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77, 6. April 1810. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 4095 ich nicht jemandem etwas Besonderes und Gehöriges sagen konnte, wie es in der jedesmaligen Sache lag, so schrieb ich lieber gar nicht. Oberflächliche Redensarten hielt ich für un würdig, und so ist es denn gekommen, daß ich manchem wackeren Manne, dem ich gerne geschrieben hätte, nicht ant worten konnte. Sie sehen ja selbst, wie das bei mir geht und welche Zusendungen von allen Ecken und Enden täglich bei mir einlaufen, und müssen gestehen, daß dazu mehr als einMenschenleben gehören würde, wenn man alles nur flüchtig erwidern wollte. Aber um Solger tut es mir leid; er ist gar zu vortrefflich und hätte vor vielen andern etwas Freund liches verdient». In einem Gespräche mit E. Gans rühmte Goethe an den Engländern »die Zartheit ihrer Formen, namentlich in ihrem Umgang mit ihm. So habe z. B. ein Engländer seinen Borguato llasso ins Englische übersetzt, und weil er ihm nicht zumuten wollte, ein Manuskript durchzusehen, so habe er dasselbe in einem Exemplare drucken lassen und ihm, damit er seine Bemerkung machen könne, überreicht». Ob dieses einzige Exemplar sich wohl erhalten hat? Das wäre ja ein seltener Bissen für einen Bibliophilen! 3. Sozialwissenschastliche und technische Bibliographien. Der ungeheure Aufschwung, den die Technik in unserer Zeit genommen hat, veranlaßte eine solche Fülle von literarischen Erscheinungen, daß ein Einzelner dieses Gebiet gar nicht mehr zu übersehen vermag. Auch wer mehrere gute Fachzeitschriften hält und die darin oerzeichnete Lite ratur verfolgt, hat in der Regel keine Gewähr dafür, daß er von allen wichtigen Veröffentlichungen, die ihn inter essieren, Kenntnis erhält, namentlich wenn es sich um ganz spezielle Fragen und Gegenstände handelt. Da konnte nur eine Reihe von technischen Bibliographien in regelmäßiger Folge dem Bedürfnis der Praxis entgegenkommen. Ähnlich verhielt es sich auf dem Gebiete der Sozial wissenschaften. Hier war es allerdings schon leichter, sich zu orientieren, weil verschiedene sozialwissenschaftliche Zeitschriften die Literatur ziemlich eingehend verzeichnen und die soziale Buchliteratur sowohl Deutschlands als auch des Auslandes bereits in eigenen bibliographischen Zeitschriften verzeichnet wird. Immerhin haben die Interessenten es dankbar be grüßt, daß ihnen in einer Monatsschrift Gelegenheit geboten wird, sowohl die Buchliteratur als auch die wichtigeren Abhandlungen der Zeitschriften des In- und Auslandes kennen zu lernen. Diese Zeitschrift führt den Titel: Herausgeber: Br. Hermann Bcclr, Berlin. 6. llabr- gang. 1910. Berlin IV. 50, Bibliographischer Asntral-Vorlag, 6. m. b. B. Mhrlich 24 Diese Zeitschrift, die auch in einer französischen und in einer englischen Ausgabe erscheint, wird von dem 1905 ge gründeten Internationalen Institut für Sozial - Biblio graphie herausgegeben, das von der deutschen Reichs regierung laufend subventioniert wird. Die Zeitschrift er scheint monatlich und enthält: 1. monographische Studien über die verschiedenen Gebiete der bibliographischen und literaturkritischen Forschung und praktischen Arbeit; 2. eine Chronik über die wichtigsten Ereignisse auf bibliographischem und literaturkritischem Gebiete; 3. eine monatliche Zusammen stellung der neu erschienenen und der eingegangenen Zeit schriften; 4. die Bibliographie der gesamten Sozialwissen- schafien. Diese Bibliographie umfaßt 10 Sprachgebiete, und zwar werden darin Bücher und Aussätze aus etwa zwei tausend Fachzeitschriften verzeichnet, ferner auch die Kataloge von Bibliotheken und Firmen, die Protokolle der Parlamente und Kongresse usw. Die Bibliographie ist systematisch ein geteilt, und zwar umfaßt sie 13 Abteilungen, die meist eine Reihe von Unter-Abteilungen (Sozialpolitik z. B. 15) mit mehr oder weniger zahlreichen Stichworten aufweisen. Die Titel der Bücher sind vollständig (auch mit Angabe des Verlags, des Umfanges und des Preises) verzeichnet. Die Titel der Zeitschriften sind zwar abgekürzt, doch so, daß sie zumeist noch gut lesbar sind und man nur selten gezwungen ist, in dem umfangreichen Titelverzeichnis nachzuschlagen. Den Titeln von Arbeiten aus weniger bekannten Sprachen ist die deutsche Übersetzung in Klammern beigesügt. Am Schluß jedes Heftes befindet sich ein alphabetisches Verzeichnis der Stichwörter. Da auf dem Gebiete der Sozial- und Wirtschafts wissenschaften und Politik, sowie deren Grenzwissenschaften jährlich rund 6—8000 Bücher und 12—15 000 größere Aufsätze in der Fachpresse erscheinen, ist es begreiflicherweise keine leichte Arbeit, dieses ungeheure Material bibliographisch und systematisch zu verarbeiten. Um so mehr muß man es an erkennen, daß dieser gewaltige Stoff hier möglichst voll ständig und genau, dazu in einer übersichtlichen Form dar geboten wird. Die Stichworte sind in deutscher, französischer und eng lischer Sprache wiedergegeben. Dies ist für ausländische Benutzer natürlich sehr erwünscht. Einige Stichworte sind aber falsch übersetzt. Unlauterer Wettbewerb heißt auf fran zösisch i eoueurroueo ädlo^als. Buchhandel kann man zwar mit commerce äs livrcs übersetzen, doch lautet der übliche Ausdruck librairie. Es heißt' konctionnairss municixau! (nicht muoicixales), höpitanx (nicht HSpitals) usw. Außerdem sind in den französischen Titeln zahlreiche Druckfehler stehen ge blieben, aus deren Beseitigung in Zukunft besser zu achten sein wird. Die weiteren Zeitschriften des Internationalen Instituts für Techno-Bibliographie sind folgende: Bautechniscbc Lushunkt. Blelrtro-ll'echiiischc ^nslrunkt. Uaschincn-Bechnischc Luslrunkt. Becbuiscbo Lruslrunkt. Lupplemsnt. Jede dieser Zeitschriften erscheint zweimal monatlich und kostet jährlich 24 Mitglieder des Internationalen Instituts für Techno-Bibliographie, die einen Jahresbeitrag von 25 ^ bezahlen, erhalten eine Zeitschrift gratis, die andern zum halben Ladenpreise oder die Gesamtausgabe »Technische Auskunft- gegen Aufschlag von 30 Diese verschiedenen Zeitschriften, die jetzt ihren zweiten Jahrgang begonnen haben, enthalten Nachrichten des Instituts, technisch-industrielle Nachrichten, Zeitschristen-Charakteristiken und im Hauptteil die Bibliographie, die ähnlich bearbeitet ist wie in den Blättern für die gesamten Sozialwissenschaften. Außerdem sind in den technischen Zeitschriften wichtige Artikel inhaltlich kurz resümiert. Auch hier wird die Benutzung durch ein alphabetisches Stichwörter-Verzeichnis erleichtert. Zur Anlage von Kartenrepeitorien wird von allen Biblio graphien auch eine einseitig bedruckte Ausgabe auf gum miertem Papier für einen um 50 Prozent höheren Preis geliefert. Da in England und in Frankreich bereits Sektionen des Instituts errichtet sind und in anderen Ländern solche in Vorbereitung sind, wird es hoffentlich gelingen, dem Unternehmen eine dauernde internationale Grundlage zu geben. Mit dem Institut, dessen Hauptbureau sich in Berlin IV. 50, Spichcrnstraße 17, befindet, sind auch eine 527«