarkt befruchtet wer den, sondern auch im Gartenbau würden dann dauernd sehr viel mehr Arbeitnehmer untergebracht und damit die furchtbare Arbeitslosigkeit besser als durch künstlich mit Staatsbeihilfen geschaffene Ar beit bekämpft werden können. Würden die im Jahr 1931 eingeführten Mengen von Obst, Gemüse und lebenden Pflanzen im Werte von 272 740 000 RM. iu eignen Land durch Vermehrung der Glasflächen erzeugt werden, so würden dadurch 121 218 deutsche Familien mehr — die Durchschnittseinnahme einer Familie mit 2 250 RM. angenommen — Jahr für Jahr Arbeit finden. Die Zahl würde sich noch be deutend erhöhen, wenn statt der Südfrüchte zum größten Teil einheimische Obsterzeug- nisse verbraucht würden, die h c u t e de in Verderb anheim fallen, weil der zu ihrem Verbrauch notwendige Zucker durch die ungeheure Zucker st euer so verteuert wird, daß er nicht m.ehr ge kauft werden kann. Auch durch die Senkung der Zuckersteuer könnte eine ganz bedeutende An kurbelung der Industrie erfolgen. Auf diese Bc- fruchtungsmöglichkeitcn der Industrie müßte m. E. bei allen Verhandlungen noch viel stärker als bis her hingewiesen werden. Insbesondere habe ich ent sprechende Hinweise darauf bei der außerordent lichen Tagung der Fachabteilung für Gartenbau bei der Preuß. Hauptlandwirtschaftskammer vermißt. ktsUsvngs? psckctung pssr«!s«!ung Kuköung un«! g«mis«Msn Dung in bester <2uslitäl unck jscksr Asvünsokten Kksnxs liefern A. v. vsrNn v 17, 10-1S Dslepkon- ^nckress 2508 09 Die Hintergründe der Einfuhr von Aetken-Gchnittblumen Unter dieser Ueberschrift wird in Nr. 42/1932 der „Vcrbandszeitung deutscher Blumengeschäfts inhaber" zunächst der 2. und 3. Absatz unserer Ver öffentlichung „Zeitliches Einfuhrverbot für Nel ken-Ichnitrblumen" in Nr. 40/1932 „Die Garten- banwirrschafi" veröffentlicht, und danach der 8 2 des Vereinszollgesetzes vom 1. 7. 1896, auf den sich die Reichsregierung bei Erlaß des Verbotes der Einfuhr von Schnittblumen gestützt hat. Dieser § 2 lautet: „Ausnahme hierfür (von Z 1, wonach alle Erzeugnisse der Natur, wie des Kunst- und Ge- werbefleißcs eingeführt, ausgeführt und durch geführt werden dürfen» können zeitweise für ein zelne Gegenstände beim Eintritt außerordentlicher Umstände oder zur Abwehr gefährlicher anstecken der Krankheiten oder aus sonstigen gesundheits- und sicherheitlichen polizeilichen Rücksichten für den ganzen Umfang oder einen Teil des Vereinsgebie tes ungeordnet werden." Drei Gründe: 1. Außerordentliche Umstände, 2. Abwehr gefährlicher ansteckender Krankheiten, 3. Sonstige gesundheitliche und sicherheitliche po lizeiliche Rücksichten, können also Veranlassung für ein Einfuhrverbot sein. Es ist in diesem Zuiam- menhange für den Anbauer gewiß von Interesse und für die „sachliche" Einstellung des Verfassers des Artikels, der nicht unterzeichnet ist, be zeichnend, daß im folgenden Absatz gesagt wird: „Die Biologische Reichsanstalt hat die Verantwor tung für das Verbot und die Reichsregierung für die Auslegung des 8 2." „Die außerordentlichen Umstände" sind der wesentliche Punkt." Trotzdem die Verordnung betitelt ist „Verordnung zur Abwehr der Einschleppung des Nelkenwicklcrs vom 30. September 1932" und trotzdem im Z 1 der Verordnung eindeutig zum Ausdruck kommt, daß sie zur Abwehr der Einschleppung des Nelken wicklers erlassen wurde, also aus dem weiter oben unter 2 genannten Grund, bekommt es der Autor vorerwähnten Artikels fertig, den zu 1 genannten Grund der außergewöhnlichen Umstände als we sentlichen Punkt. des Einsuhrverbmes von Nclken- SchMttHli»na«r, - -LeranszufteHen. 'Aber nicht - genug damit, indem folgenden Satz: „Es ist augenschein lich eine Gefahr der Einbürgerung des Relkcn- wicklers in dem behaupteten Auftreten in Hunds- fcld erblickt worden", zweifelt der Berichterstatter das Auftreten des Nelkenwicklcrs in Hundsfeld an. Eine Anfrage beim Amtlichen Pflanzcnschutzdicnst — Ler jedoch dem Berichterstatter nicht bekannt zu sein scheint — hätte seine Zweifel bezüglich des seinerzeitigen Auftretens des Nclkcnwicklers in Hundsfeld schnell beheben können. — Wir müssen es den amtlichen Stellen, dem Rcichsministcrium für Ernährung und Landwirtschaft und der Biolog. Rcichsanstalt überlassen, gegen eine derartige un sachliche und das Ansehen der deutschen Behörden schädigende Kritik vorzugehcn. Befremden muß aber auch die Mitteilung im letzten Absatz, daß die Verordnung völlig über raschend gekommen sei. Dieser Teil der Veröffent lichung zeigt aber auch, daß der Berichterstatter dem V. d. B. nicht fern zu stehen scheint und daß die Schriftleitung der Verbandszeirung deutscher Blumcngeschäftsinhaber sich mit vorgenannter Auslegung anscheinend identisch erklärt. Zntreffen mag für den Berichterstatter selbst, daß die Ver ordnung überraschend kam. Für den Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber hingegen kann dies nicht ganz zutreffen, vorausgesetzt, daß er seitens des Vorsitzenden der Ortsgruppe Berlin des Verbandes deutscher Blumengeschäftsinhabec Herrn Sauerbaum oder Herren des Blumengroß handels über den Verlaus der Sitzung am 19. Mai 1931 im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterrichtet wurde und in der An nahme, Latz es auch ihm nicht entgangen sein kann, daß die Zahl der mit Nelkenwickler verseuchten Sendungen — trotz Verwarnungen der italieni schen und französischen Regierung und trotz größter Anstrengung seitens der italienischen und fran zösischen Importeure, die Einfuhr verseuchter Sen dungen zu verhindern — in erschreckendem Um fange zugenommen hatte, und zwar, wie auch aus unserer Veröffentlichung in Nr. 40/1932 „Tie Gartenbanwirtschaft" ersichtlich ist, während der ganzen Zeit der Einfuhr, also auch in den Monaten Dezember bis März. Uebertroffcn wird diese unsachliche Einstellung zu der Ursache des Erlasses des Einfuhrverbotes für Nelken-Schnittblumen nur durch die italieni schen Interessenten selbst. Wie uns unser römischer Mitarbeiter dieser Tage mitteilte, sind die inter essierten italienischen Kreise wie z. B. die Handels- Fedcrazione der Provinz Jmperia, die Federazione der Blumen-Exporteure und die Blumen-Versuchs- station S. Remo nicht nur in Rom bei dem Land- wirtschaftsministerinm vorstellig geworden, sondern verfaßten eine Eingabe an das Wirtschaftsmini sterium, das Innenministerium, das Finanzmini sterium und das Korporationsministerium, in der sic sich auf den Standpunkt stellten, daß eine Ncl- kcnwickler-Vcrseuchung in den italienischen Blu mengärtnereien nicht bestehe. Sie leugnet: vielmehr überhaupt das Vorkommen des Nelkenwicklers und behaupten, daß der Nclkenwicklcr in Deutschland bodenständig wäre. Ihrer Ansicht nach sind die italienischen Relkenkulturcn „vollkommen immun gegen irgend eine Krankheit oder irgend einen Schädling." Dem möchten wir nur entgcgenhalten, -daß in -dem Jahresbericht der Pllanzenkrmckhetts- stwion für Ligurien ausdrücklich von Nclkcnwickicr- fchäden in der Provinz Genua gesprochen wird und daß die Nclkcnkulturen jener Provinz wegen des Nelkenwicklcrs sogar aufgegebcn werden mußten. Interessant ist in diesem Zusammenhänge, daß zwar nach der italienischen Statistik in der Pro vinz.Genua Nelken nicht mehr produziert werden, daß wir jedoch aus zuverlässiger Quelle wissen, daß der Anbau nicht aufgegebcn, sondern nur einge schränkt worden ist. Nur der Vollständigkeit halbe: möge noch erwähnt werden, daß die Versuchs station in S. Nemo sich mit der Ausarbeitung von Bekämpfnngsmaßnahmen gegen den Nelkcnwicklec beschäftigt hat und daß in italienischen Zeitungen entsprechende Bekämpfungsmiitcl angcboten werden. Es dürfte also der italienischen Regierung selbst für den Fall, da sie auf Grund vorerwähnter Nie derschrift, das Vorhandensein des Nelkenwicklers leugnen wollte, schwer fallen, diese Behauptung aufrecht zu erhalten, ganz abgesehen davon, daß die deutschen amtlichen Untersuchungen, die zu dem Erlaß des Verbotes der Einfuhr von Nelken- Schnittblumen geführt haben, ja völlig im Wider spruch zu den Behauptungen vorgenannter inter essierter italienischer Stellen stchcn. (roe. Vte steuevrechtttGe« MerkbiStter füv Gavtenbaubetviebe können von der Hauptgeschäftsstelle zum Preise von jährlich RM. 4.00 zuzügl. Versandspesen bezogen werden Bus zur Tat! Die am 26. September angekündigte Kontin gentierung einer Reihe von Erzeugnissen des Gartenbaues und der Landwirtschaft im lau fenden Vierteljahr hat neben einer den aus - l ä n d i s ch e n I n t e r e s s e n z u g u t e k o m - menden Pressekampagne eine Un zahl von Reden und Entschließungen ver ursacht, die die vermeiutlicheu ungünstigen Folgen der Kontingentierung für gewisse Wirt schaftszweige in den düstersten Farben zu schil dern bestrebt waren, die jedoch am Kernpunkt dieser Frage vorbeigingen. Mit einer durch Sachkenntnis nicht getrübten Unbefangenheit wurden in diesen Kundgebungen aller Art Schäden der Kontingentierung für die deutsche Volkswirtschaft vorausgesagt, ohne dabei zu berücksichtigen, daß ein großer Berufsstand, dessen besondere volkswirtschaftliche Bedeutung der Reichsernährungsminister noch kürzlich hervorgehoben hat, in der Kontingentierung der Einfuhr die einzige Möglichkeit zu seiner Er haltung zu sehen hat. Nicht durch Syndikate und Kartelle — wie von einer Seite vorge schlagen wurde — ist den bodenbebauenden Wirtschaftszweigen und insbesondere dem Gartenbau zu helfen, sondern nur dadurch, daß der Ueberschwemmuug der deutschen Märkte seitens des Auslandes Einhalt geboten wird und der Gartenbau dadurch in die Lage ver setzt wird, seine gleichwertige und znr Bedarfs deckung hinreichend vorhandene Erzeugung zu angemessenen Preisen abzusctzen. Die Kreise, die den sachlich nicht zu begrün denden Stnrm gegen die geplante Kontingen tierung entfesselt haben, sollten sich in die Lage des deutschen Gärtners versetzen, der seine Er zeugnisse infolge der Sättigung des Binnen marktes mit Anslandsware oftmals nicht ein mal zu Berlustpreisen absetzeu kann und zu alldem noch feststellen muß, daß die Eiu- f u b r v o n G a r t e n b a u e r z c u g u i s s c n, insbesondere von Gemüse, Obst und Südfrüchten im September 1 932 größer gewesen ist als im gleichen Zeitraum des Vorjahres! Während die Einfuhr im September 1931 bei Gemüse 110 216 ckr, bei Obst 534 784 är und bei Südfrüchten 159 470 är betrug, stieg sie im September 1932 bei Gemüse auf l 15 920 ckr, bei Obst auf 571 103 är uud bei Südfrüchten auf 174 545 är. An dieser Einfuhrsteigerung sind besonders beteiligt bei Gemüse: Zwiebeln (14 000 cw) und Bohnen (7 000 cw); bei Obst: Aepfel(77 000 är), Pfirsiche(40 000 är), Brom-, Heidel-, Preise!- und andere Beeren(l4 000 ckr) und bei Südfrüchten: Bananen (22 000 är). Die genannten Erzeugnisse sind ausnahmslos in der Kon ti n g e n t s l i st e enthalten, die durch Indiskretion Mitte August ver öffentlicht wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Mehr einfuhr auf die vorzeitige Veröffentlichung der Kontingentsliste zurückznführen ist und daß die Einfuhr von Gartenbanerzeugnissen im Okto ber eine nicht unerhebliche Steigerung gegen über der vom Oktober 1931 zeigen wird. Die Führer der „Grünen Front" haben kürzlich in einem an den Reichskanzler gerich teten Telegramm die sofortige Inkraftsetzung der Kontingenlssätzc gefordert und dabei be tont, daß das Vertrauen der deutschen Land wirtschaft zur Reichsrcgieruug auf dem Spiele stehe. Dies gilt in erhöhtem Maße für den Gartenbau, da er nahezu ein Jahr um die Durchführung des einzigen und letzten handelspolitischen Mittels, das ihm zur Verfügung steht, gekämpft hat. Der G a r t e n b a n" e r w a r t et deshalb, daß die Reichsregiernng sich ent schließt, noch in diesem Monat die Kontingentssätze in wirk sam e r H ö h e i n K r a f t z u setzen, nach dem zum Nachteil der gesamten Volks wirtschaft durch die Verhandlungen mit dem Auslande wertvollste Zeit vergeudet worden ist. Es ist in derNatnr derGartenbanerzengung ge legen, daß jede Wirtschaftsplanung auf lange Sicht abgestcllt sein muß. Um so dringlicher ist deshalb die spätestens in diesem Monat er folgende Veröffentlichung der für das lausende Vierteljahr geltenden Kontingentssätze. Die von der Reichsregierung in letzter Zeit wiederholt betonte Fe st Haltung an dem K o n t i n g e n t i e r u n g s s y st e m bedeutet für den Gartenbau eine Selbstverständlichkeit, da es die Reichsregierung nicht verantworten könnte, durch Ankündigung ihrer für das lau fende Vierteljahr gültigen Kontingentspläne Hoffnungen zu erwecken, für deren Durchfüh rung durch ein Fallenlassen der Kontingentie rung die Voraussetzung fehlen würde, vr. 8.