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polmscke KunMckau. Deutschland. x Aus Anlaß der Anwesenheit desKSnig 8 von Schweden in Berlin, der in Begleitung seiner Gemahlin am Sonntag, den 31. d., zr einem Antrittsbesuch in der Reichshauptstad eintrifft, wird auf Befehl Kaiser Wil helms eine Abordnung des in Bromberg garnisonierenden Grenadier-Regiments zu Pferde, dessen Chef der König von Schweden ist, zum Ehrendienst nach der Reichshauptstadt ab kommandiert werden *KaiserWilhelm trifft am 20. Juni, von Hannover kommend, in Hamburg ein. Am Sonntag, den 21., wohnt er dem Rennen um den Kaiserin-Auguste-Viktoria-Preis in Horn bei und fährt dann zur Regatta des Norddeutschen Regatta-Vereins. *Die diesjährige Sommerreise der Hochseeflotte wird voraussichtlich bis Las Nalmas (auf den Kanarischen Inseln) gehen. Die Ausfahrt erfolgt am 5. Juli, die Rückkehr am 15. August d. Das Ziel ist gewählt, um Gelegenheit zu ausgedehnteren Übungen zu ge winnen. Österreich-Ungarn. * Kaiser Franz Josevh hat das Rück- irittsgesuch des Ministers des Äußern, Baron Ahrenthal, sowie auch des Kriegsministers Schönaich nicht angenommen. Beide Minister hatten ihr Abschiedsgesuch eingereicht, weil die österreichische Delegation ihnen in der Frage der Erhöhung der Osfiziersbezüge nicht zuge stimmt halte. Frankreich. * Frankreich und Spanien ver handeln durch ihre Abgeordneten in Paris über ein Abkommen zur Verhinderung vonHinter- ziehungen der Erbschaftssteuer. England. *Präsident Falliöres, der zum Besuche König Eduards in London eingetroffen ist, wurde von der Bevölkerung der Hauptstadt mit großem Jubel empfangen. Zu einem Berichterstatter äußerte der Präsident, er freue sich, an Ort und Stelle sehen zu können, daß die Bande zwischen England und Frankreich unzerreißbar sind, eine Sicherheit für den europäischen Frieden und besonders für beide Länder. 'Nach dem vom Premierminister geplanten neuen Wahlgesetz soll die Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts nahe bevor stehen. Bisher war zur aktiven wie passiven Wahlberechtigung 21 Lebensiahre und der Befftz eines Hauses, von Land oder die Zahlung von 10 Pfund jährlicher Miete erforderlich. Nach dem neuen Gesetz soll jeder Großjährige wählen können und wählbar sein. *Die Lohn streitig keiten im eng lischen Schiffsbaugewerbe sind durch Vermittelung der Regierung endgültig beigelegt worden. Italien. *Der Vapst empfing am 24. d. einen französischen Pilgerzug. Nachdem der Erzbischof vm Paris, der Führer, ein; Er- gebenhsitsadreffe verlesen hatte, die dem Vapst des beständigen Gehorsams der französisnM Katholiken versichert, ergriff der Papst mit zitternder Stimme und unter Tränen das Wort. Sein einziger Kummer — sagte er — sei, daß er nicht nach Frankreich gehen, inmitten der treuen französischen Katholiken weilen und mit ihnen lür den Glauben kämpfen und dulden könne. * Die Arbeitsrammer von Parma be schloß. den L and ard eit er str e i k auch auf die Pächter auszudehnen. Der Proteststreik in der Provinz Piacenza ist bereits be endet. Die Regierung hofft daher auch zwischen den Landarbeitern in der Provinz Parma und den Gutsbesitzern endlich eine Vermittelung zu erzielen. Schweiz. * Die Bundesregierung hat mit großer Mehrheit ein neues Schulgesetz ge nehmigt, wonach künftig der Unterricht an Knaben und Mädchen gemeinsam erteilt wer- soll. Belgien. * Bei den Senatswahlen haben di« Libe - r al en fünf Sitze verloren. Man hofft nun- mehr ein Dauermini st erium an Stelle des gegenwärtigen GeschLftsministeriums zu finden. Schweden. * Welche Wirkung der kürzlich abgeschloffene Ostseevertrag auf die schwedischen Bolitiker gehabt hat, zeigt der Leitartikel einer führenden Zeitung, worin es u. a. heißt: Obwohl das Ver hältnis zwischen Rußland undSchweden, besonders nach Abschluß des Ostseevertrages, das allerbeste ist, steht Schweden sich genötigt, auf das bestimmteste daran festzuhalten, daß Schweden völlige und sichere Garantie hat, daß die Aaland s - Inseln unbefestigt bleiben. Schweden muß deshalb darauf achten, daß es auf keine Weise, weder direkt noch indirekt den Weg ebnet lür die Beseitigung der einzigen be stehenden Garantie, der Übereinkunft von 1855, es sei denn, daß eine andre, ebenso beruhigende Sicherheit geboten wird, da das Ostieeüberein- kommen nur festsetzt, daß andre Fragen als diejenigen, di« die Unverletzlichkeit der vertrag, schließenden Staaten bkreffen, von der Über einkunft nicht berührt werden. Spanien. * Aus Anlaß der Vorfälle von Casa blanca, wo französische Soldaten sich Über griffe gegen ihre spanischen Kameraden zuschulden kommen ließen, sprachen im Senate mehrere Redner über die M aro kko fr a g e. Die Liberalen behaupteten, die spanischen Truppen spielten in Caiablanca eine mehr als zweideutige Rolle, weshalb man sie zurückziehen müsse. Minister des Äußern Allendesalazar «Erie, die Stellung der spanischen Trupven in Casablanca sei eine genau bestimmte, und sie spielten aus schließlich und in würdiger Weise jene Rolle, die ihnen gemäß der Algecirasakte zukomme. Er könne die Versicherung geben, daß der Zwischenfall Gegenstand einer Untersuchung sei, die streng gerecht gMhtt werde. Die würdige Haltung der spanischen Truppen sei über jeden Angriff erhaben. Ruhland. *Jn Petersburg verlautet gerüchtweise, an der bevorstehenden Zusammenkunft König Eduards mit dem Zaren in Reval trage das Hauptoerdienst die Kais«»in-Witwe von Rußland. Diese Annahme trifft indessen nicht zu. König Eduard hat selbst die Idee zu diesem Besuchs gefaßt. Der König wünschte seit langem den Bestich zu erwidern, den der Zar im Jahre 1^96 in England abgestattet. Seit einigen Monaten sand zwischen den beiden Höfen ein Meinungsaustausch über diese Besuchsreise statt, aber man hütete das Ge heimnis sorgfältig, um jeder Verschwörung gegen das Leben des Zaren vorzubeugen, übrigens Hindenr den Zaren gerade die Attentats- drohungen, daS englische Königsvaar in der Hauptstadt Petersburg zu empfangen. * Der Zar Hat die der persischen R e- gierung gesetzte Frist zur Erfüllung des Ultimatums (BarentsSSdignng, Züchtigung der Gcenzräuber und Abbitte) wegen der letzten Grenzzwischenfälle um 15 Tage verlängert. * Die konstitutionell-demokratische Partei wird demnächst der Duma einen Gesetzentwurf zur Beratung vorlegen, in dem die Einführung des zwangsweisen Unterrichts in der eng- lischen und französischen Sprache auf allen Schulen des Zarenreiches verlangt wird. *Auf die Fürbitte des Präsidenten des Bundes der russischen Männer in Odessa wurden die wegen ihrer nachgewiesenen Beteiligung an der Judenhetze im Oktober v. I. ver urteilten Mitglieder des Bundes vom Zaren begnadigt. Amerika. * Der frühere Schatzsekretär der V er. Staaten, Shaw, hielt bei einem Fest mahle eine Rede, die wegen ihrer Angriffe auf den PrSsidenten Roosevelt großes Aufsehen erregt. Er sagte, es sei sehr be klagenswert, daß die Regierung des Landes § einem Diktator ausgeliefert würde. Die Lage l nähert sich dem Punkte, wo ein ehrgeiziger und gewissenloser Präsident in einer nahen Zukunft sich auf unbegrenzte Dauer im Amte halten kann, indem er sich die Unterstützung der GeIdkönige für den politischen Schutz ihrer Interessen erkauft. Japan. * Iapan hat den Vorschlag der chinesischen Regierung, zur Beratung der zwischen beiden Staaten schwebenden Streitfragen eine gemein same Kommission zu ernennen, abgelehnt und noch einmal dringend verlangt, daß die Aus schließung japanischer Waren vom Handel in Südchina schleunigst aufgehoben wird. Oas internationale Ackerbau-Institut. Nunmehr haben, so schreibt der .Reichsbote', fast alle Staaten Europas und eine Anzahl Länder andrer Erdteile ihren Beitritt zum internationalen Ackerbau-Institut in Rom er klärt, so daß dessen Wirksamkeit beginnen kann. Bei den vielseitigen Aufgaben, die sich das Institut gestellt hat, dürfte es für die Land wirtschaft der beteiligten Staaten von großem Nutzen sein. So wird es statistische, technische und wirtschaftliche Aufschlüsse über Kultur, ani malische und vegetabilische Erzeugung, über den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und die auf den verschiedenen Märkten erzielten Preise sammeln und diese Weltstatistik, so schnell wie es geht, den Landwirten zugänglich machen. Dadurch wird das Interesse der einzelnen Landwirte für Verbesserung der Technik auf den verschiedenen Gebieten ihres Betriebes, für die Schwankungen in den Weltmarktpreisen usw. geweckt, und die Leiter der landwirtschaftlichen Organisationen sind imstande, sich die erhaltenen Winke nutzbar zu mähen. Ferner wird das Institut die Gewächskrankheiten bekannt machen, die irgendwo auf der Erde ausbrechen können, und es sollen gleichzeitig d»; angegriffenen Distrikte, die Entwickelung der K ankheiten und, soweit es möglich ist, auch Williame Mittel zu ihrer Bekämpfung angegeben werden. Auf diese Art dürfte es möglich sein, die Be strebungen, die Landwirtschaft gegen Ein wanderung verheerender Gewächskrankheiten zu sichern, zu erleichtern. Wichtig ist auch das vom Institut verfolgte Ziel, Unter suchungen über Fragen betreffs des Genossen schafts-, Versicherungs- und Kreditwesens für Landwirtschaft in allen Formen auszujühren und Aufschlüsse zu lammeln, die für die Organisierung von Genossenschaft?-. Versiche rungs- und Kreditinstitutionen im Dienste der Landwirtschaft von Nutzen sind. Endlich will das Institut, wenn Anlaß dazu vorliegt, den ver schiedenen Regierungen Maßregeln zum Schutze der gemeinsamen Interessen der Landwirte Vor schlägen. Die jährlichen Ausgaben des Instituts sind auf etwa 850000 Frank berechnet worden. Da aber der italienische König persönlich 300 000 Frank beisteuert, bliebe ein Betrag von 550 000 Frank, der sich auf die übrigen Länder verteilt. Von unc! fern. X Die „Hohkövigsburg" - DantrS- «rk««de des Kaisers. Der Kaiser hat, wie nachträglich bekannt wird, gelegentlich der feierlichen Einweihung der Hohkönigsburg am 13. d. die von einem Künstler neu hergestellte Dankesurkunde, die er im Jahre 1899 aus Anlaß der ihm gemachten Schenkung der Burg dem Bürgermeister und Gemeinderat von Schlettstadt zustellen ließ, auf der Hohkönigs burg von neuem unterzeichnet und sie dem Schlettstadter Bürgermeister Dr. Grißenberger persönlich überreicht. — Die Urkunde ist auf echtes Pergament in gotischen Lettern geschrieben, mit dem Reichsadler und Kunstrollen in zarten Farben gehaltenen Ransoerzierungen versehen urrd hat folgenden Wortlaut: „Sie haben Mir bei Meinem Betuch der Hohcönigsburg diese Burgmine im Namen der Stadt Schlettstadt angeboten. Wie Ich Ihnen bereits mündlich zu erkennen gegeben habe, nehme Ich diesen Beweis treuer Anhänglichkeit gern an und freue Mich, nunmehr auch in dem schönen Elsaß einen eignen Besitz zu haben und zu gleich Eigentümer einer der größten und best- erhaltenen deutschen Burgen zu lein, deren Steine uns das Wesen deutscher Ritterherrlich keit aus längst vergangenen Zeiten mit be redter Sprache verkünden. Mö^e das Geschenk der Stadt Schlettstadt ein neues Band ver trauensvoller Liebe zwischen Mir und dem Reichslande werden und die Hohkönigsburg allezeit auf ein friedliches Land und eine glück liche Bevölkerung herniederschaun. Wilhelm I. L " — Die Urkunde ruht in einem starken Futteral aus braunem Saffianleder, an dessen beiden Enden vergoldete massive Silberknöpfe mit veilchenblauen Amethyststeinen angebracht sind. An dem Futteral hängt an schwarz-weiß-roten Schnüren, in gleichfalls vergoldeter kräftiger Kapsel mit kleineren Amethyststeinen das Reichs siegel. Das Dokument wird für fernere Zeiten im Schlettstadter Archiv zur Aufbewahrung ge langen. Adolf L'Arro*qe -f-. Zwei Monaie nach Vollendung seines 70. Geburtstages ist Adolf L'Arronge, einer unsrer ersten dramatischen Volksdichter, aus dem Leben geschieden. Am 25 Mai hat er zu Konstanz, wo er im Sana torium des Professors Binswanger Heilung seines Ischias- und Bronchitis-Leiden? gesucht, die Augen für immer geschlossen. Der Ver storbene ist der Vater der modernen Volksstücke geworden und „Mein Leopold", sowie andre Werke von ihm, vor allem auch „Dr. Klaus' haben sich im Fluge die deutsche Bühne erobert und bis auf den heutigen Tag erhalten. X JubilSumsschiehe« i« Wie«. Durch Vermittelung der österreichisch-ungarischen Bot schaft in Berlin sind die deutschen Schützenkreise ersucht worden, dem kaiserlichen Jubiläums- schießen in Wien, das dort in der Zeil vom 28 Juni bis 7. Juli d. abaehalten wird, in möglichst großer Zahl beizuwohnen. 06« Gi«e historische Rocktasche. Gras Waldersee, der bekanntlich 1871 Attachö der deutschen Gesandtschaft in Paris war, erhielt als solcher damals von Ponyer-Quertier die erste Abschlagszahlung auf die Kriegsentschädi gung. Graf Waldersee nahm die 100 400 000 Frank, die in Wechseln auf London und Paris bestanden, so wie man sie ihm gab und steckte sie ohne große Umschweife in die Tasche seines Unitormrockes. Dieser Rock mit der „historischen Rocktasche" ist nunmehr dem Museum in Hannover zum Andenken angeboten worden. Der „Hauptma«« von Köpenick" als Schriftsteller. Der Schuhmacher Wilhelm Voigt, der wegen des bekannten Streichs au! dem Köpenicker Rathaus im Tegeler Gefängnis seine Strafe abbüßt, bat von einer Königs- Hütter Zeitung rund 25 700 Mark Schadenersatz verlangt für Nachdruck seiner in der Unter- suchunashaft verfaßten Selbstbiographie, die die ,Wiener Neue Freie Presse' veröffentlicht hatte. Wurstvergiftung. Beim Hanauer In fanterieregiment 166, das auf dem Übungsplätze bei Darmstadt weilte, sind 43 Soldaten nach Wurstgenuß unterleichtenBergiftungserscheinuügen erkrankt. Bei einer Benzinexplofio« verunglückt. Die GroßkaufmannSwitwe Schneider in Würz burg verunglückte, als sie im Badezimmer mit einer Benzinflasche hantierte, so schwer, daß sie den furchtbaren Brandwunden einige Stunden später erlag. E« Bautlehrltna «rmordet «nv be raubt. In einem Hause in der Ludwigsstraße in Geestemünde wurde ein Lehrling der Leher Bank mit eingeschlagenem Schädel tot aufge funden. ES liegt Raubmord vor; denn es fehlten von 10 000 Mk., die der Lehrling bei der Reichsbank einzahlen sollte, 3000 Mk. I» der Trunkenheit seine Frau «r- stockeu. Der Arbeiter Mischlick aus Benchen- Noßberg kehrte in betrunkenem Zustande heim. Als ihm seine Frau Vorhaltung darüber machte, erstach er sie mit einem Messer. K Vater Kkem. k Roman von Georg Heinrich Görz, gsorgodvne.' Jan stellt sich neben Franz hin, der eben hastig aus seinem Spind in seinen samtnen Reilesack bunt durcheinander Wäsche, Bücher und so weiter hineinwirst. „Komm dau man bloß weder," sagt er. „Eck lall di so scheinhillig sinn und onns tom Apen malen." „Nein; du selbst machst dich dazu," ruft Fran,. — „Watt seggst du? Ich selwst? Domme Jong!" - „Laß ihn in Ruhe, Jan, sagt Franck. Schnell schnürt Franz sein Bündel, schwingt dieses aus den Rücken und eilt, den lachend Zurückblsibenden ein fröhliches: „Adieu! HM' euch munter!" zurufend. Langsamer, aber auch seltsam froh gestimmt, tr.ffl nun Franck seine Vorkehrungen zur Über siedelung. Ein Hochgefühl durchströmt ihn. Er hätte laute Freudenrufe ausstoßen mögen. Nun würde ja seine Probezeit am Lande beginnen. Am andern Morgen war auf dem Vorder deck der „Königin Luise" schon früh Tag. Nach einer Nacht köstlicher Ruhe und hoch- stiegender, wonniger Träume erwachte Franck. Gleich sprang er aus seinem Schlaskabineti heraus und kleidete sich an. Kaum hatte er seine einfache Toilette beendet, da regte sich auch Gerd, der kleine Mattose aus der Emme- ncher Gegend, und schien nicht übel Lust zu haben, auch aufzustehen. Ein kurzer Kampf — dann schälte sich Gerd in der Tat aus den Decken, sprang aus der Koje hinaus und stieß im Sprung ein Fuß- bänkchen so deftig um, daß auch die andern Schläfer schnell erwachten. Kurz, nach zehn Minuten waren die In sassen der Mannschaftskasüte vollständig munter. Es lag Abschisdsstimmung in der Luft. Franck frühstückte und machte dabei viele Scherze, hatte aber nur wenig Erfolg damit. Er versicherte, er werde, bevor der Winter zu Ende gegangen sei, wieder zurückgekehrt sein. Aber alle fühlten, daß er dann als ein — „andrer" wiederkommen werde. Der grauhaarige Niklos, dessen Alter ihm das Recht gab, auszusprechen, was die andern nur dachten, meinte: „Herr Franck," — alle Mattosen nannten ihn heute „Herr" — „Sie werden heute wohl zum letztenmal mit uns an diesem Tisch sitzen." „Warum denn?" fragte Franck scheinbar harmlos. „Ich meine das so," sagte Niklos. „Man hat's eben schon öfters erlebt, daß aus Matrosen über Nacht Steuerleute geworden sind. Ich wette, Sie kommen als Steuermann wieder an Bord!" Die übrigen Tischgenoffen stimmten dem lebhaft zu, obschon Franck abwehrend scherzte, er sei „zu dumm" zum Steuermann. „Nein, Sie sind klug genug. Und wir gönnen es Ihnen von ganzem Herren," sprach der Alte warm. Dann zog er sich spöttelnd auf! seine Bant zurück und bemerkte scherzhaft, jetzt wieder plattdeutsch redend: „Hütt bruck eck so bloß en halwen Emmer Kartoffeln schälen, wenn Herr Franck onn Franz niet mehr do sind." Eigentümlich: — auch Franck fühlte eine eigenartige Stimmung über sich kommen. Etwas wie eine schmerzende Hand fühlte er an sein Herz greifen ... das Weh des Scheidens, welches den Menschen erfaßt, wenn ein trüber oder froher Wechsel in seinem Leben ein greift. Nur wenige Abschiedsworte fielen. Dann reichte er den Mattosen die Hand und eilte mit seinem Bündel ans Land. * * * Am Lande! Nun ist er wie von selbst dazu gekommen, eine Stellung am Lande zu übernehmen, die ihn wenigstens teilweise ans Land fesselt. Nun geht sein langgehegter heißer Wunsch in Er füllung, die Sitten Md Gebräuche der „Land leute" kennen zu lernen. Am Lande! Nun er eine Stellung erhalten wird, ist er gleichberechtigt Mit iedem andern, dessen Hütte auf dem festen Lande steht. — Jetzt steht er vor dem Hasenbauamt. Keine halbe Stunde ist vergangen, da tritt er schon wieder auf die Straße, stolz auf gerichtet. Jetzt sind die Würfel gefallen. Eine kurze Prüfung, wenige Fragen hatten genügt: dann hatte ihm Bauinspektor Turner die Hand gereicht und gesagt: „Gut, sehr > gut. Sprechen Sie morgen früh um 10 Uhr wieder vor; wir können dann gleich be ginnen. Ich glaube, daß wir uns gut ver tragen werden." Nun ist Franck auf dem Wege, sich ei« Wobnung zu suchen. R . . . liegt als ein festes Stadtgebilde an eine mächtige Fabrikgegend angelehnt und ist darauf gerichtet, vielen Fremden Unterkunft z» bieten. Hinter vielen Fenstern, an manchen Häutern erblickt Franck ein Schild: „Hier sind möblierte Zimmer zu vermieden." An den Plakatsäulen haben die Zeitungen ihre Wohnungs- und Stelleninserate aufgeklebt. Aber alle die dort angezeigten Wohnungen liegen m der Stadt selbst. Franck möchte lieber ei« wenig außerhalb wohnen. Nicht die hoben kasernenartigen Häuser gefallen ihm. Sein Ideal ist ein ern- stöckiges Häuschen, von einem GärtckM umgeben. Und in diesem Gärtchen müssen Obstbäume stehen und im Sommer Blumen blühen, schönere, als die m der Kajüte des Kapitäns Berger am Fenster stehenden Topfblumen. — Auch eine Laub« muß in dem Gärtchen sein, dicht bewachsen mit Ranken von Schlingvflouzen. VelonderS die schattigen Geißblattlauben, wie er solche am Obrrrhein gesehen, gefallen ihm gut. . Da müsste sich's köstlich plaudern lassen. Dahinem würde ein roher Ruf aus Muroienkehlcn nicht dringen können. Franck geht auS der Stadt hinaus. Die Wege im Meichbitde, das sich wie ein Gürt«! um den Stadtplan schlingt, liegen tief im Schn««