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Die Gartenbauwirtschaft Nr. 77. 24. 9. 1926 ausländischen Favoriten, z. B. den „Erstling", auch in ausgezeichneter Saat in Deutschland erzeugen können. Der Kriegsvvrsprung an derer Länder, auch auf züchterischem Gebiet, wird rasch eingeholt sein. In diesem Jahre hört man nun bereits manche Klage über aus ländische frühe Speiseware, und es wäre gleich falls nicht zu verwundern, wenn in einem so feuchten Jahre die ausländischen Küstengebiete und schwereren Böden, die sonst Gutes lieferten, auch mit der deutschen Saatkartof fel nicht konkurrieren könnten. Mögen jene Landstriche einige Tage früher Speisekartofseln liefern können, die Bedingungen guter Saat- erzeugung liegen in Deutschland eher gün stiger. In Technik und Aufmachung war man gewiß drüben bisher auch in diesem Zweige überlegen und — nicht zuletzt in Organisation und staatlicher Förderung aller Belange des Landbaus. Jedoch auch dieser Vorsprung ans der KriegSzcit wird ausgeholt werden, es be darf nur weiter auch der Mitwirkung der deut schen Verbraucher, die leider allzu oft von vorn herein im Fremden das Bessere zu finden glauben. Wer in größerem Maßstabe „Ganz Frühe" als Speisekartoffeln erzeugen will, der muß betriebswirtschaftlich — vorausgesetzt, daß das Klima überhaupt dazu ermutigt — sich beson ders bezüglich der Ernte arbeit darauf einstellen, also für eine Hackerkolonne sorgen, die, außerhalb des für Getreideernte benötigten Arbeitsbedarfs die Kartoffeln rodet (hier in der Heide der pr. Morgen etwa 20 M, dazu eine Mahlzeit), wenn möglich auch sortiert. Der Arbeitsmarkt bietet gerade gute Möglich keiten. In diesem Jahre benötigt allerdings das Auslesen der braunfaulen Knollen einen besonderen Arbcitsgang. Von dieser Krankheit werden gerade die Frühesten fast regelmäßig befallen; selten allerdings ist die Phhtophtora infestans so stark auch auf die Knollen übergegangcn wie Heuer. Viel Ware ist bereits beanstandet und verloren, man wird größte Sorgfalt bei der Auslese walten lassen müssen, »nd besonders gute Saat dürfte knapp werden. Eben weil besondere Einstellung aus den Frühlartoffelbau notwendig ist, der ge wöhnliche Betrieb aber womöglich die Regen tage während der Ernte sehr verfehlter Weise zum Roden benutzen muß, ist Saatbau solcher Art hüusig besser in der Hand des kleinen Landwirts oder des Gärtners aufge hoben, die günstigere Zeitpunkte abpassen, in jeder Hinsicht individueller vorgehen und selbst alles mit angreifen und überwachen können. Hier eben liegt der große Vorzug der hol ländisch-belgischen Zucht auf bäuerlicher ge nossenschaftlicher Grundlage. In diesem Jahrs empfahl cs sich sehr, noch im Juli, als eben die Fäule das Kraut abwelken ließ, das Roden vorzunehmen. Der Saatbauer und -züchter rodet Stock für Stock, nimmt zur Saat nur die großen, gesunden Erträge auf, liest zum mindestens alle kranken Knollen aus und läßt sie vor dem Einsacken möglichst weitgehend abtrocknen. Ergrünen Her Schale unter Sonnenwirkung schadet nichts, empsiehlt nur die Saatkartoffel. Die Schale, wird fester und widerstandsfähiger, was bei so früh gerodeten Kartoffeln sehr wünschenswert: frühgerodcte sind außerdem triebkräftiger und abbausester. Allerdings muß man die Infek tionsgefahr von benachbartem erkranktem Krause sehr beachten und vermeiden. Die so auf dem Felde abgelagerten Erträge, vom Regen wie Heuer öfter abgewaschen, können leicht als krank oder gesund erkannt und sauber, dies besonders auf Sandböden, eingebracht werden. Feuchte, schmutzige Kartoffeln lassen sich auf Braunfäule überhaupt nicht genügend verlesen und leisten der Verbreitung der Fäulnis im Winterlager besten Vorschub. Deshalb ist der Handel mit Recht mißtrauisch und ablehnend gegenüber solchen verdächtigen Lieferungen. Sauberes Aeußeres empsiehlt Menschen wie Kartoffeln! Wir bieten über haupt dem Auge auf dem Qualität?- und Zuchtmarkte noch zu wenig im Gegensatz zum Ausland, besonders Nord-Amerika. Auch grö ßere, seldmäßig geerntete Bestände lassen sich ähnlich wie oben dargestellt ernten. Man läßt die Saatkartoffeln, auf flache Schwaden, etwa Ms mtzie man im MMeialler von der MeMlm? Von Bernhard Züge in Berlin-Halensee. Wie erhaben sühlt sich der Mensch des 20. Jahrhunderts gegenüber seinen Vorjahren, die in früheren Zeiten der Menschheitsge- schichte lebten! Die bedeutenden Ersindungen unserer Technik erscheinen uns so wunderbar, und die Fortschritte wissenschaftlicher For schung erscheinen uns so bedeutend, daß wir im Bewußtsein dieser Errungenschaften nur ein mitleidiges Lächeln für die Menschen jener Zeit übrig haben, welche keine Eisenbahn, kein Luftschiff und kein Unterseeboot kannten. Wenn wir aber so denken, sind wir undankbar, denn alle Erfolge haben ihre Vorgeschichte, eine jahrhundertelange, ja sogar jahrtausendelange Vorgeschichte in dem nie müden Streben und Wünschen unserer Vorfahren. Ein indirekter Beweis hierfür ist unsere eigene Ucbcrzeugung, daß alle Entwicklung heute noch nicht zu einem Höhepunkt gelangt ist, sondern, daß die Zukunft immer noch Neues, Besseres bringen wird. i Die moderne Wissenschaft von der Boden kultur ist etwas, was jeden, der damit zu tun hat. stolz sein «»Ht auf das, was wir heute auf diesem Gebiet leisten können. Die Theorie ist heute in jeder Beziehung vollendet, wir wissen für jeden, auch den schlechtesten Boden die Bearbeitungsart, die ihn fruchtbar macht. Und wenn wir das nicht überall in die Praxis umsetzen, so liegt das nur am Geldmangel oder an zu geringer Rentabilität. Wichtige Hilfen für diese Erfolge waren uns die modernsten Erkenntnisse der Geologie, Biologie und der Chemie; und daß wir es nicht vergessen: die Erfahrung. Die Erfahrung, die uns unsere Vorfahren vererbt haben. Diese Erbschaft 20—30 cm hoch, geschüttet, aus dem Felde gut abtrocknen, bei Regen unter Strohdecke, oder schüttet sie flach auf luftige Scheunen, Dielen oder in leere Ställe, liest sie sorg fältig durch, und mietet sie erst dann flach (nicht über 50 cm hoch) ein oder bringt sic in kühle Keller. Wenn möglich gegen Weih nachten nochmal durchlesen und abkcimen. Wird erst die Technik des Frühbaues ge- läusiger, besonders auch die Methode des V o r - keimens und der Transportvorbe- rertung der Speisekartofseln und immer die richtige Sorten Wahl getrosfen, dann werden wir diesen Zweig unserer Feld- und Gartenwirtschaft mit gutem, wirtschaftlichen Er folg ganz bedeutend aus Hucn können. Jec Absatz von Sbsl unS Gemüse nvb die Verla«ssMe» der LMdWirlschsftiiche» Hms- smuen-vMme. Von Elisabeth Boehm in Halle a. d. S-, Vors. d. Reichsverb, landw. Hausfrauenvereine. Die Auslandsware überflutet uns, und was herein kommt, ist schon von weitem kenntlich durch Aufmachung und Verpackung: alles ist einheitlich und vorschriftsmäßig. Wenn der deutsche Gartenbau nicht gleiche Wege geht, so wird er sehr in die Hintersielen kommen, auf unvcrkäuilicher Ware sitzen bleiben, während er sehr wohl im Stande wäre, den ganzen Bedarf Deutschlands zu decken und alle Einfuhr von ausländischem Obst und Gemüse zurückzudrängen. Wenn aber dieses Zurück- drängen der Einsuhr gelänge, so ersparte Deutschland dadurch alljährlich viele hundert Millionen Mark, dis es jetzt ans Ausland zahlt, wodurch die Geldknappheit bei uns gesteigert wird, unter der wir jetzt schon so sehr leiden. Man muß sich die Sache nnr einmal ganz klar machen: Der Staat ist genau wie eine Beamtenfamilie oder wie ein landwirtschaftlicher oder gärtnerischer Betrieb auf gewisse Einnahmen angewiesen. Gibt er mehr aus, wie er einnimmt, so verarmt er schließlich ganz und kann keine Ausgabe mehr leisten. Wie der Privatmann ohne Geld seinen Betrieb einschränken muß und keine Kaufkraft mehr darstcllt, auch keine Löhne zahlen kann, so kann auch der verarmte Staat keine Löhne und Gehälter, keine Renten und keine Arbeitslosenversicherung mehr zahlen. Und dieser Verarmung geht unser Staat un- aushaltsam entgegen, wenn er fortfährt, jeden Monat mehr Geld für cingeführte Waren aus zugeben, als er für ausgeführte erhält. Jeden Monat kann man lesen, wie hoch unsere „passive" Handelsbilanz war, d. h. also, wie viel hundert Millionen Mark wir mehr aus gegeben als eingenommen haben. Daß die Einfuhr von Gartenbauerzeugnissen in so hohem Maße hieran beteiligt ist, schädigt nun nicht nur den Staat, sondern jeden einzelnen Gartenbaubetrieb, und wir müssen ernstlich danach trachten, unsern Absatz zu erleichtern und zu vermehren. Sind wir doch in der selten glücklichen Lage, daß wir dem Ge- samtwohlstand dienen, indem wir unsere eigenen Einnahmen steigern, was nicht jeder Berufszweig von sich sagen kann. Aber wir müssen unterscheiden zwischen groß und klein, zwischen Großbetrieben und kleinen Gartenbaubetrieben, zwischen dem gro ßen Markt und dem kleinen und zwischen Großhandel und dem kleinen Handel, der direkt vom Gärtner an den Verbraucher führt. Für die Bekämpfung der Einfuhr müssen wir uns den großen Markt und den Großhandel dienstbar machen, hier müssen wir einheitliche Ware in großen Mengen auf den Markt wer fen, und an dieser Vereinheitlichung der Ware und der Verpackung arbeiten unsere Spitzen verbände unter Führung des Reichsernährungs- ministeriums. Aber über diesen großen Zielen der Zukunft dürfen wir die kleinen Bedürfnisse der Gegenwart nicht vergessen und in dieser Gegenwart mangelt es unzähligen Gartenbau betrieben an gutem Absatz und vielen kleinen können wir verfolgen bis in die ersten Anfänge der Bodenkultur überhaupt — also Jahr tausende zurück! Doch so weit wollen wir gar nicht zurückblicken„ Denken wir uns nur 350 bis 400 Jahrs zurückversetzt, damals war die Buchdruckerkunst noch jung, die Reformation Halle ihren Weg gemacht. Man druckte vor allen Dingen Bibeln, aber auch viele „be lehrende" und „nützliche" Bücher. Größtenteils Ucbersetzungen schon bestehender Werke des Altertums und des früheren Mittelalters. Es war eine direkte Folge der Reformation, daß man dem deutschen Volke in seiner Heimat sprache alles Wissenswerte in Buchform mit teilte. Sehen wir uns einige von den Büchern aus dieser Zeit, welche vom Gartenbau handeln, etwas genauer an. Wenn wir in jenen Büchern die Kapitel nachlesen, welche von der Boden kultur und den Bedürfnissen der Pflanze handeln, dann sind wir außerordentlich über rascht. Die Lehren damaliger Zeit stimmen fast genau mit dem überein, was unsere moderne Wissenschaft vorschreibt! Es besteht eigentlich nur der Unterschied, daß man damals nur vorschrieb, während man heute vorschreibt und zugleich erklärt. In einem „Pflanzbüchlein" aus dem Jahre 1531 findet sich ein Kapitel mit der Ueber- schrift: „Aller Pflanzen Notdurft". Es heißt darin: „Jede Pslanze braucht wie jedes Tier vier Dinge: warme Feuchtigkeit des Samens" (gemeint ist damit die Keimkraft des Samens), „bequeme Statt, mäßiges Wasser und Lust". Diese Regel stammt in ihrer Eigenart aus dem Altertum und man findet in ihr wieder die vier Elemente der Alten: Feuer, Erde, Wasser und Luft. In einem anderen Kapitel desselben Buches sind diese vier Grundprinzipien in ihrer engeren Bedeutung erklärt. Es lohnt jich, sich mit diesem Kapitel näher zu be- Städten an gutem, einheimischem Obst und Gemüse zu jeder Zeit. Ich besuchte neulich einen Wochenmarkt in einer Mittelstadt Mitteldeutschlands, der ein mal wöchentlich stattsindet. Ich fand etwa 80 Frauen und auch einige Männer auf diesem Marktplatz mit Obst und Gemüse auSsitzen und ersuhr etwa folgendes: Die meisten waren vor 5 Uhr Morgens aufgebrochen und kehrten etwa um 2 Uhr wieder nach Hause zurück, mit einem Durchschnittserlös von etwa 20 M., Wenns gut ging. Bei schlechtem Wetter hatten sie doppelte Mühe und halben Erlös. ES waren meistens kleine Besitzcrsraucn aus der Umgegend, aber es waren auch Gärtncr- frausn darunter und auch einige Handelsirauen. Welch eine Vergeudung von Kraft und Zeit! Und zugleich klagten mir die Haus frauen dieser Stadt, wie unbequem es wäre, daß sic nur einmal in der Woche zu be stimmten Stunden frisches Obst und Gemüse zu kaufen bekämen. Ich erkundigte mich gleich nach einer Verkaufsstelle eines Landwirtschaft lichen Hausfrauenvereins, eines L.H.V., aber es war keine am Ort. Und doch, wie fegens reich für alle Teile würde eine solche wirken! Eine Verkaufsstelle, die man täglich mit Ware beschicken kann, wenn es Gelegenheit dazu gibt, eine Verkaufsstelle, aus der die Haus frauen täglich frische Ware holen können und darum nicht auf die Auslandsware beim Kauf mann angewiesen zu sein brauchen; eine Ver kaufsstelle, die den Mitgliedern des Landwirt schaftlichen Hausfrauenvereins gehört und ihnen ihre Ware nach bestem Wissen und Gewissen verwertet; eine Verkaufsstelle; die allen Be teiligten viel kostbare Zeit erspart und den Lieseranten gutes Geld einbringt. Die Ver kaufsstellen der Landwirtschaftlichen Haus frauenvereine (L-H.V.) in Ostpreußen hatten im Jahre 1925 einen Umsatz von 1>/s Mil- lionen, eine Summe die sich 1926 sehr erheblich erhöhen wird, denn der Verband der L.H.V. hat überall die Verkaufsstellen verbessert und kaufmännischer gestaltet. Wie sehr aber das Angebot in den Verkaussstellen den 'Absatz beeinflußt, mag folgendes erläutern: In einer kleinen Stadt Ostpreußens hatte der L.H.V. eine Verkaufsstelle mit einem Monatsumsatz von 5000 DU Nun wurde ihm Plötzlich der Laden gekündigt und die beiden ehrenamt lichen Aussichtsdamen übernahmen die Suche nach einem neuen Laden. Sie fanden zu gleicher Zeit jede einen geeigneten Laden, den sie auch gleich gemietet hatten und rasch entschlossen richteten sie nun zwei Verkaufs stellen ein, die beide am 1. Mai eröffnet wur den. Vom ersten Monat an hatte nun jede Verkaufsstelle einen Monatumsatz von 5000 M. und außerdem ist zwischen den beiden Ver kaufsstellen ein für alle Teile günstiger Wett bewerb ausgebrochen, jede will die meiste Ware und die meisten Käufer an sich ziehen. So wird der Umsatz in bcidxn sicherlich stetig sich steigern. Die Erwerbsgärtner der Stadt find Mitglieder der Verkaufstelle. In einem anderen, ganz kleinen Ort mit nur einem Gartenbaubetrieb wollten die Land frauen diesen einen nicht als Mitglied auf nehmen, weil sie seinen Wettbewerb fürchteten, gegenüber den kleinen Mengen, die fie zu liefern hatten. Der Erwerbsgärtner, dSr zu rechnen verstand und sich den Zeitverlust richtig berechnete, den ihm die dauernde Bedienung des ihn aufsuchenden Publikums verursachte, rief meine Vermittlung an und es gelang mir, die Mitglieder des L.H.V. davon zu über zeugen, daß der Wettbewerb außerhalb ihrer Verkaufsstelle für sie schwerer wäre, wie der innerhalb ihrer die Preise regelnden Vereinigung, und nun ist der Gärtner auch dort seit Jahren ein eifrig mitarbeitendes Mitglied des L.H.V. und seiner Verkaufsstelle. Und überall, wo ich hinsehe, sehe ich den Segen dieser Ver kaufsstellen der L.H.V., besonders für den kleinen Handel, den kleinen Gartenbaubetrieb und die Verbraucher. Nun gibt es auch Städte, in denen der Gartenbauverein oder die vereinigten Gärtner eine Verkaufsstelle haben — unabhängig von einem L.H.V. Aber das ist auch nicht das Richtige, denn in solchen Verkaufsstellen fehlen >1 wieder Eier und Butter, Geflügel und Wurst, die doch auch viele Käufer heranziehen und dadurch auch den Absatz von Obst und Ge müse erleichtern. Dann aber brauchen wir überall kleinere Verwertungsstellen, die alles z. Z. Unver käufliche aufnehmen. Denn noch immer ver kommt aus Mangel an rechtzeitigem Absatz zu viel in den Kleinbetrieben, für die die Sendungen an weit entlegene Konservenfabri ken nicht lohnen. Auch hierfür gibt es gute Ansätze, wo sich betriebfame Frauen mit Hilse der Bördelmaschine eine kleine Verwertung eingerichtet haben, die alles zu Zeiten unver- käufliche Gemüse und Obst verarbeiten und es dann später durch die Verkaufsstelle des L.H.V. verkaufen. Man rühmt mir diese mit Hausfrauenliebe hergestelltcn Konserven als viel schöner wie die aus den Großbetrieben der Fabriken, und jedenfalls werden hierdurch Werte erhalten, die sonst vielleicht verderben würden und Einnahmen für Erzeuger und Hersteller erarbeitet. Mit Absicht habe ich diesmal nur die kleinen Betriebe und die kleinen Warenmengen in meine Betrachtungen gezogen. Wohl find die Großbetriebe, der Großhandel von grö ßerer Bedeutung für Ein- und Ausfuhr Deutsch lands, aber auch die Kleinbetriebe, die Ver sorgung der Bewohner der kleinen Städte sind wichtig, und hierbei kämen wir viel weiter, wenn Erwerbsgärtner und Landfrauen mehr Hand in Hand gehen würden, anstatt sich gegenseitig zu unterbieten und zu schädigen, wie es vielfach geschieht. Darum ist es nötig, daß wir überall die Verkaufsstellen der L.H.V. ausbauen und ihnen Berwertungsstellen an die Seite stellen. Wir geben den vorstehenden Ausführungen der geschätzten Verfasserin gerne Raum, stehen jedoch auf den Standpunkt, daß derartige Ver kaufsstellen nur dann Daseiirsberechtigung haben können, wenn sie sich führend in den Dienst der von uns propagierten, modernen Absatzmethoden stellen. Sie müssen durch her vorragende Qualität und Aufmachung eine ständige Werbeschau für einheimische Erzeug nisse darstellen, um den Verbraucher und den meist nur Südfrüchte anbietcnden Kleinhändler für die einheimische Ware zurückzugewinncn. Werden diese Gedankengäng« entschlossen ver folgt, dann können sich derartige Verkaufs stellen an kleinen Plätzen f.qr wohl zum Nutzen aller Interessenten entwickeln. Einer Diskussion dieser Frage werden wir gerne unsere Spalten zur Verfügung stellen. Die Schristleitung. Zur Beachtung! Die Anträge zur Erlangung eines Reichs kredites für den Frühgemüsebau sind in Anhalt an die Landwirtschaftskammer für Anhalt in Dessau, Wolfgangstraße, in dem Freistaat Sachsen an die Fachkammer für Gartenbau in Dresden-A., Sidonienstr. 14, in Hessen-Darmstadt an die Landwirtschaftskammer für Hessen, Darmstadt, Rheinstr. 62, in Bayern an die zuständigen Kreisregierungen zu richten. Die Veröffentlichung der Einreichungs stellen der übrigen Länder erfolgt sofort nach entsprechender Mitteilung an uns. Gleichzeitig verweisen wir nochmals auf die in Nr. 73 der „Gartenbauwirtschaft" be kanntgegebenen Richtlinien, die dringend einzuhalten sind. Deutsche Gartenbau-Aredit Aktiengesellschaft gez. Fachmann, gez. Dr. Reischle. schäftigen, denn man glaubt in diesen mittel alterlichen Vorschriften ein. Echo modernster Forschung zu hören. Sieben verschiedene Ant worten folgen der Ueberschrift: „Was aller Pflanzung dienlich": „1. Die Wärme des Himmels. 2. Bequeme Wärme der Statt. Wenn im Boden tötende Kälte wäre, so würde die Wärme des Himmels nicht wirken." — Man wußte damals noch nichts von Mikroorganis men, von einem „lebendigen" Ackerboden, aber man machte schon damals einen deutlichen Unterschied zwischen einem „warmen" Boden und einem Boden, in dem „tötende Kälte" ist. Erstaunlich diese Erkenntnis! — „3. Hitze und Kraft des Samens. Ohne die wäre die Pflan zung nicht empfänglich der himmlischen lebend machenden Hitze." — Man kannte also auch damals schon die Keimkraft, die wir heute, trotz der Kenntnis der Fermente, nicht erklären können. — „Das ist wohl zu wissen von Gärtnern, daß man die Pflanzen, solange sie klein und jung sind, verdeckt und ihnen einen Schatten macht, daß sie vor der Sonne nicht verschwinden." — Heute würde man sagen: Die Assimilationsfähigkeit der jungen Pflanzen ist nicht groß genug, als daß man sie dem vollen Sonnenlicht aussetzen könnte. — „4. Die natürliche Feuchtigkeit. 5. Die Kraft der Wärme. Diese zieht die Feuchtig keit der Erde an und gibt der Pflanzung ihre Nahrung. So wie die Mutter ihr eigenes Blut als Milch den Kindern zur Nahrung gibt." — Unsere moderne Wissenschaft könnte auch nicht anders interpretieren. Die Sonncnwärme wirkt aus die Oberfläche der Blätter ein: es findet eine Transpiration der in der Pflanze vor handenen Feuchtigkeit statt und infolge dieser wird eine saugende Kraft erzeugt, welche die Säfte im Innern der Pflanzen aussteigen läßt. Allerdings muß erwähnt werden, daß diese Ansicht auch ihre Gegner hat. „6. Regen, Tau, Schnee. Nährende Feuchtigkeit. 7. Be-, quemlichkcit der Luft von außen." Gemeint ist damit ein sanfter, günstiger Wind oder, nega tiv ausgcdrückt, enthält Punkt 7 den Rat, den Garten gegen trockene und tödliche Winde zu schützen. Es heißt nämlich an dieser Stelle weiter: „Behaltet die Lust, wenn sie gut ist, verderbt sie, wenn sie böse ist". In einem änderen Kapitel ist dann näher ausgeführt, wie man den Garten vor Winden schützt, wie man die Mauer errichtet. Man müsse sich aber erst darüber klar sein, was man vom Garten verlangt. Wenn man im Garten Er holung und „Luft"' sucht und nicht Früchte, soll der Garten nach Norden zu offen sein, „ob wohl der Nordwind gegen die Früchte ist". Wenn man viele Früchte ernten will, soll man die Gartenmauer nach Osten offenlassen, denn Süd- und Westwind sind für Pflanze und Tier und Mensch ungünstig, sie bringen mit sich „Unlauterkeit, Schwachheit und Trübigkeit". Aussetzen muß man bei diesen Vorschriften, daß in den beiden Kapiteln: „Der Pflanze Not durft" und „Was aller Pflanzung dienlich" nicht ein Wort vom Dünger erwähnt ist. Man klammert sich ganz fest an das Gesetz von den vier Elementen aus dem Altertum. Diese alten Vorurteile sind so eingebürgert, daß man es nicht wagt, der Erkenntnis folgend, die Regeln zu erweitern. Dadurch würde ja die Gültigkeit der uralten Ansicht: Feuer, Wasser, Erde, Luft erschüttert. In der Geschichte der Wissenschaften gibt cs immer wieder Beispiele dafür, daß man, um Bestehendes nicht umzustoßen, mit Fleiß an einer das Gegenteil beweisenden Tatsache vor beisieht. Es scheint dieser mentale Konser vatismus tief in der menschlichen Nalur be gründet zu jein, (Forts, folgt.)