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2 Die Gartenbauwirtschaft Nr. 87. 29. ^ 1S2« Das lehrt uns Wiesmoor? Im „Obst- und Gemüsebau" war unter der Ucbcrschrift „Die Gcmüsctreibhäuser in Wies- moor" ein Artikel abgedruckt, welcher die aller größte Aufmerksamkeit des gesamten deutschen Erwerbsgartenbaues verdient. Richt allein des wegen, weil in dieser Schilderung sehr inter essante technische Einrichtungen der Treibanlage in Wiesmoor enthalten sind, sondern ganz be sonders wegen der wirtschaftlichen Auswirkun gen muß auf diese Ausführungen hier nochmals eingegangen werden. Was hat man in ganz kurzer Zeit in Wies moor erreicht? Man hat bei den Bremer Auktionen (gemeint sind wohl die Versteigerun gen der Firma Scipio L Fischer) erfolgreich gegen die holländische Konkurrenz angekämpft und spricht davon, daß der Bremer Markt wesentlich größere Mengen deutscher Ware aus zunehmen in der Lage ist. Das, was auf den Großmärkten in Berlin, München, Leipzig, Breslau usw. nicht, gelingen will, ist in Bremen erreicht worden! — Warum? Weil die deutsche Ware aus einer Hand kommend in sorg fältiger Weise handelsmäßig verpackt in Konkurrenz gegen die holländischen Erzeugnisse getreten ist. Infolge ihrer besseren Beschaffen heit wurde sie 10 bis 20»/o höher bewertet und konnte der Nachfrage der Menge nach nicht entsprechen. Dasselbe kann auf allen Märkten erreicht werden, wenn die Marktbelieferung durch die deutschen Erzeuger auf die heutigen Bedürfnisse zugeschnitten wird. Dazu gehört Zusammenarbeit der Erzeuger und Zusammen fassung der Ware. Durch Zusammenarbeit der Erzeuger in bestimmten Erzeugergebieten wird eine Rationalisierung der Kulturen stattsinden, also eine verbilligte Erzeugung herbeigcführt werden können. Die Zusammenfassung der Ware wird eine einheitliche Sortierung, Ver packung und zweckmäßige Marktbelieferung er möglichen. Will man die heutigen Erzeuger gebiete mit ihren tausenden Exi stenzen kleiner Gärtner auf die Dauer lebensfähig erhalten und sie an den Erfolgen bei der Kon kurrenz gegen die Auslandsbe triebe beteiligen, so muß Zusam menschluß zu größeren wirtschaft- l-ben Einheiten erfolgen. Bei der E' Ultung dieser - Kreise wird dies natürlich sehr schwer, aber nicht unmöglich sein. Tie Ausführungen über die gärtnerische Großanlage in Wiesmoor bestätigen im übrigen, daß die angebliche Ueberlegenheit der holländi schen über die deutsche Ware in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist, daß zum mindesten er folgreich gegen Liese Auslandserzeugnisse ange- kämpst werden kann. Das ist aber nur möglich, wo der Kampf gegen die Einfuhr richtig geführt wird. Anfänge einer Zusammenfassung haben wir allerdings schon an verschiedenen Stellen ge- habt. Warum ist es aber nicht überall ge lungen, diese Ansätze von Zusammenfassung der Kräfte zu erhalten und weiter auszubauen? Wer gibt hierauf die richtige Antwort? Der eingeschlagene Weg in seiner großen Richtung ist zweiffellos richtig, und wenn das Ziel, das Len Gründern dieser Unternehmungen vorge schwebt hat, nicht sofort erreicht wurde, so darf keinesfalls daraus die Folgerung gezogen wer den, daß solche Unternehmungen für den Gartenbau nicht geeignet wären. Nimmt man die Erfahrungen in Wiesmoor zu Hilfe, so er kennt man, daß es den Großbetrieben eher als den Kleinbetrieben möglich ist, der Konkur renz des Auslandes erfolgreich entgegenzutreten, sofern nicht die Kleinbetriebe eine Aenderung ihrer derzeitigen Absatzmethoden vornehmen. Die feststehende Tatsache, daß die Kleiner zeuger nur zusammengeschlossen gegen die Aus- landskonkurrenz Front zu machen in der Lage sind, muß bei den weiteren Arbeiten zur Rege lung des Absatzes besonders beachtet werden, Die Kleinbetriebe müssen deshalb immer wieder daraus hingewiesen werden, daß sie nur dann der Entwicklung der Großbetriebe folgen und der Konkurrenz des Auslandes in gleicher Weise wie die Großbetriebe begegnen können, wenn sie sich durch Zusammenschluß bezüglich des Absatzes gegenseitig stützen. Nicht nur bei Gemüse und Obst wird dies zu beachten sein, sondern auch bei Blumen und Topf pflanzen. —ckt: Vie könne« wir beim Absatz von Gemüse nnb übst «ns der Konkurrenz des Auslandes erwehren? Von Diplomlandwirt G. Wolanke in Lommatzsch bei Riesa. Bek einem Gang durch die Markthallen muß man erstaunt sein, in welchen Mengen ausländisches Obst und Gemüse nach Deutsch land eingesührt werden und was sür ein Kapital ins Ausland wandert. Bei unseren heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen haben wir aber allen Grund, die Einfuhr auf ein Minimum herabzudrücken. Mit Leichtigkeit würde sich die Produktion steigern lassen, wenn die Preise etwas mehr den aufgewandten Mitteln und der Mühe entsprechen würden, denn die klimatischen Ver hältnisse in vielen Teilen bei uns in Deutsch land sind geeignet, tadelloses und einwand freies Obst und Gemüse zu erzeugen. Wie kommt es nun, daß gerade unsere deutschen Erzeugnisse so niedrig im Preise stehen und die ausländische Ware der unsrigen vorgezogen wird? Einzig und allein ist die Aus machung und Qualität der Waren für den Absatz und den erzielbaren Preis bestimmend. Sehen wir uns doch einmal das zum Markts gebrachte deutsche Obst und Gemüse etwas genauer an. In minderwertiger Qualität, gedrückt, fleckig und schadhaft wird es dem Publikum zum Kaufe angeboten. Da kann man es natürlich keiner Hausfrau übel nehmen, wenn sie lieber das appetitliche und sauber zum Verkauf zurecht gemachte aus- ländische Obst oder Gemüse kauft und das deutsche als minderwertig verschmäht. Es ist zwar nicht immer so, denn ein Teil der Pro duzenten, vor allem die Großbetriebe, haben den Mangel schon lange erkannt und sind emsig bemüht, Abhilfe zu schaffen. Die große Mehrzahl aber, vor allem die Obst- und Ge- müsebau treibenden Landwirte vernachlässigen gerade dieses wichtigste Moment in unverant wortlicher Weise. Das ist nicht von der Hand zu weisen und keine Schreibstubenweis- heit! Jeden Tag hat man Gelegenheit, diese Sünden von neuem zu beobachten. Wollen wir hier diesem Problem auf den Grund gehen, so müssen wir schon bei der Ernte ansangen. Das Gemüse muß schon aus dem Felde sortiert werden. Ver lause ich beispielsweise Weißkraut, so muß ich mir klar darüber sein, ob es für den Frisch markt oder für die Einschneiderei bestimmt ist. Der Frischmärkt zieht selbstverständlich kleine Köpfe den großen vor, während es bei der Einschneiderei gerade umgekehrt ist. Dann muß Las Kraut aber auch sauber geerntet und verladen werden. Ein Werfen der Köpfe etwa vom Wagen direkt in die Eisenbahnlore macht das Kraut sofort unansehnlich und leicht verderblich. In einem ordentlichen Betriebe muß jeder Krautkopf einzeln in die Lore ge legt und richtig gepackt werden, so daß selbst die heftigste Erschütterung ihm nichts an haben kann. Das ist Grundbedingung, wenn man ein einwandfreies Kraut auf den Markt bringen will. Dasselbe gilt natürlich auch für Rotkraut. Zu beachten wäre noch, daß Weiß- sowohl wie Rotkraut sauber ab geputzt sein müssen. Ein Weißkrautkopf. darf niemals grün, sondern muß immer weiß fein. Beim Blumenkohl kommt es wieder in be-. sonderem Maße auf die Verpackungsart an. Wollen wir den holländischen von unseren Märkten sernhalten, dann müssen wir bemüht sein, ihn in mindestens derselben Verpackung zu liefern. Würde jeder deutsche Gemüse bauer, der Blumenkohl auf den Markt bringt, ihn in Stiegen verkaufen, dann würde der ausländische sehr bald von der Bildfläche der- schwinden, und die Folge davon wären höhere Preise. Dasselbe gilt für den Verkauf von Tomaten; auch hier muß sich der deutsche Verkäufer angewöhnen, in Stiegen zu liefern. Gewiß wird mir da von verschiedenen Seiten vorgchalten werden: „Das verteuert ja die Sache noch mehr". Aber einmal wird der Preis für eine Stiege bei großem Bedarf immer billiger werden, und zweitens wollen wir ja gerade dadurch einen höheren Preis erzielen. Schließlich müssen wir uns ja auch sagen, wenn es 'die Holländer fertigbringen, warum sollten wir es dann nicht auch können, wo bei uns doch die hohe Fracht und der Zoll fortsallen. Aclmlich, vielleicht noch schlimmer, liegen die Verhältnisse im deutschen Obstbau. Es ist geradezu ein Jammer, wenn man um die jetzige Zeit sieht, in welcher grausamen Weise das Obst geerntet wird. Zum Teil noch nicht baumreif wird es in einen Sack ge pflückt und dann in Körbe geschüttet. Ja, wie wollen wir da mit dein Auslande kon kurrieren können? Bei den Amerikancr-Aepfeln sehen wir keine schadhaften und fleckigen Stellen, obgleich diese eine weite und ost sehr bewegte Reise hinter sich haben. Gerade das Obst ist sehr empfindlich und darf nie mals geschüttet, sondern nur mit Händen umgepackt werden. Im Obstbau hätten wir am allerwenigsten die Konkurrenz des Auslandes zu fürchten, würden wir ihm etwas mehr Sorgsalt zuwenden. Denn unser deut- scheK Obst, vor allem unsere deutschen Aepfel, sind im Aroma unerreicht; kein amerikanischer Apfel würde einen Vergleich in dieser Richtung mit ihm aushalten können. Neben der Aus führung des Erntens des Obstes ist auch die Zeit des Erntens zu beachten. In den meisten Fällen, und vor allem bei Pächtern, finden wir, daß das Obst viel zu früh her- unter„gerissen" wird. Daraus kann nie- mals Qualitätsware werden. Schließlich noch ein Wort zum Versand deS Obstes. Gute Ware muß natürlich der Empfindlichkeit ent sprechend in Kisten und Seidenpapier verpackt werden. Auch hier wird sich der Obstzüchter an Einheitslisten, ähnlich den Stiegen beim Blumenkohl, gewöhnen müssen, will er sich den deutschen Markt als lohnendes Absatzgebiet erobern. Wie lassen sich nun diese Vorbedingungen für einen lohnenden Konkurrenzkampf mit den ausländischen Waren durchführen? Bei den Großbetrieben ist in bezug auf Auf machung und Qualität schon viel getan. Sie haben die Notwendigkeit dieser zwei Faktoren Wohl erkannt und mit dem besten Erfolg durchgeführt. Bei den kleineren Betrieben, ich denke vor allem auch an dis kleineren Ge müse- und Obstbau treibenden Landwirte, liegen die Verhältnisse etwas schwieriger. Hier läßt sich aber sehr viel auf genossenschaftlichem Wege erreichen. Es muß natürlich dann an jedem größeren Ort eine gärtnerische Ge nossenschast bestehen, die entweder die Ware der Genossen aufnimmt, sortiert und vor- schriftsmäßig verpackt und dann selbst zum Verkauf anbietet, oder die Packmaterial und Packvorschriften an die Genossen abgibt und die dann ihrerseits die Ware der Genossen schaft zum Weiterverkauf zur Verfügung stellen. Ich denke hier besonders an Blumenkohl, To maten und Obst. Es müssen dann die Ge nossenschaften selber Hand in Hand arbeiten und beweglich sein, damit beim Verkauf ein guter Preis für die Genossen erreicht wird. Diese Einrichtungen finden wir heute schon allenthalben, aber leider nur in den großen Städten. Warum macht man in den Klein städten nicht auch einmal den Versuch? Hier müßten es die Bezirksgruppen sein, die tat kräftig in die Speichen fassen. Da darf man aber nicht so ängstlich sein und etwa die Kosten scheuen, dke notwendig sind, uns einen Beamten anzustellen, der die ziemlich l-n<ang- reiche Arbeit, die Abnahme, das Verpacken und Sortieren übernehmen muß. Seht viel Segen können hier auch die land wirt schaftlichen Hausfrauenverein^ stif ten, indem sie die Ware der kleinen Garten besitzer und Landwirte aufnehmen und dann in schöner appetitlicher Weise zum Belauf bringen. Aber m. E. wird hier auch Lom diesen Unternehmungen, vor denen ich stmst alle Hochachtung habe, noch recht oft ge^ sündigt. Ich habe mehrfach beobachten können, daß gerade die Hausfrauenvereine Obst und Gemüse in einem Zustande anboten, der den von mir gestellten Anforderungen in keiner Weise entsprach. Hier müssen unsere land- wirtschaftlichen Haussrauenvererne, die sonst in jeder Weise Vorzügliches geleistet haben, ganz entschieden durch Aufmachung und Qualität mehr werbend das deutsche Obst und Gemüse empfehlen. Dann würde sich auch ein gutes Zusammenarbeiten zwischen gärtnerischen Ge nossenschaften und landwirtschaftlichen Haus frauenvereinen ergeben. Wollen wir doch einmal in diesem Sinne versuchen, jeder an seinem Teil, der einzelne wie Lie großen Organisationen, dann werden wir bestimmt einen erfolgreichen, wenn auch ost recht harten und schweren Kampf führen. Anmerkung der Schriftleitung: Wir müssen viel mehr als dies bisher ge schehen ist, beachten, daß sich beim Absatz unserer Erzeugnisse Veränderungen gegen früher vollzogen haben, denen wir unbedingt Rechnung tragen müssen. Durch die vermehrte Einfuhr, durch die Verbesserung der Verkehrs mittel, durch die Zentralisierung der Groß- markte Hot der Nahversond zugunsten des Fernversandes sehr erheblich an Bedeutung verloren. Das aber zwingt uns, unsere Waren nicht pur wie früher in kleinen Läpperposten, wie sie unsere kleinen Betriebe erzeugen, den Märkten zuzuführen, sondern eine Zusammen fassung der Ware aus den kleinen Betrieben vorzunehmen, bevor die Ware auf die Märkte geworfen wird. Wir müssen beachten, daß die gewaltigen Einfuhrposten dem Großhandel so zusließen, wie er sie rasch und mit ver hältnismäßig geringen Verlusten verkaufen kann. Der Großhandel wird M-o aus Gründen der eignen Existenz solange bevorzugt nach der Auslandsivare greifen, wie er sie besser als die deutsche Wate erhält. Bringen wir Warenposten, mit denen der Großhandel ebenso oder möglichst noch besser als mit der Aus landsware zurechtkommt, so wird der Groß handel auch die deutsche Erzeugung besser auf nehmen, als dies jetzt der Fall ist. Bei An wendung der vom Reichsverband des deutschen Gartenbaues empfohlenen Einheitspackungen wird, wenn sorgfältig sortiert und verpackt wird, Besserung der gegenwärtigen ganz unbe friedigenden Verhältnisse herbeigesührt werden können. Wenn gleichzeitig auch unter Führung der größeren Betrieste eine Zusammenfassung der Ware und, was ebenso wichtig ist, ein Anbau nach gegebenen Richtlinien erfolgt, wird Besserung bestimmt möglich sein. Beim Obst muß besonders beachtet werden, daß tiefe Versandgefäße, jvie die jetzt gebräuch lichen Scheffelkörbe, nicht mehr neu beschafft werden dürfen. Zur Kontrolle der Ware auf den Märkten werden flache Gefäße benötigt, denn nur durch solche »Grd der Unreellität beim Sortieren entgegengearbeitet werden können. Wer den Verketzr auf den Groß- markten regelmäßig und schürf beobachtet, der weiß, daß geschüttete deutsche Aepfel in Scheffcl- körben nicht nach den oben wusliegenden Früch- ten bewertet werden. Der Handel bezahlt diese nur entsprechend seinen -mit solcher Ware gemachten Erfahrungen und weiß dabei sehr gut seine Interessen zu wahren. Deshalb fort mit den hohen Gefäßen, die nichts als Nachteile sür den Erzeuger haben und das Mißtrauen zwischen «Erzeuger und Handel verstärken. —ckk Jie llransSitge der OMullur. Von G. Badermann in Niederschönhausen. (5. Fortsetzung.) Und als sie sich ums Jahr 1250 v. Ehr. Kanaan erorbert und im Lande häuslich niedergelassen hatten, wandten sie den im Lande schon längst angebauten Granatbäumen große Sorgfalt zu; denn auch in ihrem Kulte spielte bald die Blüte und die Frucht des Granatbaumes eine bedeutungsvolle Rolle. Ihre Priester mpßten nämlich, wenn sie ins Heiligtum eintraten, ein Kleid anhaben, an dessen Saum Granatäpfel hingen. Auch der zu Beginn des letzten vorchristlichen Jahrtausends unter unge heurem Aufwand an Geld gebaute salomonische Tempel barg in seinen zahlreichen Verzierungen häufig das Granatapfelmotiv, und speziell die Säulen trugen Kapitale in Form von ausqe- schichteten vergoldeten Granatäpfeln. Was die praktische Verwendung der säuerlichen bis süßen Früchte anbetrifft, so wurden sie auch bei den Juden, außer als Speise, zur Herstellung eines durstlöschenden Saftes verwendet. So gab es im alten Palästina eine Ortschaft Gath-Rimmon, was Keller des Granatapfels bedeutet. Bekannt ist ihre Rolle in dem um 800 v. Ehr. entstan denen Hohen Liede, wo es in Kap. 6,6 und 10 heißt: „Ich ging hinab in den Nußgarten, zu schauen die Sträucher am Bach, nach zusehen, ob der Weinstock blühete, ob die Granat bäume grüneten," oder ebendort 4,13: „Dein Gewächs ist wie ein Lustgarten von Granat bäumen mit edlen Früchten." Auch in ganz Vorderasien muß der Granatapfel und ein aus seinem sauersüßen Fruchtsafte hergestellter Trank ein beliebtes Genußmittel gewesen sein, was uns die Stelle von Herodot verrät, daß der Perser könig Dareios I. diese Frucht nicht missen mochte. Von Kleinasien aus, und zwar speziell aus Karten, kam Ler Granatapfel ebenfalls in Ver bindung mit religiösen Anschauungen zu den Griechen, denen sein Kernreichtum ein Sinnbild der Fruchtbarkeit war, weshalb sie ihn den cho- thonischen Gottheiten Demeter und Persephone weihten. Schon zu homerischer Zeit scheint man den Granatbaum gekannt zu haben, da in der Odyssee neben Birn- und Apfelbäumen auch Granatbäume in den Gärten des Alkinoos und Laertes erwähnt werden. Der berühmteste Arzt des Altertums, Hippokrates, empfiehlt den Saft des Granatapfels als Labetrunk für Kranke, be sonders Fiebernde, und der Schüler des Aristo teles, Theoprast, schreibt, daß die Grauatblüte auch gefüllt verkomme, so daß sich ihre Masse wie bei eurer gefüllten Rose ausbrestet. Heber vier hundert Jahre später sagt Moskurides: „Der Granatapfel schmeckt gut, ist gesund, gibt aber wenig Nahrung." Da die Römer diese Frucht nicht nach dem Griechischen nannten, sondern als panischen Apfel oder Granatapfel msium granatum, woraus das italienische meloFiLnato oder xranato entstand, muß die Bekantschast derselben durch die Karthager vermittelt worden sein, doch werden sie den Baum selbst wohl zwei fellos durch die Griechen Kampaniens erhalten haben. Noch Plinius sagt: „Bei Karthago wuch sen die besten Granatäpfel; es gibt davon ver schiedene Sorten. Ihr Genuß bekommt nicht sonderlich gut. Die einzelnen Teile des Baumes gebraucht man als Heilmittel." Und der ums Jahr 120 u. Chr. verstorbene witzige Epigramm dichter Martialis schrieb einem Freunde bei Zu sendung eines Körbchens mit diesen Früchten: „Du erhälst keine kernlosen afrikanischen Grana ten, sondern inländische Früchte aus meinem Garten." Trotzdem das Klima von Mittel italien dem Anbau des die Wärme liebenden Granatbaumes nicht gerade günstig war, wurde er hier gepflanzt; doch wurden die viel süßeren nordafrikanischen Sorten, die einst von den Phöniziern aus Syrien eingeführt worden waren, den ziemlich sauren einheimischen Sorten bei weitem vorgezogen. So besitzen wir noch ein Zeugnis aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts, worin Flavianus Myrmecius in einem kleinen Gedichte seinen Freund Rufus Festus Avienus bittet, er möchte ihm, wenn sein Schiff aus Afrika komme, einige dort gewachsene süße Granatäpfel senden. Sein eigener Garten träge zwar auch solche, ober sie seien sauer und herb und nicht mit den nektargleichen Früchten zu vergleichen, wie sie die warme Sonne Afrikas hervorbringe. Wie bei den Griechen, die ihnen den Granatbaum übermittelten, erhielt er auch bei den Römern eine gewisse sekrale Bedeutung. So trug nach altem römischen Opferbrauch die das Abbild der römischen Matrone aus der Ur zeit darstellende Gattin des Oberpriesters auf dem Haupte einen Granatbaumzweig, dessen Enden mit einem weißen Wollfaden verknüpft waren, wie das Haupt ihres Mannes mit einem Oelzweig geschmückt war. Die aus der kartha gischen Zeit übernommenen Granatbaumpflan- zungen kultivierten die Römer in ihrer Provinz Afrika weiter und zogen eine sehr süße, blutrote, scheinbar kernlose, das heißt sehr weichkernigc Sorte, die den Vadalen, die im Jahre 429 von Spanien aus unter Geiserich nach Nordafrika einfielen und 439 hier ein ausgedehntes Reich gründeten, besonders gut gemundet zu haben scheint. Auch die Araber ließen sich seine Kultur angelegen sein und brachten ihn, als sie nach dem Siege von Leres de la Frontera 711 Süd spanien besetzten, dahin. Hier wurde diese Frucht in der Folge viel gezogen und die im zehnten Jahrhundert von den Mauren gegründete Stadt Granada erhielt von der Granate, deren Ab bild dann auch ins Stadtwappen übeiying, ihren Namen. Sonst ist arabische Bezeichung dieser roma. In den altbyzantinischen Geweben, dje dann das Abendland nachahmte, spielt das Gra natapfelmuster eine große Rolle. Gern pflanzte man dort wie im ganzen Abendlande den Strauch mit den hübschen Blüten in Kübel und stellte ihn zur Einfassung von Treppen und zur Ver zierung von Altanen auf. Von dem spätgrie chischen Namen der Blüte, bLlaußtictn — wohl auch einem orientalischen Fremdwort. — hat sich das italienische ds.Is.ustw und davon bLlaustrata gxbildet, woraus unser Balustrade exitsstmd. Vom säuerlichen, rotgefärbten Fruchtsafte stellt man Grenadine her, jenen Sirup, der, mit Wasser ver- döhmt, aus sehr angenehme Weise dqp Durst stillt. Heut haben aber die Zitrone und Orange dem Granatapfel den Platz geraubt, den er bei den» Alten einnahm. Doch noch jetzt verknüpft daK Volk in Griechenland, wo man die Pflanze häufig verwildert antrisft, mit der FruchK die Vorstellung reichen Segens und der unzählbaren Merwe, und die feuerrote Blüte ist als- Gejchenk ein Zeichen feuriger Liebe. Im Mittelälter ober diente allgemein wie in Südeuropa, so auch bei uns Gne Abkochung der Frucht als Fiebermittel, bis die Chinarinde in: 16. Jahrhundert auflom und dieses ältere Mittel verdrängte. Auch die Mispel stammt aus dem Orient, und zvLir ist sie in Rorkpersien zu Hause. Dieser Baum, -essen wenig schmackhafte Früchte nizr im überreifen, teigigen Zustande genießbar sind unk sich im allgemeinen in unserer verwöhnten Zeit keines hesonderen Ansehens erfreut, kam früh zeitig nach Griechenland, wo er schon von dem ums Jahr 700 v. Chr. auf der Insel Paros lebenden Dichter Archilochos und später von Theophrastos aus Lesbos unter dem Namen möspilon erwähnt wird. In Italien war ar zur Zett Catos, der im Jahre 149 n. Chr« starb, unbekannt, gelangte aber nach dem maze- Komischen Kriegs unter seinem griechischen Namen dahin. Plinius spricht mehrfach vom metzpilus, und Palladius sagt: „Die Mispeln gedeihen an warmen Orten gut, aber auch an kalten. Man zieht sie aus Stecklingen, welche im März oder November in gut be- arbeäteten und gedüngten Boden eingesetzt wer den. Der Baum wächst sehr langsam. (Fortsetzung folgt.)