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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt siir die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften vretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die eonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusende«. Schrisileilung, Vruck unb Verlag von A. Llhuvig, Vretnig. 18. Jahrgang Ar. 44. Sonnabend, den 30. Mai 1SV8 Der bei dem Bau der Göclitzer Mustkhalle beschäftigt gewesene Stuckateur Max Voigt, dessen drei Kollegen beim Einsturz den Tod fanden, wendet sich jetzt in einer Veröffent lichung gegen den Baumeister Prof. Sehring und dessen Vertreter Naumann und bemerkt folgende«: Mich selbst Hal die Schwäche der Längsmauern bedenklich berührt. Diese sind wohl oben nicht viel über 38 om stark gewesen. Allerdings die innere Fläche von Fenster zu Fenster war jede durch einen 10 em starken vorgemauerlen, di» zur Decke führenden Schaft stärker. Aber sollte hier nicht ein Baufehler Vorgelegen haben, denn letztere mußten nämlich fast alle beiderseitig adgesprtzt werden, wodurch vielleicht ein« Erschütterung de« Mauerwerks stattfand, da« dadurch an seiner Festigkeit etnbüßte. Ader könnte «s nicht al« eine tech- msche Berechnung eine« Unternehmer» ange sehen werden, wenn da« Mauerwerk im Innern de« Saale«, steigend nach oben, um fast 9 cm außer Lol, nach dem Saalinnern zuge mauert ist? Vielleicht konnte man auf diese Weise an der Breite des Mauerwerkes sparen? Zur Charakteristik des Vertreter« des Herrn L-ehciug, des Herrn Bauleiters Naumann, sei folgende« der O-ffrntlichksit mitgereilt: „Haden Sre ernr Ängst um Ihr bischen Leben!" Diese Worte schleuderte Naumann un« Stucka teuren in« Gesicht, al« wiederholt Sprossen am Leitergerüst brachen und wir uns bei thm beschwerten. hielt an diesem Tage von seiner Bank den Auftrag, b«i verschiedenen Kpnden fällige l Wechsel zu präsentieren und gegen die Mittag»- stunde hatte er etwa 15 350 Mark «inkassiert. Er steckte die Banknoten in ein Kouvert und gab den Brief al« Muster ohne Wert mit einer fingierten Adresse postlagernd Hauptbahnhos auf, in der Absicht, später den Gelddrief dort abzuholen. Nach der Bank zurückgekehrt, fin giert« er in der Hautflur einen Raubanfall. Don fand ihn, anscheinend in bewußtlosem Zustande, ein Bankbeamter, dem er, zum „Be wußtsein" zurückgekehrt, die Mär erzählte, er sei in der Hautflur von einem Unbekannten zu Boden geschlagen, betäubt und beraubt worden. Anfang» glaubte man dem Märchen erzähler. Di« Polizii wurde alarmiert und alle« aufgeboten, um den Räuber autfindig zu machen. Die Bahnzugänge wurden be sitzt und die Züge bewacht, denn man glaubte, e» mit einem internationalen Bankräuber zu tun zu haben. Dann aber mehrten sich Ver dachtsmomente, daß der Kassendote selbst den Raubanfall erdichtet Haden könnte. Man nahm ihn in« Gebet und schließlich gestand er ein, da« Geld postlagernd an eine Deckadresse ad« geschickt zu haben. Die Bank kam wieder zu ihrem Gelbe und Tauscher wurde verhaftet. Während der Untersuchung«host wurde der Kassenbote auf seinen Geisteszustand unter sucht. Hiernach ist er zwar Neurasthenik«r, keinesweg» aber geiste«krank. Da« Landge richt verurteilte ihn am Dien«tag wegen Un terschlagung zu 1 Jahr Gesängni«, worauf 3 Monat» der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung kommen. — Im Zoologischen Garten zu Dresden ist unter persönlicher Führung de« bekannten Afrikar«isenden Joseph Menge», der m den siebziger Jahren al» erster die Somalihaldin. sel durchforschte, die Gallakarawane einge troffen. Sie Haven ihre eingeteilten Lager stätten im rechten Flügel de» Winterhause» bezogen. Dresden. Ein feiner Konkur« ist jetzt wieder vor dem Kgl. Amtsgericht Dresden zum Abschluss« gekommen. S« handelt sich um den Konkur» de» früheren Hofphotogruphen W. Höffert, in dem jetzt die Schlußvert«,lung stattfinden soll. Den nichtdevorrechtiglen For derungen in Höhe von 963038,18 M., aus die allerdings schon 3 Prozent abschlägig be zahlt worden sind, steht eine Teilungsmasse von 17 323,18 M. gegenüber. Wa» da auf jeden Gläubiger kommt, kann man sich leicht selbst ausrechnen. Sebnitz, 26. Mai. Selbstmord verübte heute früh gegen 6 Uhr die im hiesigen Krankenhau« untergedrachte 29jährig« Blumen- arbeiterin Settmacher. Sie stürzte sich au» dem 2. Stock de» Hause« herab und fiel mit dem Kopse auf die Steinplatten, baß sie einen Schädelbruch davontrug, der den so fortigen Tod herdeiführte. Schon vor kurzer Zeit beabsichtigte sie mit ihrem 5 jährigen Söhnchen in den Teich dir Sebnitzer Papier fabrik zu springen, doch konnte sie noch zur rechten Zeit an ihrem Vorhaben gehindert werden. Die Seltmacher litt seit einiger Zeit an Schwermut, veranlaßt durch einen treulosen Liebhaber, der für da» dem Verhält nis entsprossene Kind nicht sorgte. Am Abend wurde die Tote de: Leichenhalle zugeführt. — Der in der Nacht zum Sonnabend in Freiberg gestohlene Platinkessel ist bereit« wieder erlangt. Ein Schüler de« Freiberger Realgymnasiums fand ihn am Sonntag nach ¬ mittag in der unterhalb de« Gründelteiche» am Rosinenbusch durch den Bahndamm hin durchfahrenden Schleuse. Der Schüler hatte schon öfter in dieser Schleuse Weichtiere für sein Aquarium gefunden. Da« führte ihn auch am Sonntag dahin. Hier fand er, zum Teil von Steinen verdeckt, den Kessel, dessen Masse wie ungeputzte» Silber aussah. Der Schüler machte von seiner Entdeckung abend» 8 Uhr Herrn Kriminalwachtmeister Fändrich Mitteilung, der sich sofort an den Fundort begab und von dort au» durch einen Boten die Hüttenverwaltung benachrichtigt«, die durch einige Arbeiter den kostbaren Kessel wieder im Werk in Sicherheit dringen ließ. Der Kessel war, bis aus ein unbedeutende» Loch rm Boden, noch unversehrt. Da« fehlende Stück wiro etwa Kilogramm schwer sein; die Beute der Diebe ist also nicht besonder» lohnend ausgrfallen. (1 Kilogramm Platin kostet etwa 4700 Mark.) Die Diebe find offenbar ourch Hüttenarbeit»r, die ihnen bald nach der Tat auf der Fährte waren, verhindert worden, den Kessel im Walde zu zerschneid«», ««»halb sie ihr» Brut» vorläufig in Sicherheit zu bringen versuchten. Als von dem Wächter, der i/,12 Uhr den Deckel de» Kessel« an einer Tür lehnend fand, der Diebstahl entdeckt wor den war, ist sofort von dem verfügbaren Personal die Verfolgung aufgenommin worden. Al« man die nach dem Rosinenwalde führen den Fußspuren entdeckte, ist auch ein Teil de» Walde« abgesucht worden. Hier Haden die Diebe die mit Laternen versehenen Verfolger wahrgenommen und haben sich deshalb keine Zeit mehr genommen, den Kessel zu zerteilen, sich vielmehr darauf verlassen, den Kessel später au« seinem Versteck zu holen. Weshalb dies in der Nacht zum Sonnabend nicht ge- scheh«» ist, ist verwunderlich. Sicher sind die Diede durch einen Umstand, der noch nicht bekannt geworden ist, an der Rückkehr zum Versteck verhindert worden. — Gin Auge verloren hat ein in Falkenstein beschäftigte» 18jährige« Mädchen, dem von einer Mitarbeiterin eine Schürze zugeworfen wurve, an der eine Schere hing. Die Spitze der Schers drang bei dem Wurf dem Mädchen ins Auge. — Den Geschwistern d»> am 5. März d. I. in Kamerun gefallenen sächsischen Haupt mann» Han« Glauning sind über dessen Tod, wie man au» Chemnitz berichtet, folgend« nähere Mitteilungen zugegangen: In der Landschaft Ätscho an der deutsch - englischen Grenze fand da» Expeditionskorps der Schutz truppe einen Hügel von den Schwarzen brsetzt. Hauptmann Glauning griff diesen Hügel von drei Seiten an. Nach siegreichem Kampfe beteiligte er sich dann persönlich an der Ver folgung de» Gegner«, der den Berg hinunter und in ein Tal hineinfloh, oa« hohe» Gra uno dichter Suschbestano sehr unübersichtlich machten. Plötzlich traf Hauptmann Glauning «in au» nächster Nähe au« dem hohen Grase heraus abgegebener Gewehrschuß in den Kopf. Nach dem Au.spruch de« Arztes muß der Tos sofort uns schmerzlos eingetreten sein. Die Leiche des gefallenen Offizier» wurde nach der Station Bamrnda, deren Chis er war, gebracht. Erst am 12. März traf sie dort ein. Der Tote wurde nacht« in seiner Woh nung, die mit Palmen aukgeschmückt war, aufgebahrt. Am Nachmittag de» 13. März wurde der gleichfalls mit Palmen und dem Säbel gezierte Sarg unter Vocantriit der Kompagnie auf den kleinen Station»friedhof getragen. Der stellvertretende Etation«leiter, Leutnant v. d. Planitz, widmete dem Gefallenen herzliche Abschiedsworte. Dann sank nach einem Vaterunser der Sarg in die Tiefe. Drei Salven rollten über da« Grab. Am 18. März trafen die gesamten Soldaten de« Häupt ling« von Bali in Bamenda ein und baten, dem gefallenen, von ihnen so verehrten Haupt mann ebenfall» durch drei Salven die letzte Ehre erweisen zu dürfen. Diese Bitte wurde ihnen gern gewährt. — Etwa« sür Skatspieler. Am Sonnabend abrnd wurde im „Römische« Hos" in Plauen i. V., Echillerstraße, eine seltene Karte aul gegeben. Der von Fortuna begünstigte Spieler erhirlt die vier Wenzel und sämtliche Eicheln, mit Au«nahm» der Sieden, und, wa» da« originelle daran ist, die fehlende Sieben liegt im Skat. E» war dies «in Grand Ouvert, wie er selten au«gegeden wird. — Sin energische« Weib scheint die ledige Fabrikarbeiterin v. au« Lengenfeld i. B. zu sein. Da» Mädchen kam in einer Fabrik mit einem verheirateten Manne in Wortwechsel, wobei sie ihm mittel« eine» Selfaktor-Zylin der» da» Nasenbein einschlug. Der Mann mußt« sich in ärztliche Behandlung begeben. Leipzig. Der Rechttanwalt Hugo Burcka« l, der sich im vergangenen Jahre vor der hiesigen Strafkammer wegen Betrug« verant worten sollte, aber'flüchtig wurde, sodaß ein Steckbrief hinter ihm erlassen wurde, ist jetzt, wie von authentischer Seite bestätigt wird, in Wien verhaftet worden. Er wird an die Leip ziger Staat»anwaltschaft «»»geliefert werden. Leipzig, 27. Mai. Im Monstreprozeß Reichert verurteilte da» Schwurgericht nach dreiwöchiger Verhandlung den Hauptschuldigen Reichert wegen Meineid« und systematischer Meinridtverleitung zu fünfzehn Jahren Zucht haus uns 10 Jahren Ehrverlust. Die übri gen Angeklagten wurden zu Zuchthau« von zweieinhalb bi» zehn Jahren und längerem Ehrverlust verurteilt. — Zum Einsturz der Aörlitzer Musikhalle. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung «blatte«" vierteljährlich ab Schalter 1 Mar k, b»i freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark 2v Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. ^e 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungeboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Nebereinkunst. Lertliche- u«d «üchstsche». Bretnig. Auf den öffentlichen Vortrag, den Herr Obstbaulehrer Ocklitz au» Bautzen borgen Sonntag nachm. 4 Uhr im Lasthof iur Klinke halten wird, sei auch an dieser stelle aufmerksam gemacht. — Die,neuen Reichrmünzen. Der Bunve»- kat hat den Beschluß de« Reichstag«, Dreimark- Intcke einzuführen, angenommen. Da» Gesetz '» bereit» vor einiger Zeit an den Kaiser »bgegangen und dürste in den nächsten Tagen publiziert werden. Nach der „Korr. Woth." «estehl die Absicht, die Fünsmarkstücke zunächst m »er alten Form beizubehalten. Für ein Dreimarkstück kann nur die Größe de« alten Taler» (33 mw) in Betracht kommen. Die Hutscheidung über die endgültig« Form, Zu- sammensetzung, Gewicht und Durchmesser steht üdoch nach Art. 3 8 3 de« Münzgesetze» beim "unde»rat. Von den neuen Fünsundzwanzig- psinnigstücken werden Probestücke in den Ochsten Wochen geprägt werden. Es sollen versuche mit reinem Nickel und Kupfernicktl- ^gierungen gemacht werden. — Anläßlich de« Geburtstage« Er. Maj. Königs wurden 36 Strafgefangene de- öNadigt. Auf die Königl. Lanbesanstalt in Waldheim entfielen davon 11 Sträflinge. Zahlungseinstellungen. Konkurs wurde Eröffnet: über das Vermögen de« Stuhlsabri- lonten Heinrich Anton Kothe in Dittmanns dorf, über das der Firma Albanol-Werke, Gesellschaft mit beschränkter Hastung in Birk- witz bei Pillnitz, über da» der Firma Bürger- "che» Brauhaus Mosel-Zwickau, Gesellschaft urit beschränkter Haftung in Mosel, und über ö" de» Konsumverein» für Tönning und Um gegend. Großröhrsdorf. Am Mittwoch nach- mitlag 4 Uhr fand hierselbft die Ecksteinlegung tum Rathause statt. Mit GIockeng«läute und Blasen eine» Posaunenliede« wurde die einfache Feier eingeleitet. Dann begrüßte Herr Ge- meindevorstand Rentzsch die Anwesenden und trug den Inhalt der Ecksteinlegung-urkunde vor. Durch Herrn Pfarrer Schleinitz erfolgte hierauf die Einverleibung der Urkunde neost mehreren Münzen und dem hiesigen Lokal- dlatte. Nachdem noch unter Sinnsprüchen von verschiedenen Herren die üblichen Hammer- schläg« abgegeben, beendete da» Posaunenlied »Laß mein Hau» gegründet sein" die Feier lichkeit. Ohorn. Den bei der hiesigen Firma Friedrich Joseph Rammer beschäftigten Herren Heinrich Prescher und Karl Freuoenderg in Oderstltna, Robert Schöne, Reinhold Frenzel und Ernst Hübner in Ohorn wurde vom Kgl. Ministerium de» Innern da» Ehrenzeichen für Treue in ver Arveit verliehen und nedst Ur kunde von Herrn Gemeindeoorstand Birnstein überreicht. Prescher hat 44 Jahre, die anderen Haden 32 bis 34 Jahre für tue Firma gear beitet. Dre« ben, 25. Mai. Die «rste sächsische Professorin. Zum erstenrnale ist in Sachsen der Profejsorentitel an eine Dame verliehen worden. Die seit 22 Jahren am Königl. Konservatorium der Musik in Dresden wir kende Äesangtlehrerin Aglaja Orgeni wurve zur Professorin der Musik mit dem Range in der 4. Hofrangordnung ernannt. Dresden, 26. Mai. Phantasie eines Kaffenbolen. Ächt Jahre hindurch hatte der Kafsenbol- Tauscher dem Dresdner Bank verein in Treue gedient. Am 30. Januar d. I. aber erlag er der Versuchung. Er er-